#18 2021 Über die Qualität des Comeback-Plans - mit Lukas Schretzmayer-Sustala
May 11, 2021
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Lukas Schretzmayer-Sustala, Ökonom und Leiter der NEOS Bildungsakademie, spricht über die Herausforderungen des Comeback-Plans der Bundesregierung nach der Pandemie. Er kritisiert die Notwendigkeit innovativer Ansätze, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und Klimaschutz. Zudem beleuchtet er die Rolle der Medien während der Corona-Krise und deren Einfluss auf das Vertrauen der Bevölkerung. Schretzmayer-Sustala thematisiert auch die Zukunftschancen der Millennials und die verantwortungsvolle Rückkehr zur Normalität.
Die ungleiche Behandlung von Unternehmen bei der Kurzarbeit gefährdet langfristig den Wettbewerb und die Diversität im österreichischen Arbeitsmarkt.
Der Übergang des Gastes vom Journalismus zur politischen Arbeit ermöglicht ihm, tiefere Analysen und langfristige Konzepte zu entwickeln.
Die kritische Bewertung des Comeback-Plans fordert eine mehrschichtige und transparente Strategie zur Wiederherstellung des Bürgervertrauens.
Deep dives
Die Rolle der sozialen Partner in Österreichs Wirtschaft
Die Organisation der Kurzarbeit in Österreich wird stark von der Wirtschaftskammer und den Gewerkschaften beeinflusst. Unternehmen, die nicht auf den Listen dieser Sozialpartner stehen, haben oft Schwierigkeiten, die notwendigen Unterstützungsleistungen zu erhalten. Dies führt dazu, dass einige Firmen über Monate oder sogar Quartale auf Entschädigungen warten müssen, was ihre finanzielle Stabilität gefährdet. Eine solch ungleiche Behandlung kann langfristig den Wettbewerb und die Diversität im österreichischen Arbeitsmarkt beeinträchtigen.
Wechsel vom Journalismus in die Politik
Der Gast beschreibt seinen Übergang vom Journalismus zur politischen Arbeit als eine bereichernde Erfahrung, die ihm ermöglicht, sich intensiver mit wirtschaftlichen und politischen Themen auseinanderzusetzen. Die druckvollen Arbeitsbedingungen in der Tageszeitung, wie ständige Deadlines, lassen oft wenig Raum für tiefere Analysen. In seiner aktuellen Position in einem Think Tank hat er die Möglichkeit, langfristige politische Konzepte zu entwickeln und zu forschen. Dies gibt ihm die Möglichkeit, seine Ideen zur Verbesserung der Gesellschaft aktiv umzusetzen.
Kritik an der Berichterstattung während der Pandemie
Die Medienberichterstattung während der Corona-Krise zeigt eine besorgniserregende Tendenz zur oberflächlichen Analyse und zur unreflektierten Weitergabe von Regierungsansagen. Es wurde festgestellt, dass das Vertrauen in die Medien und die Regierung während der Pandemie stark zurückgegangen ist. Die kontinuierliche Berichterstattung über Pressekonferenzen ohne kritische Nachfragen hat das Bild der Medien als unabhängige Informanten geschwächt. Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der eigenen Berichterstattung wird als notwendig erachtet, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen.
Chancen und Herausforderungen für die jüngere Generation
Die Covid-19-Pandemie hat die Aussicht der jüngeren Generation auf dem Arbeitsmarkt verschärft, insbesondere in Branchen, die stark von Lockdowns betroffen sind, wie der Gastronomie. Während einige Sektoren boomende digitale Kompetenzen nachfragen, bleiben viele junge Menschen ohne sichere Perspektive. Es mangelt an gezielten Initiativen zur Unterstützung von Schülern und Studenten, um verlorene Bildung durch Nachholkurse zu kompensieren. Ohne solche Maßnahmen besteht die Gefahr, dass die finanziellen und beruflichen Traumata langfristige Auswirkungen auf diese Generation haben.
Der Comeback-Plan und seine Mängel
Der Comeback-Plan der Regierung wird kritisch bewertet, da er oft als zu klein gedacht erscheint angesichts der tiefen Wirtschaftskrise. Einige Maßnahmen können zwar positiv gesehen werden, jedoch wird kritisiert, dass sie nicht über die bestehenden Vorhaben hinausgehen und deshalb nicht das notwendige Umdenken und die substantielle Unterstützung bieten. Der Plan sollte vielschichtig und transparent sein, um das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen und möglichst viele aktive Mitgestalter einzubeziehen. Der Mangel an klaren Zukunftsperspektiven und innovativen Ansätzen in der politischen Kommunikation wird als wesentliches Defizit identifiziert.
Eben hat die Bundesregierung ihren wirtschaftlichen Comeback-Plan für den Wiederaufbau nach der Pandemie vorgestellt. 3,5 Milliarden Euro will Österreich aus dem EU-Topf dafür holen - doch wie nachhaltig sind die Maßnahmen? Julia Herrnböck spricht mit Lukas Schretzmayer-Sustala über die volkswirtschaftlichen Baustellen, den Journalismus in Österreich und die Zukunftschancen der Millenials.
Der Ökonom leitet aktuell die NEOS Bildungsakademie. Zuvor war er stellvertretender Direktor des wirtschaftsliberalen Thinktanks "Agenda Austria" und Wirtschaftsjournalist bei der Tageszeitung "Der Standard" sowie Chefredakteur von "NZZ.at". 2020 erschien sein Buch „Zu spät zur Party“, in dem er die Zukunftschancen der Millenial-Generation analysiert.