

Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.
Dr. Sascha Weigel
Ich bin Sascha Weigel und möchte Sie in diesem Podcast gemeinsam mit meinen Gästen mit spannenden Sichtweisen und Einschätzungen rund um die Themengebiete Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung zum Nachdenken anregen. Wir hegen die Absicht, dass Sie hier durchaus die zündende Idee oder bei Bedarf einen neuen Lösungsansatz für ihre Problem- oder Konfliktsituation entwickeln können.
Zu Wort werden in diesem Podcast auch Fachexperten kommen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Forschungsergebnisse wichtige Erkenntnisse für den Umgang mit Konflikten und damit für die Mediation und Konfliktberatung in der VUKA-Welt bieten.
Mehr zu Mediation und Konfliktmanagement: www.inkovema.de
Zu Wort werden in diesem Podcast auch Fachexperten kommen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Forschungsergebnisse wichtige Erkenntnisse für den Umgang mit Konflikten und damit für die Mediation und Konfliktberatung in der VUKA-Welt bieten.
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Episodes
Mentioned books

Aug 30, 2025 • 46min
#235 GddZ - Kooperation Teil 1. Im Gespräch mit Prof. Guido Möllering
Was ist nur aus dem Dritten Weg geworden?
### Kapitel
0:05 Auftakt zur Kooperation
1:14 Vertrauen als Basis der Kooperation
4:03 Der Dritte Weg der Kooperation
8:12 Hierarchie und Kooperation im Wandel
14:25 Partizipation versus Kooperation
18:18 Aktueller Stand der Kooperation
21:11 Konfrontation und ihre Folgen
23:45 Erwartungen in der Kooperation
27:17 Konfrontation als Hinweis
30:09 Wandel der Kooperationskultur
32:59 Kooperation ohne gleiche Ziele
36:10 Einfluss Dritter auf Kooperation
38:06 Missverständnisse über Kooperation
43:53 Ausblick auf nächste Episode
Inhaltliche Zusammenfassung:
In dieser Episode starte ich gemeinsam mit Guido Möllering vom Reinhard-Mohn-Institut in Witten, eine neue Reihe, die sich zentral mit dem Thema Kooperation beschäftigt. Wir beleuchten die wieder aufkeimende konfrontative Art in verschiedenen Lebensbereichen und reflektieren, warum Kooperation trotz alles Herausforderungen eine notwendige Grundlage in der Konfliktbewältigung bleibt. Durch unsere Diskussion möchten wir ein tieferes Verständnis für die Konzepte von Kooperation, Vertrauen und deren Rollen in unterschiedlichen organisatorischen und gesellschaftlichen Kontexten entwickeln.
Zu Beginn der Episode werfen wir einen Blick auf die Evolution des Kooperationsbegriffs, den ich während meines Studiums und meiner Promotionszeit intensiv erforscht habe. Hierbei untersuchen wir, wie sich die Vorstellung von Kooperation über die letzten Jahrzehnte entwickelt hat, insbesondere im Kontext der Ökonomie und der Organisationslehre. Wir diskutieren die Möglichkeit, dass Kooperation als dritte Organisationsform neben Markt und Hierarchie auftritt, wobei diese Form oftmals Freiwilligkeit und gegenseitige Abhängigkeit mit sich bringt. Es wird klar, dass die Förderung von Kooperation oft an spezifische Bedingungen gekoppelt ist, die in der komplexen Realität jedoch nicht immer gegeben sind.
Durch Beispiele aus der Praxis und aktuelle Entwicklungen reflektieren wir bestehende Herausforderungen, die mit kooperativen Prozessen einhergehen. Dabei wird uns bewusst, dass trotz der theoretischen Fundierung und der vielen positiven Beispiele für gelungene Kooperationen in der Realität oft die Situationen überwiegen, in denen Kooperation scheitert. Während wir uns mit den Gelingens- und Misslingensfaktoren der Kooperation auseinandersetzen, entsteht eine wertvolle Diskussion darüber, inwiefern die ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen das kooperative Handeln beeinflussen.
Ein zentraler Punkt in unserem Gespräch ist die Differenzierung zwischen Kooperation und Konfrontation, die in den letzten Jahren zunehmend zu beobachten war. Wir fragen uns, ob diese Konfrontation als strategisches Mittel eingesetzt wird, um letztlich doch zu einer Art von Kooperation zu gelangen, oder ob sie gar destruktive Ausmaße annimmt, die jegliche Form von konstruktivem Dialog unmöglich machen. Dabei kommt auch der Rolle der Macht und des Vertrauens eine tragende Bedeutung zu, die wir in Bezug auf aktuelle politische und wirtschaftliche Entwicklungen analysieren.
Abschließend stellen wir die Frage, wie es gelingen kann, die Prinzipien der Kooperation wieder stärker in unsere Organisationen und zwischenmenschlichen Beziehungen zu integrieren. Wir sind uns einig, dass in der kommenden Reihe zahlreiche facettenreiche Aspekte von Kooperation behandelt werden müssen, um nicht nur theoretische Analysen, sondern auch praktische Lösungsvorschläge zu entwickeln. In diesem Sinne freue ich mich auf die nächste Episode, in der wir detaillierter auf die Strukturelemente eingehen werden, die für eine erfolgreiche Kooperation entscheidend sind.
Gast: Prof. Guido Möllering
promoviert 2003 an der Universität Cambridge und habilitiert 2011 an der Freien Universität Berlin, ist seit 2016 Direktor und Lehrstuhlinhaber am Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung (RMI) an der Universität Witten/Herdecke. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des RMI unter seiner Leitung zählen unter anderem: Kooperative Beziehungen, Netzwerk- und Allianzstrategien, Management von Offenheit und Transparenz, Vertrauen in und zwischen Organisationen, neue Führungs- und Arbeitsformen im digitalen Zeitalter sowie unternehmerische Verantwortung. Guido Möllering hat in führenden Fachzeitschriften publiziert und ist u.a. Autor der Bücher Trust: Reason, Routine, Reflexivity (2006) und Produktion in Netzwerken (mit Jörg Sydow, 3. Aufl., 2015). 2009 erhielt er von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften den Preis der Peregrinus-Stiftung für seine für Wirtschaft und Gesellschaft bedeutsamen Arbeiten. Seit 2018 ist er Mitglied der Jury des Wettbewerbs für Unternehmensverantwortung „Mein gutes Beispiel“.

Aug 23, 2025 • 52min
#234 GddZ - Verkehrungen ins Gegenteil. Im Gespräch mit Prof. Sylvia Sasse
Eine subversive Machttechnik zur Propaganda und Desinformation.
Kapitel
0:05 Einführung in Verkehrungen ins Gegenteil
24:54 Der Einfluss von Propaganda und Medien
35:07 Subversion in Politik und Machtstrukturen
44:35 Verkehrungen im Alltag und Konflikten
50:30 Zusammenfassung und Ausblick auf die Zukunft
inhaltliche Zusammenfassung
In dieser Episode befasse ich mich mit einem faszinierenden und komplexen Phänomen, das nicht nur in der politischen Arena, sondern auch in alltäglichen Konflikten auftritt: den sogenannten Verkehrungen ins Gegenteil. Diese mächtigen rhetorischen Techniken sind weit mehr als einfache Projektionen. Sie hinterlassen einen subversiven Einfluss, der die Art und Weise, wie wir Diskurse führen, grundlegend verändert. Um dieses Thema zu ergründen, lade ich die Expertin Professorin Silvia Sasse ein, deren Forschung uns hilft, diese Techniken in verschiedenen Kontexten, von der Politik bis hin zu persönlichen Auseinandersetzungen, besser zu verstehen.
Professorin Sasse bringt ihre Erkenntnisse zu politischen Strategien, insbesondere im Zusammenhang mit den Konflikten in Osteuropa und der Rhetorik von Führungspersönlichkeiten wie Wladimir Putin. Sie betont, dass solche Verkehrungen oft als Verteidigungsmechanismus genutzt werden, wenn Aggressionen als Reaktion auf echte oder fiktive Bedrohungen gerechtfertigt werden. Ein zentrales Beispiel, das zur Veranschaulichung herangezogen wird, ist der russische Überfall auf die Ukraine, wo die Narrative der Verteidigung und Dekonstruktion von Realität die Wahrnehmung tiefgreifend beeinflussen.
Unsere Diskussion nimmt auch psychologische Dimensionen an, indem wir die Mechanismen betrachten, durch die Gefühle von Opfer und Täter umgekehrt werden. Professorin Sasse beschreibt, wie in der öffentlichen Wahrnehmung Fehler und Aggressionen oft auf andere projiziert werden, während die eigenen Handlungen stark optimiert und als positiv inszeniert werden. Diese Techniken finden sich nicht nur in geopolitischen Konflikten, sondern auch im Alltag, etwa in Unternehmen und sozialen Beziehungen. Hier wird erklärt, wie Kritik fälschlicherweise als Zustimmung gedeutet wird und wie die Dynamik von Macht und Kontrolle auf intrapersoneller Ebene funktioniert.
Abschließend reflektieren wir die Relevanz von Verkehrungen ins Gegenteil im Kontext der Mediationsarbeit. Der Versuch, Konflikte durch Neutralität und Gleichwertigkeit zu lösen, wird als herausfordernd erachtet, da oft nicht nur Deutungen, sondern auch die zugrundeliegenden Machtstrukturen und Beweggründe der Konfliktparteien beeinflusst werden.
Zusammengefasst bietet diese Episode eine Analyse der subversiven Machttechnik der Verkehrung ins Gegenteil und ermutigt dazu, bei Konflikten die zugrundeliegenden Narrative zu ergründen, um Missverständnisse und Ungerechtigkeiten zu erkennen und anzugehen.
Gästin: Sylvia Sasse
Sasse lehrt Slavische Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. geboren 1968 in Magdeburg; Sie ist unter anderem Mitbegründerin und Mitglied des Zentrums Künste und Kulturtheorie (ZKK) und Herausgeberin des online-Magazins „Geschichte der Gegenwart”. In ihren Forschungsarbeiten beschäftigt sie sich intensiv mit politischer Sprache und politischen Sprechakten, z.B. in der stalinistischen Sowjetunion. Seit 2022 leitet sie das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Forschungsprojekt „Kunst und Desinformation“.
2023 erschien bei Matthes und Seitz ihr Essay „Verkehrungen ins Gegenteil. Über Subversion als Machttechnik“.

Aug 17, 2025 • 28min
#233 GddZ - Zwischentöne zu den Neuen Technologien. Im Gespräch mit Dr. Frank Termer
Wo stehen wir Berater mit Blick auf ChatGPT&Co.?
Kapitel
0:26 Neue Technologien und ihre Herausforderungen
23:02 Johnny Ives und die Zukunft der KI
25:17 Praktische Anwendungen von KI in der Beratung
inhaltliche Zusammenfassung:
In dieser Episode befassen wir uns mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich neuer Technologien, insbesondere im Hinblick auf KI, Mediation und Coaching. Ich habe das Vergnügen, mit Frank Termer zu sprechen, der uns einen Einblick in seine Perspektiven und Erfahrungen gibt. Während wir uns über die Herausforderungen austauschen, die die Integration neuer Technologien in unsere Arbeitsweisen mit sich bringt, wird deutlich, dass trotz der Fortschritte in der Technologie viele bestehende Probleme weiterhin bestehen bleiben.
Frank diskutiert seine Beziehung zu generativen KI-Anwendungen und wie er diese in seiner Beratungsarbeit nutzt. Er produziert einen "Werkzeugkasten" von Tools, die ihm helfen, administrative Aufgaben zu bewältigen und seine Dienstleistungen zu optimieren. Dabei betont er, dass laufende Entwicklungen in der KI-Technologie, wie das Update auf das GPT-5-Modell, nicht nur qualitativ besser werden, sondern auch die Effizienz ihrer Anwendung steigern.
Wir beleuchten die verschiedenen Anwendungen von KI in der Beratungswelt und wie diese Hilfsmittel in der Kommunikation und Büroorganisation eingesetzt werden können. Besonders interessant ist Franks Einblick in die Entwicklungen bei Technologien wie Claude von Anthropic, die sich auf die Erstellung von maßgeschneiderten Anwendungen konzentrieren, die den Beratungsprozess unterstützen können. Wir reflektieren, wie sich der KI-Markt diversifiziert und spezialisierten Ansatz dafür erforderlich macht, um die Vorteile von Technologien am besten auszuschöpfen.
Darüber hinaus diskutieren wir, wie die Rolle von Beratern in diesem sich wandelnden Umfeld beeinflusst wird und welche Strategien etablierte Berater verfolgen, um relevant zu bleiben. Während einige zögern, ihre Methoden zu digitalisieren, sehen andere die Möglichkeit, KI als ein wertvolles Werkzeug zu nutzen, um ihre Beratungsangebote zu erweitern. Wir greifen auch die Notwendigkeit auf, die Technologien in Ausbildungsprogrammen zu integrieren, und wie wichtig es ist, die Grundkenntnisse in der Beratung aufrechtzuerhalten, während man sich mit neuen Werkzeugen vertraut macht.
Abschließend werfen wir einen Blick auf zukünftige Entwicklungen in der Technologie und ziehen Parallelen zwischen den Neuerungen, die wir in der KI-Technologie erleben, und den Veränderungen in anderen Bereichen. Als Ausblick auf kommende Episoden überlegen wir, welche Experten und Praktiker wir einladen können, um ihre Erfahrungen mit der Anwendung von KI in Beratung und Mediation zu teilen. In der schnelllebigen Welt der Technologie ist es unerlässlich, auf dem Laufenden zu bleiben und kontinuierlich zu lernen, um in der professionellen Landschaft von morgen erfolgreich zu sein.
Dr. Frank Termer: promovierter Wirtschaftsinformatiker; Mediator und Konfliktmoderator; Experte für schwierige Gespräche in der digitalen Transformation, bis 2025: Verbandsreferent (BITKOM)

Aug 9, 2025 • 1h 24min
#232 GddZ - Konfliktfeld Arbeitswelt. Im Gespräch mit Prof. Peter Nieschmidt
Wie sie wurde, was sie ist. Die religiösen Wurzeln unseres modernen Arbeitsverständnisses.
### Kapitel
0:11 - Einführung in die Arbeitswelt
13:00 - Der Protestantismus und der Kapitalismus
15:30 - Die Rolle der Führungskraft
16:05 - Identität und Motivation der Mitarbeiter
18:13 - Veränderung und Anpassung in der Arbeitswelt
19:32 - Herausforderungen der modernen Führung
29:21 - Konflikte in der Arbeitswelt
41:32 - Soziale Interaktionen und Konflikte
48:34 - Wahrnehmung und soziale Realität
1:02:01 - Phänomenologie in der Führung
1:14:45 - Der Weg zur phänomenologischen Wahrnehmung
### inhaltliche Zusammenfassung
Inhalt
Kapitel:
0:11 - Einführung in die Arbeitswelt
13:00 - Der Protestantismus und der Kapitalismus
15:30 - Die Rolle der Führungskraft
16:05 - Identität und Motivation der Mitarbeiter
18:13 - Veränderung und Anpassung in der Arbeitswelt
19:32 - Herausforderungen der modernen Führung
29:21 - Konflikte in der Arbeitswelt
41:32 - Soziale Interaktionen und Konflikte
48:34 - Wahrnehmung und soziale Realität
1:02:01 - Phänomenologie in der Führung
1:14:45 - Der Weg zur phänomenologischen Wahrnehmung
inhaltliche Zusammenfassung
In dieser Episode beschäftigen wir uns mit einem zentralen Konfliktfeld, das jeden betrifft: die Arbeitswelt. Unser Gesprächspartner ist Prof. Dr. Peter Nieschmidt, ein versierter Experte im Bereich Arbeitsorganisation und -geschichte. Gemeinsam analysieren wir, wie vielschichtig und herausfordernd die Arbeitswelt ist und wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Wir beginnen mit der Frage, wo die Wurzeln unserer aktuellen Arbeitskultur liegen. Nieschmidt führt uns durch die historischen Dimensionen und betont die entscheidende Rolle von sozialer Interaktion und Vertrauen, die ehemals essenziell für die Arbeitsbeziehungen waren. Die Umwälzungen in der Arbeitswelt der letzten Jahrzehnte haben auch die Konfliktpotenziale verändert. Während wir früher in stark hierarchischen Strukturen arbeiteten, in denen das Unterfangen oft isoliert ablief, gibt es heute eine wachsende Erwartung an die Selbstverantwortung und die Integration aller Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse.
Nieschmidt reflektiert seine eigenen Erfahrungen als junger Absolvent in der traditionsreichen Siemens-Welt der 1960er Jahre. Die hierarchischen Strukturen, die ihm damals begegneten, sind heutzutage schwer vorstellbar. Er beschreibt, wie Arbeitsplätze vorstrukturiert waren und wie wenig Raum für individuelle Entfaltung blieb. Er weist darauf hin, dass das Festhalten an veralteten Strukturen in vielen Organisationen zu einem Vernichtungskampf zwischen Tradition und Innovation geführt hat.
Im Verlauf des Gesprächs geht es um die verschiedenen Traditionen des Arbeitsverständnisses. Wir untersuchen den Einfluss von religiösen Wurzeln auf die moderne Arbeitskultur und die Verschiebung von einem katholisch geprägten Ansatz, der auf vertrauensvoller Interaktion basierte, hin zu einem stärker profitorientierten, protestantischen Verständnis von Arbeit. Hierbei erkennt Nieschmidt die Herausforderungen, die sich für Führungskräfte ergeben, insbesondere in Zeiten von schneller Veränderung und unsicherem Arbeitsumfeld.
Besonders interessant ist Nieschmidts Ansatz zur Frage der Authentizität von Führung. Er argumentiert, dass echte Führungsstärke nicht nur auf einer formalen Autorität basiert, sondern auch auf der Fähigkeit, soziale Wirklichkeiten zu gestalten. Dies erfordert ein tiefes Verständnis für die individuellen Hintergründe der Mitarbeiter und ihre sozialen Kontexte. Der Dialog über die Wahrnehmung von Arbeit und Führung wird immer wieder mit der Frage verbunden, wie wir Vertrauen aufbauen und den Raum für persönliche Entfaltung schaffen können.
Abschließend wird der zentrale Gedanke, dass „gute Führung“ erlernt werden kann, kritisch beleuchtet. Nieschmidt betont, dass Führung nicht nur durch theoretisches Wissen, sondern durch praktische Erfahrungen und kontinuierliches Lernen geformt wird. Ein erfolgreicher Führungsstil erfordert Empathie, Hingabe und das Bereitschaft, soziale Dynamiken tief zu verstehen und zu fördern.
Dieser Podcast ist eine Einladung, die eigene Wahrnehmung von Arbeits- und Führungsstrukturen zu hinterfragen und die eigene Rolle in diesen Kontexten neu zu definieren. Es ist ein notwendiger Schritt, um Konflikte zu erkennen und aufzulösen, die uns im Alltag begegnen und die unsere Organisationen bis ins Mark betreffen können.

Jul 27, 2025 • 1h 11min
#231 GddZ - Friedensbewegung, Mediationsaufkommen und die Rückkehr des Krieges - und was nun?!
Was bedeutet die Rückkehr des Krieges in Europa für die Profession von Mediation?
Kapitel
0:08 - Einführung in die Mediation
5:15 - Die Friedensbewegung und ihre Einflüsse
6:48 - Rückblick auf die Mediation in Deutschland
7:50 - Der gesetzliche Rahmen der Mediation
15:29 - Der Wendepunkt 2014: Krim-Besetzung
16:08 - Politische Perspektiven auf den Ukraine-Konflikt
20:26 - Die Rolle der Mediatoren im Krieg
25:40 - Moralische Dilemmata von Mediatoren
34:13 - Ansätze zur sozialen Verteidigung
42:03 - Die Unterscheidung zwischen Angriff und Verteidigung
51:25 - Identität und Ethik der Mediatoren
1:04:05 - Politische Haltung und Mediation
1:07:12 - Schlussfolgerungen und Ausblick
inhaltliche Zusammenfassung
In dieser Episode des Podcasts "Gut durch die Zeit" lade ich den erfahrenen Mediator Tilman Metzger ein, um über das Selbstverständnis von Mediatoren zu sprechen. Wir beleuchten, wie die Herausforderungen von Konflikten, insbesondere im Kontext von Kriegen, unser Verständnis und unsere Herangehensweise an die Mediation beeinflussen. Tilman bringt seine umfangreiche Erfahrung aus der Friedensmediation, die er seit den 80ern in verschiedenen Krisengebieten gesammelt hat, ein und teilt mit uns seine Einsichten über die Transformation der Mediationsprofession im Laufe der Jahre.
Wir beginnen mit einer Diskussion über Tilman’s frühe Erlebnisse in der Friedensbewegung und seine ersten Schritte in der Mediation während des Nordirland-Konflikts. Diese Erfahrungen haben ihm nicht nur geholfen, seine Fähigkeiten als Mediator zu entwickeln, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Dynamik von Konflikten und die Notwendigkeit von gewaltfreier Konfliktbearbeitung zu erlangen. Tilman erklärt, wie er in den Krisenzeiten erkannt hat, dass Mediation nicht nur ein berufliches Werkzeug, sondern auch eine persönliche Berufung ist.
Ein zentrales Thema unserer Konversation ist der Wandel in der Mediation. Tilman reflektiert über die Entwicklungen seit den 80er Jahren bis heute und die Herausforderungen, mit denen Mediatoren konfrontiert sind, wenn es darum geht, das eigene Selbstverständnis und die ethischen Grundsätze zu bewahren. Wir sprechen über das Mediationsgesetz in Deutschland und dessen Auswirkungen auf die Berufspraxis. Tilman hebt hervor, dass trotz der gesetzlichen Rahmenbedingungen das grundlegende Prinzip, dass Mediatoren verantwortungsvoll handeln und orientiert bleiben müssen, nicht verloren gehen darf.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Einfluss aktueller geopolitischer Ereignisse, insbesondere des Ukraine-Konflikts, auf das Selbstverständlichkeitsbewusstsein von Mediatoren. Tilman und ich diskutieren die moralischen Dilemmata, die sich ergeben, wenn es darum geht, als Mediator in Konflikten zu agieren, in denen Fehlverhalten und Aggressionen offenkundig sind. Wir hinterfragen die Rolle von Mediatoren in einem Umfeld, in dem militärische Auseinandersetzungen und die Notwendigkeit von Verteidigungsstrategien immer präsenter werden.
Die Diskussion führt uns zu der Frage, ob und wie sich der Bundesverband Mediation in politische Debatten einbringen sollte, ohne die Neutralität und Integrität der Mediation zu gefährden. Wir überlegen, wie wichtig es ist, dass Mediatoren eine klare Trennlinie zwischen ihrer persönlichen Meinung und ihrer professionellen Rolle ziehen, um die vielfältigen Perspektiven und Bedürfnisse ihrer Klienten zu respektieren.
Abschließend betonen wir die Notwendigkeit, den Dialog innerhalb der Mediationsgemeinschaft offen zu halten und die unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen zu akzeptieren, um die Profession weiterzuentwickeln. Diese Episode bietet wertvolle Einblicke in die komplexen Herausforderungen und ethischen Überlegungen, mit denen Mediatoren heute konfrontiert sind und lädt dazu ein, über die eigene Praxis nachzudenken.
Gast: Tilman Metzger
Jurist, Mediator der ersten Stunde in Deutschland und passionierter Klärungshelfer; Ausbilder für Mediation und Klärungshilfe; Mitbegründer des Bundesverbandes Mediation; Schwerpunkte: Konfliktbearbeitung in Organisationen, mit Sascha im Mediatorenpool der Fraunhofer Gesellschaft verbunden.

Jul 20, 2025 • 47min
#230 GddZ - Das Dramadreieck - ein Modell der Transaktionsanalyse. Im Gespräch mit Thomas Wehrs.
Stephen Karpmans Modell psychologischer Spiele.
Kapitel
0:21 Einleitung zum Dramadreieck
3:59 Vom Podcast zu den Freuden des Lebens
4:42 Einstieg ins Dramadreieck
15:19 Rollenwechsel im Dramadreieck
20:59 Die Dynamik der Rollen
27:35 Paradoxien im Dramadreieck
31:38 Teamprozesse und ihre Herausforderungen
40:31 Kognitive Ansätze im Coaching
42:09 Möglichkeiten des Ausstiegs aus dem Dramadreieck
43:49 Das Game Pentagon und Organisationen
45:55 Abschluss und Ausblick auf zukünftige Themen
Thomas Wehrs
Studierte praktische Philosophie, Schwerpunkt Wirtschaftsethik. Als Coach und Supervisor begleitet er Organisationen, Unternehmen und Menschen in Veränderungsprozessen. Professional Coach (DBVC) sowie Coach und Supervisor (EASC). Lehrender Transaktionsanalytiker (PTSTA-O).
inhaltliche Zusammenfassung
In dieser Episode bespreche ich mit Thomas Wehrs, einem erfahrenen Transaktionsanalytiker und Coach, das Dramadreieck – ein zentrales Konzept der Transaktionsanalyse, das sich in verschiedenen Coaching- und Mediationssituationen besonders bewährt hat. Wir beginnen mit einer Einführung in die grundlegenden Rollen des Dramadreieck: das Opfer, den Verfolger und den Retter, die alle in einer dynamischen Interaktion miteinander verbunden sind. Diese Rollen tauchen häufig unbewusst in Kommunikation und Teamdynamiken auf, und wir zeigen auf, wie sie miteinander verknüpft sind und welche Auswirkungen sie auf zwischenmenschliche Beziehungen haben.
Thomas teilt seine Erfahrungen aus der Praxis und hebt hervor, wie wichtig es ist, die eigenen affektiven Muster und bevorzugten Rollen zu erkennen, um die zwischenmenschliche Kommunikation zu verbessern. Wir diskutieren die Herausforderung, mit der Unbewusstheit umzugehen, die in diesen Rollenwechseln steckt, und wie Coaches diese Dynamiken unterstützen können. Zudem beleuchten wir die historische Entstehung des Dramadreieck durch Stephen Karpman und die Relevanz von Märchenstrukturen in dieser Theorie.
Es wird zudem anschaulich erläutert, dass die Anwendung des Dramadreieck nicht nur im Coaching, sondern auch in Mediationsprozessen hilfreich ist, indem es den Beteiligten hilft, ihre Muster zu erkennen. Dabei diskutieren wir die Schwierigkeiten, die auftreten können, wenn in der Kommunikation fest definierte Rollen zugrunde gelegt werden. Wir thematisieren auch, wie wichtig es ist, ein empathisches Verständnis für die Motivation hinter den Verhaltensweisen zu entwickeln.
In dieser Episode ist es mir besonders wichtig, hervorzuheben, dass das Dramadreieck keine festen Rollen verteilt, sondern vielmehr eine dynamische Interaktion besteht, die sich je nach Kontext ändern kann. Unsere Diskussion schließt mit dem Gedanken, dass es für Coaches und Mediatoren essenziell ist, die Tiefe und Vielschichtigkeit des Dramatreiecks zu verstehen, um in ihrer Arbeit effektive und sinnvolle Veränderungen herbeizuführen.
Außerdem tauschen Thomas und ich unsere Perspektiven über die Herausforderungen aus, die im Rahmen der Transaktionsanalyse auftreten, insbesondere in Bezug auf das Balanceakt zwischen individueller Analyse und der Anwendung des Modells in Gruppen oder Teamsettings. Wir stellen fest, dass es entscheidend ist, Möglichkeiten zu schaffen, um aus den Dynamiken der unbewussten Rollen auszusteigen und eine konstruktivere Kommunikation zu fördern.
Abschließend erwähnen wir das Konzept des Game Pentagons, das eine tiefere Betrachtung des Dramadreieck in organisationspsychologischen Kontexten ermöglicht, und vereinbaren, dieses Thema in einer zukünftigen Episode näher zu beleuchten.

Jul 12, 2025 • 25min
#229 GddZ - Die Kleinen Reihen im Podcast Gut durch die Zeit
Ein Überblick über die inhaltliche Ausrichtung des Podcasts Gut durch die Zeit nach 228 Episoden
Kapitel - Titel der Kleinen Reihen
0:14 Willkommen zum Podcast
2:07 Struktur des Podcasts
4:15 Vorstellung der kleinen Reihen
5:35 Arbeitsfelder von Mediatoren
6:57 Formen der Mediation
7:37 Ratlose Berater
9:47 Beratungsansätze und -fundamente
10:26 Neue Technologien in der Beratung
13:13 Marketing von Mediationsdienstleistungen
15:09 Organisationsmediationen
16:59 Schwierige Gespräche
18:22 Thema Vertrauen
20:07 Macht in der Mediation
21:49 Gesellschaftspolitische Konfliktlagen
22:32 Mediations- und Justizpolitik
23:07 Podcast Features
23:39 Ausblick auf kommende Themen
Inhaltliche Zusammenfassung
In dieser Episode von "Gut durch die Zeit" habe ich, Sascha Weigel, in einer Alleinfolge die Gelegenheit genutzt, um einen tiefen Einblick in die Struktur und Entwicklung unseres Podcasts zu geben. Wir haben mittlerweile über 220 Episoden produziert, und ich wollte sicherstellen, dass sowohl neue als auch langjährige Hörer einen klaren Überblick über die Themen und Reihen erhalten, die wir abgedeckt haben. Es ist mir wichtig, dass jeder die Vielschichtigkeit von Mediation, Konfliktcoaching und Organisationsberatung nachvollziehen kann.
In den letzten Jahren hat sich unser Podcast in verschiedene kleine Reihen aufgeteilt, die jeweils spezifische Aspekte der Konfliktbearbeitung beleuchten. Ich wusste, dass es notwendig ist, eine klare Struktur zu schaffen. Während ich die einzelnen Reihen präsentiere, wird deutlich, dass diese nicht von Anfang an konzipiert waren, sondern sich organisch aus den Diskussionen und den Bedürfnissen entwickelt haben.
Eine der ersten Reihen behandelt die verschiedenen Stile von Mediation. Hier habe ich spannende Gespräche geführt, die aufzeigen, dass Mediation nicht gleich Mediation ist, und ich habe konkrete Beispiele wie das Streitgespräch zwischen Kirsten Schröter und Tilman Metzger besprochen. Weitere Reihen befassen sich mit spezifischen Arbeitsfeldern, in denen Mediation Anwendung findet, von der Friedensmediation bis hin zur Mediation in der Wirtschaft und im Sport. Diese Vielfalt ist besonders wertvoll, um zu verstehen, wo und wie Mediation tatsächlich praktiziert wird und welche Bedürfnisse und Herausforderungen es dabei gibt.
Ich habe auch über die verschiedenen Formen von Mediation gesprochen, einschließlich der sog. Kooperativen Praxis und der Online-Mediation. Ein bedeutender Aspekt unserer Diskussionen war das Thema Vertrauen, das ich mit Professor Guido Möllering intensiv behandelt habe. Diese Reihe hat gezeigt, wie zentral Vertrauen in der Mediation ist und welche Aspekte dabei eine Rolle spielen.
Besonders spannend war auch die Auseinandersetzung mit Machtstrukturen in der Mediation, die ich mit verschiedenen Experten thematisiert habe. Diese Gespräche haben mir einen neuen Blick auf die Dynamiken gegeben, die in Konfliktsituationen und bei der Vermittlung eine Rolle spielen. Ebenso wichtig war die Diskussion über neue Technologien und deren Einfluss auf die Beratungsarbeit, insbesondere im Hinblick auf künstliche Intelligenz und deren Anwendung in der Konfliktbearbeitung.
Ich habe auch gezeigt, wie wichtig Marketing für Mediation ist, und dass Mediation kein klassisches Produkt ist. Hier gilt es, die spezifischen Herausforderungen zu berücksichtigen, die mit der Vermarktung von Mediationsdiensten verbunden sind. Durch Gespräche mit Marketingexperten habe ich wertvolle Einblicke gewonnen, die es uns ermöglichen, Mediation besser zu positionieren.
Abschließend habe ich die Möglichkeit geschaffen, dass Hörer aktiv an der Themenfindung für zukünftige Episoden mitwirken können. Mich interessiert, welche Themen und Gäste die Zuhörer in diesem Kontext spannend finden würden. Diese Episode war ein erster Schritt, um die Vielfalt und den Reichtum der Inhalte, die wir in diesem Podcast anbieten, zu strukturieren und zu reflektieren, während wir gleichzeitig die Verbindung zu unseren Zuhörern stärken.

Jul 6, 2025 • 60min
#228 GddZ - Friede oder Freiheit - oder was geht hier vor sich? Im Gespräch mit Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk
Kapitel:
0:24 Einführung in die heutige Episode
1:43 Die Herausforderungen der Mediatoren
5:24 Ilko Sascha Kowalczuk und seine Perspektive
7:40 Der Einfluss der Diktatur auf Politik
10:07 Die 90er Jahre im politischen Kontext
13:18 Historische Zusammenhänge und aktuelle Entwicklungen
15:43 Die digitale Revolution und ihre Folgen
23:23 Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine
25:59 Der Konflikt zwischen Aggressor und Verteidiger
33:18 Die Verteidigung des westlichen Liberalismus
40:14 Die Bedrohung durch autoritäre Tendenzen
46:51 Engagement für Freiheit und Demokratie
53:19 Die Sehnsucht nach einfacher Harmonie
57:00 Abschluss und Ausblick auf die Zukunft
Zusammenfassung
In dieser besonderen Episode habe ich den Historiker Ilko Sascha Kowalczuk eingeladen, um über die aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen zu sprechen, die auch für Mediatoren und Konfliktberater von Bedeutung sind. Wir diskutieren, wie sich der Umgang mit Konflikten verändert, insbesondere im Licht des russischen Angriffs auf die Ukraine und der zunehmenden politischen Verwerfungen in Deutschland, vertreten durch die Wahlerfolge der AfD und anderer populistischer Bewegungen.
Kowalczuk bringt seine Perspektive als jemand ein, der in der DDR aufgewachsen ist und Konflikte mit autoritären Systemen erlebt hat. Er beschreibt seine persönlichen Erfahrungen, die ihn dazu motiviert haben, Historiker zu werden, und diskutiert die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen, die durch die Wiedervereinigung Deutschlands und den Zerfall der Sowjetunion ausgelöst wurden. Die Auswirkung dieser historischen Ereignisse auf das heutige politische Klima wird deutlich, und es wird klar, dass das Verständnis von Geschichte für das Begreifen gegenwärtiger Konflikte unverzichtbar ist.
Ein zentrales Thema unserer Diskussion ist die Herausforderung, die die digitale Revolution für das politische und gesellschaftliche Miteinander darstellt. Kowalczuk weist darauf hin, dass der Einfluss von sozialen Medien und digitalen Plattformen das Kommunikationsverhalten und die Wahrnehmung von Realität erheblich verändert hat. Diese Veränderungen führen oft zu einer Polarisation, die es schwierig macht, einen konsensualen Dialog zu führen. Die Sehnsucht nach Harmonie und Frieden, die viele Menschen empfinden, kann in einem autoritären Kontext schnell in eine Diktatur der Mehrheit umschlagen, wo die Bedürfnisse von Minderheiten ignoriert werden.
Wir reflektieren die Rolle der Mediatoren in diesem Spannungsfeld. Ist es unsere Aufgabe, die Harmonie wiederherzustellen, oder sollten wir uns darauf konzentrieren, die Bedingungen für einen echten, rechtmäßigen Dialog zu schaffen? Kowalczuk argumentiert, dass Konflikte nur dann nachhaltig gelöst werden können, wenn wir die zugrunde liegenden Machtstrukturen und historischen Kontexte verstehen. Dabei wird deutlich, dass ohne Freiheit und die Fähigkeit, in einem demokratischen Rahmen zu verhandeln, keine wirkliche Konfliktlösung möglich ist.
Abschließend ziehen wir die Verbindung zwischen diesen historischen, gesellschaftlichen und digitalen Dynamiken und der Praxis der Mediation. Es wird klar, dass die Reflexion über die eigene Position und die Auseinandersetzung mit der Geschichte nicht nur für Historiker von Bedeutung sind, sondern auch für Mediatoren, die in einer zunehmend komplexen und konfliktbeladenen Welt arbeiten. Diese Episode fordert dazu auf, über die Gegenwart nachzudenken und die eigenen Methoden und Ansätze im Umgang mit Konflikten kritisch zu hinterfragen.
Ilko-Sascha Kowalczuk
deutscher Historiker und Publizist
geb. 1967 in Berlin (Ost)
studierte Geschichte an der HU-Berlin, Promotion an der Universität Potsdam.
1995 bis 1998 ehrenamtliches sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozess der deutschen Einheit“.
1998-2000 wissenschaftlicher Referent in der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Autor zahlreicher Publikation, u.a. „17. Juni 1953“, „Die Übernahme. Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde“, „Stasi konkret. Überwachung und Repression in der DDR“, „Endspiel. Die Revolution von 1989 in der DDR“, sein Opus Magnum zur Biografie Walter Ulbrichts (2024/2025)
2024 „Freiheitsschock. Eine andere Geschichte Ostdeutschlands von 1989 bis heute“.

Jun 27, 2025 • 41min
#227 GddZ - Mediation und Verwaltung. Im Gespräch mit Greg Bond
Mediation innerhalb der Verwaltung ist etwas anders als Mediation mit der Verwaltung.
Greg Bond: Mediator, Moderator, Trainer, Dozent und Übersetzer; Mediator BM®. Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Masterstudiengangs Mediation und Konfliktmanagement an der Europa-Universität Viadrina. Mitglied des Mediatorenpools des Landes Brandenburg. Beirat beim Mediation Centre for Europe. Mitglied von Arbeitsgruppen am Wettbewerb für Internationale Wirtschaftsmediation an der Internationalen Handelskammer, Paris, am Moot Court Bench, Colombo, und ehemals an dem CDRC - Consensual Dispute Resolution Competition, Wien. Seit 1994 an der Technischen Hochschule Wildau, mit den Lehrgebieten Verhandlungsführung und Mediation und interkultureller Kommunikation. Professur für Mediation an der New Vision University Tbilisi.
Kapitel
0:05 Herzlich willkommen zum Podcast Gut durch die Zeit
1:32 Greg Bonds Erfahrungen in der Mediation
4:55 Mediation im öffentlichen Dienst
7:45 Herausforderungen in der Verwaltung
10:49 Systemische Betrachtungen in Konflikten
15:15 Auftragsklärung und Hierarchien
18:45 Geduld und Verfahrensgestaltung
22:51 Freiwilligkeit und Beteiligung
26:05 Ergebnisse und Entscheidungen
33:42 Trends in der Mediation
36:30 Einzelgespräche in der Mediation
39:39 Abschluss und Ausblick auf die Arbeit
Zusammenfassung
In dieser Episode des Podcasts "Gut durch die Zeit" beleuchte ich die Logik der Mediation im Kontext von Verwaltungsorganisationen. Mit meinem Gast, Greg Bond, einem erfahrenen Mediator mit umfangreicher Erfahrung in der Verwaltung, erörtern wir die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten der Mediation in diesem Bereich. Unsere Diskussion beginnt mit einer Betrachtung der Rolle und der Entwicklung der Mediation in der Verwaltung, einem ursprünglich für die Mediation vorgesehenen Tätigkeitsfeld, das in der Praxis jedoch viele Hürden zu überwinden hatte.
Greg, der ursprünglich aus Großbritannien stammt und in den 80er Jahren nach Deutschland kam, erzählt von seinem Werdegang und seiner Mediationserfahrung. Seine Reise begann in der Lehre und entwickelte sich über eine fundierte Mediationsausbildung an der Europa-Universität Viadrina in die Praktiken des Konfliktmanagements innerhalb öffentlicher Verwaltungen. Wir beleuchten die Komplexität, wie Mediation innerhalb von Hierarchien funktioniert und welchen Einfluss diese Hierarchien auf die Dynamik von Konflikten haben. Greg betont, dass Mediation im öffentlichen Dienst nicht notwendigerweise schwierigere Gespräche mit sich bringt, sondern oft mit spezifischen institutionellen Herausforderungen konfrontiert ist, die sich stark von der Privatwirtschaft unterscheiden.
Ein zentrales Thema ist das Verständnis dafür, dass Mediation in der Verwaltung nicht immer rechtliche Strukturen berücksichtigt. Vielmehr handelt es sich um ein Bemühen um zwischenmenschliche Beziehungen und eine passende Konfliktkultur. Wir diskutieren die verschiedenen Parameter und Herausforderungen, die Mediatoren beachten müssen, wenn sie mit Behörden und Verwaltungsorganisationen arbeiten, insbesondere das Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Führung und den Bedürfnissen der Mitarbeiter.
Wir gehen auch darauf ein, wie der Bildbegriff von „Räumen öffnen“ versus „Wege suchen“ in der Mediation in Verwaltungsorganisationen von Bedeutung ist. Greg teilt seine Beobachtungen, dass das Öffnen von Gesprächsräumen oftmals nicht den erwarteten kreativen Freiraum bietet, während das Suchen nach praktikablen Wegen als geeigneter angesehen wird, um mit Konflikten umzugehen. Dieses Bild eröffnet interessante Perspektiven darauf, wie Mediatoren in der Verwaltung operieren sollten, berücksichtigt jedoch auch, dass Flexibilität und kreative Lösungen innerhalb der stark strukturierten Rahmenbedingungen oft eingeschränkt sind.
Ein weiterer Fokus liegt auf der Auftragsklärung und den wichtigen Einzelgesprächen, die in der Mediationspraxis häufig zu kurz kommen. Greg hebt hervor, wie essenziell diese Einzelgespräche sind, um ein Verständnis für die Beteiligten und deren Motivation zu entwickeln. Diese Dimension wird noch wichtiger, da die Freiwilligkeit in der Mediation oft nicht in dem Maße gegeben ist, wie es wünschenswert wäre. Stattdessen müssen Mediatoren die Realität akzeptieren, dass viele Parteien nicht völlig freiwillig an diesen Prozessen teilnehmen, was deren Engagement und die Qualität der Ergebnisse beeinflussen kann.
Als Abschluss der Episode werfen wir einen Blick auf die Entwicklungen und Trends in der Mediation, insbesondere in der Folge von gesellschaftlichen Veränderungen und der Pandemie. Greg erlebt eine gestiegene Nachfrage nach Mediationsservices in den letzten Jahren, erkennt aber auch, dass diese Wahrnehmung nicht notwendigerweise repräsentativ für den gesamten Bereich ist. Dennoch gibt es Anzeichen, dass das Thema Konfliktkultur in Organisationen immer mehr an Bedeutung gewinnt, was als positives Signal für die Zukunft der Mediation in der Verwaltung gedeutet werden kann.
Insgesamt bietet die Episode wertvolle Einblicke in die Welt der Mediation innerhalb der Verwaltung und gibt Praktikern Anregungen, wie sie sich auf die komplexen Herausforderungen des Feldes vorbereiten können.

Jun 23, 2025 • 37min
#226 GddZ - Friedenswille und Mediation im Angesicht einer kriegerischer Machtpolitik. Im Gespräch mit Jan-Uwe Pettke
Was können Friedensmediationen und diplomatische Bemühungen leisten?
Kapitel:
0:05 - Willkommen zum Podcast
2:01 - Jan-Uwe Pettke und seine Erfahrungen
4:14 - Bedeutung der Friedensmediation
6:17 - Wendepunkt des russischen Krieges
9:06 - Mediation als kein Allheilmittel
12:29 - Der Wandel in der internationalen Politik
16:01 - Die Herausforderungen der Friedensmediation
21:54 - Putins rationale Entscheidungen
25:13 - Der Wille zum Frieden
30:29 - Deutschlands Rolle in der Mediation
32:59 - Abschluss und Ausblick
Inhaltliche Zusammenfassung
In dieser Episode diskutieren wir mit Jan-Uwe Pettke, einem Cyber Security Manager in einem führenden amerikanischen IT-Sicherheitsunternehmen und Bundeswehroffizier a.D., über die Rolle der Friedensmediation in einem zunehmend komplexen sicherheitspolitischen Umfeld. Wir sprechen über aktuelle Konflikte und der Herausforderungen, die Mediatoren konfrontieren, insbesondere im Zusammenhang mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine und den geopolitischen Spannungen in Osteuropa.
Wir beleuchten gemeinsam die Definition und die Ziele von Friedensmediation, die oft als unverzichtbares Werkzeug im Konfliktmanagement angesehen werden. Jan-Uwe liefert seine einzigartige Perspektive als jemand, der nicht direkt in der Mediation tätig ist, aber umfangreiche Erfahrungen im Zusammenhang mit militärischen Einsätzen und Sicherheitsfragen hat. Er reflektiert über historische Erfolge und Misserfolge von Friedensverhandlungen und merkt an, dass die grundsätzlichen Voraussetzungen für erfolgreiche Mediation oft nicht gegeben sind, wenn eine Konfliktpartei, wie im Fall von Russland, nicht bereit ist, ernsthafte Verhandlungen zu führen.
Ein zentrales Thema in unserem Gespräch ist die Erkenntnis, dass Friedensmediation nicht als Allheilmittel für Konflikte angesehen werden kann. Wir diskutieren, wie der Wille zum Frieden, der von vielen angestrebt wird, in der Praxis ausgenutzt werden kann, insbesondere in politisch komplizierten Lagen. Jan-Uwe äußert Bedenken hinsichtlich des Einflusses von Ideologien und politischen Interessen auf die Art und Weise, wie Mediationsprozesse wahrgenommen und umgesetzt werden. Dabei wird auch angesprochen, dass ein starkes und geeintes Europa notwendig ist, um eine aktive Rolle in der Konfliktlösung zu spielen und damit ein neutrales Standbild einzunehmen, das es möglichen Verhandlungen Raum gibt.
Wir besprechen zudem, wie wichtig es ist, die Dynamiken zwischen den Konfliktparteien zu verstehen und zu akzeptieren, dass Mediation oft gefordert wird, wenn die realen Bedingungen und Absichten der Beteiligten nicht mit dem Konfliktlösungsprozess übereinstimmen. Jan-Uwe betont, dass Mediatoren die realen Machtverhältnisse und die Willenslagen der Parteien anerkennen müssen, um ihre Rolle effektiv ausüben zu können.
Zusammenfassend bildet das Gespräch eine fundierte Analyse der Rolle von Mediatoren in gegenwärtigen Konfliktszenarien und beleuchtet die Notwendigkeit, eine realistische Perspektive auf die Möglichkeiten und Grenzen von Mediation zu entwickeln. Wir erörtern auch die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft, diplomatische Bemühungen zu koordinieren und ein gemeinsames, starkes europäisches Standpunkt zu vertreten, um die aktuellen Herausforderungen in der Sicherheitslage zu bewältigen. Diese Episode bietet tiefgreifende Einblicke in die vernetzten Themen von Sicherheitspolitik, Mediation und der internationalen Diplomatie in turbulenten Zeiten.