Als 1935 die Schriftsteller laut wurden – und die Welt zuhörte
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Jun 21, 2025
Vor 90 Jahren versammelten sich berühmte Schriftsteller in Paris, um gegen Faschismus und Tyrannei zu kämpfen. Diskussionen über unterschiedliche Ideologien prägten den Kongress, während in den Memoiren leidenschaftlich über Streitereien berichtet wird. Bertolt Brechts Bitte um ein "wanzenfreies" Zimmer spiegelt die teils angespannte Atmosphäre wider. André Gides Eröffnungsrede betont die Vielfalt der Kulturen. Der Kongress stellte einen mutigen Aufruf zur Verteidigung der Kultur gegen Unterdrückung dar.
14:24
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insights INSIGHT
Kampf der Schriftsteller gegen Faschismus
1935 gingen 250 Schriftsteller aus 38 Ländern in Paris auf gegen Faschismus und Tyrannei.
Sie verteidigten Kultur als gemeinsames internationales Gut gegen Unterdrückung.
question_answer ANECDOTE
Streit zwischen Ehrenburg und Breton
Ilja Ehrenburg beschimpfte André Breton, was in einer handfesten Prügelei endete.
Die politischen Spannungen waren unter den Schriftstellern sehr hoch und öffentlich sichtbar.
insights INSIGHT
Vielfalt als Verteidigungsstrategie
Vielfalt und Meinungspluralismus zeichneten den Kongress aus, mit vielen politischen und kulturellen Perspektiven.
Der Kongress zeigte, dass Kultur international und vielstimmig gegen Barbarei verteidigt wird.
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Henri Barbusses "Das Feuer" ist ein erschütternder Antikriegsroman, der die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Perspektive französischer Soldaten schildert. Der Roman verzichtet auf heroische Darstellungen und zeigt stattdessen die brutale Realität des Krieges, die von Leid, Tod und Zerstörung geprägt ist. Barbusse schildert detailliert die physischen und psychischen Qualen der Soldaten in den Schützengräben. Er kritisiert schonungslos die Sinnlosigkeit des Krieges und die politischen Kräfte, die ihn vorantreiben. Das Werk gilt als eines der wichtigsten literarischen Zeugnisse des Ersten Weltkriegs und hat bis heute nichts von seiner eindringlichen Wirkung verloren.
Das Ohr des Malchus
Das Ohr des Malchus
Gustav Regler
Vor 90 Jahren sind Faschismus und Tyrannei auf dem Vormarsch. In Paris wollen weltberühmte Autorinnen und Autoren die Kultur verteidigen, auf dem ersten Schriftsteller-Kongress ab dem 21.6.1935.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
dass Bertolt Brecht um ein "wanzenfreies" Zimmer in Paris bittet,
über einen Streit zwischen Ilja Ehrenburg und André Breton, der mit den Fäusten endet,
wie Teilnehmer den Kongress in ihren Memoiren festhalten,
wann plötzlich "die Internationale" gesungen wird.
Lion Feuchtwanger, Robert Musil, Aldous Huxley, Bertolt Brecht: Sie alle bekunden ihre Bereitschaft, gegen das faschistische und antisemitische Hitler-Deutschland zu kämpfen. Der Schock über Hitlers Machtübernahme samt der folgenden Bücherverbrennung und Verfolgungen sitzt tief.
"Die Kultur, die wir verteidigen wollen, entsteht aus der Summe der besonderen Kulturen jedes Landes", sagt André Gide in seiner Eröffnungsrede. Die Teilnehmenden aus 38 Ländern treffen sich zweimal täglich. Fünf Tage lang wird diskutiert – und gestritten. Auch, weil der Kongress aus der Sowjetunion heraus geplant ist und man dort auf die Unterstützung der Schreibenden für den Kommunismus hofft.
"Der Kongress war nicht übel, nicht einmal ganz vergebens, glaube ich. Es ist gut, sich zu zählen", urteilt Heinrich Mann später. Moskau ist es jedoch nicht gelungen, das Treffen zu einer sozialistischen Propaganda-Veranstaltung zu verbiegen. Zu unterschiedlich sind die Weltanschauungen, die in Paris aufeinandertreffen. Eine Vielfalt, die ihre Freiheit mit Federn statt mit Waffen gegen den Faschismus verteidigen will.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Prof. Susanne Zepp-Zwirner, Romanistin, Universität Duisburg-Essen
Dr. Ralph Schock, Gustav-Regler-Experte, ehemaliger SR-Literaturchef
Susanne Zepp-Zwirner: Regions of History. The International Congress for the Defense of Culture, Paris 1935, in: Ruth Fine, Arie M. Kacowicz, Galia Press-Barnathan (Hg): The Relevance of Regions in a Globalized World, London 2018
Wolfgang Klein:Als der Apparat nicht funktionierte. Geschichte der Vorbereitung des Pariser Schriftstellerkongresses 1935, in: Wolfgang Asholt u.a. (Hg.): Unruhe und Engagement. Blicköffnungen für das Andere. Festschrift für Walter Fähnders zum 60. Geburtstag, Bielefeld 2004
Gisèle Freund: 1. Internationaler Schriftsteller-Kongress zur Verteidigung der Kultur, Paris 1935. Fotografien. Ausstellungskatalog 1996.
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