carls zukunft der woche

Michael Carl
undefined
Dec 29, 2022 • 40min

#135 Julia Gámez Martin @ Suchtpotenzial: Unser Wort des Jahres 2023 ist "Mut"

Unsere kleine Silvestertradition: Die Podcastfolge zum Jahreswechsel mit Suchtpotenzial, in diesem Jahr mit Julia. Julias Credo für 2023 ist Mut. Wir brauchen mehr Mut. Und Mut braucht große Schritte, nicht kleine. Dafür ist es Zeit. Mut für Veranstalter:innen bei der Programmgestaltung. Mut bei Künstler:innen, neues auszuprobieren. Mut auch beim Publikum, sich nicht immer dasselbe anzuschauen. Und das gilt darüber hinaus: Mut in der Gesellschaft, zu den eigenen Werten zu stehen. Mut in der Politik, nicht vorschnell vor der ersten quakenden Kleingruppe einzuknicken. Das Jahr 2022 war ein großer Resilienztest. Es gibt zahlreiche Themen, bei denen es wirklich schwer fällt, einen humoristischen Dreh zu finden. Wo steht die Kunst nach drei Jahren Corona? Suchtpotenzial selber haben das Jahr halbwegs gut überstanden. Aber woher kommt der Nachwuchs? Woher kommen neue Gesichter und Stimmen, wenn die Reihen vor den Bühnen leer bleiben? Julia sagt: Wir müssen wirklich ehrlich sein mit dem potenziellen Nachwuchs. Gleichzeitig fehlt es damit an Vielfalt. Wenn es ohnehin eng ist, setzen sich eher die durch, die die breite Masse erreichen, als diejenigen, die hohe Qualität testen, ausprobieren und entwickeln. Solange sich Medien und Öffentlichkeit sich nicht trauen, werden wir uns selbst das kreative Potenzial von morgen abschneiden. Mut würde auch zu mehr Diversität auf Bühnen führen. Die ersten Line-Ups für die großen Festivals 2023 wirkt hier allerdings wie ein Dämpfer. Auch für das neue Jahr sind wieder Festivals angekündigt, die ausschließlich Männer als Headliner aufbieten. Julia und Michael sind im Gespräch nur kurz versucht, ein gewisses Verständnis zu zeigen. Dann aber doch nicht. Was wir nicht mehr sehen wollen: Der nächste herbeigeredete angebliche Skandal, weil wieder jemand angeblich gecancelt wurde. Cancel Culture ist der neue extratiefe Ausschnitt bei der Suche nach Aufmerksamkeit und neuen Fans. Langweilig, abgeschmackt, vorhersehbar. Und die wirklichen Probleme liegen ganz woanders. In Ländern zum Beispiel, in denen freie Meinungsäußerung zu wirklich drastischen Problemen führt. Julias zentraler Wunsch für 2023: Dass sich der Mut der iranischen Frauen als tragfähig erweist; dann können wir alle an Mut glauben. Und der Vollständigkeit halber: Wer Suchtpotenzial noch nicht live gesehen hat, hat definitiv etwas für 2023 vor. Und wer sie schon live gesehen hat, wird es ohnehin noch einmal wollen. Zu Gast in dieser Woche: Julia Gámez Martin, Künstlerin, Comedian und Musikerin. Gemeinsam mit Ariane Müller bildet sie das Duo "Suchtpotenzial".Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
undefined
Dec 22, 2022 • 1h 3min

#134 Micha Fritz – Viva con Agua: Strukturelles simples sexy soziales Engagement

Diese Woche in der Zukunft: Der Baum ist geschmückt, die jahreszeitlich passenden Melodien erklingen, das ebenfalls jahreszeitlich passende leichte Übergewicht kündigt sich in der Leibesmitte an. Hoffnungslos unterbezahlte, aber dafür ebenso hoffnungslos überlastete Paketboten tragen alles, was der Konsum so hergibt, durch die Gegend. Kurzum: Es weihnachtet. Micha und Micha diskutieren in dieser Folge, wie es um die Welt steht. Wieviel heile Welt bleibt übrig, wenn wir genau hinschauen? Micha Fritz ist einer der Köpfe von Viva con Agua. Er engagiert sich dafür, dass Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Vor 16 Jahren gab es weltweit noch 1,2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Heute sind es immer noch 560 Millionen. Es passiert einiges, aber es ist eben noch lange nicht genug. Viva con Agua hat von Anfang an auf positiven Aktivismus gesetzt. Statt das Leid zu inszenieren und mit Bildern von Unterernährung, Armut und HIV alte Konstrukte zu bedienen, setzt Micha auf die Attraktivität eienr positiven Bewegung. Die erste Veranstaltung von Viva con Agua war eine Lesung: „Penisverletzungen durch Masturbation mit Staubsaugern“, gelesen von Heinz Strunk und Tim Mälzer.Micha sagt: Was Viva con Agua wirklich ausmacht, ist strukturelles simples sexy soziales Engagement. Das Angebot geht über Pfandbecher, das eigene Wasser, ein Kunstfestival im Stadion des FC St.Pauli, eigenes Klopapier, ein Musiklabel und das zukünftige Villa Viva Hotel Projekt. Vor Corona sammelten sie über eine Million Pfandbecher auf allen großen Festivals und ließen sich dabei von etlichen Promis unterstützen. Wir alle kennen das Bild von Clueso der sich auf der Bühne mit Pfandbechern abwerfen ließ. Wasser für Wasser, Klopapier für Toiletten, einfach und simple zu verstehen. Wer vorhat, Viva con Agua zu imitieren: Nur zu. Micha sagt: Fang einfach an, es gibt kein Richtig, es gibt kein Falsch. So etwas wie einen Masterplan gibt es nicht. Dein Plan kann der beste Plan aller Zeiten sein, er wird ohnehin nicht eintreffen. Sei leidenschaftlich und umarme die Menschen, die dir sagen: Das geht nicht. Nimm dich nicht so wichtig und bau das System so Open Source und so divers wie möglich. Hauptsache, du bist nicht die Schnittstelle für alles. Sei transparent, bau dir ein geiles Team und beteilige es. Aber vor allem: Leg los. Dann wird auch Weihnachten.Zu Gast in dieser Woche:Micha Fritz, Conceptual activist for a better tomorrow, Co-Founder of Viva con Agua, Millerntor Gallery, Goldeimer, Villa Viva, Social EntrepeneurMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
undefined
Dec 15, 2022 • 44min

#133 Wolfgang Cramer – Nur globale Gerechtigkeit sichert unser Überleben

Diese Woche in der Zukunft: Unbequeme Einsichten: Auf gar keinen Fall kann man sich ein langfristiges Überleben der Menschheit vorstellen, wenn die globale Ungleichheit nicht abgebaut wird. Im Moment sprechen wir darüber zu helfen. Als ob es darum ginge. Dabei helfen wir nur, die von uns selbst verursachten Schäden abzufedern. Stattdessen müssen wir über Verantwortlichkeit sprechen. Das sagt Wolfgang Cramer, Geograph und Klimaforscher in Deutschland und Frankreich, seit vielen Jahren einer der Autoren der Weltklimaberichte. Das globale Ungleichgewicht ist seit vierzig Jahren benannt und verschärft sich. Auf der jüngsten Klimakonferenz wurde es mal thematisiert und ein Fonds eingerichtet, allerdings ohne ausreichende Mittel. Das ist eine Frechheit, so Wolfgang. Zur Klimakrise trägt Wolfgang einen gehörigen Pessimismus in sich: Eine Perspektive auf 1,5 Grad existiert schlicht nicht mehr. Ein Fall von selbst Schuld; die nötige Transformation wäre gut machbar, allerdings hätte sie längst begonnen haben müssen. Hat sie nicht. Was ist dann realistisch? Wolfgang betont: Das ist keine wissenschaftliche, sondern rein politische Frage. Wir könnten mehr als wir selber glauben. Aber Wolfgang ist skeptisch. Parallel mindestens so folgenschwer ist die Krise der Biodiversität. Wir verlieren nicht nur Arten, sondern ganze Ökosysteme. Das hat ganz handfeste Folgen für uns selbst, für den Menschen. Wir verlieren die tropischen Korallenriffe und das arktische Seeeis. Allein davon hängen bis zu einer Milliarde Menschen auch ökonomisch ab. Tourismus, Fischerei, Nahrung – wir verlieren einen wesentlichen Teil unserer Nahrungsgrundlage. Dasselbe Bild zeigt sich in der Landwirtschaft. Anders als wir vielfach glauben sichert nicht die hochgezüchtete Monokultur die landwirtschaftliche Produktion. Im Gegenteil. Wir verlieren aktuell das Ökosystem Boden und entziehen damit der Nahrung im wahrsten Sinne die Grundlage. Wir stehen vor erheblichen Konflikten, die national sehr unterschiedlich ausgetragen werden. Wenn der Druck weiter steigt, wie tragen wir diese Konflikte richtig aus? Lassen wir uns ablenken und streiten über Migration oder Kosten oder gelingt es uns, die eigentliche Frage in den Vordergrund zu stellen? Wolfgang sagt: Wir benötigen eine ernsthafte Diskussion, ob wir tatsächlich nur möglichst viele, möglichst große Autos bauen und auf dem ganzen Planeten verkaufen müssen – und dann wird schon alles gut. Das ist der Kern. Wolfgang kommt aus einer Tradition, in der Wissenschaftler:innen einen vollständig neutralen Blick haben müssen. Die Wissenschaft liefert Fakten und überlässt es den gesellschaftlichen Kräften, über die Konsequenzen zu diskutieren. Diese Position empfindet Wolfgang als zunehmend absurd und positioniert sich heute anders. Jede Art von Protest muss gewaltfrei sein. Aber Straßenblockaden oder symbolische Aktionen sind ganz offensichtlich notwendig. Zu Gast in dieser Woche:Wolfgang Cramer, Geograph und Klimaforscher, war lange Professor in Potsdam, forscht und lehrt in Frankreich und ist einer der Mitautoren der WeltklimaberichteMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
undefined
Dec 8, 2022 • 43min

#132 Ralf Gladis – Wer will morgen schon noch Bargeld?

Diese Woche in der Zukunft: Ralf Gladis ist Gründer und CEO von Computop. Computop? Haben wir alle genutzt, wahrscheinlich sogar diese Woche. Computop ist der führende Payment Service Provider in Deutschland. Wer bislang dachte, die Banken würden das Geld von A nach B bringen: Nein. Über viele Jahre haben zumindest europäische Banken die Entwicklung verschlafen und heute kommen sie kaum hinterher. So schließen andere diese Lücke. Ralf sagt: Bargeld ist für die meisten Menschen heute schon völlig überflüssig, für kleine wie für große Summen. Es ist nicht sicherer und schon gar nicht bequemer als diverse digitale Zahlungsoptionen. Allerdings erinnert Ralf daran: Auch in Europa gibt es nennenswert viele „unbanked people“, die keinen vollen Zugang zu Bankdienstleistungen haben. Für diese Menschen braucht es auf Sicht weiter Bargeld. Woher kommt das Märchen, die Deutschen würden das Bargeld so sehr lieben? Ein Faktor, da ist Ralf sich sicher, liegt bei den Banken. Die haben uns nie wirklich vor Augen geführt, welche Möglichkeiten im Digitalen entstehen. Wir hatten ja nichts außer einer ziemlich dummen Girocard. Und wer die Alternative nicht kennt, der liebt das, was er oder sie hat. Und wenn es Bargeld ist.Eine wichtige Erkenntnis aus dem Gespräch mit Ralf: Die wirklich wichtigen Veränderungen entstehen auf Seiten der Verkäufer und des Handels. Auf Kundenseite muss bezahlen heute wie morgen individuell bequem und sicher sein. Das können wir heute schon. Aber was sind die Daten wert, die beim Bezahlen entstehen? Was lernt ein Anbieter aus den Daten? Wo ist der Supermarkt, der aus seinen Bezahlten lernt, wie viel Fleisch und Milch er am nächsten Wochenende in einer bestimmten Filiale braucht? Spart Logistik, senkt Verschwendung, schont das Klima. Technisch ist das heute schon machbar. Allein, die meisten Supermarktbetreiber denken eher an Gurken und Nudeln als an Kunden und deren Daten. In gewisser Weise offen geblieben ist die Frage nach Kryptowährungen. Wenn alle sicher und bequem können, worin liegt der Mehrwert? Spannender Entwicklungskandidat ist der Kryptoeuro, also eine Digitalwährung, die von der jeweiligen Zentralbank herausgegeben wird. Der traut Ralf sogar zu, einen guten Teil des Bargelds abzulösen. Der Gast in dieser Woche:Ralf Gladis, Founder & CEO at Computop Paygate GmbHMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
undefined
Dec 1, 2022 • 50min

#131 Eva Stock – Goldene Zeiten für HR

Diese Woche in der Zukunft:Vor uns liegt die goldene Zeit von HR. Transformation überall, Arbeit im Wandel, Personal- und Entwicklungsbedarfe ohne Ende. Weiß HR schon davon? Leider kommt man auch mit einem 08/15-Job in der Personalstelle durch das eigene Berufsleben. Eva Stock ist Personalerin mit Leidenschaft und ihr Blog „HR is not a crime“ de facto Pflichtlektüre. Sie sagt: Jede:r wartet auf den großen Veränderungsknall; man spürt es, es liegt etwas in der Luft. Aber was?  HR ist eine Aushandlungsstelle. Will heißen: HR sorgt dafür, dass die Menschen im Unternehmen miteinander aushandeln, was sie wollen und was sie brauchen, professionell wie persönlich. Und das aber bitte so, dass es das Geschäft nicht lähmt. Was ein wenig wie Bullerbü klingt, ist anspruchsvoll: Wie sorge ich für smoothe Prozesse von Entwicklung, damit das Unternehmen Zeit für wichtiges hat? Wie kann HR auf Dauer Störenfried sein und Luftschlösser einreißen – und zugleich als Entwicklungspartner im Unternehmen ernst genommen werden? Und was sagt Eva zur Klassikerfrage? Wie steht es um Recruiting und Hiring? Vergleichen und doch nicht vergleichen. HR muss dafür sorgen, dass das Unternehmen genau weiß, was um es herum geschieht. Und HR muss dafür sorgen, dass das eigene Unternehmen das Umfeld nicht kopiert, sondern der Unterscheidbare findet, die Differenz kennt und herausstellt.  Bleibt die Frage nach Namen: HR oder Personalstelle? Hauptabteilung Personal oder oder People&Culture?  Zu Gast in dieser Woche:Eva Stock, Chief People & Marketing Officer Comspace, Blog: HR is not a crime Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
undefined
Nov 24, 2022 • 36min

#130 Marco Scheel – Wir können nicht alle mit dem MacBook in Kreuzberg im Café sitzen

Diese Woche in der Zukunft: Ein YouTube-Held der anderer Art. Marcos Schimpftiraden über die Schwierigkeiten, seinen alten Gutshof bei Wismar ausbauen zu dürfen, sind längst viral gegangen. „Nordwolle“ platzt aus allen Nähten; ein alter Stall soll zur Produktionshalle für Wolljacken werden. Ein konsequent nachhaltiges Unternehmen in der mecklenburgischen Provinz, lokale Wertschöpfung, ökologischer Mehrwert, Arbeitsplätze. Marco setzt auf Wolle von Schafen, die vor kurzem noch als Dünger auf dem Acker untergepflügt wurde. Keiner wollte sie haben oder gar verarbeiten. Schon gar nicht tragen. Stattdessen gehen Funktionsjacken aus Kunstfasern über den Ladentisch. Marco sagt: „Die Leute sehen mit ihrer Ausrüstung aus, als könnten sie gerade den K2 besteigen, schieben aber einen Kinderwagen durch Kreuzberg. Da denken wir: Es muss jetzt nicht unbedingt die faserverstärkte Mülltüte sein. Wolle kann das auch supergut leisten und in den meisten Anwendungsgebieten sogar besser.“Nachhaltigkeit ist für ihn selbstverständlich – aber eben nicht genug. Wenn wir nur künftig keinen Schaden anrichten wollen, was wird dann aus den Schäden, die wir dem Planeten bereits zugefügt haben? Marco schaut hier vor allem auf die Schafe: Richtig gehalten, geben sie der Welt einen ökologischen Mehrwert, heilen das Ökosystem, in dem sie leben. Marco hat Nordwolle ohne jede Anschubfinanzierung aufgebaut; schon Jacke #1 musste Geld verdienen, um die nächste herstellen zu können. Inzwischen, nach knapp zehn Jahren, hat er 30 Mitarbeiter:innen und macht mehrere Mio € Umsatz pro Jahr. Das Wachstum wird auch noch weitergehen, allerdings nicht mehr lange. Seine These: Vernünftig wirtschaften kann man nur bis zu einer bestimmten Unternehmensgröße. Noch ist alles transparent. Noch kann Marco genau sagen, woher die Wolle kommt, wie die Schafe gehalten werden, wer die Jacke genäht hat und was alles drin ist. Die Großen der Branche können das nicht. Sie verlassen sich auf Zertifikate. Aber Zertifikate sollen nur den Mangel intransparenter Märkte ausgleichen. Marco will die intransparenten Märkte abschaffen. Das ist, neben einigem anderen, vor allem: Arbeit. „Wenn wir unseren Planeten so heilen wollen, wie ich das hier schildere, dann geht das nur mit extrem viel Arbeit - und wir brauchen jede Hand, die wir kriegen können.“ Auch das ist Zukunft von Arbeit, nicht nur der Chai Latte am MacBook in Berlin-Mitte.Zu Gast in dieser Woche:Marco Scheel, Gründer von Nordwolle Rügen Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
undefined
Nov 17, 2022 • 50min

#129 Sebastian Seiffert, Maren Urner, Daniel Baldy - Es ist ein Klimanotstand, Baby!

Diese Woche in der Zukunft: Was muss eigentlich geschehen, damit endlich etwas geschieht? Eine Folge über die Suche nach Kompromissen und die Härte von Naturgesetzen. Zwei Wissenschaftler:innen und ein Politiker im Gespräch über den Klimanotstand und unsere Schwierigkeit, eine angemessene Antwort zu finden. Maren Urner ist Professorin für Medienpsychologie und Neurowissenschaftlerin, Sebastian Seiffert ist Professor für physikalische Chemie und bei Scientists for Future engagiert, Daniel Baldy sitzt für die SPD im Deutschen Bundestag. Erste Frage: Wissen wir eigentlich genug über das Klimaproblem? Jedenfalls wohl nicht das Richtige. Was klingt wie die Einleitung zu einer Querdenkerbroschüre, fußt auf der Neurowissenschaft. Wir Menschen müssen Wissen be-greifen. Wir müssen etwas Fühlen, damit es bei uns ankommt. Die nächste Publikation der Klimaforschung ist es eben noch nicht. Wir brauchen Nähe: Räumliche Nähe, zeitliche Nähe, soziale Nähe. Unser Hirn ist nicht gut darin, langfristige Entwicklungen zu erkennen, wohl aber sehr gut bei kurzfristigen. Das Problem der Klimakrise: Wenn wir wirklich spüren, wie sie wirkt, ist es wohl zu spät, um noch gegensteuern zu können. Überhaupt: Klimakrise. Klimawandel. Die Begriffe an sich leiten noch nicht zum Handeln an. Maren schlägt vor, konsequent von der Klimanotlage zu sprechen. Sebastian unterstützt das aus naturwissenschaftlicher Sicht: Wenn wir auch nur eine Chance haben wollen, die Welt im Rahmen der Pariser Verträge zu halten, dann müssen wir in einen Notfallmodus wechseln. Er sieht die Wissenschaft in der Pflicht, stimmgewichtiger zu werden, der Politik deutlicher zu vermitteln, worin der Unterschied zwischen menschlichen Gesetzen (Darfst du nicht!) und Naturgesetzen (Kannst Du nicht!) zu vermitteln. Eine objektive Schwierigkeit für die Politik, deren Wesen es ist, Kompromisse auszuhandeln und Mehrheiten zu finden. Die Wirkmechanismen der Natur verhandeln eben nicht. Wir leben gesellschaftlich in einer Art Realitätsverweigerung und Normalitätssimulation. Die gute Nachricht ist: Wenn wir beginnen, Strukturen zu ändern, klimagerechtes Verhalten auch so zu belohnen, dass Menschen sich aus rein praktischen Gründen für angemessenes Verhalten entscheiden, und langfristiges Denken zu etablieren, dann geht es uns objektiv besser. Unser Hirn liebt das. Entscheidung auf das Wohlergehen von nach-nachfolgenden Generationen auszurichten, macht unser Denken glücklich. Neben allem anderen. Zu Gast in dieser Woche:Sebastian Seiffert, Chemiker, Physikalische Chemie der Polymere, Professor der Johannes Gutenberg-Universität MainzMaren Urner, Neurowissenschaftlerin, Professorin für Medienpsychologie, Autorin & Mitgründerin von Perspective DailyDaniel Baldy, Bundestagsabgeordneter für Mainz und Mainz-BingenMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
undefined
Nov 10, 2022 • 46min

#128 Benjamin Fredrich – Die erfolgreichen Plagegeister von Katapult

Diese Woche in der Zukunft: Spannend auf so vielen Ebenen: „Katapult“ zeigt, dass es möglich ist, ein Printmagazin erfolgreich auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig ein Lehrstück über Beharrlichkeit, Streitlust und das Zutrauen in die eigene Haltung. Ein Erfahrungsaustausch über die eigenen Grenzen des Wachstums. Bei unserem ersten Aufnahmetermin steckte Benjamin Fredrich, Kopf und Gründer von Katapult, noch in der Ukraine fest. Leider ohne gültigen Reisepass. Aber was sind schon Grenzen? Machen wir halt einen neuen Termin …Katapult macht das, wovon eine ganze Branche träumt: Ein gedrucktes Magazin, das seine Leser_innen findet und immer mehr Abonnements verkauft. Ein Magazin, das dazu noch nicht den Erkenntnissen von Marktforschung und Marketing folgt, sondern schlicht das ist, was seine Macher für richtig halten. In diesem Fall: Ein Magazin, das wissenschaftliche Studien verständlich übersetzt, transparent mit seinen Quellen umgeht, originelle Grafiken und aufschlussreiche Landkarten bietet. Wie geht das? Warum kann Katapult das, woran viele in der Medienbranche schlicht verzweifeln? Eine Quelle: Weil sie konsequent das tun, was sie für richtig halten. Eine weitere: Weil sie mit ihren lustigen Postkarten („Orte, die nach Ikea klingen“) auch weit über die eigene Bubble hinaus Aufmerksamkeit erzeugen. Immer wieder bekommen sie das Feedback: Eure Karten sind ja lustig, schade, dass ihr nicht mehr rechts seid. Ja schade, sind sie nicht bei Katapult. Aus ihrer Haltung zu Themen wie Rechter Politik, Klimakrise, Feminismus machen sie zu keinem Zeitpunkt einen Hehl. Und sind – trotzdem oder gerade deswegen – erfolgreich.Inzwischen haben die Gründer ein ganzes Universum um das Magazin entwickelt: Postkarten, ein eigener Verlag, ein regionales Medium, ein Gebäude mit jeder Menge Land drum herum, eine Redaktion in der Ukraine, nächstes Jahr folgt eine Journalistenschule. Benni sagt: Eine Triebfeder für Wachstum und Entwicklung ist der Streit. Weil sein Verlag nicht bereit war, die Kalkulationen offenzulegen und ihm 50% der Einnahmen zu geben, hat er einen eigenen Verlag gegründet. Dann müssen wir eben selber herausfinden, wie das geht …Die Ratschläge an den jungen Gründer waren: Geht nach Berlin, nennt das Magazin „Karten“ und zeigt das im Logo. Stattdessen sind sie in Greifswald (ausgerechnet!) geblieben, haben das Magazin „Katapult“ genannt und das Logo ist eine Waffel Eis. Benni würde das Logo am liebsten in jedem Jahr ändern (zu viel Aufwand, sagt das Team) und auch sonst weiter jede Regel brechen. Darum auch das inzwischen große Grundstück in Greifswald: Eine Spielwiese, im wahrsten Sinne ein Lernfeld, wo Katapult Dinge ausprobieren kann. Ist das Modell kopierbar? Auf jeden Fall. Benjamin Fredrich: Vertraut auf das, was ihr wollt und könnt. Und macht. Timecodes:Begrüßung1:46 – Ukraine6:57 – Entstehung des Magazins Katapult11:49 – Erfolgsgeschichte13:47 – USP und DNA21:24 – Wissenschaftliches Arbeiten24:36 – Regelbrecher30:56 – Start-up-Szene35:15 – In 10 JahrenZu Gast in dieser Woche:Benjamin Fredrich, Gründer und Chefredakteur des Katapult MagazinsMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
undefined
Nov 3, 2022 • 43min

#127 Jess Koch – HR der Zukunft macht sich überflüssig

Diese Woche in der Zukunft: Wofür brauchen wir HR in der Zukunft? Verträge? Nein. Gehälter? Nein. Alle technischen Vorgänge lassen sich perfekt automatisieren, mindestens auslagern. Coaching für das ganze Unternehmen läuft vielfach ins Leere, die Verantwortung für die persönliche und fachliche Entwicklung der Mitarbeiter:innen gehört in die Hände eben dieser Mitarbeiter:innen. Bleibt die Recherche nach guten Kursen und Trainer:innen. Aber sich dafür eine ganze Abteilung leisten? Jess Koch, Agile Coach und eine der inspirierendsten und leidenschaftlichsten Streiter für gutes HR beschreibt „die HR“ der Zukunft als weißes Blatt Papier. Die gute Personalabteilung arbeitet hart daran, sich selbst überflüssig zu machen.  Auf dem Weg dahin liegt eine ganz handfeste Verschiebung von Macht, weg von der Hierarchie oder Zentralabteilungen hin zum:r einzelnen Mitarbeiter:in. Warum sollte es jemals eine gute Idee gewesen sein, dass diejenigen, die selbst am besten wissen, was sie für ihre Arbeit und die eigene Entwicklung brauchen, andere fragen müssen, ob sie das auch dürfen. Andere, die sich logischerweise weniger gut mit den individuellen Bedürfnissen auskennen. Die latent patriarchale Haltung einer zentralen HR – „Wir wissen schon, was gut für euch ist. Und für unser Budget.“ – hat ebenso ausgedient wie pyramidale starre Strukturen. Jess schildert: Fragt er 10 Personaler:innen, wer ihre Kunden sind, so werden mindestens 9 von 10 antworten: Meine Kunden sitzen im Unternehmen, die wichtigsten in der Geschäftsleitung, dazu Betriebsrat, Führungskräfte, vielleicht noch die Mitarbeiter:innen. Am Ende sind zehn unterschiedliche Gruppen genannt. Die einzige Gruppe, die allerdings regelmäßig fehlt, sind die Kunden des Unternehmens. Das ist vielfach das Kernproblem von HR: In der alten, vorhersehbaren Welt waren die Prozesse so angelegt, dass Sie nur für HR intern funktionierten. Beliebig zu optimieren und in der Effizienz zu steigern – und werden doch mit der Komplexität der Gegenwart nicht fertig. Und schon gar mit der Komplexität der Zukunft.Unser Fazit: Wir sollten alle dafür sorgen, uns überflüssig und transparent zu machen, dann können wir entspannt in den Urlaub fahren und müssen unsere Kollegen und Vorgesetzte auch nicht mehr damit erpressen, Wissen zurück zu halten und uns damit unkündbar zu machen.Zu Gast in dieser Woche:Jess Koch, Agile Trainer, Coach und Berater bei HR PioneersMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
undefined
Oct 27, 2022 • 34min

#126 Oliver Voigt und Sven Damm - Es gibt keinen Fachkräftemangel

Diese Woche in der Zukunft: Der Fachkräftemangel. Warum wir glauben, dass wir einen haben, und was tatsächlich dahintersteckt. Natürlich: Etliche Unternehmen suchen neue Mitarbeiter:innen und finden sie nicht. Was bis vor kurzem noch ein Phänomen bestimmter Branchen und einzelner Regionen war, greift um sich. Überall Fachkräftemangel. Michael Carl im Gespräch mit den People & Culture-Spezialisten Oliver Voigt und Sven Damm. Eine Folge direkt von unserem diesjährigen Future Camp „Zukunft der Arbeit“ in den portugiesischen Bergen. Das Angenehme im Unangenehmen: Wenn der Fachkräftemangel schuld ist, dass mein Unternehmen keine Mitarbeiter:innen findet, haben wir einen externen Faktor. Um den sich dann auch jemand Externes kümmern sollte, die Politik zum Beispiel. Oder die IHK. Und alle demografischen Indikatoren weisen ja auch darauf hin, dass die Annahme eines solchen Mangels plausibel ist. Gegenrede: Es sind vor allem die Grenzen unseres eigenen Denkens, die unseren Talentpool beschränken. Vergrößern wir den Pool, in dem wir suchen, können wir auch wieder aus dem Volleren schöpfen. Anstatt schnell einen externen Mangel verantwortlich zu machen, so der Appell des Zukunftscamps, könnten wir uns auch den unangenehmen Fragen stellen: Warum soll denn ein neuer Mitarbeiter bei uns arbeiten wollen? Was können wir der einen Kandidatin bieten, dass sie sich für uns entscheidet? Geld natürlich, aber noch wichtiger bei Themen der Kultur, der Entwicklung, der Zusammenarbeit, etc. Oder wir schauen gleich auf die vorhandenen Mitarbeiter:innen. Eine kurze Abwägung der Zahlen: Bis jemand Neues wirklich produktiv ist, vergeht alles in allem fast ein Jahr. In der Zeit können wir fast jede:n interne:n Mitarbeiter:in auch zu neuen Aufgaben hin entwickeln. Wenn wir denn wollen.Um Missverständnisse zu vermeiden: Der „War for Talents“ ist ganz real. Das kriegerische Sprachbild ist zwar wohl etwas martialisch, aber der Wettstreit um die besten und geeignetsten Mitarbeiter ist ganz handfest – und muss höchste Priorität genießen. Nur eines ist wichtiger für den Erfolg eines Unternehmens, als die richtigen Talente zu gewinnen: Talente halten.Die Phase, in der Unternehmen gelernt haben, sich auf ihre Kunden einzurichten, geht ihrem Ende zu. Das können wir, dafür haben wir die Tools, die Methoden und die Daten. Jetzt geht es darum, diese Kenntnisse auf Mitarbeiter:innen anzuwenden. Wer heute noch glaubt, ein einzelnes jährliches Mitarbeitergespräch würde ausreichen, um die einzelnen im Team wirklich zu kennen, darf sich an den Gedanken gewöhnen: Das reicht nicht. Zu Gast in dieser Woche:Sven Damm, Gründer und CEO von BrainsworkOliver Voigt, Director Talent Management, PipedriveMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand

The AI-powered Podcast Player

Save insights by tapping your headphones, chat with episodes, discover the best highlights - and more!
App store bannerPlay store banner
Get the app