

SWR2 Zeitgenossen
SWR
Wir sprechen jede Woche mit Zeitgenossen, die auf einen besonderen Lebensweg zurückblicken: Sie sind Aktivist*innen, Künstler*innen oder Forscher*innen. Sie haben Zeitgeschichte erlebt und geprägt – und sie haben viel zu erzählen. Zur ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-zeitgenossen/8758618/
Episodes
Mentioned books

Sep 27, 2025 • 55min
Martin Weinzettl: „Heute würde man sagen, Dürer war schwul“
„Wish you were queer“. Unter diesem Titel thematisiert das Museum im Prediger in Schwäbisch Gmünd die Sichtbarkeit und Un-Sichtbarkeit von LSBTI* in Kunst und Geschichte: Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgeschlechtliche und Intersexuelle, die seit Jahrhunderten oft Ächtung und Verfolgung erfuhren. Ihr Leben konnte in der Kunst lange nur codiert dargestellt werden, etwa von Albrecht Dürer in Werken voller homosexueller Chiffren. Auch im Alltag konnten sich LSBTI* noch im 20. Jahrhundert nur mit Hilfe von Codes begegnen – als „Gleichgesinnte“. Für Kurator Martin Weinzettl ein Herzensprojekt.

Sep 20, 2025 • 44min
Martyna Linartas: „Wir sind eine der ungleichsten Demokratien der Welt“
„Noch nie gab es so viel Reichtum. Und das ist ein Problem für uns alle“. Schreibt die Politikwissenschaftlerin Martyna Linartas in ihrem Buch „Unverdiente Ungleichheit“. Sie plädiert für eine Umverteilung von Vermögen. Und für einen Perspektivwechsel: Steuern sollten nicht als Last empfunden werden, sondern als Instrument für eine gerechtere Gesellschaft. Martyna Linartas kam im Alter von einem Jahr mit ihren Eltern aus Polen nach Deutschland. 2022 gründete sie die Plattform „ungleichheit.info“. Sie lehrt an der FU Berlin und an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz.

Sep 13, 2025 • 50min
Nevin Aladağ: „Ich zeige die Momentaufnahme einer diversen Gesellschaft“
„Social Fabric“ nennt die Künstlerin Nevin Aladağ ihre Bilder, mit denen sie Vielfalt sichtbar macht, indem sie Teppiche unterschiedlicher Herkunft zu einem Patchwork verbindet. Wenn sie Möbelstücke in Musikinstrumente verwandelt, wie 2017 bei der Documenta in Athen, hält sie der bürgerlichen Mehrheitsgesellschaft einen Spiegel vor – und schafft zugleich Raum für Resonanz.
Im Video „Traces“ geht sie eigenen Lebenspuren nach und bringt den Sound ihrer Heimatstadt Stuttgart zum Klingen. 2025 wurde sie dafür mit dem Landespreis für Bildende Kunst des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Aug 30, 2025 • 43min
Mwangi Hutter: „Unterschiede sind Projektionen, die einem auferlegt werden“
Mwangi Hutter ist ein Künstler-Duo mit einer Persönlichkeit: „die Geschichte zweier Individuen, die zu einem Künstler verschmelzen“. So stellt sich das Paar auf seiner Website vor. In ihrer Kunst zeigen Mwangi Hutter, wie konventionelle Vorstellungen von Identität und Geschlecht, sozialer und kultureller Herkunft überwunden werden können. Geboren in Nairobi und in Ludwigshafen am Rhein, haben sich die beiden während des Studiums in Saarbrücken kennengelernt. Ihre Arbeiten wurden bei der documenta, der Venedig-Biennale, im Brooklyn Museum New York und im Centre Pompidou Paris gezeigt.

Aug 23, 2025 • 44min
Ebele Okoye: „Ich bin eine Nomadin, immer noch“
Ebele Okoye hat einen weiten Weg gemacht: 1969 mitten im Bürgerkrieg Nigerias in großer Armut geboren, gelang ihr 2000 die legale Einwanderung nach Deutschland. Ab 2003 studierte sie in Köln ihr Wunschfach Trickfilm- und Animationszeichnerin. Heute nennt man sie „Mother of African Animation Movie“: die erste Trickfilmerin aus einem afrikanischen Land. Bekannt auch für ihre Social-Media-Videos. Seit Jahren engagiert sie sich in der Frauen- und Nachwuchs-Förderung, in Berlin wie in Lagos. Ein Gespräch über kindliche Einsamkeit im Dschungeldorf, zerlegte Radios und die Kraft der Fantasie.

Aug 16, 2025 • 44min
Lara-Sophie Milagro: „Schauspiel für mich ist eine Überlebensstrategie“
„Sich nicht erklären zu müssen, ist das größte Privileg“ – sagt die afrodeutsche Schauspielerin Lara-Sophie Milagro. Sie wuchs in Bremen auf, war in den 1980er Jahren die einzige Schwarze an ihrer Schule und bekam trotz bester Noten eine Realschulempfehlung. Nach dem Schauspielstudium in London erhielt sie lauter stereotype Rollen. Lady Macbeth? Als Schwarze könne sie so was nicht spielen. Rassismus im Kulturbetrieb ist für sie ein strukturelles Problem: „Die Struktur ist sexistisch und rassistisch und sorgt dafür, dass sich das System am Leben erhält. Außer man tut aktiv etwas dagegen.“

Aug 9, 2025 • 41min
Joséphine Sagna: „Ich will Schwarze Frauen empowern“
„Grundsätzlich geht’s in meinen Arbeiten um die Identifikationsfrage einer Schwarzen Frau in einer weißen Mehrheitsgesellschaft“. Joséphine Sagnas Gemälde Schwarzer Frauen sind groß, laut, leuchtend, farbig, expressiv, emotional. Ein gesellschaftspolitisches Statement. Und pures Empowerment. Sie heißen „teach optimism“, „smash it“, „all eyes on me” oder „on my terms“. Joséphine Sagna, 1989 in Stuttgart geboren und in Ulm aufgewachsen, sagt über sich selbst: „Ich bin keine Künstlerin, die vorsichtig arbeitet“. Sie lebt und arbeitet in Südfrankreich.

Aug 2, 2025 • 48min
Natasha A. Kelly: „Wir sind dabei, die Gesellschaft wieder rassistisch zu machen“
„Schwarz. Deutsch. Weiblich“. Unter diesem Titel verbindet Natasha A. Kelly ihre eigene Geschichte mit der Kulturgeschichte Schwarzer Frauen in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert: Geschichten, die oft verschwiegen, übergangen, unsichtbar gemacht wurden. Um das zu korrigieren, ist sie Gründungsmitglied des „Black European Network“ zur Verbreitung Schwarzer Europäischer Geschichte, leitet „Black German Arts and Culture“, das erste Institut für Schwarze deutsche Kunst, und „X. Das Magazin für Afrokultur“. Als Gastprofessorin für Kulturwissenschaft lehrt sie an der Universität der Künste Berlin.

Jul 30, 2025 • 44min
Ciani-Sophia Hoeder: „Ich wünsche mir ein neues Klassenempfinden“
„Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher“. Der Titel sagt alles über strukturelle Armut und fehlende Möglichkeiten sozialen Aufstiegs in Deutschland. Oder einfach über „die Lüge von der Chancengleichheit“.
Davon handelt das aktuelle Buch von Ciani-Sophia Hoeder. Sie war 14 Jahre alt, als sie mit ihrer Mutter zum ersten Mal zur Berliner Tafel ging und sich dafür schämte, dass die Familie arm war – weil Armut immer noch als persönliches Versagen gilt. Nach dem Studium in London arbeitete die Journalistin für die WELT. 2019 gründete sie RosaMag, ein Online-Magazin für Schwarze Frauen in Deutschland.

Jul 26, 2025 • 54min
Sophie Yukiko: „Westafrikanische Kulturgeschichte ist nicht von meiner Identität zu lösen“
Mit dem „House of Saint Laurent“ prägte Sophie Yukiko die deutsche Voguing- und Ballroom-Szene, ursprünglich eine queere Schwarze Subkultur in New York, heute auch eine wichtige Inspiration für Mode und Mainstream, von Dior bis Beyoncé.


