

Wohlstand für Alle
Ole Nymoen, Wolfgang M. Schmitt
Wir, Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, sprechen wöchentlich über Geld. Jeden Mittwoch behandeln wir in "Wohlstand für Alle" ein Wirtschaftsthema und werfen dabei einen anderen Blick auf ökonomische Zusammenhänge.
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Episodes
Mentioned books

Nov 16, 2022 • 27min
Ep. 171: Ist die Maschine unser Feind?
Wohlstand für Alle
In den vergangenen 250 Jahren ereignete sich ein technischer Fortschritt, der in seiner Rasanz und Breite einmalig in der Weltgeschichte ist. Die Arbeiter haben davon jedoch häufig nur wenig profitiert. Zwar hat die Maschinisierung dafür gesorgt, dass die Landarbeit einfacher wurde und außerdem viele Frauen für die Lohnarbeit rekrutiert werden konnten, was die Frauen aus patriarchalen Strukturen löste – jedoch ging mit dem Aufstieg des Kapitalismus auch eine furchtbare Verelendung der arbeitenden Klasse einher.
Auch für die Kapitalisten ist, wie Marx im 13. Kapitel des „Kapitals“ ausführt, die Maschinisierung ein zweischneidiges Schwert, da sie zwar Extraprofite ermöglichen kann, jedoch sind die Maschinen, indem sie Arbeiter ersetzen, für den Kapitalisten durchaus auch problematisch insofern, als dadurch, dass Arbeiter entlassen werden und folglich keinen Lohn mehr erhalten, auch die Kaufkraft und damit die Nachfrage nach Waren sinkt. Dieser Widerspruch des Kapitalismus ist nicht auflösbar, vielmehr blitzt in ihm auf, wie die Maschinisierung in einer nicht-kapitalistischen Gesellschaft allen dienen könnte.
Diese Idee verfolgt Marx in seinem berühmten wie berüchtigten „Maschinenfragment“ aus den „Grundrissen“. Kann der technische Fortschritt die Menschen von der Arbeit befreien und inwieweit löst sich durch ihn die kapitalistische Ordnung gar von selbst auf?
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Christian Lotz, Karl Marx: Das Maschinen-Fragment, Laika Verlag.
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band (MEW 23), Karl-Dietz-Verlag.
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Nov 9, 2022 • 40min
Ep. 170: Elon Musk und die Krise von Big Tech
Wohlstand für Alle
An den Börsen sieht es finster aus, die Finanzmärkte haben definitiv schon bessere Zeiten gesehen. Die verschiedenen Krisen sowie die Zinsanhebungen der Notenbanken sorgen für diese Entwicklung. Auffällig aber ist, dass es besonders hart jene Aktienunternehmen trifft, die bis vor kurzem für Anleger noch als Stars galten.
Die Big-Tech-Konzerne performen fast alle schlechter als der Index, besonders Meta und Spotify, aber auch Netflix legen enttäuschende Umsatz- und Gewinnzahlen vor. Die Tech-Aktien sind seit Jahresbeginn stark eingebrochen und die Earnings vor einigen Tagen haben diesen Abwärtstrend nicht abwenden können – im Gegenteil. Viele Anleger verlieren offenbar das Vertrauen darauf, dass die Unternehmen bald profitabel sein werden.
Während Mark Zuckerberg Unsummen in seine Metaverse-Vision investiert, gewinnt Spotify zwar fortwährend neue Abonnenten, jedoch bei gleichzeitigem Rückgang des Gewinns. Zwar beruhigt Daniel Ek die Aktionäre damit, dass 2022 als „Investment-Jahr“ angelegt sei, doch werden generell die Zweifel an den Geschäftsstrategien der einst gehypten Unternehmen immer lauter. Kommt der sogenannte Exit-Kapitalismus nun an ein Ende? Und rettet Elon Musk nun Twitter, oder anders gefragt: Wird es ihm gelingen, die beliebte Plattform zu monetarisieren?
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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Nov 2, 2022 • 37min
Ep. 169: Marx und die Maschinen
Wohlstand für Alle
Der technische Fortschritt schreitet immer weiter voran. In den vergangenen 300 Jahren wurden im Zuge der Industrialisierung die Produktivkräfte stärker entfesselt als jemals zuvor. Mit der Digitalisierung, die erst vor drei Jahrzehnten richtig begann, nimmt die Rasanz noch zu, weshalb nicht nur Akzelerationisten glauben, dass die Maschinen bald den Großteil der Arbeit übernehmen können.
Die Lage der Arbeiter, so nehmen viele bürgerliche Ökonomen an, verbessere sich ohnehin zusehends. Aber stimmt das wirklich? Schon John Stuart Mill fragt, ob der technische Fortschritt je die Arbeit für die Arbeiter erleichtert hat. Karl Marx verneint dies, und er erklärt, dass das in einer kapitalistischen Gesellschaft auch gar nicht beabsichtigt ist.
Die neuen Maschinen dienen nicht den Arbeitern, sondern den Kapitalisten. Keineswegs entsteht durch höhere Produktionskapazitäten mehr Freizeit für den Arbeiter – auch wenn dies intuitiv so aussehen mag. Das Gegenteil ist wahr: Gerade durch die Maschinisierung dürstet der Kapitalist danach, den Arbeitstag für die Arbeiter zu verlängern, damit die Maschinen Tag und Nacht laufen können.
Marx hat im "Kapital" den Maschinen ein ausführliches Kapitel gewidmet, das bis heute die Grundlage für alle Debatten um das Ende der Arbeit und die Digitalisierung dienen sollte. Klar wird nämlich, dass Maschinen keinen Wert schaffen.
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band (MEW 23), Karl-Dietz-Verlag.
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Alle Informationen zur Veranstaltung mit Jean-Philippe Kindler und Disarstar findet ihr unter:
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Oct 29, 2022 • 55min
Literatur #22: Upton Sinclair – Der Dschungel
WfA-Literatur
Upton Sinclair ist das Musterbeispiel für einen engagierten Schriftsteller. Nicht nur engagierte sich der Autor erst bei den Sozialisten und später bei den Demokraten und bewarb sich um wichtige politische Ämter, auch ging es Sinclair darum, durch die Literatur die Gesellschaft zu verändern.
In seinem agitatorischen Erfolgsroman „Der Dschungel“ macht er aufmerksam auf die Ausbeutung von Arbeitern in der Fleischindustrie von Chicago. Er schildert anschaulich die verheerenden hygienischen Verhältnisse und die kriminellen Praktiken der Fleischbarone. In seinem Roman kommt der litauische Einwanderer Jurgis Rudkus mit seiner Verlobten um 1900 nach Amerika, ins Land der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten, weil er hofft, dort wesentlich mehr Geld als in seiner Heimat zu verdienen.
Wie viele andere findet auch Jurgis Arbeit in den Schlachthöfen Chicagos, doch die Hygiene- und Sicherheitsstandards sind so niedrig, die Anforderungen so hoch und die Bezahlung so erbärmlich, dass die Immigranten kaum eine Chance auf ein menschenwürdiges Leben haben.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Sinclairs berühmtesten Roman.
Literatur:
Upton Sinclair: Der Dschungel, Unionsverlag.
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band (MEW 23), Karl-Dietz-Verlag.
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Oct 26, 2022 • 33min
Ep. 168: Liz Truss und die Macht der Finanzmärkte
Wohlstand für Alle
Liz Truss war angetreten, die neue Eiserne Lady zu werden. Während jedoch Margaret Thatcher elf Jahre regierte, währte Truss‘ Amtszeit nur anderthalb Monate. Nach ihrem Rücktritt sollten wir uns nicht von den parteipolitischen Querelen ablenken lassen, stattdessen sollten wir den Fokus auf die Ökonomie verschieben, denn der Fall ist ziemlich einmalig in der Geschichte westlicher moderner Staaten.
Liz Truss und ihr Finanzminister wollten Thatchers Wirtschafts- und Finanzpolitik wiederbeleben, indem sie den Spitzensteuersatz von 45 auf 40 Prozent senken wollten, um so im Sinne der längst widerlegten Trickle-Down-Theorie allen Briten mehr Wohlstand zukommen zu lassen. Das überrascht bei einer neoliberalen Regierung wenig, erstaunlich war aber die Reaktion der Finanzmärkte. Sie entzogen der Regierung das Vertrauen, indem sie sich plötzlich weniger interessiert an britischen Staatsanleihen zeigten.
Die britische Notenbank wiederum versuchte, mit höheren Zinsen zu locken, als dies nicht gelang, kaufte die Notenbank selbst Staatsanleihen, was das Vertrauen der Märkte nicht gerade erhöhte. Das Finanzkapital zeigte sich immer skeptischer – rückte es etwa von neoliberalen Dogmen ab? Während Thatcher die Arbeiter disziplinierte, disziplinierten die Märkte Truss, die dadurch zum Aufgeben gezwungen wurde.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Thomas Biebricher: Neoliberalismus zur Einführung, Junius.
Adam Tooze: “What is Kwasi Kwarteng really up to? One answer: this is a reckless gamble to shrink the state”, in:
https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/sep/27/kwasi-kwarteng-cut-taxes-austerity.
Lucas Zeise: “Kurzer Nachruf auf ‘Liz’ Truss”, in:
https://www.jungewelt.de/artikel/437173.kurzer-nachruf-auf-liz-truss.html.
Veranstaltungen:
Ole ist am 27.10. in Bremen: https://www.instagram.com/p/Cj7t7DZLa11/?hl=de
Wolfgang ist am 28.10. in Oberwesel: https://www.ticket-regional.de/events_info.php?eventID=191756
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Oct 19, 2022 • 34min
Ep. 167: Akzelerationismus – mit Volldampf in den Kommunismus?
Wohlstand für Alle
Viele Linke sehnen sich nach den "goldenen Jahrzehnten" des Nachkriegs-Keynesianismus zurück, andere wünschen sich eine Postwachstumsgesellschaft, die durch Verzicht und Sparsamkeit sowie von einer Rückabwicklung technologischer Fortschritte gekennzeichnet ist.
Dagegen stellt sich eine linke theoretische Strömung, die zum ersten Mal vor knapp zehn Jahren in Deutschland populär wurde. Der Akzelerationismus will den Kapitalismus nicht bremsen, sondern gewissermaßen beschleunigen, um ihn auf diese Weise zu überwinden. Die technischen Fortschritte, die mit dem Aufstieg des Kapitalismus einhergingen, seien notwendig, um eine andere Gesellschaft, in der mehr Freiheit und Wohlstand herrschen, zu errichten.
Nicht technik- und fortschrittskritisch sollen Linke sein, auch sollte man keine Furcht vor Digitalisierung und Automatisierung haben, stattdessen liegen genau darin große Chancen, um auf Dauer eine Welt ohne Arbeit zu errichten. Aber ist das wirklich eine realistische Perspektive? Ist eine Gesellschaft denkbar, in der nicht mehr Menschen, sondern nur noch Maschinen die notwendige Arbeit verrichten?
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ setzen sich Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt kritisch mit den Akzelerationisten auseinander.
Literatur:
Armen Avanessian (Hrsg.): Akzeleration, Merve.
Armen Avanessian, Robin Mackay (Hrsg.): Akzeleration 2, Merve.
Nick Srnicek, Alex Williams: Die Zukunft erfinden. Postkapitalismus und eine Welt ohne Arbeit. Edition Tiamat.
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Oct 12, 2022 • 27min
Ep. 166: Auschwitz und die IG Farben
Wohlstand für Alle
Die NS-Wirtschaft ist nicht leicht zu analysieren, denn sie war kein reiner Kapitalismus. Zwar hatten sich früh die meisten deutschen Industriellen mit dem Hitler-Regime verbündet, nicht zuletzt, um so vor dem Kommunismus geschützt zu werden, doch ging es Hitler von Beginn seiner Machtübernahme im Jahr 1933 darum, das Land in den Krieg zu führen, weil er besessen von der Gewinnung von „Lebensraum“ war.
Auch die Konzentrationslager waren teils kapitalistisch organisiert, jedoch auf eigenartige Weise. Der vielleicht interessanteste Fall ist der des Konzentrationslagers Auschwitz III in Monowitz. Es wurde von dem Chemiekonzern IG Farben betrieben, hergestellt werden sollte – aufgrund der Knappheit von Naturkautschuk – synthetischer Kautschuk mit dem Namen Buna. Eingesetzt für die Errichtung des Werks wurden KZ-Häftlinge, sie sollten auch später den künstlichen Kautschuk produzieren und wurden von der SS gegen einen Betrag an die IG Farben verliehen.
Jedoch war dies nicht allein eine moderne Variante von Sklavenarbeit, denn zugleich lässt sich am Fall von Auschwitz III die Vernichtung durch Arbeit beobachten. Analysiert man die ökonomische Struktur dieses Lagers, stellt sich heraus, dass diese Form des Wirtschaftens nicht nur menschenschindend und tödlich, sondern außerdem auch unrentabel war.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors. Das Konzentrationslager, S. Fischer.
Bernd C. Wagner: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941-1945, K. G. Saur Verlag.
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Oct 5, 2022 • 39min
Ep. 165: Ist Papst Franziskus ein Antikapitalist?
Wohlstand für Alle
„Diese Wirtschaft tötet“, schrieb Papst Franziskus 2013 unmissverständlich in seiner Schrift „Evangelii Gaudium“ und sorgte damit für einige Überraschungen. Konservative – Politiker wie Kirchenleute – irritierte diese drastische Aussage. Manche fürchteten gar: Ist der Papst etwa ein Linker?
Kapitalismuskritiker hingegen sahen in Rom plötzlich einen neuen Verbündeten im Kampf gegen Ungleichheit, Finanzialisierung und Ausbeutung. 2015 wird der Papst in seiner sozial-ökologischen Enzyklika „Laudato si“ diese Kritik bekräftigen und auf 160 Seiten ausführen, inwieweit der Planet und der Mensch durch unsere Art zu Wirtschaften leiden muss.
Aber ist Franziskus tatsächlich ein Anti-Kapitalist? Liest man seine beiden Schriften, fällt auf, dass man zwar vielen Zustandsbeschreibungen mit Blick auf die Umweltverschmutzung und die Ungleichheit zustimmen kann, jedoch geht es Franziskus keineswegs um eine dezidierte Analyse des Wirtschaftssystems. Metaphern und blumige Beschreibungen liest man dort zuhauf, aber eine Kritik des Kapitalismus findet man höchstens in der Schwundstufe eines Moralismus, dem dämmert, dass hier irgendetwas nicht zu stimmen scheint.
Zwar ist der Papst mit seiner Kritik immer noch progressiver als die CDU, doch vermeidet er einen klaren Blick auf die eigentlichen ökonomischen Verhältnisse. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ setzen sich Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt mit Franziskus‘ Sicht auf die Ökonomie auseinander.
Literatur:
Papst Franziskus: Evangelii Gaudium, online verfügbar unter: https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium.html.
Papst Franziskus: Laudato si. Über die Sorge für das gemeinsame Haus, online verfügbar unter: https://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20150524_enciclica-laudato-si.html.
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Sep 28, 2022 • 30min
Ep. 164: Marx und Engels gegen Malthus
Wohlstand für Alle
Im 19. Jahrhundert wurde das „Bevölkerungsgesetz“ von Thomas Robert Malthus eifrig und von vielen zustimmend rezipiert. Malthus ging davon aus, dass die Menschheit exponentiell wachse, während die Lebensmittelproduktion nur linear ansteige, wodurch auf Dauer immer wieder große Hungersnöte die Menschheit dezimieren werden. Anschließend werde die Bevölkerung wieder anzufangen zu wachsen, bis die kritische Grenze erneut erreicht ist – ein regelrechter Teufelskreis.
Malthus war sich sicher, ein Naturgesetz entdeckt zu haben, so sehr sogar, dass er sich gar keine Mühe mehr gab, dieses zu beweisen, sondern sich damit begnügte, es bloß zu postulieren. Es waren vor allem Karl Marx und Friedrich Engels, die das malthusianische Denkgebäude einer fundamentalen Kritik unterzogen. Zwar loben die Begründer des Marxismus Malthus dafür, dass er immerhin die Klassenverhältnisse nicht verschleiert, doch sei die eigentliche Theorie aus mehreren Gründen nicht haltbar.
Zunächst ist da die Naturalisierung von Verhältnissen, die in Wahrheit gesellschaftlich bedingt sind – Malthus suggeriert, der Mensch sei den Naturzusammenhängen ausgeliefert wie ein Tier. Weiter kritisiert Marx, dass Malthus den Grund für die Verelendung der Arbeiter in der Masse der Subsistenzmittel, nicht in ihrer Stellung zu den Produktionsmitteln sucht.
Mehr dazu in der neuen „Wohlstand für Alle“-Folge von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt.
Literatur:
Ronald L. Meek: Marx und Engels über Malthus. Werk- und Briefauszüge gegen die Theorien von Thomas Robert Malthus, online auf Englisch verfügbar unter: https://ia801600.us.archive.org/1/items/in.ernet.dli.2015.191351/2015.191351.Marx-Amp-Engels--On-Malthus.pdf.
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Sep 24, 2022 • 53min
Literatur #21: Thomas Mann – Königliche Hoheit
WfA-Literatur
Nach seinem erfolgreichen Debutroman „Buddenbrooks“ hatte Thomas Mann große Sorge, er könne einer jener Schriftsteller werden, die mit ihrem ersten Buch berühmt geworden sind und diese Höhe danach nie wieder erreichten.
Jahrelang recherchiert und skizziert er, bis er 1909 mit „Königliche Hoheit“ seinen zweiten Roman veröffentlicht, der auch autobiographische Züge hat, da Mann seine Ehe mit Katja Pringsheim verhandelt. Der märchenhafte Roman spielt in einem fiktiven Duodezfürstentum, das zwar noch die romantische Fassade aufrechterhält, aber dessen Staatskassen längst leer sind. Mehr noch: Der Kleinstaat, den bald Prinz Klaus-Heinrich repräsentieren soll, ist hochverschuldet.
Da trifft es sich gut, dass mit Samuel Spoelmann ein Milliardär aus den USA zum Kuraufenthalt anreist und er außerdem seine emanzipierte Tochter Imma mitbringt. Löst der Eisenbahnkönig den feudalen Adel ab? Wie glaubwürdig ist die Liebe? Welches volkswirtschaftliche Grundwissen benötigen ein gesunder Staat und eine gute Ehe? Hochironisch schildert Mann eine kleine Welt, die sich vor dem modernen Kapitalismus nicht länger verschließen kann.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Thomas Manns „Königliche Hoheit“.
Literatur:
Thomas Mann: Königliche Hoheit, Fischer.
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