Der Pragmaticus Podcast

Der Pragmaticus
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Oct 24, 2023 • 19min

Wie der Preis und bessere Technologien unser Klima retten

Ein Podcast vom Pragmaticus: Fossiles Verbrennen und Produzieren lohnt nicht mehr, da alles andere billiger ist, zum Beispiel synthetische Biologie. Ein Podcast mit der Unternehmensberaterin Tara Shirvani. Das Thema„Wir haben nicht mehr viel Zeit, aber wir haben heute auch alle Chancen: Wir stehen an einem Kipppunkt zum Besseren“, sagt Tara Shirvani. Der Schlüssel ist der Preis: Innovationen, die vor wenigen Jahren noch teuer waren, etwa die Veränderung von Erbgut, seien heute erschwinglich, meint sie – zum Beispiel durch Verfahren wie Crispr. Oder auch die synthetische Biologie. Es muss schnell gehen: Um die physikalischen Kipppunkte nicht zu überschreiten, sei es notwendig, möglichst schnell alles was heute auf Verbrennung beruht, zu durch biologische Verfahrensweisen, die der Natur entlehnt werden, zu ersetzen. Unser Gast in dieser Folge: Tara Shirvani ist Unternehmensberaterin und auf Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien und Klimainvestment spezialisiert. Sie ist eine Mitbegründerin der unter anderem von Sir David King ins Leben gerufenen Climate Crisis Advisory Group, die sich für technologische Lösungen einsetzt, die zu einer schnellen Entkopplung von fossilen Energieträgern und von Verbrennungsenergie führen. Shirvani ist die Autorin von Plastikfresser und Turbobäume, das 2023 im Verlag Edition A erschienen ist. Im Buch beschäftigt sie sich unter anderem mit den Möglichkeiten der synthetischen Biologie für eine Wirtschaft im Einklang mit den Grenzen der Natur. Shirvani ist außerdem Autorin des Pragmaticus.Dies ist ein Podcast von Der Pragmaticus. Sie finden uns auch auf Instagram, Facebook, LinkedIn und X (Twitter).Unser nächster Podcast erscheint in unserer Reihe macht Hunger am 31. Oktober 2023 zum Thema Globalisierung des Essens. In macht Hunger geht es um die Politik und die Kulturgschichte des Essens.Weitere Podcasts von Der Pragmaticus finden Sie hier.
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Oct 10, 2023 • 24min

Warum es überflüssig ist, zu gendern

Ein Podcast vom Pragmaticus: Gendersternchen, Binnen-I &Co. sind nach Ansicht des Linguisten Karsten Rinas überflüssig, ist doch die männliche Form geschlechtsneutral. „Die maskuline Form ist die unmarkierte Form“, sagt er. Der Podcast mit Karsten Rinas ist Teil eines Dossiers über das Gendern in der Oktober-Ausgabe 2023 des Pragmaticus. Zum Dossier Störfaktor Gendern geht es hier. Unser Gast in dieser Folge: Karsten Rinas ist Linguist und stammt aus Opladen, heute Leverkusen, in Nordrhein-Westfalen. Er lebt seit 1997 in Tschechien und lehrt als Dozent für Sprachwissenschaft an der Palacký-Universität Olomouc/Olmütz. Gemeinsam mit anderen Sprachwissenschaftlern hat er 2022 die Initiative Linguisten vs. gendern ins Leben gerufen, um zu erreichen, dass im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr gegendert wird.Dies ist ein Podcast von Der Pragmaticus. Sie finden uns auch auf Instagram, Facebook, LinkedIn und X (Twitter).Unser nächster Podcast erscheint in unserer Reihe macht Hunger am 17. Oktober 2023 zum Thema Schnitzel. In macht Hunger geht es um die Politik des Essens.Weitere Podcasts von Der Pragmaticus finden Sie hier.
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Sep 25, 2023 • 24min

Allem zum Trotz: Europa schafft das!

Autoritäre Populisten im Inneren, eine Energiekise und ein Krieg: Die Soziologin Caroline Hornstein-Tomić hat dennoch keine Angst um Europa. „Europa war noch nie so einig“, sagt sie im aktuellen Podcast des Pragmaticus.Dies ist ein Podcast von Der Pragmaticus. Sie finden uns auch auf Instagram, Facebook, LinkedIn und X (Twitter).Weitere Podcasts von Der Pragmaticus finden Sie hier.Caroline Hornstein-Tomić ist Senior Researcher (Soziologie und Anthropologie) am Institut für Sozialwissenschaften Ivo Pilar in Zagreb. Sie ist Vorstandsmitglied der Stiftung Europäisches Forum Alpbach und Mitbegründerin sowie geschäftsführende Partnerin von The Civics Innovation Hub.Über diese EpisodeKonfrontiert mit der These, dass Europa kein Friedensprojekt mehr sei, hat Caroline Hornstein-Tomić, eine Gegenthese: Die Zivilgesellschaft in Europa sei stark genug, den Traum Europa wahr zu machen – egal, was autoritäre Populisten sagen; egal, wie sehr die EU-Institutionen – „zu Recht!“, wie sie sagt – an Vertrauen verloren haben.Der Podcast thematisiert die aktuellen Herausforderungen für die EU: Die Verteidigung, die Energiesicherheit, die Herausforderung durch autoritären Populismus, die Demokratie und die Frage, was es für Europa bedeutet, wenn Donald Trump die US-Wahlen gewinnen sollte. Ein großes Versäumnis der EU ist es, die Integration der Westbalkan-Staaten, der Ukraine und Moldawiens nicht vorangetreiben zu haben. Wo gegenwärtig die größten Herausforderungen liegen, sieht Hornstein-Tomić die größten Chancen: Verteidigung, Integration, Energiesicherheit und Demokratie.Der 24. Februar 2022 war ein Weckruf für Europa. Vorangetrieben von den osteuropäischen Staaten, allen voran dem Baltikum und Polen, hat Europa zu Einigkeit in Verteidigungsfragen gefunden, so Hornstein Tomić: „Polen und das Baltikum haben deutlich gemacht, wie immens wichtig die militärische Sicherung ist.“ Nebenbei spielten sich die osteuropäischen Staaten damit auch nach vorn in eine führende Rolle in Fragen der Sicherheit und der Verteidigung.Die Warnungen wollte die EU lang nicht hören, doch seit dem Angrifftskrieg ist klar, dass Energiepolitik eine Frage der Sicherheit ist. „Plötzlich verstehen wir, dass Frieden auch Versorgungssicherheit bedeutet.“ Diese kann es ohne die Hinwendung zu erneuerbarer Energie nicht geben, meint Hornstein-Tomić.Indem sie die Integration des Westbalkans sträflich schleifen ließ, habe die EU eine offene Flanke geschaffen, die von autoritären Populisten ebenso wie von undemokratischen Regimen ausgenutzt wird: „Es können sich Akteure mit ökonomischen Interessen durchsetzen, die zugleich kein Interesse an einer liberalen demokratischen Ordnung haben. Das ist eine Gefährdung für den Wohlstand, die Demokratie und die Sicherheit.“ Hornstein-Tomić plädiert dafür, den Integrationsprozess der Staaten des Westbalkans, aber auch Moldaviens und der Ukraine „dringend“ voranzutreiben.Europa leidet unter einem autoritären Populismus, der Angst und Verunsicherung schürt, wie Hornstein-Tomić erklärt: „Es gibt diese Kräfte, die davon profitieren, dass die Ängste in der Bevölkerung wachsen, dass der Eindruck entsteht, es sei alles nicht zu schaffen und die Bürger hätten keine Handlungsmacht. Das Gegenteil ist wahr.“ Auch die politische Mitte neige dazu, der Sogwirkung nachgeben zu wollen, doch die wahre Stärke der EU liege in den zivilgesellschaftlichen Organisationen. Aber: „Ja, Demokratien sind vulnerabel.“ Speziell die osteuropäischen Länder müssen sich damit auseinandersetzen, dass sie von historischen Auswanderungsländern zu Einwanderungsländern werden.
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Sep 12, 2023 • 29min

Klimakrise: Die Krise, die wir nicht glauben

Ein Pragmaticus Podcast mit dem Wirtschaftswissenschaftler Fred Luks über die Klimakrise und warum es offenbar so schwierig ist, dagegen aktiv zu werden. Im Gespräch erklärt Luks, wie es zu der Polarisierung und dem Kulturkampf um das Klima kam. Wer je gesehen hat, wie Autofahrer auf Blockaden der Letzten Generation reagieren oder eine Talk Show über Energiethemen und Klimafragen durchgestanden hat, weiß sofort, was Fred Luks meint, wenn er sagt: Viele Menschen verstehen den Klimawandel intellektuell, aber sie glauben es emotional eigentlich nicht. Fred Luks ist Wirtschaftswissenschaftler und daran interessiert, die hohen sozialen und ökonomischen Kosten der Klimakrise zu begrenzen. Fred Luks hat keine Angst, genau die Dinge zu sagen, die in der aktuell polarisierten Stimmung provozieren: Wir müssen unseren Lebensstil ändern, sonst ändert ihn das Klima. Die Technologie wird uns nicht retten, individuelle Verhaltensänderungen aber ebenso wenig. Die Polarisierung in der Klimakrise kann Luks verstehen: Sie rühre an Wertvorstellungen, bedroht eine Vorstellung von Freiheit, die sich am Individuum orientiert und an dem, was einmal die Wohlstandsversprechen der westlichen Welt waren. Was er gesellschaftlich will, ist Aktivismus:Wir müssen aktiv eine gesellschaftliche Transformation zur Nachhaltigkeit einleiten.Fred Luks schreckt nicht vor dem Wort Klimaangst zurück: Dieser Sommer sei nur eine Andeutung dessen, was auf Gesellschaften zukommt. Damit dies eben nicht zum zivilisatorischen Kollaps führt, will Luks Hoffnung machen. Seine Botschaft: Transformation gelingt dann, wenn sie Spaß macht und man damit Geld verdienen kann. Hoffnung, so seine Überzeugung, ist nicht faul, sondern aktivistisch.Während sich Pessimisten darauf herausreden können, dass alles bereits vergebens sei, halten Optimisten es mit der vermeintlich frohen Botschaft, dass alles schon nicht so schlimm kommt und uns die Technik retten werde. Fred Luks sieht das anders:Eine aufgeklärte Gesellschaft sollte aktiv gegen den Klimawandel arbeiten, und eine Transformation zur Nachhaltigkeit einleiten.Fred Luks ist Volkswirtschaftler und unterstützt als Berater Unternehmen und Organisationen bei der Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften. Gastprofessuren unter anderem an der Universität Hamburg, einer Tätigkeit als Nachhaltigkeitsmanager für eine Bank, und der Aufbau und die Leitung des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien führten zu insgesamt zehn Büchern zum Thema Klima, Veränderung und gesellschaftlicher Wandel. Sein jüngstes Buch heißt Hoffnung. Über Wandel, Wissen und politische Wunder und ist im Metropolis Verlag erschienen. Die Klimakrise steht dort im Mittelpunkt.
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Aug 26, 2023 • 23min

Europa in der Globalisierung: Das Versagen der Politik

Lieferengpässe, Deindustrialisierung, Inflation und Krisen: In diesem Podcast des Pragmaticus diskutiert der ehemalige Banker Andreas Treichl die Frage, wie die wirtschaftliche Abhängigkeit der europäischen Wirtschaft von den USA und von China entstand. Warum hat sich die Globalisierung für Europa nach 1990 so schlecht entwickelt? Kann Europa, die EU, 30 Jahre nach dem Maastricht-Vertrag 1993, in der globalen Wirtschaft noch eine politisch wie ökonomisch relevante Rolle spielen? Kann Decoupling funktionieren? „Die Politik hat die Risiken der Globalisierung nicht genug abgesichert“, sagt der Präsident des Europäischen Forums Alpbach, Andreas Treichl, langjähriger CEO der Erste Group.Europa ist weder politisch noch wirtschaftlich so stark, wie es sein müsste, um Wohlstand und Demokratie zu erhalten; für China oder die USA ist Europa kein attraktiver Wirtschaftspartner mehr, so Treichl: „Vor 30 Jahren war Europa der größte Exporteur, der größte Binnenmarkt und der wohlhabendste Kontinent. Das alles sind wir nicht mehr.“Da wirtschaftliche Autarkie in einer globalisierten Welt undenkbar ist, muss Europa daran arbeiten, die Risiken notwendiger Abhängigkeiten geopolitisch abzusichern, rät Treichl. „Wir sind wahrscheinlich der sozial ausgeglichenste Kontinent des Planeten. Das müssen wir unbedingt erhalten.“Wenn wir in einer wirtschaftlich globalen Welt leben wollen, müssen wir uns sehr sicher sein, dass kein Staat Gebietsansprüche stellen kann.Seit den 1990er Jahren sei die Globalisierung von der Wirtschaft sehr stark vorangetrieben worden, die aus Kostenerwägungen heraus ihre Produktionsstandorte aus Europa weg verlagerte. Dieser Prozess sei nicht ausreichend von der Politik abgesichert worden. Jetzt wird die Verlagerung zu einem politischen Problem, insofern die Versorgung mit Energie oder wichtigen Rohstoffen und Produkten nicht mehr gesichtert ist: „Das ist ganz klar ein Versäumnis der Politik.“Das Ergebnis sei eine De-Globalisierung, die sich in rapidem Relevanzverlust für Europa ausdrücke. „Wir werden nie ganz unabhängig sein. Daher müssen wir zusehen, dass wir eine multipolare Welt erreichen. Aber: Europa hat nicht einmal eine eigene Verteidigung.“Andreas Treichl ist Mitbegründer und Aufsichtsratsvorsitzender der ERSTE Stiftung, die der Stärkung des europäischen Zusammenhalts und der Demokratie gewidmet ist. Er war über zwei Jahrzehnte CEO der Erste Group. Seit 2020 ist er der Präsident des Europäischen Forums Alpbach.Für den Pragmaticus hat Treichl als Autor zum Thema Inflation und Schulden geschrieben; als Experte im Podcast prognostizierte er 2021: Diese Inflation bleibt.
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Jul 31, 2023 • 31min

Zum Stand des Krieges

Als Putin am 17. Juli das Getreideabkommen nicht mehr verlängerte, nahm er in Kauf, das Lager seiner Unterstützer, vor allem die Türkei und China, zu brüskieren. Der Politikwissenschaftler Gerhard Mangott zieht nach 18 Monaten des Krieges eine nüchterne Bilanz und erklärt, warum und wie sehr China, die Türkei und einige afrikanische Staaten von Russland abhängig sind und was Russland wiederum von ihnen braucht.Immer noch sind Rohöl, Erdgas und Düngemittel das Faustpfand Russlands. Die Türkei ist auf russische Touristen angewiesen, auf die Bauaufträge für türkische Unternehmen und für türkische Landwirte. Gleich zwei Pipelines verbinden Russland mit der Türkei, die das Gas außerdem weiter nach Europa verkauft. China fungiert in Bezug auf Dünger ebenfalls als Parallelimporteur bzw. -exporteur und ermöglicht es Russland so, die westlichen Sanktionen zu umgehen.Einen Dragonbear wie ihn die Politologin Velina Tchakarova beschreibt, sieht Mangott hingegen nicht. China hat ein starkes Interesse an einem antiwestlichen Russland, das halbwegs stabil ist. Die Allianz der beiden Staaten sei darüber hinaus nicht so eng und friktionsfrei wie es die Metapher nahelegt.Auf der anderen Seite sei die Loyalität der USA zur Ukraine ungebrochen, wie Mangott erläutert: „Die Waffenlieferungen sprechen eine deutliche Sprache.“ Ende Juli hat das ukrainische Präsidialamt unter Präsident Wolodymyr Selenskyj Gespräche über Sicherheitsgarantien mit Washington aufgenommen.Das Ende des KriegesEine Verhandlungslösung hält Mangott zu diesem Zeitpunkt für nicht wahrscheinlich. Die Ukraine kann erst dann verhandeln, wenn keine russischen Soldaten mehr auf ukrainischem Boden sind. „Worüber soll dann noch verhandelt werden?“, fragt Mangott. Was sich derzeit abzeichne, sei ein Erschöpfungskrieg, der auf militärische Abnützung hinauslaufe. Wenn dieses Stadium erreicht ist, werde es auch zu Verhandlungen kommen, glaubt Mangott.Ebenso wie der Historiker Timothy Snyder hält Gerald Mangott es für falsch, den Krieg als einen Krieg Putins zu sehen, das verstelle den Blick für die tiefgreifenden Veränderungen, die in Russland passiert sind und wecke die falsche Hoffnung, der Krieg sei beendet, wenn Putin nicht mehr an der Macht sei: „Auf einen Zerfall der russischen Führungselite darf der Westen nicht hoffen. Das ist unrealistisch.“Die nukleare BedrohungDie Angst vor einer nuklearen Eskalation des Krieges kann Gerhard Mangott nicht ganz beschwichtigen. Die nukleare Drohung sei mehr als ein Bluff: „Ein Restrisiko für taktische Nuklearwaffen besteht, wenn Russland den Zugriff auf die Krim gefährdet sieht, dass muss man berücksichtigen.“Gerhard Mangott ist Universitätsprofessor für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck und auf Internationale Beziehungen und Sicherheit im postsowjetischen Raum spezialisiert. Für den Pragmaticus hat er eine Analyse des Systems Putin geschrieben.
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Jul 21, 2023 • 27min

Wie Schein-Demokratien entstehen

Verschwindet eine Demokratie, ist das nicht sofort zu spüren, erklärt der Politikwissenschaftler und Völkerrechtsexperte Ralph Janik in diesem Podcast. „Besonders Scheindemokratien legen sehr viel Wert darauf, dass alle Gesetze eingehalten werden“, sagt er. Während formal noch alles stimmt, ist vielleicht die Presse- und Meinungsfreiheit bereits still gestorben, weil alle Medien einer Person gehören oder es de facto kein Recht auf Protest mehr gibt.Der britische Economist erhebt jährlich, wie es um die Demokratien der Welt bestellt ist. Dem Economist Democracy Index zufolge lebten 2022 rund 45 Prozent der Weltbevölkerung in mehr oder weniger stabilen Demokratien während 37 Prozent in einem autoritären Staatswesen lebten. Dazwischen gibt es Mischformen. Die Demokratien seien seit 2016 auf dem Rückzug, konstatiert der Economist.Ungarn etwa ist in diesem Ranking in der unteren Hälfte einer „flawed democracy“, einer beschädigten Demokratie. Neben Ungarn sind auch weitere europäische Staaten keine ganz intakten Demokratien mehr, darunter unter anderem Belgien, Zypern, Malta, Polen oder Tschechien.Ralph Janik verortet den Niedergang ebenso wie das amerikanische Freedom House bereits ab dem Jahr 2006. Für eine Demokratie, so Janik, ist allerdings nicht nur die Frage der Freiheit und des Zugangs zu Grundrechten für eine Demokratie entscheidend, sondern auch die Frage der Gerechtigkeit. „Es sollte, um John Rawls zu paraphrasieren, so sein, dass es gleichgültig ist, ob man als reicher oder armer Mensch aufwacht“, so Janik. Ein demokratischer Staat knüpft Bürger-und Grundrechte nicht an den Besitz und stellt sicher, dass alle gleichermaßen ihre Bürgerrechte auch leben können.Wenn Demokratie in der allgemeinsten Weise so definiert ist, dass alle Macht vom Volke ausgeht, so bedeute dies nicht, dass „eine Mehrheit grenzenlos regieren“ könne. Die Rechte von Minderheiten und seien diese auch noch so klein, müssen gewahrt sein. In diesem schränken die Menschenrechte die Herrschaft der Mehrheit ein: Eine Mehrheit kann nicht demokratisch beschließen, eine Minderheit zu unterdrücken. Da die Lebenswelten der meisten Menschen vielfältiger geworden sind, kann Janik dem Gedanken Herfried Münklers, bei bestimmten Fragen Bürgerräte zu bilden und diese zu konsultieren, durchaus etwas abgewinnen: „Die Betroffenheit von Menschen ist unterschiedlich, dem muss man Rechnung tragen. Die Politik leidet jetzt bereits unter einer Entfremdung von den Bürgern.“Ralph Janik ist Universitätslektor mit Schwerpunkt Völkerrecht, Menschenrechte und Recht des Welthandels. Er ist Mitglied der European Society of International Law, der Vienna Doctoral Academy, dem International Board of Review (IBOR) des Telders International Law Moot Court, dem Advisory Board des International Institute for Peace, dem wirtschaftswissenschaftlichen Beirat im Bundesministerium für Landesverteidigung sowie Regional Coordinator (für Europa) beim Journal on the Use of Force and International Law. Ralph Janik kommentiert regelmäßig im Pragmaticus.
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Jul 3, 2023 • 21min

Die Neue Seidenstraße: Bedrohung für die Demokratien?

China hat sich in der globalisierten Welt an die Spitze gearbeitet. Im Reich der Mitte werden all jene Waren produziert, die die Menschen rund um den Erdball konsumieren. China knüpft nun auch ein eigenes Handelsnetz und sichert sich Zugang zu den Rohstoffen. Die Wirtschaftspolitik läuft unter dem Titel Neue Seidenstraße oder Belt-and-Road-Initiative. Der Buchautor Philipp Mattheis ist die neuen Routen abgefahren. Er sieht die Investitionen kritisch, denn die Infrastruktur sei das Vehikel einer expansiven Machtpolitik, die das Potenzial hat, Demokratien zu untergraben.
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Jun 5, 2023 • 40min

Der Wolf ist da. Was jetzt?

Der Wildtierbiologe Klaus Hackländer von der Universität für Bodenkultur in Wien möchte den Diskurs über den Wolf versachlichen: Rund 20.000 Wölfe gibt es in Europa. Von den Kulturlandschaften des Menschen profitiert der anpassungsfähige Wolf, das bedeutet: Er wird nicht mehr weggehen. Hackländer erklärt im Podcast, warum die derzeitigen Schutzprogramme aus den 1970er und 1990er Jahren, als es außer in Italien sowie hinter dem Eisernen Vorhang im Osten und Südosten keine Wolfsrudel in Europa gab, überarbeitet werden müssen – und zwar in Anpassung an das Verhalten von Wölfen und an die Gegebenheiten in stark genutzten Landschaften.
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Jun 1, 2023 • 30min

Eine kurze Geschichte der Bibliotheken

Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhren Bibliotheken die erste große Zäsur: Die öffentlichen Lesesäle kamen und Bibliotheken wurden zu Stätten der Produktion und Verbreitung von Wissen. Ulrich Johannes Schneider erforscht die wechselvolle Geschichte der Bibliotheken, um ihrer zukünftigen Rolle auf die Spur zu kommen und nimmt uns in dem Podcast mit auf die Spurensuche.Bibliotheken sind heute einer der wenigen Orte, wo sich Menschen im Kollektiv konzentrieren und still arbeiten und lernen können. Sie sind Orte des Rückzugs und dabei technologisch immer auf der Höhe: In ihrer archivarischen und konservatorischen Aufgabe nutzen die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung; sie verändern sich zu Multimedia-Stätten und sichern auch das digitale Erbe der Menschheit.

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