NDR Kultur - Das Gespräch

NDR Kultur
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Oct 12, 2025 • 26min

Psychologe Stephan Grünewald legt die Deutschen auf die Couch

Pandemie und Krieg, Klimakrise und Inflation – die Gegenwartslage ist ein Stresstest für uns alle. Doch anstatt kollektiv zu verzweifeln, entwickeln die Deutschen überraschende Überlebensstrategien. In seinem neuen Buch „Wir Krisenakrobaten. Psychogramm einer verunsicherten Gesellschaft“ (Kiepenheuer & Witsch) fragt der Psychologe und Bestsellerautor Stephan Grünewald, wie es sein kann, dass das Vertrauen in Politik und Gesellschaft zwar einen historischen Tiefpunkt erreicht hat, viele Menschen im Privaten aber erstaunlich zuversichtlich bleiben.Im Gespräch mit Verena Gonsch erklärt Stephan Grünewald, warum wir uns in unser „Schneckenhaus“ zurückziehen – und gleichzeitig neue Formen der Hoffnung erfinden. Er zeigt, wie die Menschen zwischen Alltagsängsten und persönlicher Zuversicht balancieren, fast wie Akrobaten auf dem Krisendrahtseil.
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Oct 5, 2025 • 26min

"Eine gemeinsame Zukunft gestalten" - Sonja Lahnstein im Gespräch

Nein, wehrt Sonja Lahnstein ab, ihr jahrzehntelanger Einsatz für den Dialog von Israelis und Palästinensern sei trotz des grauenvollen Hamas-Überfalls am 7. Oktober 2023 nicht für die Katz gewesen. „Weil alle meine Engagements und was real vor Ort in Israel im Sinne von Verständigung zwischen Juden und Palästinensern stattfindet weitergeht.“ Sowohl ihre Dialogreihe „Bridging the Gap“ als auch das Kinder- und Jugend-Kulturprogramm „step21“ am Israel Museum in Jerusalem liefen unbeeindruckt vom Krieg im Gazastreifen weiter, betont die 1950 in Zagreb geborene Volkswirtin. „In Israel gibt es eine extrem starke Zivilgesellschaft, die immer noch frei ist. Ich würde gern in Deutschland sehen, dass wir gegen die AfD, die Linksextremisten oder die Islamisten solche Demonstrationen haben, wie sie jeden Samstag in Israel stattfinden. Seit Monaten. Davor schon seit Jahren gegen das Bestreben der Regierung, demokratische Institutionen zu schwächen.“Sonja Lahnstein, die sich selbst als säkulare Jüdin bezeichnet, beklagt im Gespräch mit Jürgen Deppe, dass der deutsche Blick auf Israel sehr auf die amtierende Regierung verengt sei. „Es macht jüdischen Menschen in Deutschland das Leben seit dem 7. Oktober sehr schwer, dass sie in Haft genommen werden für die israelische Regierung.“ Gerade in den Bereichen Kultur und Wissenschaft führe das zu eindeutigem Antisemitismus, der sich in der Ausladung jüdischer Künstler oder Nicht-Berücksichtigung israelischer Wissenschaftler zeige. „Es geht hin bis zum offenen Judenhass, der praktisch wieder normal ist.“
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Oct 3, 2025 • 26min

Warum Deutschland heute nicht Weimar ist – Jens Bisky im Gespräch

Dabei käme es genau auf die Unterschiede an, meint der Kulturwissenschaftler, Germanist und Publizist in seinem aktuellen Buch „Die Entscheidung – Deutschland zwischen 1929 und 1934“ (Rowohlt Verlag, 34 Euro). Mit einer genauen Analyse könne eine Wiederholung verhindert werden.Neben seiner Tätigkeit als Feuilletonredakteur der SZ, schrieb Bisky in den vergangenen Jahren u.a. Bücher über die Deutsche Einheit und Heinrich von Kleist. Seit 2021 ist der gebürtige Leipziger und Sohn des früheren PDS-Vorsitzenden Lothar Bisky Redakteur beim Hamburger Institut für Sozialforschung. Seine Autobiografie trägt den Untertitel „Der Sozialismus und ich“.Im Gespräch mit Doris Maull beschreibt Jens Bisky die Wendejahre aus seiner Sicht, die unterschiedlich empfundenen Lebensbedingungen in Ost und West und die Differenz zwischen Hamburg und seiner Wahlheimat Berlin.
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Sep 20, 2025 • 26min

Auf Umweltverbrecher-Jagd mit Julia Shaw: "Wir brauchen Eco-Wut!"

Was treibt Umweltverbrecher an? Warum brennen sie den Regenwald nieder, töten Elefanten oder lügen bezüglich der Abgaswerte ihrer Autos? – Die Antwort scheint klar: die Gier nach Geld. Aber: „So einfach ist es nicht“, sagt Julia Shaw. Die Deutsch-Kanadierin hat sich in den vergangenen drei Jahren intensiv mit der Thematik beschäftigt und ein Sechs-Säulen-Modell entwickelt, das die verschiedenen Ebenen von Umweltkriminalität aufzeigt. Anhand von gewichtigen Skandalen, wie der Ölpest im Golf von Mexico, dem Diesel-Betrug von VW oder der illegalen Hochseefischerei der sogenannten „Bandit 6“, erklärt sie die Mechanismen dieser Verbrechen.Im Gespräch mit Andrea Schwyzer zeigt sich die Bestsellerautorin wütend, aber auch zuversichtlich: Sie hat mit vielen engagierten Umweltaktivisten, Undercoveragentinnen und Mitarbeitern von Umweltbehörden gesprochen, die unermüdlich recherchieren, um Verbrecher zu Fall zu bringen. Diese Menschen machten ihr Hoffnung, sagt Julia Shaw, sie und ihre Organisationen gelte es zu unterstützen – finanziell, aber auch, indem ihre Arbeit sichtbar gemacht werde. Oder anders gesagt: „Schreibt mehr Liebesbriefe an die Umweltbehörden!“
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Sep 14, 2025 • 26min

Körper und Köpfe - Ein Gespräch mit Tänzer*in Ursina Tossi

Philosophie und Tanz – die gedankenschweren Köpfe auf der einen, die federleichten Körper auf der anderen Seite – scheinen auf den ersten Blick nicht viel miteinander gemein zu haben. Aber eben nur auf den ersten Blick.Das beweist eine neue Essaysammlung: „Philosophie des Tanzens“. Mit Beiträgen von ganz unterschiedlichen Menschen aus der Tanzpraxis und -theorie, aus Soziologie und Politologie, Philosophie und Literatur.Mit herausgegeben hat das Buch Ursina Tossi, Tänzer*in und Choreograf*in aus Hamburg. Im Gespräch mit Alexandra Friedrich macht Tossi deutlich, wie Denk- und Tanzbewegungen zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Es geht um den eigenen choreografischen Ansatz des „wilding“ – nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine subversive, politische Praxis. „Es ging für mich in meinem Kunstschaffen mit Tanz immer wieder um die Infragestellung von Formen. Ich will die Form nicht zur Gänze abschaffen, aber möchte sie erschüttern, immer wieder erneuern.“
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Sep 7, 2025 • 24min

"Tradwives" - Hannah Lühmann im Gespräch über den Retrotrend

Bei TikTok oder Instagram präsentieren sich junge Frauen als traditionelle Ehegattinnen, die ein Leben zwischen Hausarbeit, Kindern und Häuslichkeit zelebrieren. Sie setzen alles daran, ihren Ehemännern zu gefallen. Hinter der obskuren 50er Jahre-Nostalgie verbirgt sich allerdings ein politisches Spannungsfeld: Rechte Bewegungen greifen diese Rollenbilder auf und nutzen sie für ihre Ideologie.Als junge Mutter interessierte sich Hannah Lühmann zunächst ganz persönlich für Tradwives. Als die Journalistin und Schriftstellerin dann aber erkannte, wie die Faszination für das Hausfrauen-Dasein mit Fragen nach Identität, Geschlechterrollen und politischer Vereinnahmung verknüpft ist, entstand daraus ihr Roman „Heimat“.Im Gespräch mit Verena Gonsch spricht Hannah Lühmann über die Tradwife-Bewegung, ihre Anschlussfähigkeit für rechte Strömungen und die gesellschaftlichen Debatten, die damit verbunden sind.
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Aug 31, 2025 • 26min

Zehn Jahre "Wir schaffen das": Manuela Bojadžijev zieht Bilanz

Am 31. August 2015 sagte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel jenen Satz, der bis heute wie kein anderer mit ihr verbunden wird: "Wir schaffen das." Im Sommer und Herbst 2015 kamen Hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland und trafen hier auf eine beispiellose Willkommensbewegung. Doch seitdem ist viel passiert. Migration ist seit zehn Jahren eines der Dauerthemen in Politik und Gesellschaft - und wird häufig eher als Problem betrachtet.Dabei fällt die Bilanz gar nicht so negativ aus, sagt Manuela Bojadžijev, Professorin für Migration in globaler Perspektive an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Gespräch mit Sebastian Friedrich verweist die Expertin auf zahlreiche Studien zum ehrenamtlichen Engagement für Flüchtlinge. "Es gab einen sehr deutlichen Solidaritätsschub, der durch die gesamte Gesellschaft gegangen ist".Bojadžijev kritisiert, dass Flucht und Migration in der Öffentlichkeit zu oft als Problem dargestellt werden, was etwa am inzwischen etablierten Begriff der "Flüchtlingskrise" ablesbar sei. Dabei habe es sich nicht um eine Flüchtlingskrise gehandelt, sondern um eine Krise der Migrationspolitik. Es sei jedoch möglich, so Bojadžijev, eine progressive Einwanderungspolitik zu formulieren, "die so gestaltet ist, dass sie eine Demokratisierung unserer Gesellschaft zur Folge hat". Migration könne als Chance begriffen werden, die Teilhabe aller Menschen in der Gesellschaft zu verbessern - nicht nur die der Migranten und Flüchtlinge.
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Aug 24, 2025 • 26min

Den Peanuts zum 75.! Übersetzer Matthias Wieland im Gespräch

Matthias Wieland ist mit Figuren wie Linus, Lucie, Peppermint Petty und Charlie Brown oder auch Homer, Bart und Maggie auf Du und Du. Sein großes Talent ist es, in Sprechblasen zu denken und sie auch gleichzeitig zum Sprechen zu bringen. Der Hannoveraner bringt Comics vom Englischen ins Deutsche. So zum Beispiel die Erfolgsserie The Simpsons, Teile von Calvin and Hobbes, die Mumiens oder die Werkausgaben der Peanuts. Diese legendären Comic-Figuren um Snoopy und Charlie Brown feiern in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag. Deshalb hat Mathias Heller mit Matthias Wieland in Hannover in seinem Büro gesprochen, das gleichzeitig Studio ist. Wieland verfügt nämlich auch über ein großes musisches Talent. Im Gespräch erzählt er, wie er eins mit dem anderen verbindet und wie er Comics zum Sprechen bringt.
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Aug 10, 2025 • 26min

Bestsellerautorin Nina George über die Rollen der Frau

Jahrelang trieb Nina George, die durch „Das Lavendelzimmer“ und andere Romanen rund um den Buchhändler Jean Perdu weltberühmt geworden ist, die Frage um: „Was wäre, wenn mich alle für tot hielten, ich aber weiterhin lebe: Kann ich noch einmal neu starten? Kann ich darauf verzichten, wer ich bis dahin scheinbar geworden bin? Kann ich alles abstreifen, was ich mir vielleicht draufgetan habe – an Erfahrung, vielleicht auch an Gesten, an Verhalten?“ In ihrem neuen Buch „Die Passantin“ spielt Nina George diese Fragen am Beispiel der internationalen Filmikone Jeanne Patou durch, die 2015 beim Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen vermeintlich ums Leben kommt. Doch Jeanne lebt weiter, beobachtet inkognito die Trauer um sich und fragt: „Wie geht das überhaupt, aus dem eigenen Leben zu verschwinden?“. Aus dem eigenen Leben und aus den Rollen, die ihr darin zugeschrieben wurden. Als Filmschauspielerin sowieso, aber auch als Frau, die männlichen Idealen zu entsprechen hatte.Im intensiven Gespräch mit Jürgen Deppe erklärt Nina George, warum sie sich nicht als Anwältin der Frauen versteht, warum sie sich mehr als Schriftstellerin, denn als Frau sieht und warum sie seit Jahren als Urheberrechtsaktivistin so leidenschaftlich für den Anspruch auf geistiges Eigentum kämpft. „Ich mache mir selbst einen Namen. Aber die Namen sind egal.“
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Aug 10, 2025 • 26min

Die kriminelle Energie des Wattenmeers - Autor Mathijs Deen im Gespräch

„Die Leute mögen Liewe Cupido, weil er echt ist“, sagt der niederländische Schriftsteller Mathijs Deen über seinen knurrigen Helden von der Bundespolizei See, der in „Die Lotsin“ in seinem mittlerweile vierten Fall ermittelt. Seine Wattenmeer-Krimireihe hat Mathijs Deen in Deutschland und in den Niederlanden berühmt gemacht. Obwohl er selbst nie daran dachte, einen Krimi zu schreiben: Der Hamburger mareverlag brachte Mathijs Deen erst auf die Idee. In seinem Amsterdamer Gartenhäuschen schreibt der ehemalige Rundfunkredakteur aber nicht nur über Mordfälle auf dem Meer. Auch eine literarische Biografie über den Rhein ist letztes Jahr erschienen. Wie er im Gespräch mit seinem Schriftstellerkollegen Martin Becker erklärt, spielt eine Sache aber in all seinen Büchern eine Rolle: der Humor. „Es muss mir auch ein bisschen Spaß machen beim Schreiben. Und es muss auch den Lesern ein bisschen Spaß machen beim Lesen.“

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