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Nov 26, 2024 • 15min

Auto-Fan Bertolt Brecht kauft einen Sportwagen (am 27.11.1949)

Bertolt Brecht hat den Kapitalismus verachtet - aber schnelle Sportwagen geliebt. Und deshalb sogar einen Werbeslogan für die Marke "Steyr" geschrieben...Von einem rot-schwarzen Steyr träumt Bertolt Brecht schon lange. Die österreichische Automobilmarke hat Ende der 1920er Jahre eine Strahlkraft wie später Porsche oder Ferrari. Doch zunächst muss sich Brecht mit einem Opel begnügen, mehr gibt sein Budget nicht her. Erst mit dem Erfolg der Dreigroschenoper kann sich der Schriftsteller seinen ersten Steyr leisten. Doch die Gestapo beschlagnahmt sein Auto nur wenige Jahre später zusammen mit seinem Haus. Im dänischen Exil fährt Brecht einen Ford T - kein Vergleich mit einem Steyr. Er notiert: "Ford hat ein Auto gebaut; das fährt ein wenig laut; es ist nicht wasserdicht; und fährt auch manchmal nicht." Erst als er aus dem Exil zurück nach Berlin kommt, ist Bertolt Brecht wieder mit dem Wagen unterwegs, an dem sein Herz besonders hängt: Am 27. November 1949 kauft er einen gebrauchten, rot-schwarzen Steyr.Sein Traumauto wird später von der DDR-Polizei aus dem Verkehr gezogen. Ein 15 Jahre altes Auto auf der Straße? Eine Konsumverweigerung gegenüber der heimischen Autoindustrie, nahezu konterrevolutionär. In diesem Zeitzeichen erzählt Jürgen Werth:warum Brecht einige Autos wie Geliebte behandelt haben soll,wofür der notorisch untreue Schriftsteller seine Autos außer für Ausfahrten noch genutzt hat,warum der Minister für Kultur der DDR Bertolt Brecht in den fünfziger Jahren ein EMW Kabrio überlässt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner und -partnerinnen:Erdmut Wizisla, langjähriger Leiter des Brecht-ArchivsUrsula Muscheler, ArchitekturhistorikerinEgon Monk, Brecht-SchülerUrsula Muscheler: Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto. Bertolt Brechts Lebensstil. Berlin 2024. Werner Hecht: Brechts Leben in schwierigen Zeiten. Berlin 2007.Weiterführende Links:06.05.1971: Helene Weigel stirbt 14.08.1956: Bertolt Brecht stirbt in Ost-Berlin02.02.1954: Sie beherbergt Brecht im finnischen Exil: Hella Woulijoki17.01.1932: Uraufführung von "Die Mutter" von Brecht31.08.1928: Uraufführung der "Dreigroschenoper" von BrechtWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Jürgen WerthRedaktion: Matti HesseTechnik: Holger Maerten und Antonia Herzog
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Nov 25, 2024 • 15min

Verträumter Nonsens statt Moralerziehung: Alice im Wunderland

Bei einem Bootsausflug mit der kleinen Alice Liddell erfindet Lewis Carroll die Geschichte, die später Dalí und die Beatles inspiriert. Am 26.11.1864 übergibt er ihr sein Manuskript."Alice’s Adventures Under Ground" - so lautet der ursprüngliche Titel, den Charles Dodgson, besser bekannt als Lewis Carroll, 1864 seiner ersten Version der berühmten Erzählung gibt. Was als spontane Geschichte während eines Bootsausflugs auf der Themse beginnt, wird auf Drängen der zehnjährigen Alice Liddell, Dodgsons junger Zuhörerin, zu einem Manuskript - ausgestattet mit Zeichnungen des Autors selbst.Die Geschichte der jungen Alice ist weit mehr als ein Kinderabenteuer: Sie sprengt die Regeln viktorianischer Konventionen und belehrender Kinderliteratur. Statt Gehorsam und Moral zeigt Alice Mut, Witz und die Fähigkeit, im Chaos ihren eigenen Weg zu finden. Figuren wie die Grinsekatze, der Hutmacher oder die herzlose Herzkönigin, die absurde Logik und sprachliche Spielereien machen die Geschichte bis heute zu einem literarischen Phänomen.Im November 1864 überreicht Dodgson der kleinen Alice sein handgeschriebenes Manuskript. Doch dabei bleibt es nicht: Dodgson überarbeitet und erweitert sein Werk. Mit Unterstützung eines befreundeten Schriftstellers veröffentlicht er seine Geschichte 1865 schließlich unter dem Titel, den man bis heute kennt: "Alice’s Adventures in Wonderland".In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:warum der Mathematik-Dozent und Hobbyfotograf Charles Dodgson unter dem Pseudonym Lewis Carroll schrieb, wer die zehnjährige Alice Liddell ist, die Carrolls Geschichte inspirierte, wie Carroll reale Personen, Orte und Eigenheiten wie sein Stottern humorvoll in die Figuren des Buches einarbeitet,und warum seine Fotos von Alice Liddell und anderen Kindern noch heute kontrovers diskutiert werden.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Lewis Carroll: Alles über Alice. Hamburg 2002.Peter Hunt: Alice im Wunderland. Wie alles begann, Darmstadt 2021.Thomas Kleinspehn: Lewis Carroll, Hamburg 1997.Und das ist unsere Interviewpartnerin:Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans, Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Ruhr-Universität BochumWeiterführende Links:Klassiker der Weltliteratur – Lewis Carroll British Library – The Original Alice Planet Wissen – KinderliteraturWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christian Kosfeld Redaktion: Carolin Rückl und David Rother
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Nov 24, 2024 • 15min

Deutsche Antwort auf Sherlock Holmes: Autorin Jenny Hirsch

Die am 25.11.1829 geborene Schriftstellerin kämpft zeitlebens für die Unabhängigkeit von Frauen. Ihr Engagement finanziert sie selbst, mit unkonventionell verdientem Geld.Ein geheimnisvolles Buch. Geschrieben von Fritz Arnefeldt. Ein Kriminalroman - Ende des 19. Jahrhunderts ein ganz neues Genre in Deutschland. Im Buch versteckt sind kleine unterschwellige Botschaften, die eigentlich nicht zu einem männlichen Autor passen. Des Rätsels Lösung: Fritz Arnefeldt gibt es gar nicht. Die eigentliche Autorin ist Jenny Hirsch. Schriftstellerin, Redakteurin und Frauenrechtlerin.Hirsch wird am 25. November 1829 in Zerbst geboren, eine Kleinstadt in Sachsen-Anhalt. Ihr Vater ist Kaufmann, die Familie streng jüdisch. Früh beginnt Jenny Gedichte und Geschichten zu schreiben. Unter dem Pseudonym J. N. Heynrichs, ein Anagramm ihres Namens, sendet sie ab und an ihre literarischen Arbeiten an verschiedene Verlage. Unter ihrem richtigen Namen darf sie nicht veröffentlichen, da sowohl der Vater als auch ihre Verwandten in Zerbst ihre schriftstellerischen Ambitionen missbilligen.Doch aufgeben ist für Hirsch nie eine Option. Sie kämpft - nicht nur für ihre Rechte. Vielmehr wird Hirsch eine der führenden Persönlichkeiten der frühen bürgerlichen Frauenbewegung. Sie ist Mitinitiatorin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins in Leipzig, die erste Schriftführerin des "Vereins zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts" (später Lette-Verein) und Herausgeberin der Zeitschrift "Der Frauen-Anwalt".Neben all diesem Engagement findet Hirsch auch noch Zeit, um Romane zu schreiben - mit Subtext. So machen sich Frauen in ihren Büchern selbstständig oder werden Ärztin. Allein unter dem Pseudonym Fritz Arnefeldt soll sie 29 Krimis und Erzählungen geschrieben haben, die bis in den USA verkauft wurden. Aber irgendwann geht es nicht mehr. Jenny Hirsch erblindet im Alter und stirbt schließlich mit 72 Jahren in Berlin.In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:von Hirschs schwieriger Kindheit im kleinstädtischen Zerbst,warum Hirsch trotz ihres Engagements in manchen Frauenkreisen nicht besonders gut gelitten ist,welche Vorbilder aus dem wahren Leben Hirsch als Vorlage für ihre Romanfiguren dienen,welches Buch von ihr im Internet heute Preise von über 1.000 Euro erzielt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:Jana Mikota, Oberstudienrätin (Uni Siegen)Jana Haase, Archivarin des Lette Vereins in BerlinMarianne Brüning: Jenny Hirsch. Frauenrechtlerin, Redakteurin, Schriftstellerin; Jüdische Miniaturen (2004)Jenny Hirsch: Ein seltsamer Fall. Ein Kriminalroman von 1912 (2019)Weiterführende Links:Zeitzeichen: 13. August 1818 - Geburtstag der amerikanischen Frauenrechtlerin Lucy StoneLette Verein BerlinWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Irene GeuerRedaktion: Carolin Rückl und Sefa Inci Suvak
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Nov 23, 2024 • 15min

Patent für Stacheldraht: Das Ende der Cowboy-Ära?

Am 24.11.1874 verändert ein Patent die USA und den Wilden Westen: Der Stacheldraht revolutioniert die Viehhaltung - und hat dramatische Folgen für Cowboys und Indianer.Das Prinzip ist simpel: Zwei lange, ineinander verdrillte Drähte und darin in kleinen Abständen eingearbeitet kurze Drähte, deren Enden angespitzt nach außen abstehen. Eine praktische Erfindung, dieser Stacheldraht: billig zu produzieren, auch auf große Distanzen einfach zu installieren und dabei so wirksam wie kein anderer Zaun. Am 24. November 1874 erhält der Farmer Joseph Glidden aus Missouri für diese Erfindung das US-Patent Nr. 157.124.Glidden ist nicht der Einzige, der sich an der Entwicklung eines stachelbewehrten Drahtzauns versucht hat. Als Erster hat er jedoch die Idee, die Metalldornen durch Verdrillen zweier Längsdrähte so zu fixieren, dass sie nicht mehr hin und her rutschen können. Mit einer umgebauten Kaffeemühle produziert Joseph Glidden die ersten Meter seiner flexiblen Stahlbarriere, die in kürzester Zeit das Gesicht des amerikanischen Westens grundlegend verändern wird.In diesem Zeitzeichen erweckt Autor Martin Herzog die Geschichte vom Stacheldraht und dem Ende der Cowboys auf Grundlage historischer Fakten zum Leben.In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:Vom Reichtum des Stacheldraht-Erfinders und was Glidden mit dem Geld anfängt,was Gliddens Stacheldraht von anderen unterscheidet und sicherer macht,wie Glidden die skeptischen Texaner von seiner Erfindung überzeugt und sich anschließend vor Aufträgen nicht mehr retten kann,wieso die Cowboys und auch die Indianer unter den zunehmenden Stacheldraht-Barrieren leiden.Das ist unsere wichtigste Quelle:Olivier Razac: Politische Geschichte des Stacheldrahts. Prärie, Schützengraben, Lager. Zürich-Berlin 2003Weiterführende Links:SWR2 Wissen: 14.03.1794: Patent für erste Baumwoll-Entkörnungsmaschine "Cotton Gin"23. Mai 1842 - John Bennet Lawes meldet Kunstdünger zum Patent an9. April 1872 - Patent für die Herstellung von Milchpulver28. Dezember 1886 - Erste funktionierende Spülmaschine patentiertWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Martin HerzogRedaktion: Matti Hesse
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Nov 22, 2024 • 15min

Das geheime Leben der DDR-Elite: die Waldsiedlung Wandlitz

Die Waldsiedlung Wandlitz, fast 30 Jahre exklusiver Wohnort für SED-Politbüromitglieder. Am 23.11.1989 gewährt erstmals eine TV-Reportage der Öffentlichkeit Einblick.Offiziell existiert die Waldsiedlung Wandlitz nicht. Das Gebiet ist auf keiner Karte verzeichnet. Es ist scheinbar Niemandsland. Die DDR-Öffentlichkeit erfährt nichts von der Siedlung. Intern gilt die Regel: Wer Mitglied oder Kandidat des SED-Politbüros wird, muss nach Wandlitz umziehen. Es reicht also nicht aus, nur Minister oder Vorsitzender einer Blockpartei zu sein.Im Herbst 1989 versucht das DDR-Fernsehen erstmals, die Siedlung zu besichtigen. Reporter Jan Carpentier fährt mit einem Kamerateam für die Jugendsendung "Elf99" dorthin, wo die politische Macht Ostdeutschlands wohnt. Doch sie werden abgewiesen. Es handele sich um ein militärisch gesichertes Objekt.Erst zwei Tage später, am 23. November, gibt es den ersten offiziellen Termin zur Besichtigung der Politbürosiedlung. Ein Mensch, der sich als Schmidt vorstellt, führt die Pressevertreter durch ein schon länger leer stehendes Wohnhaus und behauptet, die Einrichtung stamme aus DDR-Produktion. Nur einige Sanitärarmaturen seien importiert worden.In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:in welchem Teil von Berlin die DDR-Führung zunächst wohnt,was der russische Dichter Wladimir Majakowski damit zu tun hat,warum die SED-Prominenz 1953 nach Berlin-Karlshorst umzieht,wann sich die ersten Funktionäre in der Wandlitzer Waldsiedlung niederlassen,wie das Haus von SED-Chef Walter Ulbricht ausgestattet ist.Das ist unser wichtigster Interviewpartner:Ulrich Mählert (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)Weiterführende Links:Zeitzeichen 14.07.1945: Beginn der "Blockparteien" in der Sowjetischen BesatzungszoneZeitzeichen 22.04.1946: KPD und SPD vereinigen sich in Ost-Berlin zur SEDZeitzeichen 17.06.1953: Aufstand in Ost-Berlin und in der DDRZeitzeichen 06.01.1990: Erste DDR-Tournee von Udo LindenbergIFL: Stelenrundgang in der Waldsiedlung WandlitzBundesarchiv: Stasi-Dokumente zum "Politbüro des ZK der SED"bpb.de: Institutionen der SEDWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas KlugRedaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
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Nov 21, 2024 • 15min

Start ins Chaos: Konferenz zur Rechtschreibreform (22.11.1994)

Groß, klein, zusammen, getrennt - die deutsche Rechtschreibung ist voller Fallstricke. Mit einer Reform sollte sie vereinheitlicht und vereinfacht werden - mit gemischtem Erfolg.Fachleute aus der BRD, DDR, Österreich und der Schweiz beraten über viele Jahre, wie die Rechtschreibung einfacher, einheitlicher, verständlicher für Lernende werden kann: 1964 wird das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim gegründet, als wissenschaftliche Einrichtung zur Erforschung der deutschen Sprache.1987 beauftragt die Kultusministerkonferenz der Länder das Institut, ein Regelwerk zu erstellen. Sieben Jahre später ist es soweit. Vom 22. bis 24. November 1994 treffen sich Wissenschaftlerinnen, Fach-Beamte und Verbände zur Wiener Orthographiekonferenz. Sie empfehlen eine umfassende Rechtschreibreform.Schließlich beschließt die Kultusministerkonferenz die Einführung der neuen Rechtschreibung zum 1. August 1998. Als die Vorschläge bekannt werden, bricht eine Protestwelle los. Doch das Bundesverfassungsgericht entscheidet: Die Reform ist rechtmäßig und darf bis zum Jahr 2005 in Behörden, Verwaltungen, Schulen und Hochschulen eingeführt werden. Auch sie wird in den folgenden Jahren mehrmals reformiert.In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:was Konrad Duden 1876 anlässlich einer ersten Rechtschreib-Konferenz erklärt,welche wichtigen Änderungen die "Neue Rechtschreibung" von 1901 enthält,wie viele Germanisten an der Wiener Orthographie-Konferenz teilnehmen,warum 2004 der "Rat für Deutsche Rechtschreibung" gegründet wird,wie wichtig das Lernen von Rechtschreibregeln trotz KI und Textprüf-Programmen ist.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Sabine Krome (Projektleiterin Orthographieforschung am Leibniz Institut für Deutsche Sprache Mannheim, Ex-Geschäftsführerin des "Rats für deutsche Rechtschreibung")Ilpo Tapani Piirainen: Der Weg zur deutschen Rechtschreibreform von 1998. Zur Geschichte einer Kulturfertigkeit. In: Orbis Linguarum, 1999Günther Thomé: Deutsche Orthographie: historisch - systematisch - didaktisch. Grundlagen der Wortschreibung. Oldenburg 2019Weiterführende Links:Planet Wissen: Geschichte der RechtschreibungMoMa: 25 Jahre RechtschreibreformRat für deutsche Rechtschreibung: Grundlagen der deutschen RechtschreibungWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christian Kosfeld Redaktion: Frank Zirpins
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Nov 20, 2024 • 15min

Der Schelm Nasreddin Hoca: Humorist der islamischen Welt

Nasreddin Hoca (Todesjahr 1284) begeistert mit seinen humorvollen Geschichten seit Jahrhunderten. Er zeigt, wie Islam und Humor zusammenpassen.Im Herzen der Türkei, in der mittelanatolischen Stadt Akşehir, steht ein Mausoleum, dessen Tür ein überdimensionales Vorhängeschloss sichert – reinste Ironie, denn ansonsten ist die Grabstätte ringsum frei zugänglich.Das Grab von Nasreddin Hoca ist mit einem übergroßen Turban aus Marmor geschmückt. Darauf steht: Gestorben 683 Hedschra. Nach christlicher Zeitrechnung also 1284. Ob er aber tatsächlich existiert hat oder nicht, ist nicht bekannt.Heute geht man davon aus, dass Nasreddin Hoca eine historische Persönlichkeit des 13. oder 14. Jahrhunderts gewesen sein könnte. Damals erscheinen die ersten Nachrichten über ihn. Sie berichten über ein Schlitzohr, das verschmitzt und mit Schläue, manchmal auch frech, die Schwächen der Menschen humorvoll karikiert.In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:Warum Nasreddin Hoca in der Erzählforschung als "Kristallisations-Figur" bezeichnet wird,welche Art von Anekdoten und Geschichten von ihm stammen sollen,wie groß das Spektrum der Themen ist,welche Rolle die Gestalt des berühmten mongolischen Eroberers Timur Leng spielt,was Michail Gorbatschow mit Nasreddin Hoca zu tun hat.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Professor Ulrich Marzolph (Islamwissenschaftler, Universität Göttingen)Ulrich Marzolph (Hg.): Nasreddin Hoca – 666 wahre Geschichten. München 1996Ulrich Marzolph: Arabia Ridens. Frankfurt 1992Celal Özcan (Hg.): Die besten Geschichten von Nasreddin Hoca. München 2014Weiterführende Links:HR2: Nasreddin Hodscha und der WalnussbaumNDRKultur: Wie steht es um den Humor im Islam?SWR: Humor in den ReligionenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa HeimbachRedaktion: David RotherTechnik: Sarah Fitzek
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Nov 19, 2024 • 14min

Der Jahrhundertroman: 100 Jahre "Zauberberg"

Bequem, lustig und auf begrenztem Raum - so stellt sich Thomas Mann sein neues Werk vor. Am Ende ufert die Arbeit so aus wie der Aufenthalt von Hans Castorp im Sanatorium. Im November 1924 kommt das Buch erstmals in den Handel.Thomas Manns Roman begleitet den jungen Hans Castorp, der seinen kranken Vetter im Berghof besucht. Er will eigentlich nur ein paar Wochen bleiben, doch schon bald verändert sich sein Leben – und das Verständnis von Zeit. In der dünnen Bergluft wird er mit Liebe, Tod und philosophischen Fragen konfrontiert, die ihn bis zum Ersten Weltkrieg begleiten. Mann verarbeitet in seinem Jahrhundertroman mit präziser Sprache und feiner Ironie sein eigenes Leben. Im Frühsommer 1912 begibt sich der 36-Jährige in die Schweizer Berge, um seine an Tuberkulose erkrankte Frau Katia zu besuchen. Im Sanatorium von Davos begegnet er einer faszinierenden Welt aus Kranken und Genesenden, deren seltsames Verhalten seine Fantasie anregt. Noch lange nach seiner Reise spielt er mit den Eindrücken, und aus diesen keimen die ersten Ideen für seinen großen Roman.Über Jahre hinweg geschrieben, entfaltet sich "Der Zauberberg" als psychologisches und geistiges Abenteuer, das tief in die Zeitgeschichte der Vorkriegsjahre eintaucht. Es ist ein literarisches Monument über den Wandel der Wahrnehmung und die Komplexität des Lebens, das auch ein Jahrhundert nach seiner Veröffentlichung zum Nachdenken und Staunen anregt.In diesem Zeitzeichen erzählt Monika Buschey:wie der Roman mit seinen langen Dialogen und tiefgründigen Reflexionen auch zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Wahrnehmung anregt,wie die Charaktere des Romans, Leo Naphta und Ludovico Settembrini, zentrale Fragen des 20. Jahrhunderts behandeln und dabei die politische Landschaft der damaligen Zeit widerspiegeln,und wie das Buch den Leser in eine Welt entführt, in der Entschleunigung den Tag bestimmt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Prof. Dr. Ralph Köhnen, Ruhr Universität BochumThomas Mann: Der Zauberberg, Frankfurt am Main 1924. Hans Wysling: Thomas Mann. Selbstkommentare: „Der Zauberberg“, Informationen und Materialien zur Literatur, Berlin 1939.Weiterführende Links:Planet Wissen - Thomas MannARTE Dokumentation - "Der Zauberberg", Thomas Manns JahrhundertromanPlanet Schule - Dichter dran: Thomas MannWDR Zeitzeichen - 27. September 1942 - Thomas Mann spricht in der BBC über den HolocaustWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Monika Buschey Redaktion: Frank Zirpins Technik: Sarah Fitzek
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Nov 18, 2024 • 16min

Dritter Stern für das Restaurant "Aubergine" (am 19.11.1979)

Mit seinem Restaurant "Aubergine" kocht sich Eckart Witzigmann an die Spitze der deutschen Gastro-Szene. Eineinhalb Jahrzehnte lang hält er die höchste Auszeichnung - drei Michelin-Sterne.Nachdem er sich mit dem Restaurant "Tantris" bereits zwei Guide-Michelin-Sterne erkocht hat, öffnet Eckart Witzigmann 1978 sein Restaurant "Aubergine" in München. Ein Jahr später schon erhält er das größtmögliche Lob: Der Guide Michelin vergibt am 19. November 1979 die höchste Auszeichnung.Die "Aubergine" erhält als erstes deutsches Restaurant einen dritten Stern. Der 38-jährige Witzigmann ist damit einer der wenigen Nicht-Franzosen, denen das damals gelingt.Schon in den 1920er-Jahren werden für den Guide Michelin anonyme Tester losgeschickt, sogenannte "Inspektoren", wie sie bis heute heißen. Es sind im weitesten Sinn Leute aus der Gastronomiebranche - Hoteliers, professionelle Köche, Lebensmittelexperten. 1926 wird der Michelinstern eingeführt. Seit 1966 gibt es den Guide Michelin auch für Deutschland. Die Redaktion hat ihren Sitz in Karlsruhe.Eckart Witzigmann behält seine drei Sterne von 1979 bis 1994, bis das Restaurant zugemacht wird. Im März 1993 wird Witzigmann wegen Kokainbesitzes zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Er verliert die Konzession für die "Aubergine".Eine zu harte Strafe finden manche. Der Gault&Millau - neben dem Guide Michelin ein weiterer einflussreicher Restaurantführer - adelt Eckart Witzigmann auch deshalb mit dem Titel "Koch des Jahrhunderts", um seine außerordentliche Klasse herauszustellen. In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:wie Witzigmann mit einer Brühe eine Kollegin verzaubert,wie sich für Witzigmann am Schweizer Tellerlift die Tür zur französischen Spitzengastronomie öffnet,warum sich Frankreich zum kulinarischen Schlaraffenland entwickelt,warum ein Bauunternehmer Witzigmann nach München holt,dass Publikum und Nouvelle Cuisine erst allmählich zueinander finden müssen.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Eckart Witzigmanns Biografie: Was bleibt, 2021.Gespräch mit der Sterneköchin Léa LinsterGespräch mit Madeleine Jakits, langjährige Journalistin des Gourmet-Magazins "Der Feinschmecker".Léa Linster: Deutschland küsst Frankreich. Meine liebsten Rezepte aus beiden Ländern, 2024.Weiterführender Link:Planet Wissen: Gourmetküche - Berühmte KöcheHörtipp:Reinhören: "Alles in Butter" ist der Genuss-Podcast von WDR 5. Neue Folgen gibt’s immer freitags in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea KlasenRedaktion: Christoph Tiegel, Frank ZirpinsTechnik: Nico Söllner
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Nov 18, 2024 • 15min

Das kulturelle Zentrum Japans: Kyoto wird Hauptstadt

Kyoto, die alte Kaiserstadt, war und ist das kulturelle Zentrum Japans: Hier entstanden die schönsten Tempel und die schachbrettartige Architektur der Stadt. 794 wurde Kyoto zur Hauptstadt Japans ernannt.Kyōto, die historische Kaiserstadt Japans, zieht mit ihren jahrhundertealten Tempeln und Teehäusern Besucher aus aller Welt in ihren Bann. Doch wer genau hinsieht, entdeckt weit mehr als nur schöne Fotomotive: Kyōto ist Japans kulturelles Herz und war einst Mittelpunkt der politischen Macht.Im Jahr 794 entscheidet Kaiser Kanmu, seine Residenz nach Heian-kyō - das heutige Kyōto - zu verlegen. Diese Entscheidung begründet nicht nur eine neue Hauptstadt, sondern auch eine Epoche kultureller Blüte, die bis heute nachhallt.Nach chinesischem Vorbild ist Kyōto als Schachbrettstadt angelegt, um die gesellschaftlichen Strukturen abzubilden. Der Rang einer Person bestimmt, wie weit ihr Wohnort von der Residenz des Kaisers im Norden entfernt ist. Auch Tempel, Schreine und die Nähe zur Natur spielen bei der Konstruktion der Stadt eine zentrale Rolle.In Kyōto leben alte Traditionen bis heute weiter. Ob Handwerkskunst, Räucherstäbchenläden oder Süßigkeiten aus Bohnen, für die Japan berühmt ist: Die Stadt vereint Vergangenheit und Gegenwart in einmaliger Weise. Ein Besuch in Kyōto ist wie eine Zeitreise an einen Ort, an dem die Seele des Landes spürbar bleibt.In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:Was Kyōto zu jeder Zeit des Jahres in einem anderen Licht erstrahlen lässt, warum die historischen Bezirke Kyōtos das Stadtbild seit Jahrhunderten prägen, wie die Kunst der Landschaftsgestaltung zur Meditationspraxis erhoben wird,wie sich die traditionelle Teezeremonie in Kyōto vom Rest Japans unterscheidet, und welche tiefe Bedeutung sie für die Einheimischen hat,wo man die schönsten Kirschblüten- und Herbstlaub-Spots abseits des großen Trubels findet.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Wolfgang Schwentker: Geschichte Japans, München 2022 Matsuo Bashō, In: Haiku. Frankfurt am Main 2016Matsuo Bashō: Hundertelf Haiku, Zürich 2009Murasaki Shikibu: Die Geschichte vom Prinzen Genji, Frankfurt am Main 1994. Sei Shōnagon: Kopfkissenbuch, Zürich 2015Und das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Dr. Chantal Weber, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Japanologie am Ostasiatischen Institut der Universität zu KölnWeiterführende Links:Museum für Ostasiatische Kunst KölnPlanet Wissen: Die Geschichte JapansWelten-Saga II - Die Schätze JapansWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia Friedrich Redaktion: Sefa Inci Suvak

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