Daniel Böhm, Nahost-Korrespondent der NZZ, teilt seine Eindrücke aus Syrien nach dem Sturz des Assad-Regimes. Er beschreibt die explosive Stimmung in Damaskus, wo Feiern bald von Chaos und Milizenübergriffen überschattet werden. Böhm spricht über die schockierenden Erfahrungen in einem berüchtigten Gefängnis und beleuchtet die verzweifelten Geschichten ehemaliger Häftlinge. Auch die gemischten Gefühle der Bevölkerung zwischen Euphorie und Unsicherheit sowie die Herausforderungen der Rückkehr geflüchteter Syrer kommen zur Sprache.
Der rasche Zerfall des Assad-Regimes führte zu einer intensiven Atmosphäre in Syrien, geprägt von Freude und Zukunftsängsten der Bevölkerung.
Die Erkundung des Sadnaya-Gefängnisses offenbarte die traumatischen Wunden der Unterdrückung und das Bedürfnis nach Versöhnung und Menschlichkeit.
Deep dives
Grenzübertritt und Anarchie in Syrien
Der Grenzübertritt nach Syrien war für den Journalisten überraschend einfach, nachdem das Assad-Regime zusammengebrochen war. Jahre lang war diese Grenze nahezu undurchdringlich, gesichert durch mehrere Militär-Checkpoints und strenge Kontrollen. Doch nun begegnete der Journalist einem Szenario, das an ein verlassenes Gebiet nach einer Apokalypse erinnerte, mit verlassenen Militärfahrzeugen und Plünderungen in den Dörfern. Die Atmosphäre spiegelte eine Art Anarchie wider, in der das landesweite Gefühl von Unsicherheit und Machtvakuum allgegenwärtig war.
Chaos und Feiern in Damaskus
In Damaskus herrschte eine gespaltene Stimmung aus Ruhe und latentem Chaos. Während viele Geschäfte geschlossen waren und die Einwohner abwarteten, feierten andere auf den Straßen den Sturz des Regimes, begleitet von Schüssen und dem Rufen von Milizionären. Die Unsicherheit war allgegenwärtig, da verschiedene Milizen auf der Straße damit beschäftigt waren, ihre Macht zu demonstrieren und Waffen zu sammeln, die von der verlassenen Armee zurückgelassen worden waren. Das erhöhte Risiko für den Journalisten und die Bevölkerung wurde durch israelische Luftangriffe verstärkt, die weiterhin für Angst sorgten.
Auf der Suche nach Angehörigen im Gefängnis Sadnaya
Die Erkundung des berüchtigten Sadnaya-Gefängnisses offenbarte die tiefen Wunden, die das Regime hinterlassen hatte. Verzweifelte Familien suchten nach vermissten Angehörigen und hofften, noch Überlebende im Gefängnis zu finden, während die schrecklichen Bedingungen, die die Insassen erdulden mussten, in der Erinnerung blieben. Inmitten dieser Verzweiflung erlebte der Journalist Momente der Menschlichkeit, als auch er um Hilfe gebeten wurde, um vermisste Personen zu finden. Der Besuch verdeutlichte die Komplexität der jüngsten Ereignisse in Syrien und die gebrochene Beziehung zwischen dem Volk und der langen Geschichte der Unterdrückung.
Nur zwei Tage nach dem Ende des Asad-Regimes reiste der Korrespondent Daniel Böhm nach Syrien. Die Stimmung dort war intensiv. Die Gefühle schwankten zwischen ausgelassener Freude und Angst vor der Zukunft.
Informiere dich kurz, kompakt und fokussiert über das Weltgeschehen mit unserem täglichen Newsletter, dem «NZZ Briefing». Jetzt kostenlos registrieren und abonnieren unter go.nzz.ch/briefing
Get the Snipd podcast app
Unlock the knowledge in podcasts with the podcast player of the future.
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode
Save any moment
Hear something you like? Tap your headphones to save it with AI-generated key takeaways
Share & Export
Send highlights to Twitter, WhatsApp or export them to Notion, Readwise & more
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode