

SWR2 Zeitgenossen
SWR
Wir sprechen jede Woche mit Zeitgenossen, die auf einen besonderen Lebensweg zurückblicken: Sie sind Aktivist*innen, Künstler*innen oder Forscher*innen. Sie haben Zeitgeschichte erlebt und geprägt – und sie haben viel zu erzählen. Zur ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-zeitgenossen/8758618/
Episodes
Mentioned books

Nov 30, 2024 • 36min
Axel Hacke: „Hypochondrie hat sich bei mir bewährt“
„Aua!“ – Unter diesem Titel hat der Bestsellerautor Axel Hacke „Die Geschichte meines Körpers“ geschrieben.
Er blickt auf fast sieben Jahrzehnte Ko-Existenz mit diversen Funktionen innerer und äußerer Organe zurück. Inklusive der Schilddrüse – von der er bis zu einer Dysfunktion derselben bis vor kurzem nicht wusste, dass er sie hatte.
Auch inklusive Penis. So entstand die intime Biografie eines körpersensiblen Autors, vulgo Hypochonders, der seine Karriere als Journalist beendete, weil ein Tinnitus ihm Warnsignale sandte – und als Publizist heute bekannt ist für „Das Beste aus meinem Leben“.

Nov 23, 2024 • 44min
Elia Rediger: „Kultur kittet die Gesellschaft“
„Requiem für Alice“ heißt die Performance, mit der Elia Rediger künstlerisch gegen rechtsextreme Positionen protestiert. Geboren 1985 in Kinshasa als Sohn Schweizer Entwicklungshelfer, arbeitet der Komponist, Musiker und Regisseur immer politisch.
Etwa, wenn er mit einem „Minenoratorium, frei nach Händel“ gegen Ausbeutung im Kongo protestiert. Mit einem „ur-demokratischen Wahl-Song“ von 104 Urhebern und dem Motto „Mut, Chaos & Lockerheit“ kandidierte er für das Amt des Bürgermeisters in Basel. „Macht der Künste“ war auch sein Thema an der Deutschen Oper Berlin: im Format „Aus dem Hinterhalt“.
Zur Homepage von Elia Rediger

Nov 16, 2024 • 43min
Hito Steyerl: „Normalität ist eine stille Kriegserklärung“
Was bedeutet Normalität, wenn rechtsradikales Denken salonfähig wird? Und eine rechte Partei mit dem Slogan „Deutschland, aber normal“ wirbt? Normalität – zeigt Hito Steyerl bereits in ihrer gleichnamigen Serie von Video-Arbeiten aus den 1990er Jahren – wird dann zum Bedrohungsszenario für alle, die nicht unter die Norm fallen.
Bekannt ist sie heute vor allem für ihre Video-Essays, zum Beispiel für die Arbeit „Is the Museum a Battlefield?“ über Kunst-Sponsoring von Rüstungskonzernen. Vom Magazin „Art Review“ wurde Hito Steyerl als einflussreichste Persönlichkeit in der Kunstwelt bezeichnet.

Nov 9, 2024 • 44min
Robert Ogman: „Ohne Erinnerungskultur würde ich es nicht aushalten in Deutschland"
„Mit nur zehn Worten Jiddisch“. So kam Robert Ogman nach Deutschland, der Liebe wegen. Geboren wurde er in New York, aufgewachsen ist er in New Jersey. Heute lebt der Politikwissenschaftler in Konstanz, arbeitet für die Kulturregion Stuttgart und will die Normalität jüdischen Lebens zeigen. Vor allem, wenn er in Schulen spricht. Über die Geschichte seiner Familie, die vor Gewalt gegen Juden in Osteuropa floh. Über die Realität, als Jude wieder von Vernichtungsfantasien bedroht zu sein. Und über Optionen für friedliche Koexistenz. Zum Jahrestag der antijüdischen Pogrome 1938 in Deutschland.

Oct 26, 2024 • 43min
Jouanna Hassoun: „Wir müssen das Leid des anderen anerkennen“
„Aufgrund meiner Wurzeln bin ich mit dem Nahostkonflikt aufgewachsen“. Jouanna Hassoun wurde im Libanon als Tochter palästinensischer Flüchtlinge geboren und floh mit ihrer Familie im Alter von 6 Jahren nach Deutschland. „Wie wir über Israel und Palästina sprechen“ heißt der „Trialog“, den sie gemeinsam mit Shai Hoffmann, deutscher Jude mit israelischen Wurzeln, schon in vielen Schulen geführt hat. Um über Ursachen und Eskalation der Gewalt in Nahost und deren Auswirkungen auf jüdisches und muslimisches Leben in Deutschland zu informieren. Vor allem, um zu zeigen: ein Miteinander ist möglich.

Oct 19, 2024 • 44min
Ute Cohen: „Experimente sind immer wert, gelebt zu werden“
Von der Opulenz des Barock bis zum Minimalismus der Molekularküche: Ute Cohen untersucht in ihrer Geschichte der Kulinarik den „Geschmack der Freiheit“ – wie die europäische Restaurantkultur entstand und was sie uns heute bedeutet. In Paris war sie als Kommunikationsberaterin lange für amerikanische Unternehmensberatungen tätig. „Poor Dogs“ heißt ihr Roman über Menschen im Finanzkapitalismus, wo alles, auch das Privatleben, einer Kosten-Nutzen-Rechnung folgt. Und Business-Modelle selbst das Liebesleben prägen: „Sex war auch nichts anderes als Körperpflege“. Ute Cohen lebt in Berlin.

Oct 5, 2024 • 44min
Mirjam Zadoff: „Es gibt eine immer größere Gewaltbereitschaft“
Auf welche Erzählung kann sich eine Gesellschaft verständigen? Vor allem, wenn Menschen zusammenleben, die sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Krieg oder Diskriminierung gemacht haben, in der eigenen Biografie und/oder in der Familie? „Gewalt und Gedächtnis“ heißt das Buch, in dem die Historikerin Mirjam Zadoff der Möglichkeit einer gemeinsamen Erinnerungskultur nachgeht. Als Direktorin des NS-Dokumentationszentrums in München war zuletzt die Kontinuität rechter Gewalt ein Schwerpunkt ihrer Arbeit: wie Rechtsextreme dadurch von 1945 bis heute versucht haben, ein Klima der Angst zu schaffen.

Oct 3, 2024 • 44min
Ilko-Sascha Kowalczuk: „Wir brauchen wieder positivere Erzählungen in diesem Land“
Mit dem Mauerfall erlitten die Menschen in Ostdeutschland einen „Freiheitsschock“ – meint der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk. Und nennt so sein neues Buch mit dem Untertitel „Eine andere Geschichte Ostdeutschlands von 1989 bis heute“. Den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes 1990 und die Transformation des sozialistischen Staats in eine Demokratie mit kapitalistischer Wirtschaft bezeichnet er als „Übernahme“ durch die Bundesrepublik. Mit sozialen Narben, Entwertungen von Biografien und antidemokratischen Ressentiments, die bis heute in Ostdeutschland nachwirken.

Sep 28, 2024 • 44min
Christian Baron: „Soziale Ungleichheit hat mich schon immer aufgeregt“
„Ein Mann seiner Klasse“. Heißt der Roman, den Christian Baron über seinen Vater schrieb. Vor allem über seine eigene Kindheit in Kaiserslautern. Was es bedeutet, in Armut aufzuwachsen. Deshalb diskriminiert zu werden. Und in einem reichen Land von Behörden quasi keine Hilfe zu bekommen. Wie er es schaffte, als erster seiner Familie die Armut zu verlassen, aufs Gymnasium zu gehen und Journalist zu werden. Warum das nur mit Glück gelang. Und mit Menschen, die an ihn glaubten. Als läge Döblins „Berlin Alexanderplatz“ in der Pfalz. Der SWR hat „Ein Mann seiner Klasse“ jetzt für die ARD verfilmt.

Sep 21, 2024 • 44min
Lisa Weeda: „Die bombardieren alles kaputt“
Wie blickt man auf die Ukraine, wenn man eine eigene Geschichte mit ihr hat – mit einer Großmutter, die in Luhansk aufwuchs, 1942 von Deutschen deportiert und als Zwangsarbeiterin missbraucht wurde? „Aleksandra“ heißt das Jahrhundertpanorama, in dem die niederländische Autorin und Virtual-Reality-Regisseurin Lisa Weeda sich auf die Suche macht.


