Alves Reis | Der Meisterfälscher, der ganz Portugal betrog
Oct 19, 2024
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In dieser Folge sprechen Jannik Deters und Anna Hönscheid über den genialen Betrüger Alves Reis, der vor 100 Jahren ganz Portugal mit gefälschten 500-Escudo-Scheinen überflutete. Sie erörtern, wie Reis nicht nur Geld fälschte, sondern auch eine Bank gründete, um seine Machenschaften zu verschleiern. Die wirtschaftlichen und politischen Folgen seines Betrugs führten zu einer Währungskrise und einem Militärputsch. Die spannende Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie Hinterlist und Gier ein ganzes Land erschüttern können.
Alves Reis nutzte gefälschte Druckaufträge und Verbindungen zur Finanzwirtschaft, um betrügerisch echtes Geld in Umlauf zu bringen.
Der Betrug führte zu massiven wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen in Portugal, einschließlich Inflation und einem Militärputsch 1926.
Deep dives
Die Hintergründe des Betrugs
Alves Reis, ein portugiesischer Betrüger, entwickelte einen ausgeklügelten Plan, um Banknoten auf betrügerische Weise zu drucken. Er gelangte an eine offizielle Gelddruckerei in London, indem er gefälschte Verträge erstellte, die ihm die Erlaubnis zum Druck von Escudo-Banknoten gaben. Zu dieser Zeit befand sich Portugal in einer schweren wirtschaftlichen Krise, die Reis' Vorhaben begünstigte, da die Währung massiv an Wert verlor und die Nationalbank mehr Banknoten ausgab, als ihre Kapitalreserven zuließen. Die politische Instabilität und die Korruption sorgten für zusätzliche Unsicherheit und schufen eine ideale Umgebung für Reis' Betrug, der sich über die Jahre intensivierte und umso dreister wurde, je mehr er seine Pläne verfolgte.
Reis' Aufstieg und Methoden
Reis nutzte seine Beziehungen und seinen Status, um den Vertrauensvorschuss der Menschen zu gewinnen, indem er ein gefälschtes Diplom von einer nicht existierenden Universität präsentierte. Er wurde am Ministerium für öffentliche Arbeiten in Angola angestellt und stieg schnell zum Chefingenieur der Eisenbahn auf, was ihm einen ehrwürdigen Ruf einbrachte. Mit gefälschten Schecks, die nicht gedeckt waren, täuschte er langfristige finanzielle Gewinne vor und erlangte Kontrolle über öffentliche Wirtschaftsprojekte. Seine Fähigkeit, andere für seine betrügerischen Pläne zu gewinnen, offenbarte Bereichsinhaber und Geschäftspartner, die von seinem Charisma und seinen vermeintlichen Erfolgen überzeugt waren.
Der Fall wird aufgedeckt
Trotz seiner anfänglichen Erfolge begann sich der Betrug langsam aber sicher zu entblößen, als die Bank von Portugal unregelmäßige Seriennummern auf den neuen Banknoten entdeckte. Die Wirtschafts- und Finanzkrise in Portugal führte dazu, dass immer mehr Menschen ihre 500 Escudo-Scheine gegen Silbergeld eintauschen wollten, was das Vertrauen in die Währung untergrub. Der Bankchef startete Ermittlungen, die schließlich zur Festnahme von Reis führten, während seine Komplizen versuchten, sich abzusetzen. Reis versuchte, seine Unschuld zu beteuern und die Schuld auf die Bank und deren Direktoren zu schieben, was jedoch letztlich nicht zu einem erfolgreichen Ausgang für ihn führte.
Der Portugiese Alves Reis hob das Geldfälschen vor genau 100 Jahren auf ein ganz neues Level: Er fälschte nicht das Geld selbst, sondern bereits die Druckaufträge zur Herstellung von 500-Escudo-Scheinen. So gelang es ihm, dass eine offizielle Notenbankdruckerei in London für ihn echtes Geld druckte.
Mithilfe seiner eigens gegründeten Bank brachte Reis einen Großteil dieser Banknoten in Umlauf, vergab Kredite und investierte selbst in Geschäfte. Doch er wollte mehr: Nach und nach begann er, die Aktien der portugiesischen Zentralbank aufzukaufen, die damals zur Hälfte in Privatbesitz war. Sein Ziel: die Kontrolle über die Notenbank zu gewinnen – um seinen Betrug ein für allemal verschleiern zu können. Doch bevor ihm das gelang, flog er auf.
Für ganz Portugal hatte der Skandal erhebliche Konsequenzen. Die Inflation stieg ins Unermessliche, das Vertrauen in die Währung und in die politischen Eliten des Landes schwand. 1926 putschte sich das Militär an die Macht und errichtete eine Diktatur, die erst 1974 enden sollte.
An dieser Folge haben mitgearbeitet:
Redaktion: Jannik Deters, Anna Hönscheid
Sounddesign: Florian Pape
Musik: Christian Heinemann
Sprecher: Thomas Balou Martin
Redaktionelle Beratung: Jens Schröder
Weitere Stimmen: Dominik Zubel, Nadine Kröppel, Timm Seckel, Lars Gertges, Nina Zimmermann
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