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Apr 13, 2024 • 15min

Rachel Carson: Pionierin der Umweltbewegung

Das Insektenvernichtungsmittel DDT gilt in den 60ern als Wunderwaffe. Rachel Carsons (gestorben am 24.4.1964) "Der stumme Frühling" warnt vor den Gefahren - mit Erfolg.Sie gilt als eine der Wegbereiterinnen der Umweltbewegung. Die Biologin Rachel Carson macht sich Anfang der 1960er-Jahre die mächtige Chemieindustrie der USA zur Feindin.Ihr Sachbuch "Silent Spring" ("Der stumme Frühling") erscheint im Sommer 1962. Darin zeigt die Wissenschaftlerin auf: Dort wo Pestizide eingesetzt worden sind, haben die Vögel aufgehört zu singen. Der gedankenlose massive Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln auf den Feldern - aber auch in Gärten und innerhalb der Häuser - ist keineswegs harmlos. Seit Jahren recherchiert die Biologin zu den Folgen des Einsatzes des Insektenvernichtungsmittels DDT auf Menschen und Umwelt.US-Präsident John F. Kennedy liest das Buch und setzt eine wissenschaftliche Kommission ein, um die Vorwürfe zu untersuchen. Die Folge: In den USA wird DDT schließlich verboten.In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:warum der Einstieg in das Buch "Der stumme Frühling" für manche Wissenschaftler ein Aufreger ist,weshalb der unkontrollierte Einsatz von DDT so gefährlich ist,über welche Themen Rachel Carson außerdem noch schreibt,mit welchen gesundheitlichen Problemen die Biologin zu kämpfen hat,wie aktuell ihre Einsichten auch heute noch sind.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Linda Lear (US-Wissenschaftshistorikerin, Biografin von Rachel Carson)Christof Mauch (Direktor des Rachel Carson Instituts for Environment and Society an der Universität in München)Rachel Carson, Rachel: Der stumme Frühling. München, 2005Weiterführende Links:Stichtag: Pflanzenschutzgesetz verkündetLMU: Rachel Carson Center for Environment and SocietyRachelCarson.org: The Life and Legacy of Rachel CarsonZeitzeichen: John F. Kennedy wird geborenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea KathRedaktion: Matti HesseTechnik: Nico Söllner
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Apr 12, 2024 • 16min

Anhörung von J. Robert Oppenheimer vor der US-Atomkommission

Als der "Vater der Atombombe", J. Robert Oppenheimer, die Wasserstoffbombe ablehnt, muss er vor der US-Atomkommission erscheinen. Die Anhörung beginnt am 13.4.1954.Im Jahr 1942 starten die amerikanische Regierung und das Militär ein geheimes Atomforschungsprojekt. Sie übertragen J. Robert Oppenheimer die wissenschaftliche Leitung. Der Physiker wird zum "Vater der Atombombe". Seine Erfindung trägt wohl zum Ende des 2. Weltkriegs auch in Japan bei - und sie kostet 1945 mehr als 200.000 Menschen das Leben.Oppenheimer begreift, dass er maßgeblich dazu beigetragen hat, die Welt grundlegend und für immer zu verändern. Er versucht daraufhin, die wissenschaftliche und politische Kettenreaktion zu stoppen und spricht sich deutlich gegen den Bau der Wasserstoffbombe aus - und damit gegen die Weiterentwicklung der tödlichen Technologie.Diese Haltung bringt Oppenheimer Ärger ein. Am 13. April 1954 beginnt eine Anhörung vor der US-Atomkommission - dem Physiker wird unter anderem vorgeworfen, mit dem Kommunismus zu sympathisieren. Nach vier Wochen zermürbender Verhöre wird er aus allen geheimen Regierungsprojekten ausgeschlossen.Zwar wird diese Untersuchung Ende 2022 offiziell für fehlerhaft erklärt und aufgehoben, für Oppenheimer kommt das jedoch zu spät. Er stirbt bereits im Februar 1967.In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:welche verheerenden Folgen die Atombomben-Abwürfe über Hiroshima und Nagasaki haben,warum die Anfänge von Oppenheimers Karriere nach Göttingen führen,warum dem Physiker eine Affäre mit Jean Tatlock zum Verhängnis wird,was es mit dem sogenannten "Manhattan-Project" auf sich hat, vom oscarprämierten Film "Oppenheimer" und weiteren Werken, die sich mit dem Leben des Physikers beschäftigen.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Ray Monk: Robert Oppenheimer - A Life Inside the Center. New York, Toronto 2012Abraham Pais: J. Robert Oppenheimer - A Life. Oxford University Press, 2006John Hunner: J. Robert Oppenheimer - The Cold War and the Atomic West, 2009Heinar Kipphardt: In der Sache J. Robert Oppenheimer. Frankfurt am Main, 1964Kai Bird und Martin J. Sherwin: American Prometheus, The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer, New York, 2005Weiterführende Links:16.07.1945 - Die erste Atombombe wird gezündetMosaik-Beitrag zum Kinofilm "Oppenheimer" von Christopher NolanWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang MeyerRedaktion: Gesa Rünker
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Apr 11, 2024 • 15min

Résistance in den Cevennen - der Held ist die Gemeinschaft

Im Widerstand verbunden: am 12.4.1944 wehren sich in den Cevennen 120 Franzosen und Deutsche gemeinsam und erfolgreich gegen 2.000 SS-Männer und Vichy-Polizisten.Die südfranzösischen Cevennen sind ein besonderer Ort des 2. Weltkriegs. Denn hier kämpfen Deutsche auf beiden Seiten: Als Besatzungstruppen und gegen die Besatzer.Es ist der 12. April 1944, als rund 2.000 gut bewaffnete Männer von SS und Vichy-Polizei auf der Bergkette versuchen, die Résistance zu stellen. Ziel ist das Ausbildungslager "Picharlerie". In dem abgelegenen Gehöft haben sich 120 weit schlechter ausgestattete Maquisarden - wie sich die zivilen Widerstandskämpfer nennen - verschanzt.Sie nutzen ihre Ortskenntnis, um die Besatzer und ihre französischen Hilfstruppen in eine Falle zu locken. Deren schweres Gerät ist im unwegsamen Gelände keine Hilfe; die Angreifer erleiden hohe Verluste. Fast alle Widerstandskämpfer können dagegen in der Nacht durch die feindlichen Reihen entkommen; sie haben nur drei Tote zu beklagen.Sechs Wochen später sind die Nazi-Truppen bei der "Bandenbekämpfung" erfolgreicher: Es gelingt ihnen bei La Parade fast 70 Maquisarden einzukreisen - und später brutal zu ermorden. In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:Was die Cevennen so besonders macht,wie die protestantischen Kirchengemeinden den Juden in den Cevennen zur Seite stehen,was es mit dem Satz "Hier in den Cevennen gab es keine Helden - der Held war die Gemeinschaft" auf sich hat,warum der zivile Rettungswiderstand nach dem Krieg schnell in Vergessenheit gerät.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Annelie Buntenbach (Historikerin, früher DGB)Patrick Cabanel (Historiker; Experte Widerstand in den Cevennen)Weiterführende Links:Die Etablierung des NS-Regimes27.05.1943 - Nationaler Widerstandsrat in Frankreich konstituiertWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas PfaffRedaktion: Christoph Tiegel/David Rother
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Apr 10, 2024 • 15min

Auf Sanddünen erbaut: Die Gründung der Stadt Tel Aviv

Am 11. April 1909 trafen sich rund 60 Familien auf den Sanddünen nördlich von Jaffa und gründeten Tel Aviv Heute gilt die Stadt als weltoffene Metropole.Eine alte Fotografie zeigt die Sanddünen nördlich von Jaffa: Mitten in den Dünen, dicht gedrängt, steht eine Gruppe von Menschen im Kreis. Die Frauen tragen schwarze Röcke, die Männer Anzug und Melonenhut, dazwischen Kinder. Es sollen der Legende nach genau 60 Familien sein, die sich am 11. April 1909 dort treffen.Der Grund: Der zionistische Verein Achusat Bait - zu deutsch: Hausbaugesellschaft - hat rund neun Hektar Dünengelände von einem arabischen Scheich gekauft. Die Fotografie hält jenen Augenblick fest, als Akiva Arieh Weiss die Parzellen unter den Mitgliederfamilien der Achusat Bait verlost.Das Ziel: Es soll eine Gartenstadt gebaut werden, die aus schindelgedeckten Häusern mit kleinen Gärten besteht - eine neue Stadt mit breiten, sauberen, ruhigen Straßen als Gegenmodell zur überfüllten und lauten Hafenstadt Jaffa. In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:Womit die Verlosung der Parzellen durchgeführt wird,wieso die Gründerjahre hart und dennoch für viele eine liebenswerte Erinnerung sind, warum das Wohnhaus des ersten Bürgermeisters von Tel Aviv Geschichte schreibt,wie die Stadt zur ihrem Namen kommt und was er bedeutet, wie sich Tel Aviv nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 verändert hat.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Uriel Kashi (Historiker, Mitarbeiter der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem)Joachim Schlör: Tel Aviv - Vom Traum zur Stadt, Gerlingen 1999Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, München 2002Weiterführende Links:SWR: Die Weiße Stadt von Tel AvivZeitzeichen: Die Staatsgründung IsraelsZeitzeichen: Der israelische Politiker David Ben Gurion wird geborenZeitzeichen: "Baumeisterin Israels": Die Architektin Lotte CohnZeitzeichen: Platon von Ustinow - Abenteurer und MäzenZDF: Igor Levit zu Gast in Tel Aviv - eine kleine Sekunde TrostWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa HeimbachRedaktion: Matti HesseTechnik: Sarah Fitzek
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Apr 9, 2024 • 15min

Ekel Alfred ist seine Erfindung: Der Fernsehautor Wolfgang Menge

Seine Drehbücher haben Spannung, Humor - und Stoff für den kritischen Verstand: Wolfgang Menge kommt am 10.4.1924 zur Welt und liefert dem Fernsehen neue Ideen.Alfred Tetzlaff, das Ekel vom Dienst: Mit dieser Figur erscheint in den 1970er-Jahren die Inkarnation des deutschen Spießers auf dem Bildschirm. Die bitterböse Familienserie "Ein Herz und eine Seele" ist die bekannteste Erfindung des Drehbuchautors Wolfgang Menge - und die erste Sitcom.Doch der gelernte Journalist kann noch mehr: Er schreibt mit "Stahlnetz" die erste deutsche TV-Krimi-Reihe, entwickelt mit "3 nach 9" die erste Talk-Show - und begibt sich dafür selbst vor die Kamera. Er bringt semi-fiktionale Formate sowie stilprägende Fernsehspiele auf den Bildschirm. In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:weshalb Wolfgang Menge im "Dritten Reich" diskriminiert wird,was er nach dem Zweiten Weltkrieg in England macht,was Wolfgang Menge in Sexshops und Polizeiarchiven sucht,wie er bei Fernsehen und Film landet,mit welchem Hobby Wolfgang Menge seine Freunde beglückt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Gundolf S. Freyermuth (Professor für Medienwissenschaften und Game Studies an der TH Köln) Gundolf S. Freyermuth, Lisa Gotto (Hg.): Der Televisionär – Wolfgang Menges transmediales Werk. Bielefeld 2016Gundolf S. Freyermuth: Wer war WM? Auf den Spuren eines Televisionärs: Wolfgang Menges Leben und Werk. Berlin 2024Weiterführende Links:NDR: Heinz Schubert - als "Ekel Alfred" bis heute unvergessenNDR: Stahlnetz - der erste StraßenfegerRadio Bremen: Wolfgang Menge mit Beate Uhse in "3 nach9"Stichtag: WDR-Fernsehspiel "Das Millionenspiel" wird ausgestrahltWDR: Erlebte Geschichte mit Wolfgang MengeWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Christiane KopkaRedaktion: Gesa RünkerTechnik: Theo Kramer
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Apr 8, 2024 • 14min

Der Fall Gurlitt: Ein deutscher Kunst-Krimi

Ein Berg teurer Bilder in einer verwahrlosten Wohnung. Picassos zwischen schimmligen Konservendosen. Daneben: Nazi-Raubkunst? Die Behörden waren beim "Fall Gurlitt" überfordert. Am 9.4.2014 gab die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte Bilder zurück.Die Rückgabe der Gurlitt-Bilder 2014 war ein bedeutender Moment. Die Sammlung von rund 1300 Kunstwerken, größtenteils von den Nazis als "entartete Kunst" beschlagnahmt oder von jüdischen Familien verkauft, wurde 2012 in der Münchner Wohnung von Cornelius Gurlitt entdeckt. Darunter Werke von Picasso, Matisse, Renoir, Nolde, Kokoschka, Chagall und Liebermann - achtlos gestapelt in einer verwahrlosten Wohnung zwischen Konservendosen und schimmligen Lebensmitteln.Nach langen Diskussionen einigen sich Gurlitt und die Regierung darauf, verdächtige Bilder zurückzugeben. Cornelius Gurlitt hatte die Bilder von seinem Vater Hildebrand übernommen, der Kunsthändler im Nazideutschland gewesen war.Dier Erforschung der Herkunft der Bilder und die juristische Aufarbeitung sind kompliziert und lösen internationales Interesse aus. Einige Werke werden in Ausstellungen gezeigt, andere bleiben im Besitz der deutschen Regierung, manche werden jüdischen Familien zurückerstattet.Als Cornelius Gurlitt wenige Wochen nach der Rückgabe der Bilder im Mai 2014 stirbt, vermacht er die restlichen Bestände seiner Sammlung einem Schweizer Museum. Der größte Kunstskandal der BRD findet damit ein Ende - dessen Aufarbeitung nicht.In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:durch welchen Zufall die Staatsanwaltschaft Augsburg auf den Fall aufmerksam wird, wieso der Fund zunächst geheim gehalten wird und dann doch an die Öffentlichkeit kommt, was unter dem Begriff „entartete Kunst“ zu verstehen ist, wie wichtig transparente Aufklärungsarbeit und Provenienzforschung ist, und was wir für die Zukunft daraus lernen können. Das sind unsere Interviewpartner:Stefan Koldehoff, KulturredakteurMeike Hopp, Provenienzforscherin Maike Hoffmann, Kunsthistorikerin Andrea Barelsel-Brandt, Kunsthistorikerin Marcel Brülhart, Gurlitt-Beauftragter des Kunstmuseums Bern Nina Zimmer, Direktorin des Kunstmuseums Bern Weiterführende Links:Nachlass Gurlitt im BundesarchivKunstmuseum Bern: Der Nachlass GurlittEntartete Kunst inventory, Victoria & Albert MuseumWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina Meißner Redaktion: David Rother Technik: Moritz Raestrup
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Apr 7, 2024 • 14min

Karlheinz Deschner: Die "Kriminalgeschichte des Christentums"

Die zehn Bände der "Kriminalgeschichte des Christentums" wurden zu Karlheinz Deschners (Todestag 08.04.2014) Lebenswerk: Jahrzehnte der Arbeit - fast 6000 Seiten.Der Ort Haßfurt beherbergt das bescheidene Haus von Karlheinz Deschner, einem unerschrockenen Kritiker der katholischen Kirche. Seine Holztreppe führt in die Dachkammer, wo er über 2000 Jahre kirchlicher Verbrechen recherchiert und schreibt. Von den Machtkämpfen der frühen Kirche bis zu Mussolini und Hitler deckt er alles auf. Seine Werke, beginnend mit "Abermals krähte der Hahn", offenbaren eine "Dokumentation aller Schandtaten des Christentums". Trotz seiner umstrittenen Ansichten, der Exkommunikation und finanzieller Schwierigkeiten wird Deschner mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay. Deschners Schriften sind geprägt von einer tiefen Auseinandersetzung mit Ethik und Moral. Zeitlebens setzt er sich für die Trennung von Kirche und Staat ein und kritisiert vehement den religiösen Einfluss auf politische Entscheidungen. In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Conrad Zander:wie der Schriftsteller zum Schrecken der katholischen Kirche wird, wie viele Stunden Arbeit in seinen Schriften stecken,warum er noch vor der Veröffentlichung seiner Schriften aus einem ganz anderen Grund exkommuniziert wird,wer Fredy ist und welche tragende Rolle er in Deschners Leben spielen sollte,und was Nietzsches Antichrist mit all dem zu tun hat. Das sind unsere wichtigsten Quellen:Hans Reinhard Seeliger (Hgb.), Kriminalisierung des Christentums? Karlheinz Deschners Kirchengeschichte auf dem Prüfstand. Freiburg 1994Karlheinz Deschner, Das Kreuz mit der Kirche. Die Sexualgeschichte des Christentums, Düsseldorf 2012. Weiterführende Links:Karlheinz Deschner, Die Kriminalgeschichte des ChristentumsWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Hans Conrad Zander Redaktion: Matti Hesse Technik: Jens Buchheister
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Apr 6, 2024 • 16min

Zwei Männer fliehen aus Auschwitz und berichten vom Massenmord

Am 7.4.1944 gelingt Rudolf Vrba und Alfred Wetzler die Flucht aus dem KZ Auschwitz-Birkenau. Sie berichten von den Massenmorden und werden gehört. Das hat Wirkung.Am 7. April 1944 gelingt Rudolf Vrba und Alfred Wetzler die gefahrvolle Flucht aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Die beiden slowakischen Juden hatten zuvor Monate im Lager verbracht und beschlossen, die Menschen über die Gräueltaten der Nationalsozialisten zu informieren. Ihre Flucht ist nicht nur ein Akt persönlicher Tapferkeit, sondern bis heute ein wichtiger Beitrag zur Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen. Vrba und Wetzler planen ihre Flucht akribisch und sammeln Informationen. Nach ihrer Flucht verstecken sie sich in der Slowakei. Sie verfassen einen detaillierten Bericht über den Aufbau des Lagers, über die Tötungsmethoden und die Zahl der Opfer, den sie dem jüdischen Widerstand übergeben. Diese Informationen sollten die Öffentlichkeit über die Gräueltaten in Auschwitz aufklären und Interventionen ermöglichen. Die Flucht und das "Vrba-Wetzler-Protokoll" markieren einen Wendepunkt in der Geschichte des Holocaust. Die Veröffentlichung zwingt die Kriegsgegner der Nationalsozialisten zum Handeln.In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:von einer der wenigen geglückten Fluchtgeschichten zweier Männer,wie wenig die Menschen anfangs über das Geschehen in den Konzentrationslagern wissen können oder glauben wollen,was Rudolf Vrba meint, wenn er vom Unterschied zwischen Schweinen an der Schlachtbank und der Hirschjagd sprichtwie sich Rudolf Vrba mit Hilfe eines Kinderspiels alle relevanten Fakten einprägt,und warum der Bericht erst in der Schublade liegen bleibt und schließlich doch veröffentlicht wird.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Vrba, Rudolf, “Die missachtete Warnung. Betrachtungen über den Auschwitz-Bericht von 1944“, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 44.1. München, 1996 Zayas, Alfred de, Völkermord als Staatsgeheimnis. Vom Wissen über die „Endlösung der Judenfrage“ im Dritten Reich. München, 2007Bauer, Yehuda, „Anmerkungen zum ‚Auschwitz-Bericht‘ von Rudolf Vrba“. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 45.2, S. 297-307. München, 1997 Bauer, Yehuda, „Rudolf Vrba und die Auschwitz-Protokolle. Eine Antwort auf John S. Conway“. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 54.4, S. 701-710. München, 2006 Bajohr, Frank und Dieter Pohl, Der Holocaust als offenes Geheimnis. Die Deutschen, die NS-Führung und die Alliierten. München, 2006 Freedland, Jonathan, The Escape Artist. The man who broke out of Auschwitz to warn the world. London, 2022Weiterführender Link:Podiumsdiskussion Jonathan Freedland/Antony Beevor. British Library, JLF 2022Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Almut Finck Redaktion: Gesa Rünker Technik: Annette Skrzydlo
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Apr 5, 2024 • 13min

Richard Löwenherz: Die Strahlkraft von Mythen und Legenden

Die Fakten: König von England, gestorben am 6.4.1199. Es gibt kaum einen Herrscher vor der Moderne, desen Leben so übestrahlt wird von Legenden.König Richard I. von England, bis heute einer der bekanntesten Monarchen des Mittelalters, regiert von 1189 bis zu seinem Tod 1199. Sein Leben ist geprägt von Feldzügen, politischen Intrigen und kulturellen Errungenschaften, um seine Herrschaft ranken sich bis heute zahlreiche Mythen.Als dritter Sohn von König Heinrich II. von England und Eleonore von Aquitanien zeigt er bereits in jungen Jahren eine ausgeprägte Neigung zum Kriegshandwerk. Als einer der Anführer der christlichen Truppen kämpft er im Dritten Kreuzzug gegen die muslimischen Herrscher des Heiligen Landes.Der König ist aber auch umfassend gebildet: Er spricht mehrere Sprachen fließend, darunter Englisch, Französisch und Latein. Als Förderer von Literatur und Kunst trägt er zur Entwicklung der mittelalterlichen Kultur bei. Doch am besten ist er darin, sich selbst in einem positiven Licht darzustellen: Richard der Löwenbezwinger, Kriegsheld. Tapfer, großzügig und gütig….? In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:welche Mythen sich um den König ranken,wieso ihm der Kreuzzug erstens Ruhm, zweitens Entsetzen und drittens Ärger einbringt,wie die spätere literarische Rezeption sein Heldenimage noch verstärkt,welchen Anteil Troubadoure an dem positiven Bild über den König haben,und ob diese Darstellungen der Realität entsprachen.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Dieter Berg: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im Europa des Mittelalters, Stuttgart 2003Dieter Berg: Richard Löwenherz, Darmstadt 2007. John Gillingham: Richard I., New Haven 1999.Martin Aurell: L’Empire des Plantagenêt. 1154–1224, Paris 2004. Andrew James Johnston: Robin Hood. Geschichte einer Legende, München 2013. Das ist unser wichtigster Interviewpartner:Dr. Robert Tarek-Fischer, HistorikerWeiterführende Links:Richard Löwenherz - Ein König in der Falle Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang MeyerRedaktion: Matti Hesse

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