In dieser Folge sprechen Jens Heibach, Politik- und Islamwissenschaftler, und Alexander Weissenburger, Islamwissenschaftler, über die Huthi-Miliz im Jemen. Sie schildern die aggressive Militärstrategie der Huthis und deren ideologische Verknüpfung zu Palästinensern. Die Gäste beleuchten die komplexe Beziehung zwischen den Huthis und dem Iran sowie die historischen Wurzeln der schiitischen Gemeinschaft im Jemen. Außerdem wird die geopolitische Bedeutung des Landes als Handelsroute thematisiert, sowie die humanitäre Krise seit dem Arabischen Frühling.
Die Houthi-Miliz hat ihre ideologische Basis durch einen Slogan gefestigt, der den Tod für Amerika und Israel fordert, was ihre militärischen Aktivitäten legitimiert.
Durch die Kontrolle über den Bab al-Mandab, eine entscheidende Handelsroute, haben die Houthis eine bedeutende Verhandlungsposition in der internationalen Politik erlangt.
Deep dives
Ideologische Verankerung der Houthi-Miliz
Die Houthi-Miliz aus dem Jemen hat sich ideologisch stark verankert, indem sie einen markanten Slogan propagiert, der den Tod für Amerika und Israel fordert und die Unterstützung des Islams beschwört. Dieser Slogan wird seit 20 Jahren skandiert und dient dazu, den ideologischen Rahmen zu schaffen, in dem die Houthi-Miliz agiert. Angesichts dieser langen Geschichte sehen sie sich unter Druck, ihren eigenen Ansprüchen und Idealen gerecht zu werden, was sie dazu zwingt, militärisch aktiv zu werden und ihre Position international zu legitimieren. Dies führt zu militärischen Aktionen sowohl gegen Israel als auch gegen Handels- und Militärschiffe, die mit westlichen Staaten in Verbindung stehen.
Die geopolitische Bedeutung des Jemen
Der Jemen spielt eine zentrale Rolle im internationalen Handel, da er an wichtigen Handelsrouten liegt, die den Indischen Ozean mit dem Mittelmeer verbinden. Dies hat das Interesse globaler Mächte geweckt und ermöglicht es den Houthis, durch Kontrollen in diesen strategischen Gewässern internationalen Einfluss zu gewinnen. Abdel Malik al-Houthi betont, dass die Houthi-Bewegung ein bedeutender Akteur in der Region geworden ist, was zeigt, dass sie trotz ihrer ursprünglichen Größe und Wahrnehmung ernst genommen wird. Die Kontrolle über den Bab al-Mandab, eine der entscheidendsten Wasserstraßen der Welt, gibt den Houthis zudem eine starke Verhandlungsposition gegenüber anderen regionalen und internationalen Akteuren.
Wurzeln und Aufstieg der Houthi-Bewegung
Die Houthi-Miliz, auch bekannt als Ansar Allah, hat ihre Wurzeln in den frühen 2000er Jahren und ist aus einer losen Gruppenbildung um den Gelehrten Hussein al-Huthi hervorgegangen. Nach mehreren Konflikten mit dem jemenitischen Staat hat sich diese Bewegung institutionell gefestigt und ist mit dem Arabischen Frühling 2014 an die Macht gelangt. Die ständig wechselnde politische Landschaft und die militärischen Erfolge gegen Regierungstruppen sowie die Unterstützung durch lokale Stämme haben ihre Position während des Bürgerkriegs weiter gestärkt. Heute sind die Houthis eine bedeutende politische und militärische Kraft im Jemen, die stark von den Prinzipien des Schiitentums geprägt ist.
Aktuelle Herausforderungen und die Einflussnahme auf die Bevölkerung
Die Lebensbedingungen im Jemen sind katastrophal, was zu einem der schlimmsten humanitären Krisen weltweit geführt hat. Obwohl die Houthi-Miliz repressiv auftritt und politische Opposition unterdrückt, ist sie ideologisch tief in den Köpfen der Bevölkerung verwurzelt und hat die Schulbildung sowie Medien kontrolliert. Diese Machtdynamik wird vor dem Hintergrund aktueller Proteste und der Notwendigkeit, interne Konflikte zu deeskalieren, kompliziert. Aufgrund des pro-palästinensischen Engagements im aktuellen Konflikt könnte sich die Unterstützung für die Houthis innerhalb der Bevölkerung wieder festigen, während das internationale Interesse am Jemen stark schwankt.
Huthi-Kämpfer im Jemen drangsalieren Zivilisten, sie überfallen Handelsschiffe im Roten Meer und feuern Raketen auf Israel. Die Ideologie der schiitischen Miliz ist eng mit der blutigen Geschichte des Landes verbunden.
Das erwartet Euch in dieser Folge:
(02:38) Der Jemen – Land der Gegensätze (04:09) Wer sind die Huthi? (08:00) Ende des 9. Jahrhunderts bis 1962: Das Imamat der Zaiditen (11:27) Strategische Verbindungen zum Iran (12:40) Tor der Tränen: Der Jemen und die Handelsrouten vor der Tür (21:20) Die Spaltung in Nord- und Südjemen 1962 (24:15) Vereinigung von Nord- und Südjemen 1990 und Bürgerkrieg 1994 (30:00) Der Arabische Frühling 2011 – und wieder Bürgerkrieg (33:30) 2018/2019: Hunger, Seuchen, Chaos (37:15) Angriffe von USA und Israel als propagandistischer Erfolg der Huthi
Unsere Gäste in dieser Folge:
Jens Heibach ist Politik- und Islamwissenschaftler am Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA-Institut) in Hamburg, Forschung u.a. zu politischem Islam, Saudi-Arabien und dem Jemen.
Alexander Weissenburger ist Islamwissenschaftler. Er schreibt derzeit am Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften seine Doktorarbeit über die Ideologie der Huthi.
Die Macherinnen und Macher dieser Folge:
Host: Jörg Biesler Autor: Christian Röther Regie und Produktion: Thomas Ibrahim Redaktion: Monika Dittrich
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