Aleksandra Urman, Sozioinformatikerin und KI-Expertin an der Universität Zürich, diskutiert die aktuellen Entwicklungen rund um die chinesische KI DeepSeek. Sie erläutert, wie DeepSeek mit weniger Ressourcen auskommt und welche politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen dies hat. Das Gespräch beleuchtet den Wettlauf zwischen Europa, den USA und China im Bereich KI sowie die Unterschiede in der Regulierung. Auch Themen wie Datenschutz und die transformative Rolle von KI im Alltag kommen zur Sprache.
Das KI-Modell R1 von DeepSeek erfordert weniger Rechenleistung und Kosten als ChatGPT, nutzt aber zensierte Inhalte, was zu Kontroversen führt.
Europa steht vor Herausforderungen im KI-Wettbewerb, während es strenge Regulierungen wie den AI Act einführt, um Verbraucherschutz zu gewährleisten.
Deep dives
DeepSeq und der Wettbewerb mit JetGPT
DeepSeq hat ein neues KI-Modell, R1, entwickelt, das ähnlich leistungsfähig wie das führende Modell JetGPT von OpenAI ist, jedoch mit weniger Rechenleistung und niedrigeren Kosten auskommt. Die Software von DeepSeq nutzt kostengünstigere Prozessoren, was dazu führt, dass der Chip-Hersteller NVIDIA stark an Börsenwert verloren hat. Allerdings zeigt sich auch, dass R1 zensiert ist, insbesondere bei Fragen zur chinesischen Geschichte und Persönlichkeiten, was die Nutzung der Software eingeschränkt und kontrovers macht. Die Diskussion um mögliche Urheberrechtsverletzungen, da DeepSeq möglicherweise auf Modelle von JetGPT trainiert hat, wirft weitere Fragen zur rechtlichen Basis solcher KI-Anwendungen auf.
Zukünftige Geschäftsmodelle und wer gewinnt
Die Zukunft der KI-Geschäftsmodelle bleibt ungewiss, da derzeit kaum profitabel monetarisiert wird und Unternehmen innerhalb der Branche unsicher sind, wie sie Gewinne erzielen können. Es wurde angedeutet, dass Werbung eine zentrale Rolle spielen könnte, da bereits KI-generierte Antworten in Suchmaschinen integriert sind, um kommerzielle Einnahmen zu generieren. Während KI-Modelle weltweit entwickelt werden, hat Europa im Vergleich zur USA und China Schwierigkeiten, im Wettlauf der Innovationen mitzuhalten. Vor allem die Investitionen sind im europäischen Raum deutlich geringer, was die Entwicklung konkurrierender Modelle erschwert.
Regulierung der KI-Technologie in Europa
Europa verfolgt einen strengen Ansatz in der Regulierung von Künstlicher Intelligenz, beispielsweise durch den AI Act, der Verbraucherschutz und verantwortungsvolle Nutzung sicherstellen soll. Diese Regeln unterscheiden sich deutlich von den USA, wo die Regulierungen gelockert wurden, was potenziell zu Datenschutzrisiken führt. Es wird argumentiert, dass die europäischen Standards möglicherweise weltweit übernommen werden, was zu einem 'Brussels-Effekt' führen könnte, der andere Länder dazu bringt, ähnliche Regeln zu akzeptieren. Eine EU-basierte KI-Plattform könnte das Vertrauen der Nutzer stärken, jedoch ist das derzeitige Fehlen solcher Modelle eine Herausforderung, um mit den USA und China Schritt zu halten.
Die chinesische KI DeepSeek sorgte vergangene Woche für Aufruhr in der Techbranche und an den Börsen. Ähnlich leistungsfähig wie das bisher beste Modell am Markt, ChatGPT von OpenAI, benötigt das Programm R1 von DeepSeek deutlich weniger Rechenkapazität und kam außerdem mit deutlich weniger finanziellen Mittel in der Entwicklung aus.
Weil DeepSeek nach eigenen Angaben auch mit den auch am chinesischen Markt verfügbaren, deutlich schwächeren Prozessoren zurechtkommt, hat Nvidia, Weltmarktführer bei Computerchips, gleich einmal 600 Milliarden Dollar Börsenwert verloren. Doch auch die Schwächen des neuen Modells offenbaren sich schnell: Die Software ist zensiert, es werden Fragen nach dem Urheberrecht laut und auch in puncto Datenschutz lässt der chinesische Anbieter zu wünschen übrig.
Die Sozioinformatikerin Aleksandra Urman von der Universität Zürich erklärt in dieser Folge, wieso ein Vorsprung bei der KI-Technologie politische und ökonomische Vormachtstellung verspricht, durch welche Geschäftsmodelle KI künftig gewinnbringend werden könnte, und wie Europa mit den USA und China mithalten könnte.
Gast: Aleksandra Urman, Universität Zürich
Host: Christine Mayrhofer
Schnitt: Audiofunnel/Georg Gfrerer