Zerstört das Internet die liberale Gesellschaft? - #1114
Mar 23, 2024
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Eva Menasse, Schriftstellerin und Autorin von "Alles und nichts sagen", diskutiert den tiefgreifenden Einfluss von Social Media auf unsere Gesellschaft. Sie beleuchtet die negativen Auswirkungen der Digitalisierung, darunter Polarisierung und die Gefahr des Rechtsextremismus. Menasse thematisiert die Herausforderungen der digitalen Kommunikation und die manipulative Rolle von Algorithmen. Zudem betont sie die individuelle Verantwortung in der Social Media Ära und die Notwendigkeit von Regulierungen, um die Freiheit wiederherzustellen.
Die Digitalisierung hat die Informationsverbreitung revolutioniert, birgt jedoch erhebliche Risiken durch die Verbreitung von Falschinformationen und Polarisierung.
Eine strengere Regulierung digitaler Plattformen und die Stärkung des traditionellen Journalismus sind entscheidend, um qualitativ hochwertige Informationen sicherzustellen.
Deep dives
Die Doppelte Natur der Digitalisierung
Die Digitalisierung hat eine beispiellose Verfügbarkeit von Informationen geschaffen, gleichzeitig jedoch auch die Verbreitung von Falschinformationen erleichtert. Es wird darauf hingewiesen, dass soziale Medien als Wutverstärkungsmaschinen fungieren, die negative Emotionen und Aggressivität fördern. Trotz der positiven Aspekte, wie der schnellen Informationsverbreitung während der Pandemie, wird die Schattenseite der Massenkommunikation nicht genug gewürdigt. Die ursprünglichen Hoffnungen auf ein freundliches Miteinander in digitalen Räumen scheinen verfehlt, da stattdessen eine Tendenz zur Polarisierung und Misinformation vorherrscht, die demokratische Prozesse bedroht.
Die Radikalisierung im Netz
Es wird deutlich, dass extremistische Gruppen, insbesondere aus dem rechten Lager, die sozialen Medien effektiv nutzen, um ihre Botschaften zu verbreiten. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Gruppen von der Anonymität und dem unkuratierten Raum des Internets profitieren, was zu einer Desinformation führt, die viele Nutzer polarisiert und verwirrt. Ein Beispiel dafür ist Steve Bannons Slogan, etwas wie „flutet sie mit Scheiße“, das verdeutlicht, wie Informationen gezielt eingesetzt werden, um das Publikum zu manipulieren. Dieses Phänomen zeigt, dass die extremen Ansichten im Netz nicht nur eine Nische sind, sondern zur Norm werden können, was die öffentliche Diskussion und das politische Klima erheblich beeinflusst.
Regulierung und die Rolle des Journalismus
Die Notwendigkeit einer Regulierung der digitalen Plattformen wird als entscheidend erachtet, um eine ausgewogene Medienlandschaft zu fördern. Die Datenschutz-Grundverordnung der EU wird als positives Beispiel angeführt, das den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten gibt und die großen Plattformen zur Rechenschaft zieht. Gleichzeitig wird betont, dass traditioneller Journalismus eine wichtige Rolle dabei spielt, verlässliche Informationen bereitzustellen, insbesondere im Vergleich zu den chaotischen und unregulierten sozialen Medien. Um die gefährlichen Dynamiken der sozialen Medien zu überwinden, wird ein Umdenken und eine stärkere Regulierung im Umgang mit digitalen Inhalten gefordert.
Die Schriftstellerin Eva Menasse (“Alles und nichts sagen. Vom Zustand der Debatte in der Digitalmoderne”) über den dramatischen Einfluss von Social Media und Co. auf unser Leben. Ein Gespräch mit Günter Kaindlstorfer im Rahmen einer Wiener Vorlesung.