

Podcast - Deutsch
Martin Burckhardt
Dieser Podcast präsentiert Buchkapitel, die sich zu Audiostücke gewandelt haben, aber wird auch Gespräche mit anderen Autoren enthalten. martinburckhardt.substack.com
Episodes
Mentioned books

May 15, 2024 • 23min
Alles und Nichts V
Das Internet, zum Archiv des Realen geworden, stellt ein Modell der Realität dar, und zugleich: ihre Überschreitung. Es bietet Möglichkeitsformen der Realität. Wie der Träumer, der im Traum zu Bewusstsein kommt und nun, urplötzlich zum Regisseur seines Traums geworden, begreift, dass er, wenn er denn will, fliegen kann, löst man sich von der Welt und wird gewahr, dass es Parallelwelten gibt, in denen andere Gesetze herrschen mögen, in denen es keine Gravitation und keinen Energiemangel gibt. Welcome Gamers, here we are!Ein Dokument des UniversumsDer Himmel ist blauDie beste aller WeltenAuf Wolke Nr. 7GeisterbeschwörungKunststoffDas lebende Archiv Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe

Apr 28, 2024 • 22min
Alles und Nichts IV
Die gleichzeitige Anwesenheit alles je Geschaffenen, so haben die mittelalterlichen Theologen gelehrt, ist die Hölle. Unter diesen Auspizien kann das Internet als ein Ort der Weltverstopfung, als digitale Hölle aufgefasst werden. Denn das Netz vergisst nicht. Und auch wenn der Betreiber dieses oder jenes Servers Sorge trägt, seinen digitalen Vorgarten frei von Verunreinigungen zu halten, trägt die Proliferationslogik des Netzes dazu bei, dass jeder Dateneintrag tendenziell einen Ewigkeitswert erhält.Logik der ZersetzungDie große FlutTotalliquidationAufmerksamkeitsökonomieScheinproduktionPatentiertes LebenDer überholte MenschVorherige Kapitel Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe

Apr 25, 2024 • 16min
Alles und Nichts III
Wir sind bei den Geistern und haben uns mit ihnen eingeschlossen in den Schneewittchensarg der symbolischen Systeme, in dem der Tod am Leben und das Leben tot ist, in dem die Verheißung des Lebens, die organische Faktizität des Körpers, auf die symbolische Faktizität der digitalen Maschine übertragen worden ist.SchnneewittchensargReichsparteitagNullachtfuffzehnOrganisierte VerantwortungslosigkeitMarktpenetrationGesellschaftskörperAusstattungsidentitätVorherige Kapitel Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe

Apr 18, 2024 • 1h 24min
Im Gespräch mit ... Michael Andrick
Mögen die Klagen über die Einbuße an Liberalität und Toleranz, ja, über die Probleme der Cancel Culture unterdessen Legion sein, bleibt die grundsätzlichen Frage, was es mit der Hypermoralität auf sich hat, zumeist unerhellt. Genau hier aber setzt Michael Andrick an, der in seinem jüngst erschienenen Buch Im Moralgefängnis das Leben daselbst einer gründlichen, philosophisch unterfütterten Untersuchung unterzieht. Der große Vorzug dieses Zugangs ist, dass er sich aller Wertung enthält und sich stattdessen mit den Eigendynamiken und Konsequenzen der moralischen Aufladung beschäftigt. Genau dies aber macht die Gefahren deutlich, die damit verbunden sind. Ein Zuviel von jenem Moralin (das schon Nietzsche antizipiert hat) erzeugt Moralitis – und diese wiederum schlägt sich als Vergiftung des öffentlichen Diskurses nieder.Michael Andrick ist Philosoph, Kolumnist und im Brotberuf Manager bei einem großen Unternehmen. Seit 2021 schreibt er für die Berliner Zeitung eine monatliche Philosophische Kolumne. Seine beiden Bücher Im Moralgefängnis sowie Erfolgsleere wurden weithin rezipiert.Von Michael Andrick sind erschienenThemenvwerwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe

Apr 14, 2024 • 13min
Alles und Nichts II
Hydra ist die Tochter des Typhon, des Vaters aller Monster, und der Echidna, der Mutter aller Monster. Sie bewohnt den lernäischen Sumpf. Hier bewacht sie ein unterseeisches Tor, das zur Unterwelt führt. Ihr Blut ist giftig, selbst die Spuren, die sie hinterlässt, sind giftig. Die Griechen sagten, sie habe mehr Köpfe, als die Vasenmaler malen konnten. Schlägt man einen ab, wachsen zwei wieder nach.HydraDraculas VermächtnisKernspaltungPandemieIm ArbeitsspeicherVorherige KapitelVorherige Kapitel Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe

Apr 7, 2024 • 20min
Alles und Nichts I
Am Anfang war die Null und die Null war bei Gott und Gott war die Eins. Die Null und die Eins waren im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dieselben gemacht und ohne dieselben ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihnen war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat’s nicht begriffen.1 Boole und die Formel2 Im Dark Room der Geschichte3 God is a DJ4 Alles wird Schrift5 Unendliche Potenz Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe

Apr 5, 2024 • 32min
Im Gespräch mit ... Dirk Höfer
Ein Gespräch mit Dirk Höfer ist schon deswegen nichts Ungewöhnliches, weil wir seit langer Zeit freundschaftlich verbunden sind, zusammen gearbeitet, darüber hinaus ein Buch miteinander geschrieben haben: Alles und Nichts. Ein Pandämonium digitaler Weltvernichtung. Und weil dies fast eine Dekade zurückliegt, lässt sich die Unterhaltung als ein post mortem auffassen, ein Rückblick auf eine gemeinsame Erkundungsreise, die insofern ungewöhnlich ist, als sie sich auf das Unpersönlichste bezieht, das man sich vorstellen kann. Was das ist? Eine mathematische Formel, jene Formel zudem, die unserer digitalen Welt zugrundeliegt: x=xnNun gehört es zu den Sonderbarkeiten unserer Zeit, dass zwar jedermann mit der Boole’schen Logik vertraut ist und die Booleans zu den Grundbausteinen der Programmierung gehören, dass aber ihr Urheber ebenso wie die gedankliche Begründung dieser Formel im Dunkeln liegen. Dass selbige selbst den Angehörigen der Programmiererzunft unbekannt ist, war die Verwunderung, die zu dem gemeinsamen Buchprojekt geführt hat. Nun hätte man sich anheischig machen können, dem Stifter dieser Formel, George Boole, der sie in seinen 1854 erschienenen Laws of Thought dargelegt hat, ein Denkmal zu setzen – aber eine solche philologische Ehrenrettung wäre doch, so berechtigt sie sein mag, an dem Rätsel selbst vorübergegangen. Der Frage nämlich, wie es möglich sein kann, dass eine Gesellschaft, welche die Beiträge all ihrer Geistesgrößen, ja selbst der bescheidensten Geister, penibel dokumentiert, manche ihrer tragenden Säulen übersehen will. Dies ist umso erstaunlicher, als man es bei der Digitalisierung ja nicht mit einer Orchideenwissenschaft zu tun hat, sondern mit einer nicht-enden-wollenden Serie von Erschütterungen, welche lange für stabil, ja für unumstößliche gehaltene Gewissheiten schleift. Genau das war der blinde Fleck, den wir in endlosen Gesprächen (und großer Weinseligkeit) versucht haben einzukreisen − woraus das Projekt erwuchs, diese Formel, und mit ihr ein gesellschaftliches Unbewusstes, ins Licht zu rücken.Nun hat das Buch einige Übersetzungen erfahren, gleichwohl ist es immer noch so, dass die Formel − als symbolische Form begriffen – ein philosophischer Fremdkörper geblieben ist. Und deswegen werden in den nächsten Wochen die einzelnen Buchkapitel den Lesern von ex nihilo als Audiostücke zugänglich gemacht.Und was zu Dirk Höfer zu sagen ist? Nach dem Studium der bildenden Kunst – und einem wachsenden Zweifel am Kunstbetrieb – war er lange Zeit als Redakteur bei Lettre International tätig. Seit 2014 ist er Übersetzer und widmet sich, als großer Connaisseur der Naturhistorie und der Anthropologie, ungewöhnlichen Literaturprojekten. Er übersetzte unter anderem Edward Abbey, Anna Lowenhaupt Tsing, François Augiéras und Nick Land.Themenverwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe

Mar 23, 2024 • 53min
Vom Marsch durch die Institutionen
here is a link to the English presentation textDas folgende Video ist die Visualisierung eines Vortrages, den ich im Jahr 2018 im Konzertsaal des Deutschlandfunks in Köln gehalten habe. Der Redakteur, der mich zu diesem Vortrag zum 50jährigen Jubiläum der Studentenrevolte eingeladen hatte, hatte mein kleines Büchlein zur Kulturrevolution von 68 gelesen – und so wurde die zahlreiche, betagte Zuschauerschar, die sich dort eingefunden hatte, um ihre ewige Jugend zu feiern, mit einer höchst ungewöhnlichen Geschichtsdeutung konfrontiert. Was mich um 2007 herum veranlasst hatte, mich diesem Thema zuzuwenden, war eine große Irritation, die sich im Laufe meiner Zeitreisen in die Kulturgeschichte zu einem regelrechten Verdacht ausgewachsen hatte: nämlich dass eine jede Gesellschaft sich über ihre Fundamente im Unklaren ist. Und dass selbst eine aufgeklärte Epoche, statt sich der nüchternen Realitätsschau zu widmen, sich in einen heroischen Gründungsmythos hinein flüchtet, war eine Einsicht, die sich bei der Beschäftigung mit den historischen Quellen von 1967 geradezu aufdrängte. In diesem Sinne war die Studentenrevolte weniger Ursache denn Symptom – und zwar eines, das an den tatsächlichen Triebkräften des Gesellschaftswandels vorübergegangen war, großspurig, enthusiastisch und zeitvergessen. Was meine bedauernswerte Zuschauerschar mit einer wahrhaft deprimierenden Einsicht konfrontierte:Stell dir vor, es war Revolution, aber niemand war da! Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe

Feb 21, 2024 • 1h 7min
Im Gespräch mit ... Thomas Druyen
Wie verpasst man die Zukunft? Vielleicht am besten dadurch, dass man sich gar nicht erst auf sie einlässt. Es ist dieser Vermeidungsimpuls, dem sich Thomas Druyen entgegenstemmt, indem er das klassische Aus-der-Vergangenheit-Lernen invertiert und den Bezugsrahmen stattdessen auf das Künftige richtet. Nicht die Tradition ist die Richtschnur, sondern die Frage, inwieweit sich eine erwünschte Zukunft realisieren lässt – eine Umkehrung, die im digitalen Zeitalter nachgerade eine Gedankennotwendigkeit darstellt. Oder wie Steve Jobs es in schöner Kürze gesagt hat: Der Computer ist die Lösung. Was wir brauchen, ist das Problem.Der Weg wiederum, der Thomas Druyen in die Zukunft geführt hat, war in mancherlei Hinsicht durchaus ungewöhnlich. Er begann mit der simpel anmutenden Frage, was denn eigentlich Vermögen ist. Urplötzlich fand sich der junge Professor in einem Themengebiet, welches ihn mit der Welt der Superreichen und einem blinden Fleck der soziologischen Forschung konfrontierte – eine Aufgabe, der er sich in zahllosen Interviews unterzog und die zur Gründung des Institutes für Vermögenskultur und Vermögenspsychologie führte. Dass diese Institution bei ihrer Gründung mit den Briefen junger Frauen überhäuft wurde (à la „Wie angelt man sich einen Millionär?“), war ein großartiger Beleg dafür, dass und in welchem Maße die Vermögenspsychologie noch immer ein gesellschaftliches Rätselbild darstellt. An der Sigmund Freud-Universität jedoch wandte sich Druyen zunehmend der Frage der Zukunftsgestaltung zu, genauer: den tiefen Problemen, welche die Zukunft der Digitalisierung für das sicherheitsorientierte, deutsche Mindset darstellt. Denn was gestern als Erfolgsrezept galt, mag heute eher ein Hindernis darstellen, wenn es nicht gar der Vorbote nahenden Unheils ist. Im Angesicht jener digitalen Umwälzung (die man gemeinhin mit dem Epitheton des Disruptiven belegt) ist die Umkehrung des Zeithorizonts ein intellektueller Akt, der das Denken davor bewahrt, sich mit der Diagnose eines wie auch immer gearteten Post zu begnügen (sei es nun postmoderner, postdemokratischer oder postfaktischer Provenienz).Thomas Druyen lehrt Vermögenspsychologie und Vermögenskultur an der Sigmund-Freud Privatuniversität in Wien und ist Vorstand des Instituts für Zukunftspsychologie und Zukunftsmanagement.BücherThemenverwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe

Feb 16, 2024 • 53min
Im Gespräch mit ... Yascha Mounk
Man könnte Yascha Mounk einen Spezialisten des Grenzganges nennen, hat er sich doch – mit großem Geschick und intellektuellem Mut – auf schwierigste Themen eingelassen: die Frage der Migration, den Zerfall der Demokratie in den Zeiten des Populismus, das Schwinden des Gemeinsinnes im Neoliberalismus. In diesem Sinne, unerschrocken und maßvoll zugleich, hat er sich mit seiner Identity Trap (auf Deutsch: Im Zeitalter der Identität) an die Entzauberung jener sonderbare Identitätsideologie gemacht, die im Versuch vergangenes Unrecht wettzumachen sich in die ärgsten Widersprüche verstrickt hat – oder wie Mounk es nennt: die in eine Identitätsfalle hineingetappt. ist Und weil man hier das, was man doch beseitigen möchte, hinterrücks wiederauferstehen lässt, führt die Erinnerung an das weiße Privileg und der strategische Essentialismus der Identitätspolitik nicht selten dazu, dass man die rassische Segregation zum Leben erweckt. Damit aber ist das Kostbarste beerdigt, was der Liberalismus hervorgebracht hat: nämlich die Idee des Universalismus. Mag dieser in der Geschichte ein nicht zur Gänze eingelöstes Versprechen gewesen sein, so bleibt er doch ein erstrebenswertes Ideal, ein Ideal zudem, das einen sehr viel offeneren Weltblick gestattet als ein Denken, das sich im Ressentiment und in Tribalismen verliert.Nun ist das Bashing der gegnerischen Position Yascha Mounks Sache nicht. Vielmehr verfährt er wie ein Anatom, der seinen Gegenstand sorgfältig zerlegt – und dem es vor allem um das Verständnis der Sache geht. Folglich zeichnet sein Buch das Entstehen dieser Ideologie nach, hat er neben dem Recycling Foucault’scher Diskursbruchstücke auch die Rolle der sozialen Medien im Blick. Und genau das macht das Gespräch über seine Identity Trap zu einem intellektuellen Vergnügen.Yascha Mounk ist Acssociate Professor of the Practice of International Affairs an der Johns Hopkins University in Washington, D.C. Im Jahr 2020 gründete er Persuasion, ein Online-Magazin, das sich der Verteidigung der liberalen Werte verpflichtet fühlt.Themenverwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe