

Was denkst du denn?
Nora Hespers und Rita Molzberger
Wo ist die Schamgrenze - zum Beispiel in der Sauna? Wie läuft das mit Schuld und Entschuldigung? Und darf ich eigentlich die politische und moralische Haltung von jemandem in Frage stellen? Rita Molzberger und Nora Hespers stellen sich all diese Fragen und diskutieren. Mal mehr mal weniger fachlich, aber immer auf der Suche nach Erkenntnisgewinn. Klingt bierernst, ist aber mitunter ganz schön witzig. Denn erst mal gibt es keine Denkverbote. Wir umkreisen Themen, decken auf, fragen nach, stellen Vermutungen an, sind uns oft einig - aber lernen immer wieder auch was Neues dazu. Wir haben einfach Spaß daran, laut zu denken. Denkt doch einfach 'n bisschen mit!
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Jun 19, 2020 • 1h 12min
Der Zauderrhythmus des Lebens
Über Frust, Enttäuschung und Demotivation
Diese Podcast-Folge hätte es fast nicht gegeben. Seit dreieinhalb Jahren podcasten wir, Rita und Nora, jetzt alle zwei Wochen. Bislang ist noch keine einzige Folge ausgefallen. Auch wenn die Terminfindung mitunter kurzfristig und abenteuerlich war. Aber wir haben es immer geschafft. Und auch jetzt haben wir es wieder geschafft – es war allerdings denkbar knapp. Denn Rita ging es nicht gut. Wieso, weshalb, warum, das erfahrt ihr in dieser Podcast-Folge. Darin geht es um Frust und Lust, Demotivation und Motivation – und ob das überhaupt die richtigen Gegensätze sind. Es geht um die Zeit, in der wir leben, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Rollenverständnis der Geschlechter – und der Gesellschaft. Es geht um Grenzen, Einschränkungen und das Gefühl, gerade ganz grundsätzlich den Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Den eigenen nicht, aber auch denen der anderen nicht. Alles läuft nebenbei und nichts davon läuft richtig rund – oder genügt den eigenen Anforderungen. Zum Beispiel an die Qualität der eigenen Arbeit. Dabei wird das hier keinesfalls ein Jammer-Podcast. Aber wir wollen einem Gefühl Ausdruck verleihen und ihm nachspüren, von dem wir annehmen können, dass es gerade viele Menschen betrifft. Nicht zuletzt all jene, die seit Wochen unter dem Hashtag #Coronaeltern versuchen, Aufmerksamkeit auf die Situation von Eltern und die Bedürfnisse von Kindern zu lenken. Gesellschaftlich wie politisch. Aber es gibt noch viele weitere Gründe, warum uns der aktuelle Zauderrhythmus des Lebens zu schaffen machen kann.
Disclaimer: Wir haben diese Folge am Abend des 03. Juni 2020 aufgenommen. Nur, falls ihr zum Veröffentlichungszeitpunkt Hinweise auf aktuelle politische oder gesellschaftliche Entwicklungen vermisst.
Ritas Literaturliste:
Butler, Judith: Psyche der Macht - Das Subjekt der Unterwerfung. Frankfurt/Main: Suhrkamp. 2001.
Dollard, John s. et al.: Frustration and Aggression. New Haven: Yale University-Press. 1939.
Freud, Sigmund: Jenseits des Lustprinzips. Gesammelte Werke, Bd. XIII. London: Imago Press. 1920.
Foucault, Michel: Zum Begriff der Übertretung. In: Ders.: Schriften zur Literatur. München: Nymphenburger Verlag. 1974, S. 73.
Kleinschmidt, Christoph/Christine Hewel (Hrsg.): Topographien der Grenze. Verortungen einer kulturellen, politischen und ästhetischen Kategorie. Würzburg: Königshausen&Neumann. 2011.
Kleinschmidt, Christoph: Semantik der Grenze. https://www.bpb.de/apuz/176297/semantik-der-grenze?p=1 (Datum des letzten Abrufs: 03.06.2020)
Pessoa, Fernando: Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares. Zürich: Ammann. 2008.
Waldenfels, Bernhard: Bruchlinien der Erfahrung. Phänomenologie, Psychoanalyse, Phänomenotechnik. Frankfurt/Main: Suhrkamp. 2002. (Hier v.a. Kap. V.5 Gespaltenes und geteiltes Selbst sowie Kap. VII.9: Leben im Widerstreit mit sich selbst)
Noras Linktipps:
"Frauen sind die wahren Heldinnen in der Krise - erzählen uns Männer" - die MaLisa Stiftung hat untersuchen lassen, wer in der Corona-Krise eigentlich in den Medien zu Wort kommt.
Autorin Simone Buchholz im „Ball you need is love“-Podcast mit Arnd Zeigler

Jun 5, 2020 • 4min
Einladung zum Zuhören
#BlackLivesMatter
Wir hatten uns eigentlich ein anderes Thema vorgenommen. Aber angesichts des Mordes an George Floyd und der Lage in den USA, aber auch angesichts dessen, was Schwarze Menschen in Deutschland Tag für Tag an Rassismus und Diskriminierung erleben, scheint uns das einfach alles zu banal. Denn wir, Rita und Nora, sind zwei weiße Frauen. Wiewohl es gute, weiße Rassismusforscherinnen gibt, wie Rita anmerkt, nur sie selber ist eben keine - weshalb sie an dieser Stelle als weiße Wissenschaftlerin eben nicht das Wort ergreifen möchte. Das Thema ist uns aber so wichtig, dass wir an dieser Stelle eine Einladung aussprechen wollen: Wir schenken euch die Stunde, die ihr damit verbringen würdet, uns zuzuhören und laden euch ein, stattdessen Podcasts und Hörbücher von und mit Schwarzen Menschen zu hören. Hier sind unsere Vorschläge:
Hör- und Lesetipps:
Exit Racism von Tupoka Ogette auf Spotify
Tupodcast von Tupoka Ogette
Tupoka Ogette auf instagram: instagram.com/tupoka.o
Feuer und Brot - Podcast mit Alice Hasters und Maximiliane Haecke
Was weiße Menschen über Rassismus wissen sollten, aber nicht hören wollen - Alice Hasters über ihr Buch im Gespräch mit Martin Böttcher bei Deutschlandfunk Kultur am 01.10.2019
Mahret Ifeoma Kupka auf instagram: instagram.com/modekoerper
Neu denken! Warum Diversität ein Wagnis für alle ist gesprochenes Essay von Mahret Ifeoma Kupka vom 06.05.2020 bei SWR2
Americanah von Chimamanda Ngozi Adichie
Citizen von Claudia Rankine
Initiative Schwarze Menschen in Deutschland - ISD e.V.
Amadeu Antonio Stiftung

May 22, 2020 • 1h 12min
Zweckfreie Fußwanderungen
Gedankengänge zum Spazieren und Flanieren
Sich fortbewegen. Zu Fuß. Viele Menschen haben das Spazierengehen während der Corona-Pandemie für sich (wieder)entdeckt. Dabei ist rund um das Wandern, Spazieren, Flanieren, Lustwandeln, Prominieren, Gehen schon so viel gedacht und geschrieben worden, dass Rita eigentlich das Gefühl hat, nicht annähernd entsprechend vorbereitet zu sein. Einfach, weil es dazu so viel zu lesen und zu erfahren gäbe. Nora hingegen hat sich bislang recht wenig Gedanken über das gemacht, was im 16. Jahrhundert als "zweckfreie Fußwanderung" bezeichnet wurde. Und so werden die gemeinsamen Gedankengänge in dieser Folge zu einer kleinen Entdeckungsreise durch die Geschichte. Denn: Denker:innen sind schon immer und gerne auch gemeinsam zu Fuß gegangen, um ihre Gedanken zu bewegen und auszutauschen.
Auch dieses Gespräch ist ein Austausch. Es ist ein bisschen so als würde man bei einer Wanderung hier und da mal unter einen Stein schauen und sich über das freuen, was es da so zu entdecken gibt. Das hier ist eine herzliche Einladung an alle, mit uns ein bisschen die Gedanken wandern zu lassen - und vielleicht begleiten wir euch ja tatsächlich auf einem Spaziergang!
Ritas Literaturliste
Frost, Ursula: Bewegung zwischen den Welten – Bildung als Wanderung. Unveröffentlichtes Manuskript. Köln 2018.
Iwawaki-Riebel, Toyomi: Nietzsches Philosophie des Wanderers. Interkulturelles Verstehen mit der Interpretation des Leibes. Würzburg 2004.
Kagge, Erling: Gehen. Weitergehen. Eine Anleitung. Berlin 2018.
Negt, Oskar: Philosophie des aufrechten Gangs. Streitschrift für eine neue Schule. Göttingen 2013.
Sagner, Karin: Frauen auf eigenen Füßen. Spazieren, Flanieren, Wandern. München 2016.
Thoreau, Henry David: Vom Spazieren. Ein Essay. Zürich 2001.
Noras Linktipps:
"Sinn und Verstand"-Blog - Wibke Ladwig schreibt hier regelmäßig über ihre Gedankengänge auf dem Weg ins Heimbüro oder andere Spaziertätigkeiten - sehr lesenswert!
"Durch die Gegend"-Podcast - Interviews mit MusikerInnen, SchriftstellerInnen, KünstlerInnen und PhilosophInnen bei Spaziergängen durch ihre Stadt oder an ihren Lieblingsorten

May 8, 2020 • 60min
Macht und Verschwörung
... und was das mit unserem Hunger nach Wissen zu tun hat
Mit Situationen, in denen wir uns ausgeliefert fühlen, kommen viele Menschen nicht gut zurecht. Und es sind auch verdammt schwierige Situationen. Oft mit so komplexen Zusammenhängen, dass einem beim Verfolgen der einzelnen Parameter das Hirn zu verknoten droht. Genau das sind Situationen, in denen wir nach Erklärungen suchen. Oder sogar nach dem oder der Schuldigen. Irgendwer muss doch das Ganze unter Kontrolle haben. Wenn wir nur lange genug suchen, dann finden wir die Zusammenhänge. Die unsichtbare Macht, die hinter allem steckt und uns nach dem Leben trachtet. Aber warum ist das so? Warum suchen wir nach einer irgendwie gearteten höheren Macht? Und warum sind einige Menschen so anfällig dafür, eher an Verschwörungstheorien zu glauben als daran, dass eine Situation - wie zum Beispiel die Corona-Pandemie gerade - außerhalb unserer Kontrolle, also unserer Macht liegt? Warum ist es so schwer anzuerkennen, dass wir uns gerade in einem Zustand befinden, in dem wir nicht so viel Wissen - und nur ganz vage Aussagen über die Entwicklungen treffen können?
Ritas Literaturliste:
Agamben, Giorgio: Homo sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben. Frankfurt/Main 2002.
Borvitz, Sieglinde/Köhler, Britta: Prekäres Leben. Das Politische und die Gemeinschaft in Zeiten der Krise. Bielefeld 2020.
Bröckling, Ulrich/Krassmann, Susanne (Hrsg.): Gouvernementalität der Gegenwart. Frankfurt/Main 2000.
Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. 9. Auflage. Frankfurt/Main 1994.
Lemke, Thomas: thomaslemkeweb.de/publikationen/Gouvernementalität (Datum des letzten Abrufs: 01.05.2020)
Nigro, Roberto/Rölli, Marc: Vierzig Jahre "Überwachen und Strafen": Zur Aktualität der Foucault’schen Machtanalyse. Berlin 2017.
Snow, C.-P.: The Two Cultures and A Second Look. London 1974.

Apr 24, 2020 • 1h 7min
Nenn es nicht Langeweile!
Über Alltag, Monotonie und Isolation
Es sind alles andere als langweilige Zeiten. Es sind fordernde Zeiten. Und trotzdem finden sich im Internet unzählige Tipps für Menschen, die jetzt gegen Langeweile kämpfen. Aber ist das wirklich das richtige Wort für den Zustand, den diese Menschen erleben? Ist die eigentliche Ursache nicht eine andere, nämlich soziale Isolation zum Beispiel? Klar, einigen wird die Zeit wirklich lang. Sie schwimmen in einem Meer von Zeit. Auch, weil sie ihrer Arbeit während der Corona-Pandemie nicht mehr nachgehen können. Aber selbst dann scheint der Begriff Langeweile zu banal. Und für viele Menschen ist auch zutreffend, dass ihnen gar nicht langweilig ist, wenn sie gerade keiner Erwerbsarbeit nachgehen. Denn auch ohne kann ein Leben angefüllt sein mit Aufgaben, sei es in der Familie, im Freundeskreis oder aber auch mit anderen Beschäftigungen, denen wir gerne nachgehen, ohne damit Geld zu verdienen. In dieser Episode diskutieren Rita und Nora das Phänomen Langeweile im Bezug zur Arbeit und ihrem Stellenwert in der Gesellschaft.
Ritas Literaturliste:
Aßländer, Michael/Wagner, Bernd: Philosophie der Arbeit. Texte von der Antike bis zur Gegenwart. Frankfurt/Main 2017.
Elias, Norbert: Über die Zeit. Frankfurt/Main 1988.
Kaempfer, Wolfgang: Zeit des Menschen. Das Doppelspiel der Zeit im Spektrum der menschlichen Erfahrung. Frankfurt/Main und Leipzig 1996. (S. 237 ff.: "Der Wirtschaftsprozeß")
Lionni, Leo: Frederick. Ersterscheinung 1967.
Maslow, Abraham: A Theory of Human Motivation. In: Psychological Review, Vol. 50 No. 4. 1943, pp. 370-396.
Schmid, Helga: Uchronia. Designing Time. Basel 2020.
Virilio, Paul: Geschwindigkeit und Politik. Berlin 2008.
Wendorff, Rudolf: Der Mensch und die Zeit. Ein Essay. Opladen 1988. . 153ff.: "Zeit und Wirtschaft" sowie S. 165ff.: "Arbeitszeit und Privatzeit")

Apr 10, 2020 • 1h
Das Leben vor die Füße kotzen
Zwischen Authentizität und Aufrichtigkeit
Es gibt zwei Formen von Authentizität, sagt Rita Molzberger. Erstens da, wo uns jemand sein ganzes Leben vor die Füße kotzt und jeden Augenblick des eigenen Lebens mit uns teilt und zweitens, Authentizität zum Zweck der Ökonomisierung des Subjekts. Und tatsächlich begegnet uns der Begriff Authentizität gar nicht so selten in medialen Zusammenhängen. Oder da, wo uns etwas verkauft werden soll. Aber was meinen wir eigentlich wirklich, wenn wir authentisch sagen? Benutzen wir den Begriff überhaupt richtig? Und wo grenzt sich Authentizität zum Beispiel zu Begriffen ab wie Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Wollen wir eigentlich, dass Menschen immer authentisch sind? Also auch, wenn es um ihre schlechten und nicht so liebenswerten Eigenschaften geht? Und wie reagieren wir, wenn sich ein Mensch verändert und wandelt. Sagen wir vom Fitness-Junkie zur Nachhaltigkeitsaktivistin. Passen Authentizität und Wandel überhaupt zusammen?
Ritas Literaturliste
Bröckling, Ulrich: Totale Mobilmachung. Menschenführung im Qualitäts- und Selbstmanagement, in: Gouvernementalität der Gegenwart. Studien zur Ökonomisierung des Sozialen. 2000. Frankfurt a. M.
Ferrara, Alessandro: Ein Gefühl der "Beförderung des Lebens". Neuer philosophischer Horizont: Reflexive Authentizität als Mittlerin zwischen Universalismus und Pluralismus, in: Frankfurter Rundschau vom 11.4.2000
Knaller, Susanne/Müller, Harro (Hrsg.): Authentizität. Diskussion eines ästhetischen Begriffs. München. 2006.
Lethen, Helmut: Versionen des Authentischen: sechs Gemeinplätze, in: Hartmut Böhme, Klaus R. Scherpe (Hrsg.), Literatur und Kulturwissenschaften – Positionen, Theorien, Modelle. Rowohlt. 1996
Senghaas-Knlobloch, Eva: Autonomie und Authentizität im postfordistischen Erwerbsarbeitsleben. In: Wohin driftet die Arbeitswelt? Wiesbaden. VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2008
Strub, Christian: Authentizität. Information Philosophie http://www.information-philosophie.de/?a=1&t=2546&n=2&y=1&c=76

Mar 27, 2020 • 1h 7min
Das Virus schubst den Spieltisch um
Von Welt und Bewältigung
Mit dieser Situation haben wohl die wenigsten von uns gerechnet: Ein neuartiges Virus legt gerade unser Leben lahm. Zumindest das, was wir bislang gewohnt waren. Mit weitreichenden Folgen, die wir zu großen Teilen noch nicht absehen können. Wir - und das schließt Rita und Nora mit ein - befinden uns hier in Deutschland gerade erst am Anfang. Und deshalb können wir noch gar nicht so richtig viel sagen zu dem, was passiert. Trotzdem wollen wir uns die Zeit nehmen, zumindest das mal zu reflektieren, was wir zur Zeit beobachten können. Und gemeinsam mit- und nachdenken über das, was gerade passiert. Was diese Corona-Pandemie mit uns macht - im Kleinen wie im Großen. Und wie wir gerade auch Gesellschaft neu verhandeln.
Ritas Literaturliste:
Cassirer, Ernst: Schriften zur Philosophie der symbolischen Formen, Darmstadt. 1997
Horx, Matthias: Die Welt nach Corona. Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise vorbei ist. https://www.horx.com/48-die-welt-nach-corona/ abgerufen am 27.3.2020
Klafki, Wolfgang: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik - zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik. Weinheim/Basel. 2007
Marquard, Odo: Medizinerfolg und Medizinkritik - Die modernen Menschen als Prinzessinnen auf der Erbse in Skepsis und Zustimmung. Stuttgart. 1994
Biehl, Peter: Symbole - ihre Bedeutung für menschliche Bildung, Zeitschrift für Pädagogik 38 (1992) 2, https://www.pedocs.de/volltexte/2018/13958/pdf/ZfPaed_1992_2_Biehl_Symbole_ihre_Bedeutung.pdf, abgerufen am 27.3.2020
Noras Podcast-Tipp
COSMO Tech Podcast: Tech gegen das Coronavirus mit Dennis Horn und Jörg Schieb vom 17.03.2020 (abrufbar bis 16.03.2025)

Mar 13, 2020 • 1h 5min
Welt(anschauungs)schmerz
Die dunkle Seite der Menschheit
Aktuell sind viele von uns damit beschäftigt, ihre Lebensumstände neu zu sortieren, weil das Corona-Virus große Umstellungen verlangt. Aber auch die ersten beiden Monate des Jahres 2020 hatten es bereits in sich. Da gab es das #Omagate, den Tabubruch von Thüringen, die rassistischen Morde in Hanau und ganz aktuell den unmenschlichen Umgang mit Geflüchteten an der türkisch-griechischen Grenze, bei denen die Menschenrechte, Grundwerte der europäischen Union, mit Füßen getreten werden. Beim Blick in die Welt tut Nora gerade das Herz weh. Und ja, das klingt pathetisch. Aber es ist tatsächlich so. Aber woher kommt dieser Weltschmerz? Welchen Platz hat er in unserer Gesellschaft und wie können wir damit umgehen? Darüber sprechen Rita und Nora in dieser Ausgabe des "Was denkst du denn?" Podcast.
Ritas Literaturliste:
Burchardt, Matthias: Erziehung im Weltbezug: Zur pädagogischen Anthropologie Eugen Finks. Würzburg 2001.
Fink, Eugen: Der Mensch als Fragment. In: Ders.: Zur Krisenlage des modernen Menschen. Würzburg 1989.
Fink, Eugen: Grundphänomene des menschlichen Daseins. 2., unveränderte Auflage. Freiburg 1995
Frost, Ursula: Bildung und Öffentlichkeit. Über allgemeine und politische Bildung. In: Obermaier, Michael (Hrsg.): Humane Ökologie. Gesellschaftliche Fragmentierungen - pädagogische Suchbewegungen. Paderborn 2012.
Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Vorlesungen über Pädagogik (1813). In: Ders.: Texte zur Pädagogik. Kommentierte Studienausgabe. Hrsg. von Michael Winkler und Jens Brachmann. Frankfurt 2000.
Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. München 1998.
Wittgenstein, Ludwig: Tractatus logico-philosophicus. Werkausgabe Band 1. Frankfurt/Main 1984.
Noras Linkliste:
Büüsker, Ann-Kathrin: Über Topf & Söhne, die Ofenbauer von Auschwitz (via twitter.com/uedio)
Büüsker, Ann-Kathrin: Über "Ballastexistenzen" und den Gedenkort Pirna (via twitter.com/uedio)

Feb 28, 2020 • 1h 8min
Spalter! Spalter!
... oder: Mit Brücken über Gesellschaftslücken
Immer wieder geht es in Diskussionen um die Spaltung der Gesellschaft. Besonders präsent war da Anfang des Jahres die angebliche Spaltung der Generationen. Aber auch sonst wird gerne und oft von bestimmten Spaltungen gesprochen. Am Beispiel des Generationenkonfliktes - den es ohnehin schon immer gab - suchen wir nach diesen Spaltungen. Wo verlaufen diese Grenzen? Wer setzt die? Und: Warum? Und natürlich kommt auch die Frage auf, ob das überhaupt so schlimm ist alles? Denn diese gesellschaftlichen Lücken und Brüche weisen uns ja auf etwas hin. Statt sie mit Angst zu betrachten, gäbe es ja auch die Möglichkeit, Brücken zu bauen. Was dafür nötig ist und warum sich Nora demnächst vielleicht einen grünen Punkt und eine gelbe Tonnen tättowieren lässt … darum geht's in dieser Folge.
Ritas Literaturliste:
Ecarius, Jutta: Generation, Erziehung und Bildung. Eine Einführung. Stuttgart 2008.
Frost, Ursula: Erziehung als Generationenverhältnis. In: Mertens, Gerhard et al. (Hrsg.): Handbuch der Erziehungswissenschaft. Band 1. Paderborn 2008, S. 167-173.
Furth, Peter: Phänomenologie der Enttäuschungen. Frankfurt/Main 1991.
Hafeneger, Benno: Anerkennung, Respekt und Achtung. Dimensionen in den pädagogischen Generationenbeziehungen. In: Hafeneger, Benno/ Henkenburg, Peter/ Scherr, Albert (Hrsg.): Pädagogik der Anerkennung. Schwalbach i.T. 2002, S. 45-62.
Krais, Beate/Gebauer, Gunter: Habitus. 7. Auflage. Bielefeld 2017.
Liebau, Eckart (Hrsg.): Das Generationenverhältnis. Über das Zusammenleben in Familie und Gesellschaft. Weinheim u. München 1997.
Zimmermann, Hans-Peter/de Leuw, Peter: Die feinen Unterschiede und wie sie entstehen. Pierre Bourdieu erforscht unseren Alltag. Sendung des HR am 3.11.1983, verfügbar unter https://youtu.be/gQSYewA03BU (Datum des letzten Abrufs: 19.02.2020)

Feb 14, 2020 • 58min
Den Mittelfinger in die Wunde
Von Intellektualität und Anstand
Wer oder was sind eigentlich Intellektuelle? Was ist ihre Aufgabe in unserer Gesellschaft? Und, was hat das Ganze mit Anstand zu tun? Während Nora sich fragt, ob man die beiden Themen überhaupt zusammenrühren kann, ist Rita sicher: Die gehen gar nicht ohne einander. Und schon geht sie los, die lustige und manchmal auch schmerzhafte Reise ins Reich der Intellektualität. Angefangen mit der Dreyfus-Affäre in Frankreich 1894 bis hin zu den Denkerinnen und Denkern der Gegenwart - und dem Tabubruch von Thüringen. Denn eins ist auch klar: Das Intellektuelle lässt sich auch vom Politischen nicht trennen.
Ritas Literaturliste:
Bering, Dietz: Die Intellektuellen. Geschichte eines Schimpfwortes. Stuttgart 1978.
Foucault, Michel: Die politische Funktion des Intellektuellen. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits, Bd. III: 1976-1979. Hrsg. von Daniel Defert/ François Ewald. Frankfurt/Main 2003.
Frisch, Max: Fragebogen. 17. Auflage. Berlin 1998.
Sartre, Jean-Paul: Plädoyer für die Intellektuellen. In: Ders.: Gesammelte Werke. Bd. 6: Politische Schriften. Reinbeck 1995.
Stuhlmann, Gunther (Hrsg.): Die Tagebücher der Anaïs Nin. Band 2: 1934-1939. München 1994.
Zeh, Juli: Treideln. München 2015.
Noras Twitterlektuelle:
Margarete Stokowski
Saša Stanišić
Teresa Bücker
Kübra Gümüşay
Igor Levit


