

Musik für einen Gast
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
«Musik für einen Gast» – die besondere Talkshow auf SRF 2 Kultur: Ein Mensch und seine Musik. Persönlichkeiten – ob aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik oder Wirtschaft – erzählen über ihr Leben, ihren Beruf, ihre Träume und Visionen und vor allem über die Musik, die sie geprägt hat und ihnen wichtig ist.
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Nov 16, 2025 • 1h 5min
Christian Lutz – Zukunftsforscher (historische Reprise, 1998)
Zurück in die Zukunft! In dieser Ausgabe von «Musik für einen Gast» hören wir, wie Christian Lutz, der damalige Direktor des Gottlieb Duttweiler Instituts, sich Ende der 90er die Zukunft vorstellte. Und wir erfahren, was derselbe Christian Lutz heute, 27 Jahre später, zu diesen Szenarien sagt.
Fast zwanzig Jahre lang hat Christian Lutz das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) in Rüschlikon geleitet. Er analysierte gesellschaftlicher Trends und formulierte auf dieser Basis mögliche Zukunftsszenarien. Von dieser Arbeit erzählte er 1998 Moderatorin Ellinor von Kauffungen in «Musik für einen Gast». Sie sprachen über Veränderungen in der Arbeitswelt, über Biografien, die laut Lutz zusehends individueller und vielfältiger werden und über dieses wundersame, neue System, das damals von immer mehr Menschen im Alltag genutzt wurde: das Internet.
Heute ist Christian Lutz 85 Jahre alt und lebt in einem umgebauten Landhaus im Département Gard in Südfrankreich. Wie beurteilt er seine damaligen Analysen? Welche Voraussagen traten ein, was kam ganz anders? Und wie blickt er persönlich auf das Kapitel seines Lebens als GDI-Direktor zurück?
Die Musiktitel:
1. The King Singers – Chi la gagliarda (Vocal Version)
2. Johann Sebastian Bach – Matthäus Passion: Aria. Erbarme dich, mein Gott
Michael Chance, Countertenor / Englisch Baroque Soloists / John Eliot Gardiner, Dirigent
3. Paul Hindemith – Mathis der Maler. Sinfonie. Versuchung des heiligen Antonius
Philadelphia Orchestra / Wolfgang Sawallisch, Dirigent
4. Franz Schubert – Sinfonie Nr. 4 c-Moll. Tragische: Adagio molto – Allegro vivace
WDR Sinfonieorchester Köln / Günter Wand, Dirigent
Der neue Musikwunsch:
Antonin Dvorák - Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 «Aus der Neuen Welt»: 1. Adagio - Allegro molto
Tschechische Philharmonie / Jiri Belohlavek, Dirigent

Nov 9, 2025 • 1h 1min
Aniela Jaffé – Psychoanalytikerin (historische Reprise, 1975)
Die Sekretärin von C.G. Jung: So wurde Aniela Jaffé häufig wahrgenommen. Dabei war sie selbst Psychoanalytikerin, Autorin und sogar Verfasserin eines der bekanntesten Werke, das Jung zugeordnet wird. Wer war diese kluge, einfühlsame Frau, die ihren Beruf «aus Menschenliebe» ausübte?
Anfang der 30er-Jahre lebte Aniela Jaffé in Hamburg und stand kurz davor, ihren Doktortitel in Psychologie zu erlangen. Doch als Tochter jüdischer Eltern sah sie sich gezwungen, vor den Nationalsozialisten zu flüchten und sich ohne universitären Abschluss in der Schweiz ein neues Leben aufzubauen. Und dennoch sollte es ihr gelingen, auf dem Gebiet der Psychologie wichtige Beiträge zu leisten: Sie lernte C.G. Jung kennen, ging zu ihm in die Analyse und begann schliesslich mit ihm zusammenzuarbeiten. Jung hielt derart hohe Stücke auf sie, dass er sie mit dem Verfassen seiner Biografie betraute – die jedoch bis heute häufig als seine Autobiografie wahrgenommen wird. Jaffé war auch selbst bis ins hohe Alter als Psychoanalytikerin tätig und hat so das Leben vieler Menschen geprägt.
1975 wurde Aniela Jaffé von Roswitha Schmalenbach für «Musik für einen Gast» interviewt. Wir hören eine gekürzte Fassung dieser historischen Sendung, kombiniert mit einem Gespräch mit Robert Hinshaw: Der am C.G. Jung Institut ausgebildete Psychoanalytiker war ein enger Freund Aniela Jaffés und verwaltet heute ihren Nachlass.
Die Musiktitel:
1. Wolfgang Amadeus Mozart – Quintett für Klarinette, KV 581: Allegro
Gervase de Peyer, Klarinette / Mitglieder des Melos Ensemble
2. Richard Strauss – Vier Letzte Lieder für Sopran und Orchester: Beim Schlafengehen
Lisa Della Casa, Sopran / Wiener Philharmoniker / Karl Böhm, Dirigent
3. Kapelle Heirassa - Im schönen Schwyzerland, Schottisch
4. Mani Matter – Bim Coiffeur
Musiktitel von Robert Hinshaw:
5. Arvo Pärt: «Spiegel im Spiegel» für Viola und Klavier
Benjamon Hudson, Viola / Jürgen Kruse, Klavier
Das besprochene Buch:
Streiflichter - Zu Leben und Denken C.G. Jungs
Aniela Jaffé nach Gesprächen mit C.G. Jung
Mit einem historischen Kommentar von Elena Fischli
Daimon Verlag: ISBN 9783856307783

Nov 2, 2025 • 57min
Alain Rossier – Arzt (historische Reprise, 1968)
Er gründete das erste Schweizer Paraplegikerzentrum, wurde als Mediziner eine internationale Koryphäe und sass selbst im Rollstuhl: Alain Rossier war in vielerlei Hinsicht ein Pionier. Vor 57 Jahren erzählte er in «Musik für einen Gast» aus seinem Leben. Wie wirkt dieses Gespräch aus heutiger Sicht?
Am letzten Tag seines Medizinstudiums erlitt Alain Rossier im Schwimmbad einen Unfall, der seinen privaten und beruflichen Weg massgeblich prägen sollte: Er war fortan querschnittgelähmt, schloss noch im Krankhaus sein Staatsexamen ab, spezialisierte sich auf die Paraplegiologie und wurde über die Jahre zu einer Koryphäe auf seinem Gebiet.
1968 besuchte Roswitha Schmalenbach, die langjährige Moderatorin von «Musik für einen Gast», Rossier an seinem Arbeitsort, im Hôpital Beau-Séjour in Genf, wo er das erste Paraplegikerzentrum der Schweiz aufgebaut hatte. Der damals 38-Jährige erzählte von seiner eigenen Geschichte, den Erfolgen und Entwicklungen in seinem Fach, aber auch den Hindernissen, die ihm im Alltag begegneten.
Wie klingt dieses Zeitdokument in den Ohren einer Person, die heute auf einen Rollstuhl angewiesen ist und sich für die Rechte von Menschen mit Querschnittlähmung einsetzt? Das erfahren wir zum Schluss der Sendung von Olga Manfredi, Juristin und Präsidentin der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung.
Die Musiktitel:
1. Antonio Vivaldi - Magnificat für Soli, Chor und Orchester g-Moll: Magnificat und Et exsultavit
Agnès Gibel, Sopran / Orchestra La Fenice, Venezia / Vittorio Negri, Dirigent
2. The Swingle Singers – W.A. Mozart: Eine kleine Nachtmusik: Romance/Romanze
3. Ella Fitzgerald & Louis Armstron - April in Paris
4. Antonin Dvorák - Sinfonie Nr. 9. Aus der neuen Welt: 1. Adagio (Allegro molto)
Czech Philharmonic Orchestra / Karel Ancerl
Musikwunsch von Olga Manfredi:
5. Bob Dylan – Blowin’ In The Wind / I Shall Be Free

Oct 26, 2025 • 59min
Brigitt Flüeler: «Jeder hat seine Geschichte. Jede ist wichtig»
Brigitt Flüeler ist Historikerin und Kulturvermittlerin. Und sie hat 27 Jahre lang beim Schweizer Radio gearbeitet, wo sie unter anderem die Sendung «Persönlich» geleitet hat. Nun erhält die Nidwaldnerin den Innerschweizer Kulturpreis.
Geboren wird Brigitt Flüeler 1954. Geprägt von einer weltoffenen Familie einerseits und einem strengen Katholizismus andererseits wächst sie in Stans auf. Sie wird Lehrerin und verdient ihr eigenes Geld, was ihr ein Studium der Geschichte, Volksliteratur und Volkskunde in Zürich ermöglich. Später wechselt sie zum Radio. Aber auch dort interessiert sie vor allem der Alltag, die Leute, der einzelne Mensch. 27 Jahre bleibt sie dem Radio treu. Dann lässt sie sich vorzeitig pensionieren, kehrt nach Stans zurück und wirft sich erneut ins Nidwaldner Kulturleben, organisiert Lesungen und Ausstellungen, plant und veranstaltet zusammen mit dem Regisseur Buschi Luginbühl Leseabende und Theatervorstellungen und präsidiert den Historischen Vereins Nidwalden. Und jetzt also der Innerschweizer Kulturpreis. Eine Auszeichnung, die wie geschaffen ist für Brigitt Flüeler, denn immer schon hat sie es als ihre Aufgabe angesehen, die Nidwaldner Kultur über die Kantonsgrenzen hinauszutragen. Beispielsweise ins südfranzösische Arles, wo sie neben Stans und Zürich ihren dritten Lebensmittelpunkt gefunden hat.
Von ihrer Herkunft und ihrer Prägung, von ihrem Aufbruch in die Stadt ausgerechnet während der Jungendunruhen, von ihrer Zeit am Radio und ihrer Liebe zu Arles und natürlich auch von ihrer Musik erzählt die frischgebackene Innerschweizer Kulturpreisträgerin im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Die Musiktitel:
1. Aktomis & Mungg - II Tea Time (Where The Sirens Meet For Tea)
Aktomis =Jo Flüeler / Mungg = Moritz Widrig
2. Lucio Dalla - L'anno che verrà
3. Hélène Grimaud - Johannes Brahms – 7 Fantasien für Klavier, Op.17: Intermezzo in e-moll (Andante con grazia)
4. Alexandre Tharaud - Jean-Philippe Rameau: Nouvelles Suites, «Gavotte» / «1er Double de la Gavotte» / «2e double»
5. Wolfgang Amadeus Mozart – Requiem: «Sequenz. Dies irae: Allegro assai»
Concentus musicus Wien / Nikolaus Harnoncourt, Dirigent

Oct 19, 2025 • 1h 2min
Waseem Hussain: «Selten fragt man mich: Wer willst Du sein?»
Mit mehreren Kulturen zu leben, bedeutet Reichtum und Bürde zugleich, sagt Waseem Hussain. Sein Geburtsland Pakistan war in seiner Kindheit in Kilchberg für ihn ein Sehnsuchtsort. Später berichtete er als Journalist aus Südasien. Heute ist er interkultureller Vermittler und schreibt Prosa und Songs.
Seine erste musikalische Offenbarung erlebte Waseem Hussain, als er in den Schulferien seine Tante in Pakistan besuchte und auf ihrem Kassettengerät «The Sound of Silence» hörte. Schon als Kind begann er, selbst Songs zu schreiben. Als Jugendlicher jobbte er in der Schokoladenfabrik in Kilchberg, um sich eine gute Gitarre kaufen zu können. Bis heute ist Musik für Waseem Hussain ein wichtiges Ausdrucksmittel, auch wenn er beruflich andere Wege einschlagen hat: Zunächst berichtete er als investigativer Journalist aus Südasien und recherchierte zu Korruption und Machtmissbrauch.
Später machte er seine Biografie zum Beruf und wurde Berater und Dozent für interkulturelle Kommunikation. Nach einem Burnout fand Waseem Hussain wieder Zugang zu seinem künstlerischen Ausdruck und begann zu schreiben. Kürzlich ist seine Erzählung «Habitus» erschienen – eine Auseinandersetzung mit kultureller Identität, Zuschreibungen und Zugehörigkeit.
Die Musiktitel:
1. Simon & Garfunkel - The Sound of Silence
2. Khoosat Films (Saakin / Nimra Gilani) - Zindagi Tamasha Bani
3. Small People – Song von Waseem Hussain (Demoaufnahmen: waseemhussain.com)
4. DogOn - Rotten Rainbow Rollercoaster
5. Mark Knopfler - Oklahoma Ponies
Das besprochene Buch:
Habitus – von Waseem Hussain und Sascha Reichstein mit einem Essay von Silvia Henke.
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Oct 12, 2025 • 1h 5min
Frank Urbaniok: «Ich finde keine Politpartei ausreichend gut»
Er kommt aus einer Arbeiterfamilie in Köln, wurde forensischer Psychiater – und baute in den 1990er Jahren in Zürich den Psychiatrisch-Psychologischen Dienst auf, der den Strafvollzug in der Schweiz nachhaltig veränderte.
Urbaniok entwickelte mit FOTRES ein System, das Straftäterrisiken messbar macht.
Nach einer schweren Krebserkrankung zog er sich aus der Behördenwelt zurück, arbeitet heute selbständig – und mischt sich mit Büchern und Analysen weiter in gesellschaftliche Diskussionen ein.
Warum er Mephisto in Goethes Faust bewundert, weshalb er die offene Gesellschaft in Gefahr sieht und wie er sein Leben nach der Krankheit neu justierte, erzählt Frank Urbaniok in «Musik für einen Gast» bei Simon Leu.
Die Musiktitel:
1. Die Toten Hosen: Nur zu Besuch
2. Black Sabbath: Paranoid
3. Cyndi Lauper: She Bop
4. Die Ärzte: Junge
5. Züri West: I schänke Dir mis Härz

Oct 5, 2025 • 1h 6min
Franziska von Arb: «Ich brenne für Menschen»
Ob als Schauspielerin, Therapeutin oder Drehbuchautorin – alles, was Franziska von Arb anpackt, tut sie mit Feuer, Leidenschaft und unerschütterlicher Intensität.
Schon mit zwölf Jahren wusste sie, dass sie Schauspielerin werden wollte. Ihr Traum: eines Tages auf den ganz grossen Bühnen zu stehen. Entschlossen verfolgte sie diesen Weg, absolvierte die Schauspielschule und spielte zunächst in Kleintheatern. Als sie schliesslich auf der ersehnten grossen Bühne stand, kam die Ernüchterung – der Abstand zum Publikum war zu gross, die Nähe zu den Menschen fehlte. Diese Erkenntnis stürzte sie in eine Lebenskrise.
Auf der Suche nach Sinn und einer neuen Richtung brach Franziska von Arb zu einer langen Reise durch Amerika auf. Unter dem endlosen Sternenhimmel kam die Eingebung: Psychologie. Nach dem Studium und der Ausbildung zur Psychotherapeutin spezialisierte sie sich auf Traumatherapie.
Sie führt nun seit vielen Jahren eine eigene Praxis und ist neben ihrer therapeutischen Arbeit mit dem «Hirntheater» unterwegs, ihrem interaktiven Theaterensemble, das sich auf Themen im Bereich der Demenz spezialisiert hat. Aber auch sonst brennt der künstlerische Funke weiter: Nach einer Ausbildung zur Drehbuchautorin schreibt Franziska von Arb an Spielfilmen und Serien, um Geschichten auch filmisch zum Leben zu erwecken.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt Franziska von Arb, wie sie schon während der Schauspielausbildung Aidskranke im Lighthouse Basel betreut hat, warum sie immer wieder um ihre Stimme kämpfen musste und wie sich ihre therapeutische und ihre künstlerische Arbeit gegenseitig beeinflussen.
Die Musiktitel:
1. Mani Matter - Si hei der Wilhälm Täll ufgfüert [= sie haben Wilhelm Tell aufgeführt]
2. Ambäck – Verändler (Andreas Gabriel, Violine / Markus Flückiger, Schwyzerörgeli / Pirmin Huber, Kontrabass)
3. Marla Glen – The Cost Of Freedom
4. Bait Jaffe Klezmer Orchestra – David’s Bulgar von Sascha Schönhaus
5. Bait Jaffe Klezmer Orchestra featuring Ana María Pérez Jiménez - Esta Montagna d’enfrente
Das eingespielte Lied:
Franziska Maria von Arb – Gschichtebeeri (Geschichten-Beere)
aus Bärlauch von StimmKontraBass

Sep 28, 2025 • 1h 6min
Urs Mannhart: «Schreiben ist für mich ein Schlüssel zur Welt»
Dank der Gewissensprüfung für den Zivildienst kam Urs Mannhart zum Schreiben. Ethische Fragen beschäftigen ihn als Autor wie als Landwirt. Im Schlachthof sei er der Einzige, der heulen muss. Konventionen kümmern ihn ebenso wenig wie die Frage, wie er mit seinen beiden Berufen sein Brot verdient.
«Ich lebe mit viel, einfach nicht mit viel Geld», sagt Urs Mannhart, der den Wechsel zwischen Gummistiefeln und Schreibtisch als Privileg empfindet. Er brauche viel Bewegung; seine Beine würden vom Bücherschreiben allein nicht glücklich. Darum arbeitet er als Landwirt in Teilzeit und war früher im Zweitberuf Velokurier. Heute fährt er, als Ausgleich zum Schreiben, Ultracycling-Rennen. Warum er diese Extremform des Radsports liebt, die ihn an den Rand der Erschöpfung führt, und gleichzeitig vom langsamen Wiederkäuen der Kühe schwärmt, erzählt Urs Mannhart in «Musik für einen Gast».
Die Musiktitel:
1. Jethro Tull - We Used To Know
2. Tom Waits - Goin’ out west
3. Yo la Tengo - From Black to Blue
4. International String Trio – Tchavolo Swing (From «Latcho Drom»)
5. Maya Johanna: When the Sky
6. Duke Pearson - Wahoo

Sep 21, 2025 • 1h 7min
Paul Lendvai: «Solange mein Kopf arbeitet, schreibe ich weiter»
Paul Lendvai verkörpert den Journalismus wie kaum ein anderer. Auch mit 96 Jahren schreibt er noch regelmässig Kolumnen für die österreichische Tageszeitung «Der Standard». Gleichzeitig ist er als Holocaustüberlebender und Opfer des Stalinismus Zeitzeuge der dunkelsten Phase des 20. Jahrhunderts.
Paul Lendvais Geschichte ist so aussergewöhnlich wie beispielhaft. 1929 in Budapest als Sohn jüdischer Eltern geboren, erlebt er den institutionalisierten Antisemitismus der ungarischen Horthy-Jahre. 1944 wird er verschleppt und auf einen der sogenannte Todesmärsche geschickt, auf denen die ungarischen Juden in die österreichischen KZs gebracht wurden. Mit viel Glück gelingt ihm die Flucht, doch die Verfolgung hört nicht auf. Als junger Journalist im mittlerweile kommunistischen Ungarn gerät er in die Mühlen des Stalinismus und wird interniert. Erst nach dem Aufstand von 1956 und dessen Niederschlagung durch sowjetische Truppen gelingt ihm die Flucht nach Wien und damit der Start in ein neues Leben.
Von seinen dunklen Jahren und dem Glück der Befreiung, von seiner Ankunft in Wien und seiner beispiellosen Karriere als Journalist, von seinem Kampf für Demokratie und seinem Engagement für Meinungsfreiheit, von seiner Abscheu gegen Antisemitismus und seinem Ärger über die derzeitige israelische Regierung und natürlich von seinem intensiven Bezug zur Musik erzählt der 96-jährige kerngesunde Paul Lendvai im Gespräch mit Michael Luisier.
Die Musiktitel:
1. Richard Strauss – Der Rosenkavalier: «Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding»
Netherlands Philharmonic Orchestra, Amsterdam / Marc Albrecht, Dirigent / Camilla Nylund, Sopran
2. Wolfgang Amadeus Mozart - Don Giovanni: Arie (Leporello). Madamina, il catalogo è questo
Mahler Chamber Orchestra / Luca Pisaroni, Bass / Yannick Nézet Séquin, Dirigent
3. Wolfgang Amadeus Mozart - Così fan tutte: Ouvertüre (Andante)
Scottish Chamber Orchestra / Sir Charles Mackerras, Dirigent
4. Kurt Weill – Die Dreigroschen Oper – «Die Moritat von Meckie-Messer»
Roger Bean und sein Orchester / Lotte Lenya, Gesang
5. Gustav Mahler – Das Lied von der Erde: Der Abschied
Philharmonia Orchestra / New Philharmonia Orchestra / Christa Ludwig, Mezzosopran /
Fritz Wunderlich, Tenor / Otto Klemperer, Dirigent

Sep 14, 2025 • 58min
Eva Wildi-Cortés: «Man muss feinfühlig bleiben für diese Arbeit»
Menschenhandel, Terrorismus, organisierte Kriminalität: Wer sich tagtäglich mit diesen Themen beschäftigt, braucht ein dickes Fell, könnte man meinen. Nein, sagt Eva Wildi-Cortés, Direktorin des Bundesamts für Polizei – vielleicht sogar im Gegenteil.
Zuhören. Hinschauen. Das sind Worte, die im Gespräch mit Eva Wildi-Cortés immer wieder fallen. Etwa wenn sie davon spricht, was sie unter Führung versteht; welche Kultur sie im Fedpol etablieren möchte, jenem Bundesamt, dem sie seit Februar vorsteht. Doch auch wenn sie beschreibt, wie sie sich als Kind und Jugendliche für alle möglichen Schulfächer interessierte, in ihrer Studienzeit als Flight Attendant die Welt bereiste oder als junge Frau den Einstieg ins Berufsleben fand.
Vor 23 Jahren stieg die Tochter spanischer Eltern beim Fedpol ein, frisch ab der Uni – und ist geblieben, auch wenn sie das damals nicht für möglich gehalten hätte. «Im Studium sagte man uns immer: Länger als drei Jahre solltet ihr an keiner Stelle bleiben.» Es kam anders. Heute leitet Wildi-Cortés das Bundesamt für Polizei und ist Chefin von über 1000 Angestellten. Im Gespräch mit Melanie Pfändler erzählt sie, was sie an dieser Arbeit fasziniert und begeistert und warum sie überzeugt ist, dass es sich lohnt, auch schwere Themen mit einer gewissen Leichtigkeit anzugehen.
Die Musiktitel:
1. Patent Ochsner - Bälpmoos
2. Pink Floyd: Another Brick in the Wall
3. Alejandro Sanz: Y, ¿si fuera ella?
4. Frédéric Chopin: Nocturne cis-Moll. Aus dem Film «Der Pianist» / Janusz Olejniczak, Piano
5. Hecht: Kawasaki


