Er verstand das Sehen: Alhazen, der vergessene Wissenschaftler
Sep 21, 2025
Der arabische Gelehrte Alhazen revolutionierte das Verständnis des Sehens mit Experimenten und Logik. Eine Legende besagt, dass er dem Kalifen eine Geisteskrankheit vortäuschte und daher in Hausarrest geriet. Doch statt zu verzweifeln, nutzte er seine Zeit als Forscher und entwickelte die erste Camera Obscura. Seine Entdeckungen legten die Grundlagen der Experimentalphysik und er skizzierte Ideen für Brillen, die erst Jahrhunderte später verwirklicht wurden. Alhazens Erbe ist unvergessen, sogar Mondkrater tragen seinen Namen.
14:50
forum Ask episode
web_stories AI Snips
view_agenda Chapters
menu_book Books
auto_awesome Transcript
info_circle Episode notes
insights INSIGHT
Verlorene Schriften, Wirkung Bleibt
Al-Haytham schrieb über 200 Werke, die viele Wissensgebiete abdecken, doch die meisten sind verloren gegangen.
Sein Hauptwerk Kitab al-Manazir beeinflusste Forschung über Jahrhunderte und prägte die Optik nachhaltig.
question_answer ANECDOTE
Gefängnislabor Als Legende
Der Legende nach gibt Al-Haytham dem Kalifen vor, wahnsinnig zu sein, um der Hinrichtung zu entgehen.
Im Hausarrest soll er sein Gefängnis in ein Labor verwandelt und sich dem Thema Licht gewidmet haben.
insights INSIGHT
Licht Kommt Vom Objekt Zum Auge
Al-Haytham widerlegt die alte Sehstrahltheorie und zeigt, dass Licht von den Dingen zu uns kommt.
Er demonstriert dies experimentell mit einer Camera Obscura und dem geradlinigen Strahlengang des Lichts.
Get the Snipd Podcast app to discover more snips from this episode
Er erklärt als Erster, wie Sehen wirklich funktioniert - mit Experimenten, Logik und Licht: der arabische Gelehrte Alhazen. Und gerät dennoch fast in Vergessenheit.
In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
warum Alhazen dem Kalifen von Kairo angeblich eine Geisteskrankheit vortäuscht,
welch unglücklicher Umstand der Legende zufolge Alhazen anregt, über das Licht zu forschen,
welche Erkenntnisse Alhazen aus Experimenten mit einer Camera Obscura gewinnt,
wie Alhazen mit seinen Forschungen die Grundsteine bis heute angewandter Experimentalphysik legt.
Alhazen wird um das Jahr 965 in Basra, im heutigen Irak, geboren. Anscheinend ist er aber vor allem in Kairo tätig, das im Mittelalter ein wichtiger Ort für die Wissenschaften ist.
Weil Alhazen sich mit seinem Vorhaben, einen Nil-Staudamm zu bauen, übernimmt, kommt es zum Zerwürfnis mit dem Kalifen. So jedenfalls behauptet es eine Legende. Alhazen kommt demnach in Hausarrest. Alhazen verwandelt sein Gefängnis in ein Forschungslabor und widmet sich fortan ungestört seinen bahnbrechenden Experimenten, vor allem auf dem Gebiet des Sehens.
Akribisch dokumentiert Alhazen in seinem Werk "Buch der Optik", wie er schrittweise die Geheimnisse des Lichts und des menschlichen Auges erschließt. Er hat bereits erste Ideen zu einer Brille, die aber erst 300 Jahre später in Europa vom Mönch Roger Bacon erfunden wird. Alhazen selbst konstruiert die erste Camera Obscura, den Urahn des Fotoapparats, sowie "gläserne Lesesteine" - was einige bis heute behaupten lässt, er habe die Lupe oder sogar die Brille erfunden. Das stimmt so nicht, aber eventuell hat er andere durch sein Werk zu diesen Erfindungen angestiftet.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Peter Adamson, Professor für spätantike und arabische Philosophie in München und am Kings-College in London.
David C. Lindberg: Auge und Licht im Mittelalter. Die Entwicklung der Optik von Alkindi bis Kepler. Frankfurt / Main 1987
Hans Belting: Florenz und Bagdad. Eine westöstliche Geschichte des Blicks. München 2008.
Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob? Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!