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Jan 13, 2024 • 14min

Nicht Graham Bell: Wie Philipp Reis das Telefon erfand

Philipp Reis (gestorben 14.1.1874): Ein hessischer Tüftler, der mit seinem "Telephon" die Welt verändert hat. Reich werden sollte er damit nicht.Geboren wird Philipp Reis 1834 in der hessischen Kleinstadt Gelnhausen in eine Bäckerfamilie hinein. Die Eltern sterben früh, Reis wird von seinem Vormund in eine Kaufmannslehre geschickt. Doch in seiner Freizeit begeistert sich der blitzgescheite und handwerklich versierte Reis für Naturwissenschaft und Technik. So gelingt es ihm als Nichtakademiker auch, eine Anstellung als Lehrer zu finden. Begeistert unterrichtet er seine Schüler und baut für ihr besseres Verständnis ein Modell von einem menschlichen Ohr."Seitdem hatte ich die Idee, ob man nicht einen Apparat bauen kann, mit dem man die menschliche Stimme auf weite Entfernungen hörbar machen kann", erinnert sich Philipp Reis später. Die ersten Prototypen bestehen aus einer Hasenblase, einer Stricknadel und einer Geige. Tatsächlich gelingt es ihm, Töne zu transportieren und Reis entwickelt seine Apparatur ständig fort. Er präsentiert seine Erfindung und die Weiterentwicklungen anderen Wissenschaftlern, Industriellen, Politikern – und sogar dem österreichischen Kaiser.Nur das Potenzial erkennen weder Forscher noch Investoren. Die Eliten nehmen Philipp Reis, den Nichtakademiker aus der hessischen Provinz, nicht wirklich ernst. Anders der US-Amerikaner Graham Bell. Er lässt sich ein Reis-Telefon schicken, entwickelt es weiter und wird als Telefon-Pionier mehr als reich. Den Siegeszug des Telefons erlebt Philipp Reis nicht mehr. Er stirbt am 14.1.1874 an Tuberkulose. In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißnerwelche kuriosen Dinge Philipp Reis noch erfunden hat,warum der Tüftler für seine Beweise den Satz "Ein Pferd frisst keinen Gurkensalat" wählt,warum sich der Industrielle Werner von Siemens noch lange über seine Begegnung mit Reis ärgert,wie die US-Amerikaner Graham Bell und Elisha Gray beide die Erfindung des Telefons für sich in Anspruch nehmen. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Wolfram Weimer, Verleger und PublizistWolfram Weimer: Der vergessene Erfinder: Wie Philipp Reis das Telefon erfand. München. 2019.Weiterführende Links:Zeitzeichen über den Erfinder Elisha Gray13.12.1816 – Werner von Siemens wird geborenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina MeißnerRedaktion: Matti HesseTechnik: Alexander Buske
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Jan 12, 2024 • 15min

Seit fast 1.000 Jahren Venedigs erster Hingucker: Der Markusdom

Die erste Basilica di San Marco fällt 976 einem Großbrand zum Opfer. Bis zum Neubau vergehen bald hundert Jahre. Am 13. Januar 1094 wird der Markusdom eingeweiht.Geweiht ist die Markuskirche dem Evangelisten und Märtyrer auf dem ägyptischen Alexandria. Im Jahr 828 bringen venezianische Kaufleute seine Gebeine mit einer kleinen List in die Lagunenstadt. Sie entwenden nachts die Reliquien und verstecken sie in einem Korb mit Schweinefleisch. Weil Juden und Muslime das Schweinefleisch als unrein ansehen, kann so die Zollkontrolle umgangen werden.Die venezianische Stadtregierung erkennt die Bedeutung der Reliquie und errichtet ihr zu Ehren eine hölzerne Kirche neben dem noch bescheidenen Dogenpalast. Es ist die Geburtsstunde des Markuskults, der mit vielen Pilgern auch weiteres Geld in die Stadtkassen bringt. Später findet Markus als geflügelter Löwe mit einem Buch in den Tatzen einen Platz im Stadtwappen. Der heutige Dom ist die dritte Markuskirche. Sie wird am 13. Januar 1094 feierlich geweiht.In diesem Zeitzeichen erzählt Hildburg Heider:wie der Markusdom Rainer Maria Rilke und Mark Twain fasziniert, wie ein Engel Markus seine letzte Ruhestätte offenbart,wie problematisch die Lage an der Lagune für das Bauwerk ist. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Mario Piana, Leitender Architekt der Restaurierung von San Marco.Birgit Haustedt: Das schöne Gegengewicht der Welt – Mit Rilke durch Venedig. Insel Verlag 2016Weiterführende Links:Planet Wissen: Venedigzeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Hildburg HeiderRedaktion: Christoph Tiegel und David Rother
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Jan 11, 2024 • 15min

Modern in seiner Zeit: Der Komponist Reinhard Keiser

Händel und Telemann sind seine Fans, mit seiner Musik will er die Texte verdeutlichen: Reinhard Kaiser, getauft am 12.1.1674, wird im 18. Jahrhundert als bedeutendster deutscher Opernkomponist gefeiert.Zeitgenossen und berühmte Musikschriftsteller des 18. Jahrhunderts sind voll des Lobes. Kein Wunder, gilt Reinhard Keiser doch als der bedeutendste Opern-Komponist seiner Zeit.An der Leipziger Thomasschule ausgebildet, zieht es Keiser über Braunschweig 1697 nach Hamburg, wo er mit der Oper am Gänsemarkt das erste städtische Opernhaus in Deutschland prägt. Keiser schreibt selbst Opern, rund 70 sollen es gewesen sein. Nur von einem Teil sind Partituren erhalten, von anderen lediglich das Textbuch. Er schreibt Bühnenwerke über Störtebeker, den Karneval von Venedig, Boris Godunow oder das "Zerstörte Troja".Für Reinhard Keiser steht die Geschichte im Mittelpunkt und das Singen oder das Musizieren als l’art pour l’art, sinngemäß "die Kunst um der Kunst willen", eher im Hintergrund. Er zeigt die Figuren als lebendige Menschen auf der Bühne, die sich im Gesang ausdrücken. Singen um des Singens willen, das Schön-Singen, ist zweitrangig. Von Aufenthalten in Stuttgart und Kopenhagen abgesehen, bleibt Keiser bis zuletzt in Hamburg. Er wird Kantor am dortigen Dom und schreibt nun überwiegend Kirchenmusik. Reinhard Keiser stirbt mit 65 Jahren am 12. September 1739 in Hamburg.In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:was außer dem Taufdatum über die Herkunft Reinhard Keisers bekannt ist,was die Hamburger Oper am Gänsemarkt im 17. Jahrhundert so besonders macht,vom Interesse bedeutender Komponisten am Schaffen Reinhard Keisers,dass die Darsteller in Keisers Opern nicht nur als Sänger gefordert sind,welche unappetitlichen Verzierungen das Hamburger Millerntor Ende des 17. Jahrhunderts erhält.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Thomas Ihlenfeldt (†), Dirigent und Keiser-Experte.Walter Rösler: Reinhard Keiser – "Le premier homme du monde", in: Booklet zur Aufnahme "Croesus" mit René Jacobs. Christine Blanken: "Keiser, Reinhard", in: Ludwig (Hg.) Finscher: Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Allgemeine Enzyklopädie der Musik, begründet von Friedrich Blume. 2., neubearb. Ausgabe.Weiterführende Links:Planet Wissen: Barockmusik21. Mai 1933 - Der französische Trompeter Maurice André wird geborenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph VratzRedaktion: Gesa Rünker
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Jan 10, 2024 • 16min

Italiens großer Liedermacher Fabrizio De André

Kein langes, aber ein reiches, volles Leben - und eine Musik, für die die Italiener Fabrizio De André noch immer verehren, auch 25 Jahre nach seinem Tod am 11.1.1999...Fabrizio De André ist kein Sänger. Er ist ein Dichter, der singt. Seine Texte erzählen von Menschen, die ausgestoßen sind, Leid durchleben. De André taucht tief in Bilder und Gefühle hinein. Auf der Bühne wirkt sein langer Pony oft wie ein Vorhang, den er zuzieht, um zu singen.De André kommt aus einem wohlhabenden Elternhaus, was nicht unwichtig ist. Der Vater ist Geschäftsmann, die Mutter von Haus aus wohlhabend. Das ist genau das Leben, das Fabrizio nicht will und gegen das er mit seiner Musik aufbegehrt.Ein Meisterwerk gelingt Fabrizio De André 1984 mit dem ungewöhnlichen Album "Crêuza de mä", zu Deutsch "Kleiner Pfad runter zum Meer". Es gilt als eines der besten Alben der 80er-Jahre. Danach produziert Fabrizio De André noch zwei Platten. Drei Jahre vor seinem Tod "Anime salve", zu Deutsch "Gerettete Seelen", erneut eine Hommage an die Menschen am Rande. Am 11. Januar 1999 stirbt der große Cantautore Fabrizio De André mit 59 Jahren an Lungenkrebs.In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:wie Fabrizio De André mit der Geige nichts anfangen kann, aber mit der Gitarre zur Musik findet,mit welcher Beziehung Fabrizio seine Eltern schockiert,welche Rolle die junge Prostituierte Marinella in De Andrés Karriere spielt,was Fabrizio am Sterbebett seines Vaters verspricht,wie De André und seine Freundin entführt werden und eine besondere Beziehung zu den Entführern eingehen.Hier gehts es zur "Fabrizio de André"-Spotify-Playlist der Zeitzeichen-Autorin Andrea KlasenDas sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Eric Pfeil, Musiker und Buchautor aus KölnEric Pfeil: "Azzurro - mit hundert Songs durch Italien", Köln 2022.Peter Burri; Ruedi Ankli: "Cantautore Republic - die italienischen Rockpoeten, ihre Geschichte, ihre Texte mit über 120 Liedern italienisch/deutsch", Basel 1985 (nur noch antiquarisch erhältlich).Weiterführende Links:"Azzurro" – Eric Pfeils musikalischer Reiseführer durch Italien ZeitZeichen - 6. Januar 1938: Der Musiker und Schaupieler Adriano Celentano wird in Mailand geboren Stichtag: 4. März 1943 – Geburtstag von Lucio DallaWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea KlasenRedaktion: David Rother Technik: Christina GabrielOnlineproducerin: Vera Kettenbach
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Jan 10, 2024 • 15min

Reisender, Schriftsteller, Revolutionär: Georg Forster

Als Reiseschriftsteller wird er in Deutschland gefeiert, als Revolutionär später geächtet: Georg Forster, gestorben am 10.1.1794, ist am Ende seines Lebens allein.Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - für diese Ideale geht Georg Forster ins Exil. Ende des 18. Jahrhunderts ist er einer der führenden Jakobiner in Deutschland und glühender Anhänger der Französischen Revolution. Forster ist zu Lebzeiten eine Berühmtheit. Als Illustrator an Bord bei der zweiten Weltumseglung von James Cook gehört er seit seinen Schilderungen von dieser "Reise um die Welt" zu den brillanten Schriftstellern seiner Zeit. Johann Wolfgang von Goethe ist von ihm begeistert, Christoph Martin Wieland schätzt ihn und für den jungen Alexander von Humboldt ist er ein Idol. Als Mitbegründer der ersten deutschen Republik in Mainz muss Forster 1793 nach deren Ende im Pariser Exil bleiben und darf nicht zurück nach Deutschland. Nur wenige Jahre nach seinem Tod am 10. Januar 1794 in Paris ist Georg Forster in Deutschland fast vollkommen vergessen. In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:wie Georg Forster schon als Jugendlicher mit außergewöhnlicher Begabung seine Familie unterstützt,wie Forster als Illustrator mit James Cook auf Reisen geht,dass Georgs Forschungsdrang seine Ehe belastet,von Forsters Zweifeln an der Französischen Revolution. Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner und Quellen:Klaus Harpprecht (Interview von 2009), Journalist und Buchautor, Georg Forsters Biograf Frank Vorpahl, Journalist und Buchautor, Kurator einiger Ausstellungen zu Georg ForsterGeorg Forster und Gerhard Steiner (Hg.): "Reise um die Welt". 1983Klaus Harpprecht: "Georg Forster oder die Liebe zur Welt: Eine Biographie". 1990Frank Vorpahl: "Der Welterkunder: Auf der Suche nach Georg Forster". 2018Weiterführende Links:Georg-Forster-GesellschaftPlanet Wissen: James CookPlanet Wissen: Die Französische RevolutionPlanet Wissen: Johann Wolfgang von GoetheWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea KathRedaktion: Gesa RünkerTechnik: Sascha SchiemannOnlineproducerin: Vera Kettenbach
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Jan 8, 2024 • 15min

Mehr Enttäuschung als Hoffnung: Der Dramatiker Heiner Müller

Heiner Müller (geboren am 9.1.1929) ist einer der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Schonungslos wühlt er sich durch die Schrecken der Weltgeschichte.Heiner Müller wird am 09. Januar 1929 in Sachsen geboren. Er erlebt die Verhaftung seines Vaters durch die Nazis, einen Besuch im Konzentrationslager und die Ausgrenzung als Sohn eines "Verbrechers". Nach der Nazizeit wird Heiner Müllers Vater Funktionär der SED - zieht aber schon 1951 mit seiner Familie in den Westen.Heiner Müller bleibt in der DDR und wird zum gleichermaßen gefeierten wie umstrittenen Dramatiker. Er arbeitet als Dramaturg, Regisseur und zuletzt als Intendant des Berliner Ensembles. In seinen Stücken erzählt Müller von den Brüchen und Widersprüchen in der DDR und den Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. Als ihn das in Konflikt mit der Kulturbürokratie bringt, verlegt er sich auf die Bearbeitung antiker und historischer Stoffe. Heiner Müller will keinen fröhlichen Applaus, sondern er will das Publikum auch fordern. In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:dass Heiner Müllers Texte wie gemacht sind für Warnhinweise,wie Müllers Werk gleichermaßen Vergangenheit wie Zukunft bewältigt,von der Verbindung Müllers zur Band "Einstürzende Neubauten",wie Heiner Müller an Geschichten feilt und sich bei allem bedient, was gerade zur Hand oder im Kopf ist.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Heiner Müller: "Krieg ohne Schlacht", Lebenserinnerungen. 2019Dr. Falk Strehlow, GermanistJan-Christoph Gockel, RegisseurWeiterführende Links:Planet Wissen: Leben in der DDRPlanet Wissen: Die deutsche WiedervereinigungWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas KlugRedaktion: Matti HesseTechnik: Martin Kropp Onlineproducerin: Vera Kettenbach
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Jan 7, 2024 • 15min

"Die Wunder der Welt": Der venezianische Reisende Marco Polo

Am 8.1.1324 ist Marco Polo gestorben, das steht fest. Aber was ist wahr von all den unglaublichen Geschichten und Abenteuern, die er auf der Reise seines Lebens erlebt haben will?In seinem Buch "Il Milione" berichtet der Venezianer Marco Polo von seiner abenteuerlichen Reise nach China und den Erlebnissen dort. Man erfährt von Heiratsbräuchen in China, ob Elefanten von riesigen Vögeln aus dem Sumpf gehoben werden können oder wie man eine Burg belagert. Der Glaubwürdigkeit dieser Berichte ist nicht zuträglich, dass die Original-Handschrift verloren geht. Es existieren 150 Abschriften und frühe Übersetzungen des Textes, die zwar zum Teil noch zu Lebzeiten Marco Polos entstehen, aber stark voneinander abweichen. Von ihrer Faszination haben Marco Polos Reiseberichte trotzdem kaum verloren. Es sind Berichte von großen Abenteuern in fernen Ländern und dem Kontakt zu fremden Kulturen. Das Buch ist eines der erstaunlichsten und einflussreichsten, die jemals geschrieben werden.Ein späterer Chronist behauptet, ein Priester habe Marco Polo noch auf dem Sterbebett dazu gedrängt, all seine Lügen nun doch endlich einzugestehen, damit ihm das Himmelreich zuteilwerde. Polo aber habe geantwortet, "ich habe nicht die Hälfte von dem erzählt, was ich wirklich gesehen habe, denn sonst hätte mir niemand geglaubt."In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:wie Marco Polos Erinnerungen angeblich in einer Gefängniszelle niedergeschrieben werden,wie Marco Polo durch Vater und Onkel für seine Reisen motiviert wird,welche Bitte der mongolische Herrscher Kublai Khan an Papst Clemens IV. richtet,von Marco Polos ersten Begegnungen mit Tatoos und Menschenfressern.Das ist unser wichtigster Interviewpartner:Tilmann Spengler, Sinologe, Schriftsteller und Journalist.Weiterführende Links:Stichtag: 1206 - Dschingis Khan gründet das MongolenreichStichtag: 9. April 1241 - Sieg der Mongolen in SchlesienStichtag: 05. Mai 1260 - Kublai Khan wird zum Herrscher gewähltPlanet Wissen: Die alte SeidenstraßeWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Marko RösselerRedaktion: Gesa RünkerTechnik: Sascha SchiemannOnlineproducerin: Vera Kettenbach
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Jan 6, 2024 • 15min

Inflationsheiliger und Kohlrabiapostel: Friedrich Muck-Lamberty

Massenwahn, ganze Dörfer im wilden Tanz: Wo der Wanderprediger Friedrich Muck-Lamberty auftaucht in den wirren Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, begeistert er die Menschen. Am 7.1.1984 ist Muck-Lamberty gestorben.Friedrich Muck-Lamberty ist in der wirren und harten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ein erstaunlicher Mensch. Er spricht über Gott und die Welt, über die "Neue Zeit", die eine "Not-Zeit" ist und dass man zu einer "Not-Wende" kommen muss, indem man den verderblichen Strömungen begegnet. Mit seiner Schar zieht er durch die Lande und ruft die Menschen zur Besinnung auf.Ein so überzeugender Prediger wie Muck-Lamberty trifft den Nerv der Zeit. Begierig lauschen die Entwurzelten und Verunsicherten seinen Botschaften.Während der NS-Zeit gerät er gelegentlich in Schwierigkeiten, unter denen er sich aber wegducken kann. In den 1950er-Jahren zieht er zunächst nach Königswinter, dann als Heiler in den Westerwald. Bis zu seinem Tod im Alter von 92 Jahren am 7. Januar 1984 bleibt Friedrich Muck-Lamberty ein Querkopf und Freigeist. Er begrüßt Fidel Castros Kuba und die Studenten-Revolte, sieht sich als Vorreiter der Ökobewegung.In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:wie der kleine Friedrich Lamberty zu seinem Spitznamen "Muck" kommt,womit die "Kohlrabi-Apostel" und "Inflationsheiligen" nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland ihre Anhänger begeistern,welches Ernährungs-Experiment der deutschen Marine Friedrich Muck-Lamberty sehr entgegen kommt,dass Muck-Lamberty selbst es mit der gepredigten Askese nicht so genau nimmt.Das sind die wichtigsten Quellen und Interviewpartnerin:Heidemarie Hecht, BiografinHeidemarie Hecht: "An alle Lebendigen. Friedrich Muck-Lamberty - Ein völkischer Freigeist.", Jena 2020Ulrich Linse: "Barfüßige Propheten. Erlöser der zwanziger Jahre", Berlin 1983 Lisa Tetzner: "Im Land der Industrie zwischen Rhein und Ruhr", Jena 1923Weiterführende Links:Zeitzeichen: 07.06.1892 - Gründung Deutscher VegetarierbundZeitzeichen: 01.11.1944 - Erster Welt-Vegan-TagPlanet Wissen: Der Erste Weltkrieg – Ein Funke setzt die Welt in BrandPlanet Wissen: Die langen Schatten des Ersten WeltkriegsWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Christiane KopkaRedaktion: David RotherTechnik: Theo KramerOnlineproducerin: Vera Kettenbach
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Jan 5, 2024 • 15min

Ein Jahrhundertleben für die Kunst: Heinz Berggruen

"Kunst ist eine Droge" sagte Heinz Berggruen, der bedeutendste deutsche Kunstmäzen und Kunsthändler des 20. Jahrhunderts. Am 6.1.1914 wurde er geboren.Heinz Berggruen wächst in einem liberalen, jüdischen Elternhaus in Berlin Wilmersdorf auf. Mit Kunst haben seine Eltern nichts am Hut, schreibt er in seiner Autobiografie. Ganz anders Heinz, der in Frankreich Kunstgeschichte und Literatur studiert.Zurück in Deutschland arbeitet Berggruen zunächst als Journalist und flieht 1936 vor den Nationalsozialisten in die USA: Mit einem Stipendium der Berkeley-Universität geht er nach Kalifornien. Neben dem Studium arbeitet er in einem Museum für Moderne Kunst. Das verändert sein Leben. Berggruen wird erst Kunsthändler und dann Kunstsammler. 1996 kehrt Heinz Berggruen nach Deutschland zurück. In einer "Geste der Versöhnung" verkauft er dem deutschen Staat seine Gemäldesammlung zum Preis von 253 Millionen Mark. Berlin stellt für die Sammlung den westlichen Stülerbau zur Verfügung: Hier entsteht das "Museum Berggruen". Heinz Berggruen wird im Jahr 2004 in einem Festakt zum Ehrenbürger Berlins ernannt.In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:warum Heinz Berggruen den Kriegseintritt der USA als "Erlösung" empfindet,wie drei russische Schwestern Heinz Berggruen den Einstieg in den Kunsthandel ermöglichen,wie Heinz Berggruen und sein Sohn Oliver durch eine Kunstausstellung zueinander finden,wie Bundeskanzler Gerhard Schröder mit einem Zettelchen grünes Licht für den Erwerb der Berggruen-Sammlung gibt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Heinz Berggruen: "Hauptweg und Nebenwege", Autobiografie, 1996Olivier Berggruen (Heinz Berggruens Sohn)Professor Dr. Klaus-Dieter Lehmann, BerlinProfessor Michael Naumann, Berlin/HamburgProfessorin Monika Grütters, MdB, BerlinWeiterführende Links:Günter Gaus für die ARD im Zeitzeugen-Gespräch mit Heinz BerggruenDas Museum Berggruen in BerlinStichtag: 25. Oktober 2006 - Vor 125 Jahren: Pablo Picasso wird geborenZeitzeichen: 03.11.1954 - Der Todestag von Henri MatisseWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Kay BandermannRedaktion: David Rother, Christoph TiegelTechnik: Sascha Schiemann

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