

ÄrzteTag
Ärzte Zeitung
ÄrzteTag - der Podcast der "Ärzte Zeitung". Wir blicken kommentierend und persönlich auf den Tag, wichtige Ereignisse und Meilensteine. Wir laden Gäste ein, mit denen wir über aktuelle Ereignisse aus Medizin, Gesundheitspolitik, Versorgungsforschung und dem ärztlichen Berufsalltag reden.
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Sep 10, 2025 • 27min
Wie können Ärztinnen und Ärzte unter Druck die richtigen Entscheidungen treffen, Dr. Burda?
Medizinstrafrechtler und Zweitliga-Schiedsrichter Dr. Max Burda gibt Tipps.
Dr. Max Burda hat als Rechtsanwalt für Medizinstrafrecht bei der Kanzlei Lubitz Warntjen regelmäßig mit Ärztinnen und Ärzten zu tun. In seiner Freizeit ist er als Schiedsrichter in der 2. Fußball-Bundesliga tätig – Drucksituationen hat er entsprechend viele erlebt.
Im „ÄrzteTag“-Podcast zieht er Parallelen: Denn sowohl auf dem Platz als auch im Praxis- und Klinikalltag müssen innerhalb weniger Sekunden folgenschwere Entscheidungen getroffen werden.
Im Gespräch liefert er Antworten auf folgende Fragen: Was sage ich, wenn ich nach dem Tod eines Patienten mit dem Vorwurf des Behandlungsfehlers konfrontiert werde? Wie verhalte ich mich, wenn plötzlich Polizei und Staatsanwaltschaft mit einem Durchsuchungsbeschluss in der Praxis auftauchen? Welche Konseqenzen haben vorschnelle Äußerungen?
Ruhe bewahren ist für Rechtsanwalt Burda das A&O. Er empfiehlt Medizinern, sich auf derartige Situationen vorzubereiten – am besten mit einer detaillierten Checkliste. Wie diese aussehen kann, erläutert der Jurist im Podcast.
Außerdem weist er auf die Rolle von Kollegen und Personal hin. Denn beim Fußball gilt ebenso wie in der Praxis: Gearbeitet wird im Team.

Sep 3, 2025 • 43min
Welche Kriterien für die Vorhaltepauschale sind am schwersten zu erfüllen, Dr. Afzali?
Wo Mehrarbeit droht und welche Kriterien eher leicht zu erfüllen sind.
Die neue Vorhaltepauschale ist beschlossen – und aus der Gebührenordnungsposition GOP 03040 werden ab dem 1. Januar 2026 drei Positionen:
- GOP 03040 (um 10 Punkte niedriger bewertet)
- GOP 03041 (dieselbe Höhe wie heute die GOP 03040)
- GOP 03042 (20 Punkte höher als bisher)
Entscheidend dafür, was eine Hausarztpraxis abrechnen darf, ist, wie viele der neu definierten Kriterien die Praxis erfüllt und unter anderem in bestimmter Häufigkeit Impfleistungen, geriatrische und palliativmedizinische Leistungen, Haus- und Heimbesuche erbringt beziehungsweise erweiterte Öffnungszeiten anbietet und in Qualitätszirkeln mitarbeitet.
Der bundesweite fachübergreifende Ärzteverband MEDI GENO Deutschland warnte daraufhin in einer Mitteilung davor, dass Hausärztinnen und Hausärzte zukünftig noch mehr Leistungen anbieten müssten, um die Kriterien zu erfüllen – „egal, ob medizinisch nötig oder nicht“.
Eine etwas andere Position vertritt im „ÄrzteTag“-Podcast der in einer kleinen Gemeinschaftspraxis in Bedburg bei Köln niedergelassene Allgemeinmediziner Dr. Bahman Afzali. Er erläutert im Einzelnen, in welcher Weise die neuen Anforderungen für Hausärzte wirken könnten, welche Kriterien besonders schwer erreichbar sein könnten, und was in einer hausärztlichen Praxis in den meisten Fällen ohnehin geleistet wird.
Einige Kriterien vermisst Afzali sogar, zum Beispiel gehörten DMP zu einem typischen Hausarzt-Angebotsspektrum, aber auch Check-ups – beides sei aber nicht berücksichtigt in den Kriterien.
Nicht zuletzt macht sich Afzali im Gespräch Gedanken, wie eine Praxis die einzelnen Kriterien und ihr Erfüllungsgrad ohne hohen Aufwand kontrollieren könnte – und darüber, warum er den bürokratischen Aufwand, der damit verbunden ist, für überflüssig hält.

Aug 26, 2025 • 37min
Was bringt es Arztpraxen, wenn sie sich einem Netz anschließen, Frau Liebe?
Die Vorstandsvorsitzende im AdA Bundesverband gibt Auskunft
Patientensteuerung, Primärarztsystem, besser koordinierte Versorgung: Die laufende Legislaturperiode könnte zur Stunde der Arzt-, Praxis- und Gesundheitsnetze werden, weil manches, was die Gesundheitspolitik aktuell anstrebt, in den Netzen längst praktiziert wird.
Was die organisierte Vernetzung von Arztpraxen für eine Region bringt – aber auch, was einzelne Praxen davon haben –, das ist Thema im „ÄrzteTag“-Podcast mit Constanze Liebe, der gerade gewählten Vorstandsvorsitzenden im AdA Bundesverband der Arzt-, Praxis- und Gesundheitsnetze und Geschäftsführerin im Ärztenetz Lippe.
Eine Art „Graswurzel-Bewegung“
Liebe spricht von den Netzen als einer Art Graswurzel-Bewegung, die von der Basis ausgeht. „Zusammen geht es besser als allein“, erläutert die Netzmanagerin.
Die Zusammenschlüsse hätten es geschafft, Informationen effizient auszutauschen, sie würden häufig gegründet, weil Versorgungsengpässe erkannt würden und dann „kreativ und innovativ“ regionale Lösungen dafür entwickeln. In Lippe beispielsweise habe sich das Netz besonders in der Palliativversorgung, in der Pflegeheimversorgung und im Care- und Casemanagement stark gemacht.
Ärztinnen und Ärzte würden durch das Netzmanagement entlastet, es gebe einen Weiterbildungsverbund, und auch multiprofessionelle Strukturen würden in den Netzen zunehmend aufgebaut.
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren für Praxisnetze
Im Gespräch führt Liebe weiter aus, was die wichtigsten Erfolgsfaktoren für Praxisnetze sind und welche Strukturen die Zusammenschlüsse brauchen, um sich zertifizieren zu können, und welche Förderung sie dann je nach KV bekommen können. Hier gebe es regional große Unterschiede, bedauert sie. In Westfalen-Lippe beispielsweise sei die Förderung sehr gut, in anderen KVen weniger.
Nicht zuletzt erläutert Liebe auch die politischen Perspektiven der Netzbewegung nach der im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz der Ampel-Koalition letztlich gescheiterten Regionalisierung der Versorgung.

Aug 22, 2025 • 34min
Müssen Praxen Angst vor Sanktionen wegen der ePA haben, Herr Naumann?
Der bvitg-Vorstand spricht über die Herausforderungen rund um die E-Patientenakte.
Werden die Praxisverwaltungssystem-Hersteller bereit sein, wenn die elektronische Patientenakte (ePA) zur Pflicht wird und dann ab 1. Januar Sanktionen drohen? Und schaffen die Programmierer auch den Umstieg bei den Verschlüsselungssystemen? Im „ÄrzteTag“-Podcast gibt Jens Naumann, Vorstand im Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg), Auskunft darüber, wie weit die PVS-Unternehmen in der Umsetzung sind und ob die Sorgen der KBV berechtigt sind.
Naumann äußert sich außerdem zum aktuellen Nutzen der ePA im Praxisalltag – und dazu, inwiefern Praxisinhaberinnen und -inhaber sowie Praxisteams aktiv werden sollten, damit bei den Umstellungen spätestens zum Jahreswechsel Fallen vermieden werden können. Nicht zuletzt sieht Naumann die Umsetzung der E-Patientenakte als Wettbewerbsfaktor, der auch darüber entscheidet, welches System ein Arzt am Ende nimmt.

Aug 15, 2025 • 21min
Warum wird in Deutschland besonders viel operiert, Prof. Tauber und Herr von Hummel?
Orthopäde Mark Tauber und Klinikmanager Martin von Hummel diskutieren
Operierende Orthopäden stehen sehr häufig mit einem Bein in eigener Praxis, mit dem anderen in einer Klinik, wo operiert wird. Die Modelle der Kooperation sind dabei ganz unterschiedlich – belegärztliche Tätigkeit, honorarärztliche Tätigkeit, Teilzeit-Modelle etc.
Im aktuellen „ÄrzteTag“-Podcast beschreiben Schulterspezialist Professor Mark Tauber, Orthopäde am Deutschen Schulterzentrum in München, und Martin von Hummel, CEO der auf orthopädische Indikationen spezialisierten ATOS Kliniken, wie eine solche Kooperation an der Schnittstelle von Kassenmedizin und Privatmedizin funktionieren kann.
Im Gespräch geht es auch um die Frage, welche Anreize dazu beitragen, dass in Deutschland so häufig operiert wird, was bei der Indikationsstellung schief läuft und wieso die konservative Therapie als Alternative häufig übergangen wird. Sowohl Tauber als auch von Hummel reden einer Spezialisierung innerhalb der Fachdisziplin das Wort, weil sie zu einer konstant höheren Qualität beitrage.
Im Podcast diskutieren beide über die potenziellen Auswirkungen der jetzt geplanten Krankenhausreform, warum das Modell der Klinikreform in Nordrhein-Westfalen fast schon Planwirtschaft genannt werden könne und wie sich die Curricula der Weiterbildung ändern müssten, damit genügend junge Ärztinnen und Ärzte die zunehmende Spezialisierung schaffen können.

Aug 11, 2025 • 30min
Wie sollten sich Praxen auf die nächste Hitzewelle vorbereiten, Herr Fuchsig?
Der Umweltmediziner gibt Tipps zum Hitzeschutz.
Wenn die Temperaturen in der Nacht kaum unter 30 Grad Celsius fallen, wenn die Trockenheit die Flüsse austrocknen lässt und dadurch die Stromversorgung gefährdet ist, und wenn der „Hitze-Dom“ chronisch kranke Menschen nicht zur Ruhe kommen lässt, dann sollten Praxisteams wissen, was zu tun ist: um die Praxis grundsätzlich am Laufen zu halten, aber auch um die eigenen Patienten präventiv zu betreuen.
Im „ÄrzteTag“-Podcast empfiehlt Arbeits- und Umweltmediziner Dr. Heinz Fuchsig seinen Kolleginnen und Kollegen in den Praxen auf jeden Fall, einen Hitzeschutzplan aufzustellen, um für katastrophale Wendungen des Wetters gewappnet zu sein. Das müsse gar nichts mit einem langen bürokratischen Prozess zu tun haben, sagt der Lehrgangsleiter Umweltmedizin der Österreichischen Ärztekammer.
„Vielmehr muss man sich einfach mal die Frage stellen, was wäre, wenn es jetzt noch einmal fünf Grad wärmer wäre?“ Er habe sich ohnehin gefragt, warum es in Deutschland nur um das „Heizungsgesetz“ gegangen sei, richtiger wäre „Heizungs- und Kühlungsgesetz“ gewesen. Denn ohne Kühlung werde es vielerorts auf längere Sicht nicht mehr gehen.
Der Gutachter für Arbeits- und Umweltmedizin und Keynote-Speaker beschreibt im Podcast unter anderem die Möglichkeiten, die sich aus dem Einsatz von Wärmepumpen für Praxen und Kliniken ergeben, zum Beispiel die Bereitstellung von Warmwasser.
Das Mitglied im Club of Rome Austria gibt dabei ganz praktische Hinweise, wie hoch die Kosten für solche Wärmepumpen sein könnten, wie ein Elektroauto dafür genutzt werden könne, die Praxis bei Stromausfall mit Strom zu versorgen. Ihm geht es auch um unkonventionelle Lösungen wie etwa ein gekühltes Zelt, in dem Patienten bei großer Hitze warten und sich ein bisschen erholen können.
Im Gespräch empfiehlt Fuchsig, für besonders vulnerable Patientengruppen wie Lungenkranke entweder in die Morgenstunden mit den Terminen auszuweichen oder ganz auf eine Videosprechstunde auszuweichen.
„Für einen Heat-Dome wären wir bis jetzt noch nicht wirklich vorbereitet“, glaubt er. Wichtig sei auch, die Bevölkerung vorzubereiten und Klimakompetenz zu fördern, damit vulnerablen alleinstehenden Menschen auch in der Nachbarschaft geholfen wird.

Aug 6, 2025 • 34min
Sepsis – was sind die neuen Empfehlungen zu Diagnose und Nachsorge, Professor Brunkhorst?
Sepsis-Experte zur neuen Leitlinie
Sepsis ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Rund ein Drittel der Sepsis-Patienten stirbt daran, bei einem septischen Schock ist es etwa jeder Zweite. Insbesondere bei der Diagnose einer Blutvergiftung kommt den ambulant tätigen Kolleginnen und Kollegen eine wichtige Rolle zu, betont Professor Frank M. Brunkhorst vom Universitätsklinikum Jena. Er ist Koordinator der S3-Leitlinie Sepsis und Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Sepsis-Hilfe.
Drei Red Flags nach Infekt sollten Hausärztinnen und Hausärzte kennen: die erhöhte Atemfrequenz ≥ 22/min, den erniedrigten systolischen Blutdruck ≤ 100 mmHg und die neu auftretende Verwirrtheit. Sie werden im qSOFA-Test abgefragt. Brunkhorst: „Wenn zwei dieser Kardinalzeichen auftreten, ist die Wahrscheinlichkeit einer Sepsis relativ hoch – und das ist bei lokalisierten Infektionen nicht der Fall.“ Der Einsatz des qSOFA-Tests wird jedoch auch kritisch gesehen. Wieso? Das erklärt Brunkhorst im „ÄrzteTag“-Podcast.
Zweiter Schwerpunkt des Podcast-Gesprächs ist die Nachsorge von Sepsis-Überlebenden. Wurden sie längere Zeit intensivmedizinisch behandelt, sind sie in der Regel mit einem langen und komplizierten Genesungsprozess konfrontiert. Das Screening auf Folgeerkrankungen fällt in den Aufgabenbereich der Hausärzte, sie sollten bei Auffälligkeiten an eine neurologische Praxis überweisen. „Die neurologische Mitbetreuung von Sepsis-Patienten ist extrem wichtig, weil die meisten Folgen einer Sepsis im neurologischen oder psychologischen Bereich liegen“, erklärt Brunkhorst.

Aug 1, 2025 • 21min
Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis
Gesponsert von Besins Healthcare
In der Hausarztpraxis fällt ein Testosteronmangel daher mitunter durchs Raster. Denn das bekannteste Symptom, die erektile Dysfunktion, tritt meist erst auf, wenn der Testosteronmangel bereits weit fortgeschritten ist. Dabei bietet eine Testosterontherapie, die auch problemlos von Hausärztinnen und Hausärzten verschrieben werden kann, die Chance, den Teufelskreis aus Testosteronmangel und seinen möglichen Folgeerscheinungen zu durchbrechen.
Dr. Jörg Sandmann erläutert im Podcast, wie der hypogonadale Mann in der Hausarztpraxis identifiziert werden kann und was Hausärztinnen und Hausärzte bei Diagnose und Therapie beachten sollten.
Bildunterschrift:
Dr. Jörg Sandmann ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Urologie und praktiziert in der Praxis am Dreilingsberg in Travemünde. Copyright: [M] © Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com
Impressum
Der hypogonadale Patient in der Hausarzt-Praxis
Podcast
Moderation: Caroline Ring, Berlin
Mit freundlicher Unterstützung der Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Corporate Publishing (verantwortlich i.S.v. § 18 Abs. 2 MStV):
Ulrike Hafner, Europaplatz 3, 69115 Heidelberg
Redaktion: Dr. Andreas Strehl
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Jul 27, 2025 • 22min
Wie rechnen Sie bei Risikopatienten den HBV- und den HCV-Test ab, Dr. Khaykin?
Ein Frankfurter Infektiologe gibt Tipps
Screening einmal im Leben oder regelmäßige Testung? Im „ÄrzteTag“-Podcast erläutert Pavel Khaykin, niedergelassener Internist in Frankfurt, wie er in seiner Praxis mit vielen Risikopatienten mit dem Thema Hepatitis B und C umgeht.

Jul 24, 2025 • 25min
Ein Regress über eine dreiviertel Million Euro – wie kann das heute noch passieren, Frau Vogtmeier?
Eine Anwältin für Medizinrecht im Interview
Milde und Juristen – das passt offenbar nicht immer zusammen: Zu einem Regress von fast 750.000 Euro hat das Sozialgericht Dortmund eine Psychiaterin verurteilt, nachdem Verordnungen der Praxis über Jahre hinweg nur mit einem Paraphenstempel oder einem Unterschriftenstempel versehen worden waren. Damit verstieß die Fachärztin gegen die Regeln des Bundesmantelvertrags Ärzte, dass Verordnungen eigenhändig vom Arzt oder von der Ärztin unterschrieben werden müssen. So weit, so juristisch wenig spektakulär. Aber muss es dann, wenn doch die Verordnungen am Ende von den Patientinnen und Patienten eingelöst worden sind und ein echter Missbrauch nicht feststellbar ist, tatsächlich zu so einer hohen Regress-Summe kommen, die tatsächlich den Ruin der Ärztin bedeuten könnte?
Im „ÄrzteTag“-Podcast erläutert Katharina Vogtmeier, Fachanwältin für Medizinrecht bei der Kanzlei D+B Law in Berlin, warum ein solcher formaler Fehler, ohne dass den Krankenkassen ein Schaden auch nur in annähernder Höhe entstanden wäre, zu sechsstelligen Regressen führen kann. Die Krankenkassen hätten „etwas gezahlt, was sie, streng genommen, nicht hätten zahlen müssen“, die Juristen sprechen laut Vogtmeier hier von einem „normativen Schaden“.
Die Rechtsanwältin berichtet im Podcast über Diskussionen in der Literatur, ob die Krankenkassen nicht die eingesparten Summen durch die nicht bezahlten Verordnungen aufrechnen lassen müssten – vor Gericht, so Vogtmeier, sei dies aber noch nicht durchgefochten worden. Auch warum die mittlerweile geltende Differenzbetrachtung bei der Schadenermittlung für den Fall der Fachärztin für Psychiatrie nicht gegriffen hat, diskutiert Vogtmeier. Im Gespräch geht es auch darum, inwieweit körperliche Gebrechen, die die Psychiaterin vorschützte, ein solches Vorgehen mit Unterschriftenstempel entschuldigen könnten.
Ein normativer Schaden kann für die Krankenkassen auch durch andere formale Fehler entstehen. Im Podcast erläutert die Fachanwältin, warum auch bei Kooperationen Regresse in ähnlicher Höhe drohen, wenn formale Fehler gemacht werden – und wie diese vermieden werden können.
Und ist das Urteil in der aktuellen Zeit überhaupt noch relevant, in der E-Rezepte längst mit digitaler Signatur rausgehen? Auch hier hat Vogtmeier eine Antwort parat: Zum einen seien noch nicht alle Verordnungen digital, zum Beispiel Hilfs- und Heilmittelverordnungen oder BtM-Rezepte. Im Gespräch beschreibt sie zudem eine Vorgehensweise zur vermeintlichen Arbeitsentlastung, die Ärztinnen und Ärzte teuer zu stehen kommen kann.