Handelsblatt Rethink Work - Der Podcast rund um Mensch, neue Arbeitswelt und Führung

Kirsten Ludowig und Charlotte Haunhorst, Handelsblatt
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Sep 30, 2021 • 53min

Marc Wallert: „Positives Denken kann tödlich sein“

Von der Dschungel-Geisel zum Krisenexperten Wenn jemand über Krisen sprechen kann, dann dieser Mann: Der Göttinger Marc Wallert überlebte 140 Tage als Geisel unter Extrembedingungen im philippinischen Dschungel. Mitten im Paradies wurden er und seine Eltern im Jahr 2000 von islamistischen Terroristen entführt und mit 18 anderen Geiseln verschleppt. Psychoterror statt Tauchurlaub. Die Kidnapper waren bis auf die Zähne bewaffnet, drohten mit Enthauptung und forderten pro Geisel 1 Millionen Dollar Lösegeld. Ein Fall, der damals die ganze Welt in Atem gehalten hat, denn die Entführer haben immer wieder Journalisten ins Dschungelcamp gelassen. Bizarr: in unmittelbarer Nähe startete damals die TV-Produktion der Reality-Show “Das Inselduell.” Doch nicht der Dschungel hat den Manager Marc Wallert kaputt gemacht - die grösste Gefahr lauerte im Arbeitsalltag danach. Nur zwei Wochen nach der Freilassung, sitzt er wieder in der Firma und managt internationale Umstrukturierungen. Das geht fünf Jahre lang gut. Dann rutscht der zahlengetriebene High-Performer in einen Burn-Out - erst dann macht es Klick in ihm und er fängt an, sein Leben nochmal ganz neu zu sortieren. Heute sagt Wallert, der inzwischen als Resilienztrainer, Bestsellerautor und Redner arbeitet: Wer glücklich sein will, braucht außer Optimismus vor allem Krisen. Aber er warnt auch, denn allzu positives Denken kann tödlich sein. Ja, das klingt erstmal ziemlich schräg, aber der größte Fehler, den viele Menschen machen, ist, dass sie nach Krisen wie ein Stehaufmännchen „aufstehen, Krönchen richten, und weitermachen“ wie immer. In dieser Folge von Handelsblatt Mindshift nimmt uns Marc Wallert mit auf eine Reise durch seine Krisen und wie er sie bewältigt hat. Er verrät, wie Unternehmen aber auch jeder einzelne von uns persönlich eine Krise in eine Chance verwandeln kann, wie er Menschen vor einem Burnout bewahrt und wie ihm Galgenhumor im Dschungel geholfen hat, nicht den Kopf zu verlieren. Viel Spaß beim Zuhören. Links Website: www.marcwallert.com Buch „Stark durch Krisen" LinkedIn: www.linkedin.com/in/marcwallert Instagram: https://www.instagram.com/marcwallert/
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Sep 16, 2021 • 45min

Verena Hubertz: „Wir sind im Parlament kein Spiegelbild der Gesellschaft“

Warum die Gründerin von Kitchen Stories in den Bundestag will Heute sprechen wir mit Verena Hubertz: sie gründet 2014 in Berlin die bekannte und preisgekrönte Koch-App Kitchen Stories. Eine Online-Plattform mit idiotensicheren Schritt-für-Schritt Rezepten und Video-Anleitungen zum Nachkochen. Als Hubertz mit ihrer Mitgründerin Mengting Gao die Idee vor potentiellen Investoren pitchen muss, nimmt sie keiner ernst. Doch die beiden Tech-Gründerinnen lassen sich nicht entmutigen. Sie finanzieren ihre Idee aus der eigenen Tasche und treffen einen Nerv. Heute ist die Food-App in 150 Ländern verfügbar und wurde schon über 21 Millionen Mal heruntergeladen. Sogar Apple-Chef Tim Cook ist ein Fan und hat mit den Gründerinnen schon Pfannkuchen gebacken. 2017 kauft die Bosch-Tochter BSH die Mehrheit der Anteile, heute hält Verena zusammen mit ihrer Mitgründerin noch 25,1 Prozent am Unternehmen und Kitchen Stories ist eines der erfolgreichsten deutschen Start-ups überhaupt. Mit dem Geld könnte sich die 33-jährige Jungunternehmerin auch einen schönen Lenz machen - stattdessen hängt Verena Hubertz ihren Job als CEO an den Nagel und zieht wieder zu Hause bei ihren Eltern ein. Denn sie will für die SPD im Wahlkreis Trier in den Bundestag. Was ihr nach vielen schlaflosen Nächten geholfen hat, diese Entscheidung zu treffen, warum sie sich das antut, nochmal bei Null anzufangen und wie sie sich wappnet, um sich nicht an festgefahrenen Parteistrukturen die Zähne auszubeissen, das verrät sie uns Verena Hubertz jetzt im Gespräch. Viel Spaß beim Zuhören. Außerdem wollten wir von Verena Hubertz wissen: Was waren die größten Zweifel, die du bei der Kündigung hattest? Was macht einen guten Pitch aus? Wie bringt man mehr Diversity in den Bundestag? Was ist der USP von Verena Hubertz, den andere nicht haben? Was ist dein Plan B, wenn es am 26.09. nicht klappt?
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Sep 2, 2021 • 48min

Pamela Pabst: „Selbst Mörder können sympathisch sein“

Eine blinde Strafverteidigerin geht ihren Weg Pamela Pabst ist die erste von Geburt an blinde Strafverteidigerin Deutschlands. Zu ihren Klienten zählt die Berlinerin Mörder, Hochstapler, Räuber, Dealer und Vergewaltiger. Pamela kommt 1978 im sechsten Monat auf die Welt - sie ist nur 37 Zentimeter lang und 1100 Gramm schwer. Ihr Leben können die Ärzte retten, ihr Augenlicht nicht. Im Brutkasten wird ihr Sauerstoff zugeführt, wahrscheinlich hat der die Sehkraft nahezu vollständig zerstört. Als sie vier Jahre alt ist, kommt sie zunächst auf eine Sonderschule für Blinde und Mehrfachbehinderte. Aber Pamelas Lehrerin merkt schnell, dass sie dort unterfordert ist. So darf sie in eine normale Grundschule, wo sie mit sehenden Kindern aufwächst. Ihr Leben verläuft friedlich, aber auf dem Gymnasium wird es schlimm. Mitschüler kokeln ihren Pony mit einem Feuerzeug an, schneiden ihren Zopf ab, rufen ihr “blindes Huhn” nach, nehmen ihre Sachen weg und verlangen Lösegeld dafür. In dem Moment weiß Pamela schon, dass sie Jura studieren und Anwältin werden möchte - sie träumt von einer gerechten Welt, die sie am Gericht vermutet. Mit einem unbändigen Willen und viel Kraft und Leidenschaft trotzt sie auch im Studium allen Widrigkeiten und geht ihren Weg. Heute arbeitet Pamela Pabst erfolgreich als selbstständige Strafverteidigerin und hat ihre eigene Kanzlei, in der sie auch junge Menschen ausbildet. Sie schreibt Bücher und ihre Lebensgeschichte hat sogar die Macher der ARD-Fernsehserie “Die Heiland - wir sind Anwalt” inspiriert. Ihre Blindheit sieht Pamela Pabst nicht als Behinderung, sondern als eine besondere Eigenschaft. Ein Gespräch mit einer bemerkenswerten Frau - ich wünsche Euch viel Spaß beim Zuhören. Außerdem wollten wir von Pamela Pabst wissen: Wie sieht ein Arbeitstag aus im Leben von Pamela Pabst? Können Sie hören, ob jemand lügt? Wie reagieren die Gefangenen auf eine blinde Strafverteidigerin? Als Blinde urteilen Sie nicht nach dem Aussehen, haben Sie trotzdem Vorurteile? Wie kann man als Anwalt einen Mörder verteidigen?
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Aug 5, 2021 • 38min

Rüdiger Striemer: "Für mich hat eine Psychiatrie jeden Schrecken verloren"

Von der Chefetage in die Psychiatrie und zurück Rüdiger Striemer, erfolgreicher Vorstand der börsennotierten Aktiengesellschaft Adesso, hielt sich immer für stark. Bis er sich, Mitte 40 und auf dem Höhepunkt seiner Karriere, selbst in die Psychiatrie einweist. „Die Situation wurde von Tag zu Tag immer schlimmer, bis ich eines Nachts wach wurde und eine wahnsinnige Panikattacke hatte. Mein Puls und mein Blutdruck waren wahnsinnig hoch. Ich habe am ganzen Körper gezittert, war schweißnass“, erzählt der Top-Manager in der neuen Folge von Handelsblatt Mindshift. „Dann habe ich meine Nachbarin aus dem Bett geklingelt, zu der ich eine sehr freundschaftliche Beziehung habe und wir haben den Notarzt angerufen, der hat mir eine Valium reingehauen hat. Dann habe ich gesagt: Gisela, fahre mich bitte morgen zur Klinik.“ Mitten im Wald lernt er über acht Wochen in der Klinik, was ihn auf diese Talfahrt geschickt hat, woher seine Panikstörungen kommen und dass eigentlich gar nichts Schlimmes daran ist, sich professionell helfen zu lassen, wenn die Seele erkrankt ist. Wieder zu Hause, mutet er sich direkt am nächsten Tag einen lange Vorstandssitzung zu - und arbeitet noch drei Jahre lang weiter als Co-Vorstandsvorsitzender des IT-Beratungsunternehmens. Erst dann schaltet er einen Gang runter und kalibriert sein Arbeitsleben neu. Heute arbeitet Rüdiger Striemer als Leiter Internationalisierung eine Ebene unter dem Vorstand. Angst vor einem Rückfall hat der Manager keine. "Für mich hat so eine psychiatrische Klinik jeden Schrecken verloren, weil am Ende des Tages war ja diese Phase, diese zwei Monate in meinem Leben, wahnsinnig wichtig und haben mir auch echt geholfen", erzählt Rüdiger Striemer im Interview. In unserem sehr persönlichen erzählt Striemer offen über seine Krankheit, wie er sich wieder zurück in sein altes Leben gekämpft hat und wie es ihm heute, zehn Jahre nach der Psychiatrie, geht. Wenn Sie auch eine Psychotherapie machen oder gar ein längerer Klinikaufenthalt Ihren Lebenslauf schmückt, kann ich Ihnen an dieser Stelle eigentlich nur gratulieren. Weil es eine Menge Mut und Reife erfordert, sich seinen Problemen zu stellen, sich Schwäche einzugestehen, Selbstreflexion zu üben und sich als Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Und genau das sind wichtige Eigenschaften sowohl im Privatleben als auch im Beruf. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören. Außerdem wollten wir von Rüdiger Striemer wissen: Hatten Sie keine Angst, Ihren Job zu verlieren, weil man Sie als nicht belastbar abstempelt? Wo ziehen Sie die Grenze zwischen schlecht drauf sein und einer Krankheit? Was machen Sie heute, wenn es Ihnen wieder schlechter geht? Was geht gar nicht im Umgang mit depressiven Mitarbeitern? Was tun Sie als Chef im Umgang mit erkrankten Mitarbeitern? Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote: Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de
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Jul 22, 2021 • 57min

Enise Lauterbach: "Als Migrantin fühlte ich mich wie ein Alien"

Von der Chefärztin zur Gründerin Von der Chefärztin zur Start-up-Gründerin: Mitten in der Pandemie gründet Enise Lauterbach ihr Unternehmen Lemoa Medical. Die Kardiologin konzipiert eine App für Herzkranke Menschen und einen Messenger von Ärzten für Ärzte, der Patienten und Medizinern das Leben leichter machen soll. Enise war bis dahin sehr erfolgreich, sie hatte einen unbefristeten Job - trotzdem gab sie entnervt auf: zu viel Bürokratie, zu viel Pedanterie im Medizinbetrieb. Mit ihrem Start-up setzt sie jetzt alles auf eine Karte und geht unbeirrt ihren Weg, dessen größte Hürde am Anfang ein uraltes Faxgerät gewesen ist. Was die Tochter türkischer Gastarbeiter und zweifache Mutter dazu bewogen hat, in der Corona-Krise ihren Job als Ärztin an den Nagel zu hängen und wie sie die Digitalisierung in der Medizin weiter voranbringen will, erzählt Enise Lauterbach im Interview. Außerdem wollten wir von ihr wissen, wie sie sich selbst motiviert in Momenten, in denen sie Zweifel hat, woher Enise Lauterbach ihren Mut nimmt und wie es sich anfühlt, auf einmal einen eigenen Wikipedia-Eintrag zu haben. Viel Spaß beim Zuhören.
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Jul 8, 2021 • 56min

Anna-Lena Hodenberg: „Digitale Gewalt ist die größte Gefahr für unsere Demokratie"

Warum Menschen im Netz hassen Außerdem wollten wir von Anna-Lena von Hodenberg wissen: Was ist überhaupt digitale Gewalt? Warum wird Sonntagabend der meiste Hass im Netz verbreitet? Wird digitale Gewalt auch im echten Leben fortgesetzt? Wie schüttelst du selbst die Negativität nach Feierabend ab?
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Jun 24, 2021 • 44min

Anselm Bilgri: "Die Mitarbeiter sind oft viel kompetenter als der Chef“

Ex-Mönch über Schwulsein, Leadership und Liebe Außerdem wollten wir von Anselm Bilgri wissen: Was können Manager:innen von den Benediktinern lernen? Wie müsste sich die katholische Kirche verändern, damit Sie wieder eintreten? Suchen Unternehmer:innen auch den religiös-spirituellen Aspekt in Sachen Führung?
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Jun 10, 2021 • 48min

Peter Tauber: "Wo kommt denn jetzt die Kraft her zum Weiterleben?“

Wieso der Spitzenpolitiker kein Held mehr sein will Außerdem wollten wir von Peter Tauber wissen: Warum ist Aufgeben für viele Machtmenschen keine Option? Muss man als Mann immer als Gewinner vom Platz gehen? Hatten Sie Angst vor dem Tod? Was fasziniert Sie an Politik? Würden Sie nochmal in die Bundespolitik zurück kehren?
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May 20, 2021 • 39min

Kerstin Hochmüller: „Hierarchien konnte ich noch nie leiden“

Wie man eine Traditionsfirma auf links zieht Außerdem wollten wir von der Kulturwandel-Expertin wissen: Woher hast du den Mut genommen, mit 40 noch einmal etwas Neues zu wagen? Welche Ängste hattest du bei der Kooperation mit Start-ups? Was macht eine gute Zusammenarbeit von Mittelstand und Start-ups aus? Wie sieht es aus beim Thema Diversity? Wer ist Kerstin Hochmüller, wenn sie nicht Chefin von Marantec ist? Welche Superkraft hättest du gerne?
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May 6, 2021 • 46min

Anastasia Umrik: "Risiko ist Leben, das hält uns lebendig"

Wie der Karriere-Neustart in der Krise gelingt Außerdem wollten wir von der Neuanfang-Expertin wissen: Was ist eigentlich eine Krise? Ist die Pandemie eine externe Midlife-Crisis im Homeoffice? Eignen sich Krisen dazu, sich beruflich neu zu orientieren? Wann ist die richtige Zeit für einen Neuanfang? Wie gehen frisch Entlassene mit ihrer Situation am besten um? Was würdest du machen, wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen würden? Anastasia Umriks Buch erscheint im Oktober und kann beim Fischer-Verlag vorbestellt werden

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