Aufstände in Syrien: Was passiert jetzt mit Assad?
Dec 3, 2024
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Moritz Behrendt, ARD-Korrespondent mit Fokus auf Syrien, und Daniel Gerlach, Nahost-Experte und Chefredakteur von zenith, analysieren die überraschende Eroberung von Aleppo durch islamistische Gruppen. Sie diskutieren die Rolle von Hayat Tahrir al-Sham und die geopolitischen Implikationen für Assad und seine Verbündeten wie Iran und Russland. Zudem beleuchten sie die Angst der Minderheiten und die fragilen Machtverhältnisse im Bürgerkrieg. Pragmatische Lösungen für die syrische Bevölkerung stehen ebenfalls im Mittelpunkt dieses brisanten Gesprächs.
Die unerwartete Offensive der islamistischen Gruppe HTS in Aleppo zeigt die Schwächung von Assads Verbündeten und verändert das Machtgefüge in Syrien.
Die fragile Allianz in der Region und die unsichere internationale Haltung erschweren die Suche nach einer friedlichen Lösung für den Konflikt in Syrien.
Deep dives
Die Offensive der Aufständischen in Syrien
Eine Allianz von etwa 20 militärischen Gruppierungen hat in den letzten Tagen im Nordwesten Syriens, insbesondere in Aleppo und Idlib, bedeutende Geländegewinne erzielt. Dies führte zur überraschenden Einnahme von Aleppo, der zweitgrößten Stadt Syriens, wo die syrische Armee oft ohne Widerstand zurückgezogen wurde. Das überraschende Tempo der Offensive wird teils auf die Schwächung der Verbündeten von Assad zurückgeführt, wie die libanesische Hezbollah und die iranischen Revolutionsgarden. Diese Bedingungen ermöglichen es den islamistischen Kräften, unerwartete Offensive zu starten und die Kontrolle über strategisch wichtige Gebiete zu übernehmen.
Hintergründe und Akteure im syrischen Bürgerkrieg
Der Bürgerkrieg in Syrien begann 2011 durch friedliche Proteste gegen das autoritäre Regime von Bashar al-Assad im Kontext des Arabischen Frühlings. Diese Proteste wurden brutal niedergeschlagen, was zu einer Bewaffnung der Opposition und letztlich zu einem anhaltenden Konflikt führte. Die syrische Armee, unterstützt von Russland, Iran und der libanesischen Hezbollah, kämpft gegen islamistische Gruppen wie die Hayat Tahrir al-Sham (HTS). Zusätzlich sind die Kurden in Syrien eine bedeutende Kraft, die ihre Position im nördlichen Syrien behaupten, während regionale und internationale Mächte weiterhin in diesen verzweifelten Konflikt hineinwirken.
Die Rolle der Türkei und geopolitische Interessen
Die Türkei spielt eine entscheidende Rolle in der aktuellen Situation in Syrien, da sie sowohl islamistische Aufständische als auch die syrische Nationalarmee unterstützt, während sie gegen die kurdisch dominierten Kräfte vorgeht. Der militärische Angriff der HTS könnte mit dem Ziel durchgeführt worden sein, Einfluss zu gewinnen und eine Position am Verhandlungstisch einzunehmen, unter dem Druck von Assads harten Maßnahmen und der international gestärkten Position des syrischen Regimes. Erdogans veränderte Haltung gegenüber Assad führte dazu, dass die Unterstützung für die Aufständischen möglicherweise lockerer gehandhabt wurde. Diese Dynamik zeigt, wie fragile die Allianzen in der Region sind und wie stark lokale Konflikte in breitere geopolitische Strategien verwickelt sind.
Die Unsicherheit über die Zukunft Syriens
Die aktuelle Situation bringt viele Unsicherheiten mit sich, sowohl für die Regimegegner als auch für die zivilbevölkerung in Syrien. Bashar al-Assad sieht sich ernsthaften Bedrohungen gegenüber und ist von seinen Verbündeten abhängig, während regionale Konflikte die Stabilität in Syrien weiter untergraben. Das Potenzial eines weiteren Gewaltaufrührung wird durch die Komplexität der regionalen Beziehungen und die unklare Haltung internationaler Akteure verstärkt. Um eine friedliche Lösung für die Bevölkerung zu erzielen, könnte es notwendig sein, eine breite Kooperation zwischen den beteiligten Mächten zu entwickeln und auf eine Normalisierung der Verhältnisse hinzuwirken, bei der eine pragmatische Annäherung an die Probleme vor Ort im Mittelpunkt steht.
Es ging ganz schnell: Aufständische in Syrien haben in den letzten Tagen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad überrumpelt und in einer Blitzoffensive die zweitgrößte Stadt des Landes Aleppo an sich gerissen. Dabei ist zuletzt doch recht wenig geschehen im Bürgerkriegsland. Die Fronten wirkten festgefahren, die Karten blieben unverändert. Jetzt aber stellen sich Fragen: Wer steckt hinter der plötzlichen Eskalation? Hauptsächlich die islamistische Gruppe Hayat Tahrir al-Sham, kurz HTS. Aber: Was ist deren Ziel? Wird sich Assad halten können? Und: Was machen seine Unterstützer, wie die Hisbollah, der Iran und Russland? Wie sollten NATO-Staaten reagieren? Weltspiegel-Host Natalie Amiri versucht, Antworten darauf zu finden. Sie spricht mit unserem ARD-Korrespondenten Moritz Behrendt und mit Daniel Gerlach, Nahost-Experte und Herausgeber der Zeitschrift zenith. ----- Moderation: Natalie Amiri Redaktion: Stefan Jäntsch, Nils Kopp Redaktionsschluss: 03.12.24 ----- Hinweis: Das war unsere Folge für diese Woche. Aufgrund der aktuellen Situation in Syrien wurde unser Podcast etwas früher veröffentlicht. Grundsätzlich könnt ihr euch weiterhin jeden Freitag auf eine neue Weltspiegel-Episode freuen. ----- Unser Podcast-Tipp: https://1.ard.de/fereydoun-podcast?cp=wsp Diese und alle weiteren Folgen vom Weltspiegel Podcast findet ihr hier: https://www.ardaudiothek.de/sendung/weltspiegel-podcast/61593768/
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