Christian Drosten, Professor für Virologie an der Charité in Berlin, hennt sich mit seiner Expertise in neu auftretenden Viren und seiner Rolle während der COVID-19-Pandemie hervor. Im Gespräch thematisiert er seinen Werdegang von der Anästhesie zur Virologie und reflektiert über die Herausforderungen in der Wissenschaftskommunikation. Er beleuchtet die ethischen Verantwortungen in der Forschung, die Politisierung der Wissenschaft sowie die Lehren aus der Pandemie für zukünftige Maßnahmen. Auch die Diskussion um den Ursprung des Virus und die gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen kommen zur Sprache.
Christian Drosten beschreibt seinen Weg zur Virologie, der von seiner ursprünglichen Ambition, Anästhesist zu werden, geprägt ist.
Während der COVID-19-Pandemie wurde Drosten zur zentralen Figur in den Medien, was immense persönliche und familiäre Belastungen mit sich brachte.
Er thematisiert die Herausforderungen, die durch fehlerhafte Medienberichterstattung und Missverständnisse in der Öffentlichkeit entstanden sind.
Drosten betont die Wirksamkeit von Masken bei der Eindämmung von COVID-19 und deren Rolle in der öffentlichen Gesundheitsstrategie.
Die Diskussion über Impfstoffe verdeutlicht die dynamische Beziehung zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischen Entscheidungen während der Pandemie.
Drosten plädiert für gesellschaftliche Solidarität und die Wiederherstellung des Vertrauens in die Wissenschaft, um gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen.
Deep dives
Christian Drosten und seine Reise zur Virologie
Christian Drosten ist Virologe und hat seinen Weg zur Virologie über die Blutspender-Testung gefunden, wo er ursprünglich begann, Viren wie HIV und Hepatitis zu überprüfen. Seine Faszination für Virologie entstand aus dem Interesse an der Medizin, während er eigentlich Anästhesist werden wollte. Durch inspirierende Persönlichkeiten in seinem Umfeld und praktischen Experimenten hat er sich immer tiefer mit dem Fachgebiet auseinandergesetzt. Drosten wusste nach vielen praktischen Erfahrungen, dass er sich für Virologie entschied und dies letztendlich zu seiner beruflichen Bestimmung wurde.
Die Herausforderungen der Pandemie und die Wissenschaft
Während der Pandemie wurde Drosten durch seine häufigen Auftritte in den Medien zu einer zentralen Figur im Kampf gegen das Coronavirus. Die Verantwortung, die mit seiner Sichtbarkeit und den damit verbundenen Angriffen auf seine Person einherging, belastete ihn und seine Familie erheblich. Drosten beschreibt, dass die Wissenschaft, die er repräsentiert, oft missverstanden wurde, und die Themen, die er ansprach, in der Öffentlichkeit nicht immer richtig interpretiert wurden. Dies führte zu einer Spaltung zwischen Wissenschaft und Politik, eine Herausforderung, mit der er umgehen musste.
Die Rolle der Medien und öffentliche Wahrnehmung
Drosten hebt hervor, dass die Medien nicht immer das Ziel verfolgten, die Wissenschaft akkurat darzustellen, sondern teilweise Sensationen suchten. Er erlebte, dass falsche Bezüge und verkürzte Aussagen über seine Forschung und Empfehlungen zu weitreichenden Missverständnissen in der Öffentlichkeit führten. Diese Fehlinformationen beeinträchtigten nicht nur seine Glaubwürdigkeit, sondern schürten auch Misstrauen gegenüber der Wissenschaft im Allgemeinen. Die Skepsis gegenüber Impfstoffen und Empfehlungen war darunter ein direktes Resultat dieser Kommunikation.
Erkenntnisse über Masken und deren Nutzen
Drosten berichtet, dass es zahlreiche wissenschaftliche Studien gibt, die die Wirksamkeit von Masken belegen, insbesondere im Kontext der COVID-19-Pandemie. Diese Studien zeigen, dass Masken helfen, die Übertragung des Virus zu verringern, besonders in Kombination mit anderen präventiven Maßnahmen. Er klärt auch, dass FFP2-Masken effizienter sind als einfache Masken, was in der wissenschaftlichen Literatur gut dokumentiert ist. Der Nutzen von Masken war, besonders während hoher Infektionsraten, ein zentrales Element in der Strategie zur Bekämpfung von COVID-19.
Impfstoffe und ihre Notwendigkeit während der Pandemie
Drosten diskutiert die Bedeutung von Impfstoffen als essenzielles Werkzeug im Kampf gegen COVID-19, insbesondere in der Risikopopulation. Er hebt hervor, dass die Impfkampagnen für die Abmilderung der Pandemie unverzichtbar waren und dass Impfstoffe einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der Krankheitslast und -sterblichkeit leisteten. Darüber hinaus beschreibt er, dass die Datenlage zu Impfstoffen sich während der Zeit weiterentwickelt hat, und erklärt, wie sich Impfempfehlungen in Reaktion auf neue Varianten und wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst haben. Dies zeigt das dynamische Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Politik während der Pandemie.
Gesellschaftliche Ungleichheiten und Impfpflicht
Die Diskussion über die Impfpflicht hinterfragt, inwiefern gesellschaftliche Ungleichheiten im Gesundheitswesen während der Pandemie berücksichtigt wurden. Drosten ist der Meinung, dass die gesellschaftlichen Auswirkungen nicht nur die Älteren betreffen, sondern auch junge Menschen und deren zukünftige Gesundheit. Er merkt an, dass die gesellschaftliche Solidarität in der Pandemie untergraben wurde durch Skepsis gegenüber Impfungen und Maßnahmen. Die Herausforderung für die Gesellschaft sei es, diese Solidarität wiederherzustellen und schützende Maßnahmen zum Wohle aller zu akzeptieren.
Die Debatte um den Ursprung von SARS-CoV-2
Drosten diskutiert die Dateien um den Ursprung von SARS-CoV-2 und erklärt, dass die Evidence gegen die Laborhypothese spricht, während der Markt als Ursprung plausibler erscheint. Er erklärt, dass die Evolution des Virus und die Verteilung von Fällen in Wuhan wissenschaftlich aufzeigen, dass das Virus von einem Tier auf den Menschen übergegangen ist. Die Qualität der wissenschaftlichen Daten, die über den Ursprung des Virus veröffentlicht wurden, ist entscheidend für das Verständnis der Pandemie und deren künftigen Management. Drosten betont, dass jede Hypothese ernsthaft untersucht werden sollte, jedoch auf basis von klaren und transparenten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Verdacht und Skepsis gegenüber Impfungen
Die Skepsis gegenüber Impfungen und den in der Öffentlichkeit propagierten Impfstoffen führt zu weiteren Überlegungen über deren Sicherheit und Effektivität. Drosten erkennt, dass viele Menschen über potenzielle Nebenwirkungen besorgt sind, jedoch die übergeordneten Risiken einer Infektion mit COVID-19 unterschätzen. Er erklärt, dass die wissenschaftliche Argumentation nicht nur auf das individuelle Risiko, sondern auch auf die kollektive Verantwortung hinweisen muss. Diese Erkenntnis ist entscheidend, um die Gesellschaft zur Unterstützung von Impfkampagnen zu bewegen.
Der Mensch hinter den Wissenschaft
Im Rahmen der Pandemie hat Drosten auch die menschlichen Aspekte seiner Arbeit nicht ignoriert. Besorgnis über die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und jüngere Generationen beschäftigt ihn und zeigt, dass Wissenschaftler nicht nur Zahlen und Statistiken sehen, sondern auch die Menschen, die zurückbleiben. Er verbindet seine eigene Familienerfahrung mit einem professionellen Engagement, was seine menschliche Perspektive auf viele Diskussionen hinzufügt. Diese Sichtweise gibt der Entscheidung, wie mit einer Pandemie umgegangen wird, eine zusätzliche Dimension.
Langfristige Auswirkungen von COVID-19 und Folgestudien
Drosten spricht über Long-COVID und die unterschiedlichen Reaktionen, die die Gesellschaft auf diese Bedingungen hat. Dazu zählt nicht nur die physiologische Reaktion auf die Virusinfektion, sondern auch die psychischen und sozialen Auswirkungen, die durch Isolation und Krankheit entstanden sind. Er äußert die Dringlichkeit, Folgestudien durchzuführen, um zu verstehen, wie man diesen Problemen begegnen kann. Die wissenschaftliche Gemeinschaft muss aktiv Untersuchungen anstellen, um den Langzeitfolgen von COVID-19 gerecht zu werden.
Engagement für die Zukunft der Wissenschaft
Drosten ermutigt junge Wissenschaftler, sich der Öffentlichkeit gegenüber verantwortungsvoll zu zeigen und den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern. Er betont die Notwendigkeit, Bildung und eine fundierte wissenschaftliche Argumentation für die Gesellschaft zugänglich zu machen. Zudem sieht er die Zukunft der Wissenschaft positiv, da jüngere Generationen durch das turbulente Geschehen während der Pandemie stärker auf diese Themen sensibilisiert werden. Es ist entscheidend, das Vertrauen in die Wissenschaft wiederherzustellen und die Gesellschaft mit wichtigen, fundierten Informationen zu unterstützen.
Zu Gast im Studio: Virologe Christian Drosten. Von 2007 bis 2017 war er Professor an der Universität Bonn. Seit 2017 ist er Professor, Lehrstuhlinhaber und Institutsdirektor an der Charité in Berlin. Einer seiner Forschungsschwerpunkte sind neu auftretende Viren. Einer breiten Öffentlichkeit wurde Drosten im Zuge der COVID-19-Pandemie bekannt, unter anderem mit dem NDR-Podcast Coronavirus-Update und als wissenschaftlicher Berater der Bundes- und Landesregierungen. In der Berichterstattung zur Pandemie gehört er zu den in Deutschland am häufigsten erwähnten Wissenschaftlern.
Ein Gespräch über Christians Job als Virologe, sein ursprünglichen Plan Anästhesist zu werden, seinen NDR-Podcast, Wirkung auf die Allgemeinheit, Podcasts von anderen Virologen, Egos und Geltungssucht, das Ausfahren von Ellenbogen, die Lehren aus der Corona-Pandemie, Polarisierung der deutschen Gesellschaft, die Bilanz der Wirksamkeit der Corona-Maßnahmen, Kontaktbeschränkungen, Christians Rolle als Politikberater, das Schließen von Schulen und Kitas, die politische Nachsicht für das Wirtschaftsleben, die Diskussion um den Ursprung des Corona-Virus aus einem Labor in Wuhan oder einem Markt, das Präventionsparadox, Masken, Christians Biografie, Werdegang und seine Jugend, seine Dissertation über PCR-Tests, die Entdeckung des Corona-Virus 2003, seine "Gain of Function"-Forschung, Förderung von der Bill & Melinda Gates Foundation, Entwicklung von Impfstoffen und das Patentrecht, die RKI-Protokolle und Verschwörungsmythen und vieles mehr + eure Fragen via Hans