Doris Dörrie – Wohnen, reisen und das Leben dazwischen
Apr 5, 2025
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Doris Dörrie, eine preisgekrönte Filmemacherin und Schriftstellerin, spricht über die kreative Beziehung zwischen Raum und Identität. Sie beleuchtet, wie persönliche Erinnerungen das Schreiben beeinflussen und diskutiert die Herausforderungen des Mutterseins beim kreativen Schaffen. Die Themen Rückzugsräume für Kreativität und die Dualität des Reisens werden ebenfalls untersucht. Schließlich reflektiert Dörrie über die Vergänglichkeit und den Wert des Momentes, inspiriert von philosophischen Gedanken und der Kunst des Schreibens.
Der Zusammenhang zwischen Wohnraum und persönlicher Identität zeigt, dass unser Zuhause stark unsere Selbstwahrnehmung beeinflusst.
Die individuelle Auffassung von Ordnung und Chaos spiegelt verschiedene Lebensansätze wider und beeinflusst die Gestaltung unserer Räume.
Wohnen wird als Menschenrecht betrachtet, das gesellschaftliche Ungleichheiten verstärkt und die Teilhabe am öffentlichen Leben beeinträchtigt.
Deep dives
Wohnen und Leben im Dialog
Wohnen wird oft als etwas anderes als Leben betrachtet, wobei beide Konzepte eng miteinander verknüpft sind. Der Zusammenhang zwischen Lebensraum und persönlicher Identität kommt zum Tragen: Wie wir wohnen, beeinflusst, wer wir sind und wie wir uns selbst wahrnehmen. Der Diskurs führt zu der Frage, warum Menschen so viel in ihre Wohnräume investieren, während sie gleichzeitig von der Sehnsucht nach Reisen träumen. Diese Dualität wirft die grundsätzliche Frage auf, was es bedeutet, zeitgenössisch zu wohnen und ob dieser Raum eine Flucht oder ein Rückzugsort ist.
Ordnung und Chaos im Wohnraum
Die Vorstellung von Ordnung variiert stark von Person zu Person und beeinflusst, wie wir unsere Lebensräume gestalten. Diese individuellen Ordnungssysteme können sowohl Kontrolle als auch kreatives Chaos widerspiegeln, was zu einem spannenden inneren Dialog führt. Während einige Personen Wert auf ein aufgeräumtes Zuhause legen, fühlen sich andere erst in einem kreativen Chaos wohl und produktiv. Der Begriff Ordnung wird somit neu interpretiert, da beide Zustände – Ordnung und Chaos – ihre eigenen Werte und Bedeutungen haben.
Das Wohnen als Metapher für Identität
Die Konzeption von Lebensräumen als Spiegel der eigenen Identität wird durch die Darstellung des Wohnens in Film und Literatur verstärkt. Die Art und Weise, wie Figuren in Geschichten wohnen, trägt maßgeblich dazu bei, deren Charaktere und Hintergrundgeschichten zu entwickeln. Ungeordnete oder überladene Räume können tiefere Einsichten in die Psyche der Bewohner geben, was sowohl in der Regie als auch im kreativen Schreiben von Bedeutung ist. Daher wird das Wohnen nicht nur als physischer Raum, sondern als entscheidender Faktor für die narrative Entwicklung wahrgenommen.
Wohnen und gesellschaftliche Teilhabe
Wohnen wird zunehmend als ein Menschenrecht betrachtet, das in einer Welt der schnellen Urbanisierung und steigenden Lebenshaltungskosten gefährdet ist. Der Zugang zu Lebensräumen, insbesondere in zentralen Lagen, ist für viele Menschen aufgrund der exorbitanten Preise und der Wohnungsnot eingeschränkt. Dies führt zu einer gesellschaftlichen Ungleichheit, die die Teilhabe am öffentlichen Raum und an der Gemeinschaft beeinträchtigt. Die Diskussion über das Recht auf Wohnen thematisiert nicht nur die physische, sondern auch die psychische Dimension des Wohnens, die für ein erfüllendes Leben essenziell ist.
Die Rolle der Erinnerung im Schreiben
Schreiben fungiert als eine Möglichkeit, die eigene Existenz und die damit verbundenen Erfahrungen lebendig zu halten. Erinnerungen, seien sie positiv oder negativ, prägen unser Wesen und beeinflussen, wie wir die Welt wahrnehmen und gestalten. Durch das Schreiben können Individuals ihre Geschichten selbst definieren und sich von fremden Narrative emanzipieren. Dieser prozessuale Charakter des Schreibens lädt dazu ein, in Erinnerungen zu schwelgen und die gegenwärtige Lebensrealität neu zu formulieren, wodurch eine persönliche Befreiung und Kreativität gefördert wird.
Mit ihrem Film «Männer» wurde sie berühmt, unterdessen hat Doris Dörrie dutzende Filme gedreht, Bücher geschrieben und Preise gewonnen. In ihrem neuesten Buch denkt Dörrie übers Wohnen nach. Barbara Bleisch spricht mit ihr über das Zuhause-Sein, das Reisen und das ganze Leben dazwischen.
Doris Dörrie hat über 30 Filme gedreht, mehr als 20 Bücher geschrieben, sieben Theater- und Opernaufführungen inszeniert und leitet den Lehrstuhl «Kreatives Schreiben» an der Filmhochschule München. Auch mit ihren knapp 70 Jahren denkt sie noch lange nicht ans Aufhören.
In ihrem neuesten Buch schreibt sie über das Wohnen, das für viele nicht nur eine Notwendigkeit ist, sondern ein Schutzraum, in dem sie sich zeigen können, wie sie sind – kein Wunder, interessiert viele Menschen brennend, wie die anderen wohnen. Doris Dörrie sagt: «Oftmals bewohnen wir nicht nur unser Zuhause, sondern der Raum bewohnt auch uns.» Als Filmemacherin richtet sie Räume mit viel Liebe zum Detail so her, dass ihre Figuren darin zum Leben erwachen. Als Reisende kennt sie die Sehnsucht, die eigenen vier Wände hinter sich zu lassen, und fragt sich immer wieder, wie Leben und Wohnen einander bedingen. Zur Schreibenden wurde sie nicht zuletzt, weil sie ein Zimmer für sich allein hatte, und sie sieht das Schreiben als Gelegenheit, das Leben ganz genau wahrzunehmen und zu feiern.
Barbara Bleisch spricht mit ihr über Wohn- und Lebensträume und übers Glück, von einer Reise nach Hause kehren zu können.
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