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Cicero – Magazin für politische Kultur
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Dec 7, 2023 • 40min

Thomas Elbert im Interview mit Axel Meyer und Michael Sommer – „Wir müssen das Asylverfahren grundlegend verändern"

Cicero – Magazin für politische Kultur Der Neuropsychologe und Traumaforscher Thomas Elbert fordert eine grundlegende Veränderung des Asylverfahrens. Vielfältige Erfahrungen auf dem Gebiet der Traumaforschung bei Geflüchteten lassen ihn deutliche Forderungen an eine erfolgreiche Entwicklungspolitik im Cicero Podcast Wissenschaft formulieren. Inhalt Podcast: 6:53 "Wie verändert die Umwelt Gehirnfunktion und Verhaltensmuster (…) vonPersonen, die ganz schlimme Erfahrungen gemacht haben. Dramatische, also lebensbedrohende Erfahrungen." (Thomas Elbert) 9:38 "Ist der Mensch gut oder böse? Kann man das so pauschal sagen?" (Axel Meyer) 13:46 Lesen Sie hierzu zwei Artikel zu Thomas Elbert auf cicero.de: https://www.cicero.de/kultur/neuropsychologe-thomas-elbert-wie-gewalt-funktioniert https://www.cicero.de/innenpolitik/wuerzburg-anschlag-somalier-fluechtling-messerattacke-psychiatrie-hanau-thomas-elbert 14:12 "Also das Asylverfahren müssen wir grundlegend verändern." (Thomas Elbert) 20.42 "Aber ich kann in die Zukunft blicken und da habe ich das Problem mit der Politik, dass die auf die Zukunft zu wenig vorbereitet ist." (Thomas Elbert) 24:17 "Wenn wir das derzeit so mal anschauen, Pi mal Daumen, dann ist es einer von drei, der da schwer belastet ist." (Thomas Elbert) 27:07 "Es kann ja nicht unsere Aufgabe sein, die Traumatisierten der gesamten Welt aller Kriege (…) aufzunehmen und hier zu therapieren." (Axel Meyer) Hören Sie dazu: https://www.cicero.de/innenpolitik/manfred-luetz-volker-resing-cicero-podcast-politik-psychiatrie-kirche 28:25 "Vielleicht gibt es Prozesse, die gesellschaftliche Weiterentwicklungen, die diese Gewalt reduzieren. Und eine Form, wo ich glaube, dass sie reduzieren kann, ist die Information." (Thomas Elbert) 34:15 "Versetzt die Menschen in psychische Funktionstüchtigkeit" (Thomas Elbert)
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Nov 30, 2023 • 49min

Thomas Sattelberger im Interview mit Volker Resing – „Krise schreckt mich überhaupt nicht"

Cicero – Magazin für politische Kultur Thomas Sattelberger ist in ganz unterschiedlichen Welten zu Hause. Er ist FDP-Politiker, ehemaliger Staatssekretär, Manager, Buchautor, YouTuber, Tiktoker. Warum Political Leadership so wichtig ist, warum die deutsche Politik unbedingt Quereinsteiger braucht und warum Work-Live-Balance Mist ist, darüber spricht Sattelberger mit Cicero-Redakteur Volker Resing im Cicero Podcast Politik. Inhalt Podcast: 6:06 Thomas Sattelberger: Radikal neu. Gegen Mittelmaß und Abstieg in Politik und Wirtschaft, Herder 2023 https://www.herder.de/geschichte-politik/shop/p4/82183-radikal-neu-gebundene-ausgabe/?gad_source=1&gclid=Cj0KCQiA35urBhDCARIsAOU7QwlDgfhA96GiXzlBcJC6rWfbarvoPGy9zGiwjERTbm9Ay8CSaLDaPNYaAq53EALw_wcB 6:58 "Krise schreckt mich überhaupt nicht." (Thomas Sattelberger) 12:29 "Kreative Disruption lässt dieses Land nicht zu. Es verharrt im Grunde in den alten Strukturen." (Thomas Sattelberger) 14:58 "Was ich gut finde, ist, dass bei BMW heute die Technologieoffenheit da ist und man nicht nur auf den neuen Pfad Elektromobilität setzt, sondern auch noch mal eine zweite, vielleicht sogar noch eine dritte Technologie zulässt." (Thomas Sattelberger) 22:00 "Sondern ich wollte ein paar wichtige Themen für Deutschland hinkriegen. Und da wurde mir der Teppich unter den Füßen weggezogen. (…) Wenn es eine gute Opportunität gibt. Würde ich sagen, ich nehm diese beschwerliche Reise noch mal auf mich." (Thomas Sattelberger) 26:42 "Also Parteien brauchen erstens nicht nur Quereinsteiger, sondern sie brauchen auch Kandidatinnen und Kandidaten, die nicht Parteimitglied sind." (Thomas Sattelberger) 30:48 "Olaf Scholz gibt nur Anregungen, dass er führt. Aber sehr selektiv und sehr gering. Und er gibt den wählenden Menschen nicht das Gefühl, dass er führt." (Thomas Sattelberger)
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Nov 24, 2023 • 47min

G. Schindler, M. Ostermann und S. Gaschke im Interview mit A. Marguier – „Wir brauchen eine neue Sicherheitskultur"

Cicero – Magazin für politische Kultur Auch auf Deutschlands Straßen wird die Terrororganisation Hamas gefeiert, in Berlin kam es an Sylvester zu gewalttätigen Randalen, in öffentlichen Parks grassiert der Drogenhandel, Clankriminalität hält die Polizei in Atem – und Polizisten werden selbst immer häufiger Opfer von Übergriffen. Es ist hierzulande etwas ins Rutschen geraten beim Thema Innere Sicherheit. Aber was kann der Staat dieser Entwicklung entgegensetzen? Darüber diskutieren der ehemalige BND-Präsident Gerhard Schindler, Bundespolizeigewerkschafter Manuel Ostermann und die Journalistin Susanne Gaschke in dieser Podcast-Sonderausgabe „Cicero Hard Talk“ mit Chefredakteur Alexander Marguier. Die dazugehörige Sendung können Sie anschauen auf cicero.de und https://www.kivvon.com/de/cicero-magazin-fuer-politische-kultur. Inhalt Podcast: 6:01 "Sicherheit ist ein Fundament für unsere vielfältige und freiheitlich lebende Gesellschaft. Ohne Sicherheit keine Freiheit ist keine rhetorische Floskel, sondern Fakt. Und dieses Fundament ist nicht nur am Bröckeln, sondern das wird gerade durch politisch Verantwortliche mit dem Vorschlaghammer weggehauen." (Manuel Ostermann) 16:52 "Jetzt haben wir eine Regierung, da sind zwei Parteien drin, wo zumindest einige Menschen in ihrer Jugend sicher oft Bullenschweine gerufen haben und das ist vermutlich schwer zu überwinden." (Susanne Gaschke) 18:20 "Diese Bundesinnenminister ist nicht nur die schlechteste, die wir hatten, sondern es ist auch eine, die schnellstmöglich aus dem Amt entfernt werden muss." (Manuel Ostermann) 34:23 "Die Hamas ist eine Terrororganisation, Anhänger in Deutschland 450. Da fällt mir nichts mehr ein." (Gerhard Schindler) 41:17 "Und ich glaube, in der Linken und natürlich auch in der Geschichte der Grünen gibt es einfach viele Menschen mit dieser Einstellung, die gerne sozusagen das gefährliche Deutsche zivilisieren wollten. Durch eine immer größere Internationalisierung." (Susanne Gaschke)
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Nov 16, 2023 • 47min

Gerd Ganteför im Interview mit A. Meyer und M. Sommer – „Was Kernenergie angeht, ist Deutschland etwas Besonderes"

Cicero – Magazin für politische Kultur Der emeritierte Experimentalphysiker Gerd Ganteför ist einem breiten Publikum durch seinen populärwissenschaftlichen YouTube-Kanal „Grenzen des Wissens“ bekannt. Seine Vorträge zur Relativitätstheorie erreichten bis zu 7 Millionen Menschen. Mit Evolutionsbiologe Axel Meyer und Althistoriker Michael Sommer diskutiert er im Cicero Podcast Wissenschaft über die Frage, wie man Wissenschaft richtig vermitteln kann, über die Art und Weise, wie wir in Deutschland über den Klimawandel diskutieren und über seinen Plan B im Umgang mit dem Klimawandel. Unlängst erschien sein neues Buch „Das rätselhafte Gewebe unserer Wirklichkeit und die Grenzen des Physik", Westend Verlag 2023 Inhalt Podcast: 9:25 "Also ich habe manchmal das Gefühl, in Deutschland ist man eher so wie vielleicht die katholische Kirche im Mittelalter, am besten in Lateinisch, dass es nur ja keiner versteht, sodass es so eine Geheimwissenschaft ist." (Gerd Ganteför) 16:27 Axel Meyer bezieht sich auf die Bücher von Gerd Ganetför: Alles NANO oder was? Nanotechnologie für Neugierige, Wiley 2013 https://www.wiley-vch.de/de/fachgebiete/naturwissenschaften/alles-nano-oder-was-978-3-527-32961-8 und Gerd Ganteför: Klima: Der Weltungergang findet nicht statt, Wiley 2010 https://www.wiley-vch.de/de/fachgebiete/naturwissenschaften/klima-der-weltuntergang-findet-nicht-statt-978-3-527-32863-5 20:15 "Ich versuche eigentlich mit wissenschaftlicher Vernunft an die Sache ranzugehen. Und was mich die ganze Zeit so störte und jetzt immer noch stört, ist, dass bestimmte Gruppierungen in der Gesellschaft, (…) dass es da übertrieben wird als so ein apokalyptisches Szenario." (Gerd Ganteför) 22:14 "Und ich glaube, der Unterschied zwischen mir und einem Klimaaktivisten ist der, dass ich die Berichte gelesen und verstanden habe. Ich weiß, wovon ich rede, meine ich jedenfalls."(Gerd Ganteför) 23:40 "Ja, also ich hatte in einem Video mal davor gewarnt, zu viele Windräder aufzustellen, ohne dass man mal überlegt, was passiert denn dann mit dem Wind? Weil der ist nämlich irgendwann mal alle. Ja, es gibt nicht unendlich viel Wind. Und dann wird man ja verprügelt im Internet."(Gerd Ganteför) 26:45 "Aber gut, also was ich auf jeden Fall sagen möchte, ist, dass ich denke, dass 99 Prozent der Leute, die in der Klimatologie arbeiten oder in diesem ganzen Themenbereich seriöse Leute sind, die genauso wie ich von mir selber meine, versuchen, nach bestem Wissen und Gewissen die Natur zu verstehen."(Gerd Ganteför) 28:24 "Also der deutschsprachige Raum ist, was die Kernenergie angeht, wirklich was Besonderes." (Gerd Ganteför) 35:13 "Also ich denke, was wir hier erleben, ist eine Verschiebung von den Deutschen, die sehr für Technologie sind, hin zu den Deutschen, die schon immer Romantiker und Technologieskeptiker waren." (Gerd Ganteför) 46:02 "Also wir müssen die Industrie und die Gesellschaft am Laufen halten und dazu brauchen wir bezahlbare Energie. Und da gibt es durchaus vernünftige Wege, das auch mit den erneuerbaren Energien zusammen zu machen. Aber diese radikalen Forderungen, die wir im Augenblick aus Berlin hören, die sind auch für die EU übrigens zu radikal." (Gerd Ganteför)
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Nov 10, 2023 • 56min

F. J. Radermacher im Interview mit D. Gräber – „Wir werden noch über viele Jahrzehnte fossile Energieträger brauchen"

Cicero – Magazin für politische Kultur Franz Josef Radermacher, der Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung in Ulm, denkt in großen Systemen. Die deutsche Klimaschutzdebatte, in der nationale Lösungen im Mittelpunkt stehen, ist dem Mathematiker, Wirtschaftswissenschaftler und Informatikprofessor viel zu klein gedacht. Radermacher beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit der Frage, wie weltweiter Wohlstand und Klimaneutralität in Einklang gebracht werden können. Er hat nun mit der Initiative Global Energy Solutions ein Referenzsystem für ein globales Wohlstand schaffendes Energiesystem entwickelt, in der neben erneuerbaren auch fossile Energieträger weiterhin eine Rolle spielen. Warum er darauf kam und wie diese Lösung aussieht, darüber diskutieren Radermacher und Cicero-Redakteur Daniel Gräber. Inhalt Podcast: 2:26 "Bei uns ist das Klima-Thema wie das Energiethema primär immer national gedacht." (F.-J. Radermacher) 8:18 "Das Klima wird bis heute belastet durch Reiche und nicht durch Arme." (F.-J. Radermacher) 9:20 "Aus meiner Sicht müssen wir einen deutlich größeren Geldbetrag aufbringen, um den Ländern des Südens zu helfen, ökonomisch zu wachsen und gleichzeitig sich in Richtung Klimaschutz zu bewegen." (F.-J. Radermacher) 12:30 "In dem Fall, dass es keine andere Lösung des Klimaproblems gäbe, (…), dann würde ich einen Wohlstandsrückbau bei uns mit einem bescheidenen Wohlstandszuwachs in den sich entwickelten Ländern zu verbinden versuchen. Der entscheidende Punkt ist aber, es gibt ganz andere, viel bessere, kluge Lösungen. " (F.-J. Radermacher) 18:59 "Und ich beobachte jetzt die All-Electric-Lösung seit ungefähr zwei Jahrzehnten. Und ich bin fassungslos." (F.-J. Radermacher) 22:52 "viele Leute haben sich fast träumerisch in die Vorstellung verheiratet, der Strom mit diesen neuen Erneuerbaren, das wär's jetzt. Mich erinnert das an die Leute, für die das Motto gilt, wenn du nur einen Hammer hast, sieht die ganze Welt aus wie ein Nagel." (F.-J. Radermacher) 29:15 "Es sind nicht die fossilen Energien das Problem, es sind die fossilen Emissionen. Also anders ausgedrückt, wenn ich den fossilen Energieträger nutze, dann muss ich aber verhindern, dass es fossile Emissionen gibt. Und die Methode dafür ist das sogenannte Carbon Capture." (F.-J. Radermacher) 40:11 "Es ist in großen Teilen der Welt vollkommen klar, dass wir noch über viele Jahrzehnte sehr viele fossile Energieträger brauchen werden." ab 43:00 Über die Rolle der Nature Based Solultion 47:19 "Und unser Vorschlag läuft eben darauf hinaus, dass wir finanziell betrachtet für jeden Menschen in diesen Ländern das Geld aufbringen, um etwa zwei Tonnen CO2 pro Jahr abzufangen." (F.-J. Radermacher) 51:07 "Und da sollten wir bitte zum Wortführer werden und nicht zu jemandem, der dauernd den anderen Knüppel zwischen die Beine wirft, so wie wir es bei den Franzosen dauernd mit der Kernenergie versucht haben." (F.-J. Radermacher) 52:10 "Also Deutschland ist im Moment dabei umzudenken." (F.-J. Radermacher) 54:28 "Wir werden die Kurve kriegen aus schierer ökonomischer Notwendigkeit." (F.-J. Radermacher)
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Nov 2, 2023 • 1h 4min

Steffen Mau und Wolfgang Merkel im Interview mit Mathias Brodkorb – „Wir haben keine gespaltene Gesellschaft“

Cicero – Magazin für politische Kultur „Die Spaltung ist eine Chimäre", sagt der Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. „Es zeigt sich ein Trend zur Polarisierung", erwidert der renommierte Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel. Gemeinsam mit Cicero-Autor Mathias Brodkorb diskutieren die beiden Wissenschaftler im Cicero-Podcast Politik, wie zerrissen die deutsche Gesellschaft wirklich ist. Steffen Mau, Thomas Lux, Linus Westheuser: Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft, Suhrkamp 2023 https://www.suhrkamp.de/buch/triggerpunkte-t-9783518029848 Inhalt Podcast: 15:50 "Mit der fast singulären Ausnahme von Dänemark (…) haben wir in allen westlichen Ländern in den letzten 10 bis 15 Jahren einen ganz steilen Anstieg. Das gilt sogar für Deutschland, das sicherlich nicht in der Polarisierung Spitzengruppe ist, da sind die USA, da ist Polen, da ist Ungarn. Also man könnte auch sagen, wir haben so eine nachholende Entwicklung. Die Dynamik, die diese Experteneinschätzungen und mit einem ganzheitlichen Blick auf Politik und Gesellschaft abbilden, ist eindeutig eine, die zu mehr Polarisierung führt." (Wolfgang Merkel) 20:10 "Nicht die Sozialstruktur ist irgendwie gespalten, und das spiegelt sich dann im politischen System, sondern wir sagen eigentlich, dass Konflikte von oben erzeugt werden, also über Diskurse, über bestimmte Rhetorik und über ein bestimmtes Vokabular. Eigentlich ist die politische Konfliktdynamik natürlich die Einstellung der Leute. Ihre Weltsichten sind in gewisser Weise Rohmaterial, aber ganz viel ist von oben inszeniert, getriggert, erzeugt letzten Endes" (Steffen Mau) 25:03 "Und man muss schon staunen, dass eine so nervöse Republik an so einer kleinen Frage, wie nun die Heizungen umgestellt werden, geradezu explodiert und die politischen Eliten zurückweichen, ihre Politik revidieren, was ja ein demokratisches Zeichen ist. Also man hat Triggerpunkte und die setzen Trends in die Welt." (Wolfgang Merkel) 25:43 "Ich spreche nicht davon, dass die Gesellschaft gespalten ist, dass man sozusagen nicht der richtige Begriff und dann noch dazu nur in zwei Lagern, das habe ich ausgeführt. Aber man sagt, dass es nur an den Rändern. Da muss man aber dazu sagen, die Ränder werden immer breiter, und das ist eine Dynamik, die abgebildet wird." (Wolfgang Merkel) 31:59 "Und es kann auch sein, dass die Klimafrage oder die Frage der sozial ökologischen Transformation zur nächsten großen Klassenfrage wird, weil die sehr unterschiedlich verstanden wird, ob man jetzt über die Mittelschicht spricht oder über die Arbeiterschicht." (Steffen Mau) 56:37 "Was wir als Befund haben, ist, dass es doch eine in gewisser Weise entideologisierte Mitte gibt. Und da gibt es radikalisierte Ränder und die spiegeln sich natürlich auch im öffentlichen Diskurs wieder, dass eigentlich die Mitte abgedimmt ist und dann eben auch Wechselwähler und nicht mehr ganz so Parteigebunden ist, spielt eine große Rolle. Und die Ränder werden deutlich lauter. (Steffen Mau)
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Oct 26, 2023 • 48min

Wolfgang Thierse im Interview mit Volker Resing: – „Die SPD hat nur in eine Richtung verloren, in Richtung AfD und CDU“

Cicero – Magazin für politische Kultur Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse ist in diesen Tagen 80 Jahre alt geworden. Doch die politische Energie des Sozialdemokraten ist ungebrochen. Im Cicero-Podcast Politik will er seine Partei vor einem Minderheitenprogramm bewahren und beklagt sich über Identitätspolitik und programmatischer Anbiederung an die Grünen. Inhalt Podcast: 2:06 Wolfgang Thierse bezieht sich auf das Buch von Dirk Oschmann: Der Osten: Eine west-deutsche Erfindung, Ullstein 2023 https://www.ullstein.de/werke/der-osten-eine-westdeutsche-erfindung/hardcover/9783550202346 4.25 „Aber dieser starre Blick nach Westen (…), dass man darauf guckt, was in den 30 Jahren doch gelungen ist, was wir zustande gebracht haben, unter großen Schmerzen, mit Verlusten, mit die Erfahrung von Arbeitslosigkeit (…). All das soll nicht vergessen sein. Aber in diesen 30 Jahren ist doch viel passiert, und das hat doch auch mit den eigenen Leistungen zu tun.“ (Wolfgang Thierse) 6:00 Volker Resing bezieht sich auf das Buch von Katja Heuer: Diesseits der Mauer, Hoffmann und Campe 2023 https://hoffmann-und-campe.de/products/63884-diesseits-der-mauer 9:48 „Dramatische Veränderungszeiten sind Zeiten von Unsicherheiten und Zukunftsängsten. Und das sind Zeiten für Populisten. Und war das in Ostdeutschland die Dramatik der 30 Jahre, die immer noch nicht ganz ausgestanden ist. Und jetzt kommt die nächste Welle. Das erklärt ein wenig, warum Menschen eher bereit sind, da zuzuhören, denen zu folgen, die zu wählen, die mit den einfachen Botschaften, Grenzen dicht, Europa brauchen wir nicht, etc. etc.“ (Wolfgang Thierse) 14:33 „Dann werde ich mich hüten, mich daran zu beteiligen, Politik moralisch zu überhöhen. Das habe ich schon zu DDR-Zeiten gehasst, die Ideologisierung von Politik, die Totalisierung von Politik.“ (Wolfgang Thierse) 20:31 „Aber dass die SPD in diesen schwierigen, zu moderierenden Koalitionen sichtbarer sein wird, das wünsche ich mir schon.“ (Wolfgang Thierse) 21:30 „Die SPD kann nichts gewinnen, wenn sie den Versuch macht, für alle Minderheiten Politik zu machen. Minderheiten haben immer auch legitime und berechtigte Interessen, die sie artikulieren, die zu berücksichtigen sind. Aber wenn die SPD als Volkspartei eine Zukunft haben will, dann muss sie den Blick auf die Mehrheit der Bevölkerung richten.“ (Wolfgang Thierse) 29:42 „Ich wünsche mir, dass diese Koalition angesichts der dramatischen Reformaufgaben in diesen Veränderungen, die ich mit den paar Schlagworten beschrieben habe, die Fähigkeit entwickelt, sich auf diese Aufgaben zu konzentrieren, die genügend schmerzlichen Widerstand unweigerlich erzeugen und vermeidbaren Widerstand vielleicht vermeiden.“ (Wolfgang Thierse) 32.08 „Also dieses Vorurteil, das systematisch gepflegte von ‚die da oben haben keine Ahnung von uns‘, das auch immer ein bisschen medial verstärkt wird, dagegen muss ich natürlich auch kommunikativ agieren. Und da hilft nichts, als immer wieder zu erklären, was man politisch tut.“ (Wolfgang Thierse) 35.35 „Wer in dieses Land kommt, aus welchen Gründen auch immer, der kommt in ein geschichtlich und kulturell geprägtes Land. (…). Und auch wenn jemand aus einem islamisch oder arabisch geprägten Land sagt: Das hat nichts mit mir zu tun. Doch in dem Moment, wo du in diesem Land lebst, musst du diese Zumutung akzeptieren und sie sich aneignen. Und das muss Gegenstand von Integrationsanstrengungen sein.“ (Wolfgang Thierse) 38:06 „Aber man darf sich nicht verführen lassen, mitgebrachte Probleme - und der Nahostkonflikt wandert ja gewissermaßen auch mit Menschen ein, die aus Syrien, Irak wie auch immer aus dringenden, zwingenden Gründen zu uns geflohen sind. Sie bringen, Vorurteile, ihre Vorstellungswelt, ihre Prägung mit. Und da haben wir das Recht, gewissermaßen sie mit unseren Prägungen zu konfrontieren. Und wir sollten nicht aus falscher Rücksichtnahme darauf verzichten wollen, sie einzuladen in unsere Kultur, sie einzuladen, in unsere religiös weltanschauliche Prägung, sie einzuladen in das, was Toleranz heißt, was friedliche Formen der Auseinandersetzung heißt, was Absage an patriarchale Kultur heißt, und so weiter und so fort. Also all das, was uns ausmacht.“ (Wolfgang Thierse) 42:23 „Aber in diesem Land kann jeder sagen, was er will. Und dieses Grundprinzip der freien Rede, das muss man unbedingt verteidigen. Das schließt ein, dass ich auch diejenigen kritisiere, deren Meinung ich nicht teile oder jedenfalls oder etwas dröhnend beschweige, das gelegentlich auch.“ (Wolfgang Thierse) 43:25 „Redefreiheit, Demonstrationsfreiheit, Meinungsfreiheit ist grundrechtlich geschützt und das ist auch wichtig. Ich wünsche mir, dass die Bürger und Bürgerinnen dieses Landes, die aus arabischen Ländern und aus unfreien Ländern kommen sehen, dass die Polizei ihre Demonstrationsfreiheit schützt, aber zugleich signalisiert, dass diese Demonstrationsfreiheit da die Grenzen hat, wo sie zu Gewalt und Hass aufruft.“ (Wolfgang Thierse)
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Oct 19, 2023 • 46min

Zana Ramadani im Interview mit Ben Krischke – „Die Mehrheit hat für so einen Quatsch gar keine Zeit“

Cicero – Magazin für politische Kultur Die Aktivistin und Publizistin Zana Ramadani spricht mit Ben Krischke über ihr Buch „Woke – Wie eine moralisierende Minderheit unsere Demokratie bedroht“, den Niedergang des Feminismus und erklärt, warum ihre Tochter trotzdem Gummibärchen essen darf. Zana Ramadani und Peter Köpf: Woke - Wie eine moralisierende Minderheit unsere Demokratie bedroht, Quadriga 2023 https://www.luebbe.de/quadriga/buecher/politik-und-gesellschaft/woke-wie-eine-moralisierende-minderheit-unsere-demokratie-bedroht/id_9885556 Inhalt Podcast: 4:12 "Mir wird ein Teil meiner deutschen Identität auch genommen, weil diese deutsche Diskussionskultur, die so ein hohes Gut ist, gerade ich als Migrantin muss das sagen oder sage das, die geht immer mehr verloren." (Zana Ramadani) 4:47 Alexander Marguier und Ben Krischke (Hrsg.): Die Wokeness-Illusion. Wenn Political Correctness die Freiheit gefährdet", Herder 2023 https://www.herder.de/geschichte-politik/shop/p4/81280-die-wokeness-illusion-gebundene-ausgabe/?gclid=Cj0KCQjwhL6pBhDjARIsAGx8D58yDscm2aU_3Nt6ngLn9dubWRofWpoXmnk0O278b6-T93NPe96IGr0aAo6UEALw_wcB 13:19 "Woke ist ja eigentlich was sehr Positives. Gegen Rassismus, gegen Sexismus, gegen den negativen Klimawandel, also den Klimawandel. (…) Aber was die daraus gemacht haben, ist ein großes Problem. (Zana Ramadani) 17:44 "Was bedeutet heute eigentlich noch das Wort Feminismus? Wofür steht eigentlich Feminismus? Ganz ehrlich, wäre ich nicht schon vor langer Zeit mit wahren Feminismus in Berührung gekommen und hätte eigentlich verstanden, was Feminist oder der feministische Kampf ist, würde ich heute bei dem Wort laufen und zwar ganz schnell, wenn ich es hören oder lesen würde." (Zana Ramadani) 21:09 "Wir haben doch patriarchale Strukturen, wir haben noch Sexismus in unserer Welt, aber noch lange nicht in unserem Kulturkreis, in den deutschen Kulturkreis, aber nicht so wie in anderen Ländern. Und das muss einfach mal anerkannt werden. Mich macht das so wütend und das als Migrantin, dass das nicht anerkannt wird, wie weit wir als deutsche Gesellschaft sind und wie weit, ja, auch die Deutschen ohne Migrationshintergrund es geschafft haben. Weil ohne die wären wir nicht dort, wo wir sind." (Zana Ramadani) 27:39 "Mit der Opferkarte, mit Opferhaltung kann man sich sehr gut vermarkten, erstens. Und zweitens kann man auch gerade im Diversity-Bereich sehr viel Geld verdienen, wenn man es richtig anstellt. Also je mehr Opferpunkte man auf seiner Liste hat, desto besser." (Zana Ramadani) 33:25 "Alles was heute unter Aktivismus fällt und diese Gewalt, die ausgeübt wird, gerade auch gegenüber der Mehrheitsgesellschaft oder der Sachschaden, der heute da passiert, das ist Gewalt. Und das ist inakzeptabel." (Zana Ramadani) 42:33 "Ich glaube einfach, dass die Woken und die heutige Politik uns noch reichlich ins Verderben führen werden. Dass gerade auch mit der nächsten Wahl Rechte an Zustimmung bekommen in der Politik. Aber ich glaube, das wird noch so zehn Jahre halten und dann wird es wieder Schwung geben. Es wird sich auch wieder etwas ändern. Und zwar in der Hinsicht, dass die Mehrheitsgesellschaft wieder aufsteht, klarer denkt und sich auf tatsächliche realistische Probleme den zuwendet." (Zana Ramadani)
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Oct 12, 2023 • 47min

Dorothee Bär, Klaus Ernst, Hugo Müller-Vogg im Interview mit A. Marguier – „Diesen Unsinn machen die Wähler nicht mit“

Cicero – Magazin für politische Kultur Welche Lehren muss die etablierte Politik aus Bayern und Hessen ziehen? Und wohin steuert jetzt die Ampel? Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier diskutiert diese und weitere Fragen mit Dorothee Bär (CSU), Klaus Ernst (Die Linke) und Journalist Hugo Müller-Vogg in der ersten Ausgabe des „Cicero Hard Talk“, der ersten Fernsehtalkshow von Cicero, hier als Cicero Podcast Politik. Die Sendung können Sie anschauen auf cicero.de und https://www.kivvon.com/de/cicero-magazin-fuer-politische-kultur. Inhalt Podcast: 5:56 "Was würde passieren, wenn Sahra Wagenknecht eine Partei gründen würde?" (Klaus Ernst) 13:00 "Also zwei Dinge fand ich extrem bemerkenswert: Einmal den Post der SPD mit Danke, Nancy Faeser. (…) Und das zweite war, dass Olaf Scholz durch seinen Sprecher hat direkt am Montag nach der Wahl ausrichten lassen, dass er unbedingt mit Nancy Faser weiter als Innenministerin zusammenarbeiten möchte." (Dorothee Bär) 14:51 "Es ist doch eine Illusion anzunehmen, dass dieses große Problem der Zuwanderung der Flüchtlinge von einer Frau oder von einem Mann alleine gelöst werden kann." (Klaus Ernst) 24:00 "Aber die Frage ist doch warum werden die anderen eigentlich so stark? Warum wird der die Aiwanger mit seiner mit seiner Truppe so stark? Warum wird die AfD auch in Bayern so stark? (…) Und das ist meines Erachtens ein Trend in diesem Land, dass die Bürger die Schnauze voll haben." (Klaus Ernst) 25:58 "Die Grünen sind eigentlich die wahren Nutznießer der AfD. Sobald eine AfD im Parlamente ist, fällt ein Teil raus als Koalitionspartner aus guten Gründen. Das heißt ich brauche für die Mehrheitsbildung die Grünen." (Hugo Müller-Vogg) 35:05 "Natürlich wird Herr Söder versuchen, in das Rennen (um die Kanzlerkandidatur) einzusteigen." (Hugo Müller-Vogg) 37:28 "Markus Söder kann meines Erachtens alles." (Dorothee Bär) 38:40 "Also ich glaube, dass eigentlich, wenn die Ampel ehrlich mit sich selbst wäre, müssten sie jetzt Neuwahlen auch zustimmen, weil es gar nicht anders geht." (Dorothee Bär) 43:44 "Die FDP ist in ganz schweres Wasser und wenn es der FDP gelingt, bei der bei der Flüchtlingspolitik da in der Regierung sich durchzusetzen. Dann wird die FDP nach der nächsten Bundestagswahl mal wieder nicht gehen". (Hugo Müller-Vogg)
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Oct 5, 2023 • 41min

Susan Neiman im Interview mit Ralf Hanselle – „Hoffnung ist nicht utopisch“

Cicero – Magazin für politische Kultur Links, so hat man sich scheinbar im Parteienspektrum von SPD über Grüne bis Linkspartei geeinigt, ist irgendwas mit Wokeness und mit Identitätspolitik. Doch stimmt das überhaupt? Die deutsch-amerikanische Philosophin Susan Neiman hat berechtigte Zweifel. Über diese Zweifel und ihr neues Buch sie mit dem stellvertretenden Cicero-Chefredakteur Ralf Hanselle im Cicero Podcast Gesellschaft. Susan Neiman: Links ist nicht woke, Hanser 2023 https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/links-ist-nicht-woke/978-3-446-27802-8/ Inhalt Podcast: 7:06 "Aber wenn die Woken diese linksliberalen Bühnen besetzen und ich sage auf einmal nee, aber die Grundprinzipien sind ganz anders, dann sage ich, die sind nicht links" (Susan Neiman) 9:34 Ralf Hanselle bezieht sich auf Francis Fukuyama: Identität. Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet, Hoffman und Campe 2020 https://hoffmann-und-campe.de/products/51808-identitaet 20:28 "Also ich meine, wenn Postkolonialisten behaupten, mit Recht, wir sollen die Welt nicht nur mit europäischen Augen sehen, stehen sie auf den Schultern von der Aufklärung. (Susan Neiman) 25:14 "Was mich besonders an Foucault ärgert und das findet man in einigen Denkern heutzutage, diesen Verzicht auf das Normative." (Susan Neiman) 34:14 "Ich bin davon überzeugt, dass wir die technische Veränderung, die wir schon durchgemacht haben, geschweige denn, die wir durchmachen werden, dass wir das noch nicht begreifen." (Susan Neiman) 38:15 "Ich verstehe ‚links‘ als den Glauben, dass die Hoffnung nicht utopisch ist." (Susan Neiman)

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