Selenskyj noch nicht geschlagen: Oberst Markus Reisner über die Ukraine, Gaza und die Aussicht auf den Frieden
Oct 4, 2024
auto_awesome
Markus Reisner, Oberst der österreichischen Bundesheer und Leiter der Offiziersausbildung, bringt seine tiefgehende Expertise in Militärstrategie und Geschichte ein. Er erörtert die komplexe militärische Lage in der Ukraine und die Herausforderungen für die ukrainische Verteidigung. Auch die existenziellen Bedrohungen Israels und die Dynamiken des Gaza-Konflikts kommen zur Sprache. Außerdem betont Reisner die Bedeutung von Diplomatie und modernen Technologien in der Kriegsführung und für eine potentielle Friedenslösung.
Der Abnutzungskrieg in der Ukraine zeigt, dass die militärische Unterstützung aus dem Westen entscheidend für den Fortbestand des ukrainischen Widerstands ist.
Die geopolitischen Spannungen verdeutlichen den Wandel von einer unipolaren zu einer multipolaren Weltordnung, was neue Herausforderungen für die USA mit sich bringt.
Deep dives
Stand der Ukraine im Abnutzungskrieg
Die Situation in der Ukraine wird als Abnutzungskrieg beschrieben, in dem der Kampf um Ressourcen entscheidend ist. Ein Beispiel hierfür ist die Stadt Bakhmut, die nach intensiver Artilleriebeschießung und wiederholten Angriffen schließlich fiel. Trotz einer solchen Niederlage wird die Ukraine nicht als militärisch geschlagen betrachtet, da die Möglichkeit besteht, militärische Unterstützung aus dem Westen zu erhalten. Die Frage bleibt jedoch, inwieweit die Ukraine in der Lage ist, ihre Ziele zu verfolgen, während die Unterstützung von außen zurückgeht.
Verluste auf beiden Seiten
Es gibt widersprüchliche Informationen über die Verluste der ukrainischen und russischen Truppen, wo Schätzungen variieren und oft politisch motiviert sind. Realistische Zahlen deuten darauf hin, dass Russland zwischen 80.000 und 100.000 Soldaten verloren hat, während die ukrainischen Verluste bei 60.000 bis 80.000 Toten liegen könnten. Diese Statistiken werfen ein schreckliches Licht auf die Gesamtheit der Verluste sowohl unter den Streitkräften als auch unter Zivilisten. Der deutliche Unterschied in den Verwundeten deutet zudem darauf hin, dass die ukrainischen Kräfte, unterstützt durch westliche Hilfe, höhere Überlebensraten genießen aufgrund besserer medizinischer Versorgung.
Zivilbevölkerung im Fokus des Krieges
Im Gegensatz zu früheren Konflikten scheinen die Zivilopfer in der Ukraine im Vergleich zu Syrien geringer zu sein, da es eine lineare Frontlinie gibt, die Evakuierungen ermöglicht. Trotzdem kommt es durch strategische Luftangriffe beider Seiten zu unvorhersehbaren zivilen Verlusten. Die Angriffe haben teilweise terrorartige Züge, was die Zivilbevölkerung zusätzlich gefährdet. Historisch muss man jedoch auch berücksichtigen, dass die zivile Bevölkerung in solchen Konflikten häufig in Mitleidenschaft gezogen wird, was trotz der aktuellen Situation nicht zu ignorieren ist.
Multipolare Weltordnung und Herausforderungen
Die geopolitischen Spannungen weisen auf eine sich verändert habende Weltordnung hin, die von einer unipolaren zu einer multipolaren Struktur übergeht. Länder der zweiten und dritten Welt gewinnen an Einfluss, was die USA vor neue Herausforderungen stellt, da sie mehrere Konflikte gleichzeitig managen müssen. Diese Dynamik führt dazu, dass sich die strategischen Möglichkeiten und Militärtechnologien schnell verändern und die Traditionsmacht zunehmend an Bedeutung verliert. Die Frage bleibt, ob die Großmächte bereit sind, Verantwortung zu teilen und kooperative Ansätze zu finden, die eine stabilere Weltordnung ermöglichen könnten.