Eva Konzett, Chefin vom Dienst bei DATUM, und Sebastian Loudon, Herausgeber, diskutieren den Relotius-Skandal und seine tiefgreifenden Auswirkungen auf den Journalismus. Konzett beschreibt die Überprüfung der betroffenen Artikel und betont die Herausforderungen bei der Verifizierung in der heutigen Medienlandschaft. Loudon reflektiert über den Verlust an Vertrauen und die Notwendigkeit von Qualitätsstandards im Journalismus. Gemeinsam erörtern sie, wie junge Journalisten aus Fehlern lernen und welche Lehren für die Zukunft getroffen werden müssen.
Der Fall Claas Relotius hat die Diskussion über journalistische Glaubwürdigkeit und die Notwendigkeit von Qualitätssicherung in Redaktionen verstärkt.
Die Enthüllungen über Relotius verdeutlichen, dass strengere Prozesse und Transparenz erforderlich sind, um das Vertrauen in den Journalismus aufrechtzuerhalten.
Deep dives
Der Fall Klaas Relotius und seine Auswirkungen
Klaas Relotius, ein ehemals gefeierter Journalist, hat über Jahre hinweg Geschichten für renommierte deutsche Medien erfunden, was Fragen zur Glaubwürdigkeit des Journalismus aufwirft. Der Fall wurde am 19. Dezember öffentlich, als der Spiegel bestätigte, dass Relotius zahlreiche fiktive Geschichten verfasst hatte, die er als echte Reportagen präsentierte. Dutzende Medien in Deutschland, der Schweiz und Österreich sind von diesem Betrug betroffen, da viele von Relotius' Arbeiten als Zweitverwertungen erneut veröffentlicht wurden. Die Enthüllungen haben eine Welle der Nachforschung in der Branche ausgelöst und die Erwartungen an journalistische Qualitätsstandards in Frage gestellt.
Die überprüften Geschichten von Relotius
Die Redaktionen von Datum haben drei Geschichten überprüft, die von Relotius veröffentlicht wurden, und dabei schwerwiegende Ungereimtheiten festgestellt. Zwei der Geschichten wurden ursprünglich in anderen Medien veröffentlicht, während die dritte, die eine Reportage über Kuba betrifft, fragliche Personen und Fakten enthält. Bei der Geschichte über den sogenannten Hollywood-Hacker erklärt Relotius, dass ein Teil erfunden ist, während er behauptet, die anderen Geschichten seien sauber. Diese Identitäts- und Quellenproblematik verdeutlicht die Herausforderungen, die Journalisten jetzt gegenüberstehen, wenn sie die Authentizität von Berichten hinterfragen.
Qualitätssicherung im Journalismus
Der Fall Relotius hat die Diskussion über Qualitätssicherung und die internen Prozesse bei Redaktionen intensiviert. Bei Datum wird Wert auf einen langen Rechercheprozess gelegt, der mehrere Monate in Anspruch nehmen kann und kreative Zusammenarbeit zwischen erfahrenen Journalisten und Talenten fördert. Diese Methodik soll verhindern, dass fehlerhafte oder manipulierte Inhalte veröffentlicht werden, indem jeder Text rigoros geprüft wird, bevor er zur Veröffentlichung freigegeben wird. Die Erhöhung der Transparenz und das Setzen höherer Standards für den Journalismus werden als wichtige Konsequenzen aus diesem Vorfall hervorgehoben.
Vertrauen im Journalismus bewahren
Trotz des Schocks über den Betrug von Relotius gibt es Überlegungen, wie das Vertrauen in den Journalismus aufrechterhalten werden kann. Experten betonen, dass Journalisten wie andere Berufsleute auch Menschen sind, die Fehler machen können, und dass Vertrauen eine grundlegende Sache in diesem Beruf ist. Um zukünftigen Betrügereien vorzubeugen, wird mehr Faktentreue und Disziplin in der Berichterstattung gefordert. Dieser Vorfall könnte eine Chance für den Journalismus sein, sich zu verbessern und sauberer zu arbeiten, was letztlich zu einer Professionalisierung der Branche führen könnte.
In einer Sonderfolge sprechen wir über den Fall Claas Relotius. Welche Konsequenzen auf die journalistische Arbeitsweise wird dieser haben? Was muss ein Magazin tun, um nicht auf Hochstapler hereinzufallen? Wie arbeitet die Qualitätssicherung bei DATUM? Und was wissen wir über jene drei Texte, die Relotius bis 2015 in DATUM veröffentlich hat?
Danke an Peter Kollreider und dem hoerwinkel für die Hilfe bei der konzeptionellen wie technischen Umsetzung. Sie zeichnen sich auch für die musikalische Gestaltung verantwortlich und den ›DATUM Kosmos Sound‹.
Mit DATUM Kosmos kann man das Magazin DATUM jetzt monatlich hören – über das Heft hinaus.