Trump-Flüsterer Macron (Tag 1098 mit Wolfgang Ischinger)
Feb 25, 2025
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Wolfgang Ischinger, Präsident des Stiftungsrates der Münchner Sicherheitskonferenz und ehemaliger deutscher Botschafter, diskutiert die Schwäche Europas und die Illusionen seit 2014. Er betont die Notwendigkeit, Europa handlungsfähiger in der Außenpolitik zu machen und warnt vor externen Bedrohungen. Ischinger äußert sich optimistisch über einen möglichen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg, spricht jedoch über die Herausforderungen eines echten Friedens. Das Treffen zwischen Macron und Trump ist ein Zeichen, dass Europa am Verhandlungstisch sein muss.
Europa muss sich als handlungsfähiger Akteur in der Außen- und Sicherheitspolitik positionieren, um gegen äußere Bedrohungen gewappnet zu sein.
Die komplexen Verhandlungen um den Ukraine-Konflikt erfordern eine ernsthafte Zusammenarbeit zwischen den USA und Europa für eine nachhaltige Friedenslösung.
Deep dives
Globale Machtverschiebungen
Die internationalen Beziehungen sind zunehmend von autoritären Führern und persönlichen Absprachen geprägt, anstatt von traditionellen Regeln und Institutionen. Donald Trump, Wladimir Putin und Xi Jinping setzen auf Macht und Einfluss, während Europa Schwierigkeiten hat, sich auf diese neue Realität einzustellen. Diese Entwicklung hat das Gefühl verstärkt, dass die europäische Sicherheit und Stabilität gefährdet sind, insbesondere nach dem Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine. Sir Alex Younger, ehemaliger MI6-Chef, warnt davor, dass Europa sich auf eine ungewisse Zukunft vorbereiten muss.
Die Bedrohung durch Russland
Obwohl die russische Armee anfangs ineffektiv wirkte und viele befürchten, dass der Krieg in der Ukraine nur der Anfang ist, darf die europäische NATO nicht in Passivität verfallen. Die finanziellen Ressourcen der NATO-Staaten übersteigen die Russlands um ein Vielfaches, was das Potenzial für eine militärische Aufrüstung gegeben ist. Dennoch wird betont, dass die Risiken ernst genommen werden müssen und Maßnahmen ergriffen werden müssen, um einer möglichen Eskalation entgegenzuwirken. Die Möglichkeit, dass Russland mit der Zeit an Schlagkraft gewinnt, erfordert eine proaktive Vorgehensweise vonseiten Europas.
Angst in der älteren Generation
In Gesprächen über die gegenwärtige Situation äußern viele ältere Menschen, darunter auch Verwandte der Referenten, Ängste darüber, wie eine Welt unter russischer Kontrolle aussehen könnte. Diese Ängste resultieren oft aus direkten Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg und einem Verlust des Sicherheitsgefühls, das die USA in der Nachkriegszeit geboten haben. Der Schock über die Entwicklungen in der Ukraine hat alte, längst vergessene Sorgen wieder hervorgebracht, besonders im Hinblick auf die Sicherheit zukünftiger Generationen. Diese kollektiven Ängste spiegeln sich in den Überlegungen wider, wie stabil und sicher die transatlantischen Beziehungen bleiben können.
Die Rolle von Verhandlungen und Zukunftsperspektiven
Es besteht die Überzeugung, dass Ernsthaftigkeit in den Verhandlungen zwischen den USA, Europa und Russland notwendig ist, um Frieden zu erreichen, obwohl die komplizierten Dynamiken zwischen den Akteuren eine Herausforderung darstellen könnten. Die Gefahr eines Missverständnisses zwischen den USA und Europa, insbesondere hinsichtlich der Wahrnehmung der europäischen Interessen, ist präsent. Trotz der gegenwärtigen Schwierigkeiten gibt es Anzeichen, dass Gespräche zur Beendigung der Kampfhandlungen angestrebt werden. Der Einsatz für ein gemeinsames Verteidigungs- und Sicherheitssystem in Europa wird als entscheidend erachtet, um einen stabilen und gerechten Frieden zu sichern.
Die Welt lebt in unruhigen, neuen Zeiten. Alte Gewissheiten gelten nicht mehr – etwa die, dass die Europäer sich auf die USA verlassen können. Im Interview mit Host Carsten Schmiester spricht der Präsident des Stiftungsrates der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, über die Schwäche Europas. Deutsche und EU-Mitglieder insgesamt müssten sich den Vorwurf machen, dass sie in gewisser Weise spätestens seit 2014 in einer „gewissen Traumwelt gelebt haben“. Man habe es unterlassen, die EU zu einem außen-, sicherheits- und verteidigungspolitisch handlungsfähigen Akteur zu mache, der Respekt genießt, so der frühere Diplomat. Es gelte jetzt, Europa gegen äußere Bedrohungen zu schützen. Wenn die EU nicht mit einer Stimme spreche, müsse eine kleinere Gruppe von Mitgliedern vorangehen, empfiehlt Ischinger. Er glaubt, dass im Ukraine-Krieg ein Waffenstillstand in diesem Jahr möglich ist. Ein echter Frieden sei dagegen sehr schwierig zu erreichen. Ischinger prognostiziert schwierige, langwierige und komplexe Verhandlungen. Am Schluss werde man erleben, dass die USA ohne die aktive Mitwirkung der Europäer und der Ukraine mit Russland „nicht auf einen grünen Zweig kommen werden“.
Um US-Präsident Trump klarzumachen, dass die Europäer mit am Tisch sitzen müssen und die USA bei der Absicherung einer möglichen Friedenslösung gebraucht werden, war Frankreichs Präsident Macron nach Washington geflogen. Kai Küstner berichtet über das Treffen der beiden Präsidenten. Außerdem über einen möglichen Vertrag über Rohstoffe zwischen den USA und der Ukraine, über die anstehenden Koalitionsgespräche nach der Bundestagswahl und die Lage in der Ukraine, die auch drei Jahre nach Beginn des Krieges weiter Widerstand gegen die russische Invasion leisten kann.
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