

Klinisch Relevant Podcast
Dr. med. Kai Gruhn, Dr. med. Dietrich Sturm, Prof. Markus Wübbeler
Klinisch Relevant ist Dein Wissenspartner für das Gesundheitswesen. In unserem Podcast liefern wir Dir 3x/Woche, nämlich dienstags, donnerstags und samstags, Fachwissen in Deinen klinischen Alltag. Damit wollen wir die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit in der Medizin und damit die Qualität der Patient*innenversorgung verbessern.
Du arbeitest in einem medizinischen Fachberuf oder interessierst Dich für medizinische Themen? Dann bist Du hier genau richtig.
Mehr Informationen unter https://klinisch-relevant.de
Klinisch Relevant
Intelligence for healthcare professionals
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Episodes
Mentioned books

May 25, 2021 • 27min
Fasttrack- der Notfall-Podcast - mit Sebastian Schiffer und Andreas Müller * Notfallmedizin
Warum Ihr den Fasttrack-Podcast unbedingt abonnieren solltet!!
Wir möchten euch heute zwei Kollegen vorstellen, die es nach ihrer Ausbildung in Deutschland in die Schweiz verschlagen hat, um dort als Experten für Notfallpflege im Kantonspital Baden tätig zu sein. Sebastian Schiffer und Andreas Müller haben gemeinsam das sehr informative Podcast-Format „Fasttrack – Der Notfall-Podcast“ ins Leben gerufen und vermitteln so ihren Zuhörern essentielles Wissen rund um die Notfallpflege.
In dieser Folge erfahrt ihr:
mehr zu den Gründern des Podcast-Formates und was sie dazu bewogen hat, Podcasts aufzunehmen,
welche Themen vordergründig behandelt werden und weshalb es sich auf jeden Fall lohnt in die Podcastfolgen einzuschalten,
welche Unterschiede es zwischen Deutschland und der Schweiz hinsichtlich der Ausbildung und Organisation der Notfallpflege gibt
und noch vieles mehr!
Viel Spaß beim Zuhören wünscht euch euer Klinisch Relevant Team!
Damit ihr gleich im Anschluss bei „Fasttrack – Der Notfall-Podcast“ einschalten könnt:
https://www.fasttrack-notfall.com/podcast/

May 22, 2021 • 19min
Harnschau: was der Urin alles über uns aussagen kann - mit Prof. Markus Wübbeler * Pflegewissenschaft
Die makroskopische Urinanalyse: was ist im Hinblick auf Menge, Konsistenz und Farbe "normal"?
Harnschau
Der Klinisch Relevant Podcast liefert Ärztinnen und Ärzten, sowie Angehörigen der Pflegeberufe kostenlose und unabhängige medizinische Fortbildungsinhalte, die Du jederzeit und überall anhören kannst und die für Dich von ärztlichen und pflegerischen Kollegen konzipiert werden. Im heutigen Beitrag geht es um das Thema Harnschau, Typisierung des Harns, pathologische Auffälligkeiten und diagnostische Empfehlungen.
The Human Urine Metabolome. Souhaila Bouatra, Farid Aziat, Rupasri Mandal, An Chi Guo, Michael R. Wilson, Craig Knox, Trent C. Bjorndahl, Ramanarayan Krishnamurthy, Fozia Saleem, Philip Liu, Zerihun T. Dame, Jenna Poelzer, Jessica Huynh, Faizath S. Yallou, Nick Psychogios, Edison Dong, Ralf Bogumil, C ornelia Roehring, David S. Wishart.
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0073076:
Urine has long been a ‘‘favored’’ biofluid among metabolomics researchers. It is sterile, easy-to-obtain in large volumes,largely free from interfering proteins or lipids and chemically complex. However, this chemical complexity has also madeurine a particularly difficult substrate to fully understand. As a biological waste material, urine typically contains metabolic breakdown products from a wide range of foods, drinks, drugs, environmental contaminants, endogenous waste metabolites and bacterial by-products. Many of these compounds are poorly characterized and poorly understood. In an effort to improve our understanding of this biofluid we have undertaken a comprehensive, quantitative, metabolome-wide characterization of human urine. This involved both computer-aided literature mining and comprehensive, quantitative experimental assessment/validation.
_Urin - eine Entdeckungsreise durch Niere, Blase und Co. DOI _
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59687-6:
Text des Verlags: Wasserlassen, was passiert da eigentlich? Wie entsteht Urin und welche Wege durchläuft er, bis er den Körper verlässt? Lassen Sie sich aufklären über interessante Fakten und Mythen rund um den wertvollen Körpersaft. Mit Tiefgang und hohem Informationsgehalt, aber vor allem mit viel Humor stellt Ilona Kühlmann die tabuisierte Flüssigkeit mit allen mitwirkenden Organen in den Mittelpunkt. Verständlich und mit einer Vielzahl an heiteren und kuriosen Geschichten rund ums „Pipi“ erkundet sie die geheimnisvolle Welt der Urologie und der Nephrologie und beantwortet kenntnisreich zahlreiche spannende Fragen.

May 18, 2021 • 41min
Beatmung für Anfänger - mit Ingmar Finkenzeller
Hier sprechen wir über folgende Themen: Welche Gründe gibt es für eine Beatmung? Welche Formen der Beatmung gibt es? Welche Beatmungs-Modi braucht man in welchen Situationen?
Beatmung für Anfänger
In diesem Podcast sprechen wir über ein sehr relevantes Thema aus der Anästhesie, das seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie für die breite Gesellschaft präsent ist und auch in anderen medizinischen Fachbereichen an Bedeutung gewonnen hat, und zwar über die Beatmung von Patienten. Als Experten haben wir heute wieder Ingmar Finkenzeller, Facharzt für Anästhesie in der Universitätsmedizin Göttingen und Gründer des „Young Urban Anesthesiologists“-Podcasts, zu Gast.
Wenn du wissen willst:
• für welche Patientengruppen eine Beatmung überhaupt notwendig ist,
• was man unter invasiver und nicht-invasiver Beatmung versteht,
• welche verschiedenen Beatmungsmodi es gibt und
• wie man den Beatmungserfolg monitoren kann,
dann bist du hier genau richtig!
Wir möchten dein Grundlagenwissen zum Thema Beatmung auffrischen. Daher wirst du nach diesem Podcast unter anderem wissen:
• was es mit dem Stufenschema hinsichtlich der Invasivität der Beatmung auf sich hat,
• was mit CPAP, CPAP ASB, BIPAP gemeint ist,
• welche verschiedenen Beatmungsmodi eingesetzt werden und welche Vorteile sie haben,
• was der Unterschied zwischen einer Tracheotomie und einer Koniotomie ist
und noch vieles mehr!
Zum Nachschlagen haben wir für euch noch diese nützlichen Links:
• https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/001-021l_S3_Invasive_Beatmung_2017-12.pdf
Podcast von Ingmar und Kollegen: "Young urban anaesthesiologists"

May 15, 2021 • 44min
Antidepressiva in der Geriatrie - mit Prof. Sebastian Baum * Pharmakologie/Geriatrie
Welche Antidepressiva kannst Du wie und warum bei geriatrischen Patienten einsetzen?
Antidepressiva in der Geriatrie
Mit Prof. Dr. Sebastian Baum sprechen wir heute über Antidepressiva aus verschiedenen Wirkstoffgruppen. Wir haben für euch unter anderem in Erfahrung gebracht, welche wichtigen Kontraindikationen der verschiedenen Medikamente man im Hinterkopf behalten muss, welche Nebenwirkungen auftreten können und welche Subtanzen für den Einsatz bei geriatrischen Patienten geeignet sind.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)
Citalopram: Nicht bei Patienten, die bereits ein Long-QT-Syndrom (LQTS) haben oder mit einem Medikament behandelt werden, welches potenziell ein LQTS auslösen könnte (Amiodaron, Fluconazol, Antipsychotika, Melperon)
Escitalopram: Nicht bei Patienten, die bereits ein LQTS haben oder mit einem Medikament behandelt werden, welches potenziell ein LQTS auslösen könnte (Amiodaron, Fluconazol, Antipsychotika, Melperon)
Sertralin: Hat diese KI nicht.
Hyponatriämie: Bei geriatrischen Patienten häufig. Könnte auf Verdünnungseffekte aufgrund von Wassereinlagerungen oder medikamentöse Therapien zurückzuführen sein. 5 % der Hyponatriämien sind auf Medikamente (Antidepressiva wie Venlafaxin oder Carbamazepin, Antipsychotika, Diuretika) zurückzuführen.
Nebenwirkungen: Motorische Unruhe (Antriebssteigernd), kann ein Delir begünstigen, GI-Blutung, Intrazerebrale Blutung
Dosierung: Insgesamt eher niedrigere Dosierungen beim Start
• Venlafaxin (Gehört zu den SSNRI, siehe unten): Unter 150 mg kommt es häufig nicht zu den gewünschten Effekten. Dosierungen meist zwischen 150 – 225 mg. Bei höheren Dosierungen sollte der Plasmaspiegel regelmäßig überprüft werden.
• Citalopram: 10 mg Anfangsdosis. Maximal 20 mg empfohlen.
• Sertralin: Start mit 50 mg/Tag bis max. 200 mg/Tag aufdosierbar.
Bei oraler Antikoagulation z.B. mit Marcumar, empfiehlt es sich aufgrund des Blutungsrisikos ein SSNRI zu nehmen oder auf „neue“ orale Antikoagulantien (NOAK) umzusteigen.
Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSNRI)
Venlafaxin: Antidepressivum der Wahl, wenn SSRI nicht in Frage kommen. Geringeres Blutungsrisiko, erfahrungsgemäß weniger LQTS und gut verträglich. Absetzen des Medikamentes dauert etwas länger.
Dosierung: 1 x täglich mit Retardtabletten morgens/mittags. Abendliche Gabe von SSRI und SSNRI machen eher mal eine Schlafstörung.
Venlafaxin und Duloxetin: Auch für Schmerzpatienten geeignet. Daher können diese beiden Medikamente genutzt werden, um sowohl die Schmerzkomponente als auch die Depression zu behandeln. Jeweils auch mit Mirtazapin (max. 15 mg) kombinierbar um Schlafstörungen zu behandeln.
Nachteile:
• Das Absetzen dauert lange (bis zu einem Jahr)
• Beim Venlafaxin liegen Retardtabletten vor, die für Patienten mit Sonden nicht zerkleinert werden dürfen. Hier ist das Duloxetin eher geeignet.
Mirtazapin (Nicht den SSRI oder SSNRI zugeordnet):
• Einschlaffördernd.
• Start: 7,5 – 15 mg; Maximaldosis: 45 mg/Tag
• Wirkt appetitssteigernd
• Kann zu einer Augmentation der Restless-Legs-Symptomatik führen
Trizyklische Antidepressiva
Werden aktuell in der Regel umgestellt auf andere Antidepressiva
Bei wenigen Schmerzpatienten von Vorteil oder wenn bestimmte Konstellationen vorliegen
Grund für das Absetzen bei geriatrischen Patienten:
• Stark anticholinerg
• Fahrtüchtigkeit eingeschränkt
Opipramol
Wird auch als „dirty drug“ bezeichnet, da sehr unselektiv
Wirken peripher und zentral
Sollte vorzugsweise ausgetauscht werden
Augmentationstherapie
Olanzapin wurde lange bei jüngeren Patienten eingesetzt
Quetiapin hat sich bei älteren Patienten etabliert
• Initial niedrig dosieren
• Kann zu einer gravierenden Hypotonie führen
• Bei 25 bzw. 50 mg kann es sedierend wirken
Mood-stabilizer
Lithium: Bei geriatrischen Patienten an die Lithium-Intoxikation denken und engmaschig kontrollieren.
Valproat: CYP-Induktor. Wird daher zurückhaltend genutzt bei geriatrischen Patienten.
Pregabalin

May 11, 2021 • 32min
Roboter-gestüztes Gehtraining und Exoskelette in der Physiotherapie - mit Fabian Moll * Physiotherapie
Wie Roboter-gestütztes Gehtraining spastische Gangstörungen bessern kann
Roboter-gestüztes Gehtraining und Exoskelette in der Physiotherapie
Patienten mit infantiler Zerebralparese (ICP) kämpfen oft mit lebenslangen Einschränkungen und einem immobilitäts-bedingten hohen Sterberisiko. In einer weltweit ersten randomisierten klinischen Kontrollstudie mit pädiatrischen ICP Patienten wird in der Klinik für Manuelle Therapie (Hamm) der Einfluss roboter-assistiertem Gehtrainings mit dem Hybrid Assistive Limb (HAL®) System auf die Gehfähigkeit untersucht.
Das HAL® Exoskelett ist ein EMG gesteuertes Exoskelett, welches mittels vier Elektromotoren die Bewegungen der unteren Extremitäten verstärken und individuell unterstützen kann.
Weitere Impressionen zum HAL Projekt und dem praktischen Einsatz des HAL findest du unter
https://youtu.be/zeySwhjdgj8 und
https://youtu.be/xE3AMKz_dWw
Das Interview führt Prof. Dr. C. Grüneberg mit Fabian Moll. Fabian ist Physiotherapeut mit OMT Qualifikation und hat an der HS Osnabrück sein Masterstudium in muskuloskelettaler Therapie absolviert. Er arbeitet seit Ende 2019 als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit dem HAL® System in Hamm und behandelt als Physiotherapeut Schmerzpatienten. Zusätzlich arbeitet Fabian mit „Physio Consult Fabian Moll“ in den Bereichen OMT-Diagnostik und neurozentriertem Training mit Patienten mit komplexen Beschwerdebildern beratend und auf Anfrage.
Weitere Informationen: www.fabianmoll.de
Instagram: www.instagram.com/physio.consult/
Die Klinik für Manuelle Therapie, Klinik für Wirbelsäulen-, Gelenkleiden und Schmerztherapie ist eines der größten Schmerzzentren Deutschlands. Das multimodale und konservative Therapiekonzept beinhaltet Manuelle Medizin/Osteopathie, Psychotherapie, Physiotherapie, natürliche Heilmethoden sowie medikamentöse und interventionelle Schmerztherapie. Neben der stationären Schmerztherapie besteht eine Kinderstation zur Behandlung von primär pädiatrischen Patienten mit ICP. Weitere Informationen: www.kmt-hamm.de
Weitere Literatur zum HAL:
Mataki et al., 2018. https://doi.org/10.1186/s13104-018-3311-z
Matsuda et al., 2018a. https://doi.org/10.1589/jpts.30.207
Matsuda et al., 2018b. https://doi.org/10.1016/j.braindev.2018.04.004
Takahashi et al., 2018. https://doi.org/10.1589/jpts.30.1009

May 8, 2021 • 24min
Infektiöse Endokarditis - mit Dr. Andreas Barsuhn * Kardiologie
Infektiöse Endokarditiden: Klinik, Diagnostik und Therapie nach den aktuellen Leitlinien
Erregerbedingte Endokarditiden
Herzlich Willkommen zu einer weiteren Podcastfolge von Klinsch Relevant!
Wir sprechen heute mit Dr. Andreas Barsuhn wieder über ein Thema aus der Kardiologie, und zwar über die infektiöse Endokarditis. Er geht hierbei unter anderem auf die wichtigsten Erreger, den häufig vorkommenden Symptomen, der Diagnostik sowie der Therapie ein.
Viel Spaß und viele Erkenntnisse wünscht euch euer Team von Klinisch Relevant.
**Klassifikation **
Nicht-infektiöse Endokarditis: z.B. Libman-Sacks-Endokarditis im Rahmen des Systemischen Lupus erythematodes (SLE)
Infektiöse Endokarditis
Endokarditis-Teams
Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Herzchirurgen, Internisten, Mikrobiologen
Einsatz der Endokarditis-Teams hat sich im Rahmen der Betreuung von Endokarditis-Patienten positiv auf die Mortalität ausgewirkt.
Notwendigkeit der Endokarditis-Teams wird daher in den Leitlinien von 2015 hervorgehoben.
Stellenwert in der Klinik und häufigste Erreger
Sehr gefährliche Erkrankung mit potentiell letalem Ende.
Früher: Häufig posttraumatische Endokarditiden
Heute: Endokarditiden bei Patienten mit Prothesen, nosokomiale Endokarditiden
Diagnostik: Nachweis von typischen Erregern in zwei unabhängigen Blutkulturen.
Erreger: Streptococcus viridans, Staphylococcus aureus, Erreger der HACEK-Gruppe, Enterokokken, Coxiella burnetii
Lokalisation der Endokarditiden
Linksseitig häufiger: Aorten- und Mitralklappe
Rechtskardiale Klappen insbesondere bei i.v. Drogenabusus
Kongenitale Vitien
Kunstklappe vs. Bioklappe, Prävention
Therapie unterscheidet sich zwischen Nativklappen-Endokarditis und der prothetischen Endokarditis (s. unten).
TAVI: Auch hier sind Endokarditiden möglich.
Prävention: Prophylaktische Antibiotikagabe bei Hochrisikopatienten sowie Hochrisikoeingriffen. Dies gilt für beispielsweise Patienten mit Klappenprothesen, rekonstruierten Klappen, durchgemachter Endokarditis oder angeborenen Vitien.
Bei einer leichtgradigen Mitralklappeninsuffizienz wird keine Prophylaxe empfohlen.
Hochrisikoeingriffe: Zahnärztliche Eingriffe an der Gingiva
Wichtig: Desinfektion und steriles Arbeiten bei Venenkathetern, Mundhygiene und regelmäßige zahnärztliche Kontrollen
Endokarditisprophylaxe (30-60min vor dem Eingriff): Ampicillin, Amoxicillin, Clindamycin (bei Unverträglichkeit)
**Symptome **
Keine typischen Symptome für eine Endokarditis
Klinischer Verlauf sehr variabel und hängt vom auslösenden Erreger sowie dem Patienten ab
Fieber, Schüttelfrost, Schwitzen, Gewichtsverlust
Janeway-Läsionen
Osler-Knötchen
Petechien
Komplikationen: Septische Embolien, Klappenperforation, Klappendehiszenz
Diagnostik
Mikrobiologischer Nachweis mittels Blutkulturen
Transthorakale Echokardiographie: Nachweis der Vegetation, Abszess, Dehiszenz einer Prothese
Transösophageale Echokardiographie: Vor allem wenn schlechte Schallbedingungen vorliegen, der Patient bereits Prothesen, Herzschrittmacher oder endokardiale Sonden hat
Diagnosekriterien:
Dukes-Kriterien: Major- und Minor-Kriterien
Major: Positive Blutkulturen und Nachweis von Vegetationen bzw. eines neu aufgetretenen Vitiums.
Minor: Bekannte Herzvitien, i.v. Drogenabusus, Fieber, Immunologische Besonderheiten wie Glomerulonephritiden, Osler-Knötchen, vaskuläre Beteiligung, verschiedene mikrobiologische Befunde (Serologien, Abstriche)
Nachweis paravalvulärer Läsionen im Herz-CT
Suspekte Befunde im PET-CT
Nachweis von embolischen Geschehen in der bildgebenden Diagnostik
**Therapien **
Bekannter Erreger: In den Leitlinien ist für jeden Erreger die entsprechende Antibiotika-Therapie aufgelistet.
Unbekannter Erreger:
Empirische Therapie bei einer ambulant erworbenen Nativklappen-Endokarditis: Ampicillin, Flucloxacillin, Gentamicin
Endokarditis bei Klappenprothesen und nosokomial erworbene Endokarditiden: Vancomycin, Gentamicin, Rifampicin
Therapiedauer: 4-6 Wochen
OP-Indikationen:
Kardiogener Schock
Emobolien trotz adäquater Antibiose
Vegetationen, die eine bestimmte Größe überschreiten oder rasch an Größe zunehmen
Hier ist der Link zu den Tickets für unsere Live-Online Fortbildung am 12.05.2021:
https://fortbildung.klinisch-relevant.de/s/klinischrelevant/morbus-parkinson-was-ist-klinisch-relevant

May 4, 2021 • 21min
"Schwanger mit Multipler Sklerose" - mit Dr. Undine Proschmann * Neurologie
Welche Besonderheiten hat eine Schwangerschaft für die Therapie und den Verlauf einer Multiplen Sklerose?
Schwanger mit Multipler Sklerose (MS)
Herzlich Willkommen zu einer neuen Podcastfolge von Klinisch Relevant!
Heute sprechen wir mit Frau Dr. med. Undine Proschmann aus dem Multiple Sklerose (MS) Zentrum des Universitätsklinikums in Dresden über das Thema „Schwanger mit MS“. Die Multiple Sklerose ist eine autoimmune Erkrankung des zentralen Nervensystems und tritt vor allem zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Wir haben für euch in Erfahrung gebracht, warum das Thema überhaupt klinisch relevant ist, über welche wesentlichen Aspekte man die Patientinnen aufklären muss, was es bei verschiedenen Therapien zu beachten gilt und wie das Monitoring postpartal erfolgen sollte. Wir wünschen euch viele neue Erkenntnisse und natürlich viel Spaß beim Zuhören.
**Warum ist das Thema „Schwanger mit MS“ klinisch relevant? **
Die Multiple Sklerose (MS) tritt in der Regel im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf und betrifft mehr Frauen als Männer (Verhältnis 3:1).
Die Diagnose wird in einem Alter gestellt, in dem sich die Patientinnen aktiv mit dem Kinderwunsch und der Familienplanung beschäftigen.
Für die Therapieentscheidung muss in Erfahrung gebracht werden, ob ein Kinderwunsch für die nächste Zeit besteht.
In Studien hat sich gezeigt, dass bei den Patientinnen ein hoher Informationsbedarf vorliegt und dass sie sich hinsichtlich der Therapien schlecht informiert gefühlt haben.
** Krankheitsverlauf und Schubtherapie während einer Schwangerschaft**
Schubaktivität in der Schwangerschaft nimmt, insbesondere im 3. Trimester, deutlich ab. Diese ist im 3. Trimester, im Vergleich zum Jahr vor der Schwangerschaft, um 80 % reduziert. Man geht davon aus, dass diese mit immunologischen Veränderungen im Rahmen der Schwangerschaft zusammenhängen.
Nach der Schwangerschaft kommt es i. d. R. zu einem Schubanstieg. Die Häufigkeit der Schübe unterscheidet sich langfristig allerdings nicht von der Schubfrequenz, die vor der Schwangerschaft aufgetreten ist.
Die meisten Patientinnen entwickeln während der Schwangerschaft keine Schübe.
Patientinnen mit hochaktivem Verlauf neigen dagegen auch während der Schwangerschaft zu Schüben.
Indikationsstellung zur Schubtherapie mit Methylprednisolon (Stoßtherapie, 1000mg für 3 – 5 Tage) sollte streng gehalten werden. Im ersten Trimester sollte möglichst auf eine Behandlung verzichtet werden. Es ist nach wie vor unklar, ob Kortikosteroide möglicherweise schwach teratogen sind. Insbesondere zwischen der 8. und 11. SSW kann das Risiko für eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte durch eine Kortikosteroid-Behandlung erhöht sein.
Weitere Risiken durch multiple Kortisongaben:
Intrauterine Wachstumsretardierung
Anpassungsstörungen beim Neugeborenen (Hypotonie, Hypoglykämie, Elektrolystörungen)
Welche Therapien sind für Patientinnen mit Kinderwunsch geeignet?
Bei Patienten mit mildem und moderatem Verlauf lässt sich der Kinderwunsch mit Interferonen oder Glatirameracetat gut vereinen. Beide Therapien dürfen bis zum Beginn der Schwangerschaft fortgeführt werden.
Nach Risiko-Nutzen-Abwägung dürfen die Interferone auch während der Schwangerschaft gegeben werden. Da die Patientinnen, die mit Interferonen behandelt werden, eher eine milde Verlaufsform haben und das Schubrisiko in der Schwangerschaft verringert ist, kann man hier auf eine Therapie verzichten.
Dimethylfumarat: Kann bis zum Beginn der Schwangerschaft genommen werden.
Teriflunomid: Effektive Kontrazeption essentiell. Sollte ein Kinderwunsch vorliegen, muss das Medikament aktiv ausgewaschen werden. Dies geschieht mit Colestyramin oder Aktivkohle. Nach dem Auswaschen muss der Plasmaspiegel zwei Mal bestimmt werden und die Konzentration unter 0,02 mg/l liegen, damit der Patientin das „Go“ für die Schwangerschaft gegeben werden kann.
Spingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Modulatoren (Fingolimod, Ozanimod): Effektive Kontrazeption nötig. Das Medikament muss bei Kinderwunsch abgesetzt und die Kontrazeption anschließend für 2 bzw. 3 Monate fortgeführt werden.
Patienten mit hochaktivem Verlauf: Natalizumab darf nach Risiko-Nutzen-Abwägung auch während der Schwangerschaft gegeben werden. Die Patientin sollte über mögliche hämatologische Auffälligkeiten (Anämie, Thrombozytopenie) beim Kind aufgeklärt werden. Diese sind in der Regel vollständig regredient und bedürfen keiner weiteren Therapie. In Ausnahmefällen kann eine Transfusion nötig werden. Es wird den werdenden Müttern empfohlen, in einer Klinik mit Gynäkologie und Pädiatrie zu entbinden, damit die Kinder auf hämatologische Auffälligkeiten gescreent werden können.
Patienten mit hochaktivem Verlauf und keinem unmittelbaren Kinderwunsch:
Alemtuzumab: 4 Monate nach Therapiezyklus kann eine Schwangerschaft begonnen werden.
Ocrelizumab: 12 Monate (6 Monate in den USA) nach Therapiezyklus wäre eine Schwangerschaft möglich (Europa).
Cladribin: 6 Monate nach Einnahme wäre eine Schwangerschaft möglich. Hier müssen auch die Männer verhüten, da Cladribin in die DNA-Synthese eingreift.
Wie werden Patientinnen mit Kinderwunsch aufgeklärt?
Welche Therapie hat die Patientin und muss diese ggf. abgesetzt werden (s. oben)?
Hat die Patientin noch eine symptomatische Therapie? Patienten mit MS können häufiger mal eine Depression oder Angststörung aufweisen. Weiterhin wären vorbestehende Therapien, beispielsweise zur Verbesserung der Gehfähigkeit (Fampridin) oder gegen neuropathische Schmerzen, möglich.
Fampridin: Sollten bei Eintreten der Schwangerschaft abgesetzt werden.
Antidepressiva: Sertralin bei Schwangeren Patientinnen möglich.
Antiepileptika?
www.embryotox.de
www.kompetenznetz-multiplesklerose.de
Physiotherapie und Sport sind absolut zu empfehlen.
Periduralanästhesie und vaginale Entbindung möglich, sofern keine schwere Fatigue oder Spastik vorliegt.
Vitamin D: Es gibt keine einheitliche Empfehlung hinsichtlich des Präparats oder der Art der Einnahme. Die amerikanischen Gesellschaften empfehlen die Einnahme von 1 x 1000 I.E. pro Tag.
Gibt es im Rahmen der Schwangerschaft eine erhöhte Komplikationsrate bei MS-Patienten?
Die MS-Erkrankung steht nicht mit einer erhöhten Komplikationsrate in Verbindung.
Falls die Patientin unter der Therapie mit Fingolimod akzidentiell schwanger geworden ist, empfiehlt sich eine intensivierte Schwangerschafts-Beratung bei einer Gynäkologin.
Ansonsten verläuft die Schwangerschaft bei MS-Patientinnen genauso wie bei gesunden Patientinnen.
Wie ist der Krankheitsverlauf postpartal?
Postpartal können vermehrt Schübe auftreten. Nach der Geburt sollte geprüft werden, ob es zu einer radiologischen Aktivität gekommen ist.
Im 1. bzw. 2. postpartalen Monat sollte ein MRT durchgeführt werden.
Sollten während der Schwangerschaft keine Schübe aufgetreten sein und sich im Kontroll-MRT postpartal keine neuen Läsionen zeigen, können die Mütter problemlos stillen.
Das Stillen hat sowohl positive Effekte auf das Kind als auch auf die Mutter.
Ob das Stillen die postpartale Schubrate beeinflusst ist aktuell noch nicht klar und wird kontrovers diskutiert. Es wird vermutet, dass das ausschließliche Stillen eine positive Wirkung haben könnte.
Ab dem 6. Monat macht es Sinn wieder eine Therapie zu beginnen.
Patientinnen mit einem hochaktiven Verlauf während und nach der Schwangerschaft sollten so schnell wie möglich wieder mit einer Therapie beginnen. Dies muss individuell mit den Patientinnen besprochen werden.
Bei MS-Patientinnen liegt ein höheres Risiko für eine postpartale Depression vor. Daran sollte man als behandelnde/r Arzt/Ärztin auf jeden Fall denken und die Patientinnen ggf. direkt darauf ansprechen.
Wenn es während des Stillens zu Schüben kommt, können diese mit Methylprednisolon behandelt werden. Die früher empfohlene Stillkarenz (4 h) nach einer Schubtherapie ist heute obsolet. Die max. Konzentration wird nach 1 h erreicht und fällt dann schnell ab. Wenn sich die Mütter wohler fühlen, können sie 1 h warten, bevor sie stillen.
Hier der Link zu unserer Live-Online-Fortbildung am 12.5.2021:
https://fortbildung.klinisch-relevant.de/s/klinischrelevant/morbus-parkinson-was-ist-klinisch-relevant?

May 1, 2021 • 1h 12min
Virtual Reality in der Ergotherapie - mit Andre Eckerkunst * Ergotherapie
Eine Reise durch die Chancen und therapeutischen Möglichkeiten von VR in der Ergotherapie
**Virtual Reality (VR) in der Ergotherapie **
Herzlich Willkommen zu einer neuen Podcastfolge von Klinisch Relevant zum Thema Ergotherapie. Heute geht es um die innovative Nutzung von VR-Brillen zu therapeutischen Zwecken. Daher sprechen wir mit Georg Teufl und Birgit Tevnan, Gründer der Firma Rewellio sowie mit Philipp Zajac, CEO der Firma Rehago über ihre sehr spannenden Entwicklungen für die VR-Brille. Sie erklären, wie medizinisch-technische Innovationen die Therapie von beispielsweise Schlaganfall-Patienten enorm verbessern können, wie genau die VR-Brille hierbei genutzt werden kann und welche Therapie-Möglichkeiten es in Zukunft noch geben wird.
Rewellio ist ein virtueller Therapieassistent für Schlaganfallpatienten, damit diese im eigenen Heim intensive Therapiemöglichkeiten haben. Damit soll mehr Therapiezeit zur Verbesserung / Wiederherstellung der Arm- und Fingerfunktion ermöglicht werden.
Durch die Rewellio Software soll gleichzeitig die Motivation während des Heimtrainings gefördert werden.
Durch den Erstkontakt mit dem Therapeuten soll die Therapie eingeleitet werden. Anschließend ist es für den Patienten möglich, die sich wiederholenden Tätigkeiten spielerisch zu Hause zu absolvieren, sodass der Therapeut mehr Zeit hat, um sich auf qualitative Aspekte der Therapie zu fokussieren. Gleichzeitig soll dadurch die Therapie-Frequenz trotz Fachkräfte-Knappheit erhöht werden.
Die Software von Rewellio lernt mit jeder Übung wie gut der Patient den Kopf oder die Arme bewegen kann und passt die Übungen an den Patienten an. Dadurch soll der Patient animiert werden, über seine Grenzen hinaus zu wachsen, ohne überfordert zu werden.
Die Patienten haben die Möglichkeit ihre Daten den Therapeuten zur Verfügung zu stellen, damit diese den Therapieverlauf monitoren und die Übungen/die Therapie anpassen können.
Übungen mit VR-Brillen sind mittlerweile auch in den Leitlinien der DGN zur Schlaganfall Therapie als Ergänzung zur Physio- bzw. Ergotherapie empfohlen.
Durch die VR wird dem Patienten eine Umgebung ohne ablenkende Reize dargestellt, wodurch der Patient keine Reizüberflutung erlebt, die ihn während der Therapie ablenken würde. Die Software kann dann gezielt Reize für die Therapie nutzen.
Kosten: 29€/ Monat
Weitere Infos gibt es hier: www.rewellio.com
Um Euch einen möglichst breiten Überblick über den aktuelle Markt zu geben, haben wir zudem mit Philipp Zajac, CEO der Firma Rehago gesprochen.
Der Schwerpunkt Ihres Konzeptes liegt auf der Therapie einer Halbseitenlähmung nach Schlaganfall. Es sollen aber auch Therapien für Erkrankungen wie Parkinson und Multiple Sklerose folgen.
Spiegeltherapie: Die betroffene (gelähmte) Seite verbirgt sich hinter einem Spiegel, während die funktionale Seite sich als Spiegelbild darstellt. So wird dem Gehirn eine Aktivität auf der betroffenen Seite suggeriert.
Genutzte Hardware: VR Pico Neo 2
Kernziel: Verbesserung des Heimtrainings. Der Therapeut führt den Patienten in die Technik ein, gibt ihm Tipps bzw. Aufgaben und kann das Training mit Hilfe der Therapeuten-App tracken, um die Therapie ggf. anzupassen.
Es soll in nächster Zeit ein telemedizinisches Interface implementiert werden, sodass die Trainingsdaten auch aus der Ferne beurteilt werden können. Außerdem könnte der Therapeut aus der Ferne per VR-Brille den Patienten betreuen.
Bei Interesse kann Kontakt über die Website www.rehago.eu hergestellt werden.

Apr 27, 2021 • 29min
Research Anchor: wie publiziert man erfolgreich? - mit Sophia-Marlene Busch und PD Dr. Mustafa Citak
Bei der Publikation von Dissertationen und wissenschaftlichen Arbeiten gibt es viele Stolpersteine. Research Anchor kann Dir dabei helfen
Research Anchor: Ein Start-Up, das Wissenschaftler bei medizinischen Publikationen unterstützt
Viele werden es kennen: Eine Dissertation oder eine andere Form der wissenschaftlichen Publikation kann viele Hürden haben: Welche Form einer Publikation wähle ich? Was muss ich beim Zitieren beachten? Welche Hilfsmittel gibt es? Was ist wichtig bei der Auswahl der "Doktor-Mutter" oder des "Doktor-Vaters"? Welches Journal ist das richtige?
PD Dr. Mustafa Citak, den Ihr schon aus mehreren Podcasts bei uns kennt ist selbst Wissenschaftler und hat bereits knapp 200 Publikationen veröffentlicht. Zusammen mit Sophia Marlene Busch, die International health Sciences studiert und einem weiteren Kollegen haben die drei das Start-Up "Research Anchor" gegründet.
Ihr Ziel ist es, jungen aber auch fortgeschrittenen Wissenschaftlern über die genannten Hürden zu helfen und so eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere möglich zu machen. Dabei verfügen die 3 über ein großes internationales Netzwerk an Wissenschaftlern im Bereich der Medizin.
Im Podcast-Interview mit Sophia und Mustafa sprechen wir über das Projekt "Research Anchor" und die häufigsten Ursachen, die dazu führen, dass eine Dissertation nicht vorankommt.
Weitere Informationen zu dem Start-Up findet Ihr hier:
www.researchanchor.com
Instagram-Account von Research Anchor
Sophias Insta-Account
Mustafas Insta-Account
Tickets zu unserer Live Online-Fortbildung am 12.05.2021 von 16-17.30 Uhr findest Du hier:
https://fortbildung.klinisch-relevant.de/s/klinischrelevant/morbus-parkinson-was-ist-klinisch-relevant

Apr 24, 2021 • 23min
Atypische Vs. typische intracranielle Blutungen - mit Prof. Dr. Omid Nikoubashman
Was bedeutet diese Einteilung für den klinischen Alltag? Brauchen ICBs in typischen Lokalisationen keine weitere Abklärung?
Atypisch Vs. typisch lokalisierte intracranielle Blutungen
Hallo liebe Zuhörer/innen!
Heute haben wir wieder Prof. Dr. Omid Nikoubashman aus der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie der Uniklinik Aachen bei uns. Wir sprechen mit ihm über die typischen und atypischen intrakraniellen Blutungen und hier insbesondere über die verschiedenen diagnostischen Methoden, die in der Klinik zum Einsatz kommen.
Viele neue Erkenntnisse wünscht euch euer Team von Klinisch Relevant!
Definition typische und atypische intrakranielle Blutung
Typische ICB: Die Blutung tritt an Stellen auf, die für hypertensive Blutungen typisch sind. Typische Stellen sind: Stammganglien (Ncl. lentiformes), Hirnstamm, Kleinhirn. Die graue Substanz dieser Areale wird von Perforatoren versorgt, die einen hohen Blutfluss haben.
Im Englischen gibt es die Unterteilung in typische und atypische ICB nicht. Dort wird in lobuläre oder nicht-lobuläre ICB unterteilt.
Atypische ICB: Blutungen, deren Ursache nicht auf einen Hypertonus zurückzuführen sind. Die alten Studien, auf die diese Einteilung basiert, hatten häufig nur Fallserien mit einer geringen Anzahl von Patienten. Ein großer Anteil der Patienten, die eine atypische Blutung hatten, wiesen dennoch einen Hypertonus auf. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass es für atypische Lokalisationen andere Ursachen (Metastase, Sinusvenenthrombose usw.) als den Hypertonus gibt.
Charcot-Bouchard-Aneurysma: Man hat eine Zeit lang vermutet, dass die kleinen (Durchmesser < 300 µm) Charcot-Bouchard-Aneurysmata Ursache der hypertensiven Blutungen sind. Diese Theorie hat man allerdings mittlerweile verlassen, da diese überall im Gehirn, wie z.B. im subkortikalen Mark, vorkommen können. Möglicherweise handelt es sich bei diesen Aneurysmen auch um Präparationsartefakte.
Fibrinoide Nekrosen im Rahmen der Artherosklerose entstehen nur unter hypertensiven Bedingungen beispielsweise an den Endästen der lenticulostriatalen Perforatoren. An den nekrotisierenden Stellen treten entsprechend Blutungen auf.
DGN Leitlinie von 2012: Sollte 2020 erneuert werden. Die alte Leitlinie ist jedoch nicht eindeutig formuliert und lässt entsprechend Handlungsspielraum.
American Heart Association 2015: Ebenfalls nicht klar formuliert.
Alter Patient, hypertonus, typische Lokalisation.
Hongkong-Regel: Wenn ein Patient über 45 J. ist, einen Hypertonus hat und die Blutung nicht-lobär (Englische Einteilung der ICBs) ist, bedarf es keiner weiteren Abklärung. Bei jedem Patienten unter 45 J., ohne Hypertonus und mit lobärer Blutung sollte es zu einer weiteren Abklärung kommen. In der Studie wurden junge und ältere Patienten nicht systematisch betrachtet. Hatten nur ein sehr selektives Patientenkollektiv.
Delgado Almandoz et al.(https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20581068/): 3 % der Patienten, die eine niedrige Wahrscheinlichkeit für eine spezielle hypertensive Blutung haben, haben dann doch eine vaskuläre Ursache für die Blutung.
Es wird nicht mehr altersabhängig oder anhand eines Scores stratifiziert. Alle Patienten bekommen eine CT-Angiographie (CTA) unabhängig davon, ob es eine typische oder atypische ICB ist.
Cochrane-Studie 2016: Detektion von intrazerebralen Blutungen mit CTA und MR-Angiographien. CTA: 95 % Sensitivität, 99 % Spezifität
Bei atypischen Blutungen, die keinen Sinn ergeben wird als nächstes ein MRT (auch mit Kontrastmittel zur Metastasendetektion) durchgeführt. Wird dort nichts gefunden, wird als nächstes die Digitale Subtraktionsangiographie durchgeführt. Falls auch hier nichts sichtbar ist, wird nach einigen Wochen reevaluiert.
Was würde man in der DSA sehen, was man in der CTA oder MRA nicht sieht? Weitere Diagnostik bei der atypischen Blutung?
CTA: Statische Aufnahme
MRA: Unterschiedliche Formen. 4D – Darstellung möglich.
Es gibt wenige Arbeiten, die die verschiedenen Methoden untersuchen.
DSA: Dynamische und hochaufgelöste Untersuchung. Beispielsweise können kleine Durafisteln in der DSA besser gesehen werden als in der CTA. Die DSA ist eine invasive Untersuchung mit strenger Indikationsstellung. Daher werden vorher alle Methoden ausgeschöpft. Unter anderem wird auch die Time-of-Flight (TOF) und 4D MRA genutzt.
Es lässt sich nicht pauschal beantworten, welche weitere Diagnostik bei der atypischen Blutung durchgeführt wird. Dies hängt von den Patienten ab.
In welchen zeitlichen Abständen sollte man Kontrolluntersuchungen machen, um keine Tumore zu übersehen?
Es wird initial die Bildgebung durchgeführt. Je nach Fall wird anschließend nach vier Wochen oder drei Monaten nachuntersucht.
Die zugrundeliegende Idee ist, dass die Läsion bzw. der Tumor kleiner ist als die Blutung und das durch die Resorption der Blutung, die eigentliche Ursache besser zu sehen ist.
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