Simon Toewe, Co-Gründer des Movement Hubs, einer NGO für Graswurzelinitiativen, diskutiert über innovative Ansätze im Kampf gegen rechte Strömungen. Er beleuchtet, wie Demos und taktisches Wählen kombiniert werden können, um die AfD zu schwächen. Außerdem werden die Erfolge und Herausforderungen von Mobilisierungen im Kontext der CSD-Events analysiert. Die Bedeutung von progressiven Allianzen sowie lokalem Handeln gegen Rechtsextremismus wird hervorgehoben und es wird erklärt, wie gemeinschaftliches Organizing zu sozialem Wandel beitragen kann.
CSDs fungieren als essentielle Räume der Solidarität und Sichtbarkeit im Kampf gegen den Rechtsruck, indem sie diverse queere Identitäten vereinen.
Die Wählerstruktur der AfD zeigt eine besorgniserregende Verbreitung über Altersgruppen und Geschlechter, was auf ein tieferes gesellschaftliches Problem hinweist.
Organizing wird als Schlüsselstrategie betrachtet, um kollektiven Druck aufzubauen und progressiven Wandel durch lokale Gemeinschaftsarbeit zu fördern.
Deep dives
Die Bedeutung von CSDs als Widerstand gegen den Rechtsruck
CSDs (Christopher Street Days) spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Rechtsruck, da sie Orte des Zusammenhalts und des sichtbaren Widerstands bilden. Aktivistinnen und Aktivisten aus verschiedenen queeren Identitäten organisieren diese Veranstaltungen, trotz militanten Angriffen von rechts, und zeigen damit, dass sie für ihre Rechte kämpfen. Diese CSDs sollten als entscheidende Arenen betrachtet werden, in denen progressive Allianzen gestärkt werden können. Es wird betont, dass das Engagement und die Solidarität in diesen Räumen von großer Bedeutung sind, um auch anderen zu zeigen, dass der Kampf gegen Diskriminierung und für Gleichheit weitergeführt werden muss.
Analyse der Wählerstruktur der AfD
Die Analyse der Wählerstruktur der AfD zeigt, dass diese Parteien in ländlichen Gebieten und vor allem in Ostdeutschland stärker sind. Die Forschung identifiziert demografische Merkmale wie mittlere bis geringe Bildung und beschreibt AfD-Wähler oft als Menschen, die Migration als ein zentrales Problem betrachten. Themen wie Energiepreise und Inflation sind ebenfalls bedeutende Sorgen für beeindruckende Zahlen von AfD-Anhängern, wobei das Klima weniger als Gefahr wahrgenommen wird. Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist, dass die Wählerbasis nicht nur aus 'alten weißen Männern' besteht, sondern sich mittlerweile auch unter verschiedenen Altersgruppen und Geschlechtern verteilt.
Notwendigkeit langfristiger Strategien im Kampf gegen Rechts
Der Rechtsruck wird nicht als kurzfristiges Phänomen betrachtet, sondern als langfristiger Prozess, der tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Dies erfordert, dass Strategien nicht nur für die unmittelbaren Wahlen, sondern für die kommenden Jahrzehnte entwickelt werden. Historische Muster zeigen, dass die AfD in Regionen mit langer rechter Hegemonie stärker ist, was darauf hinweist, dass bestehende soziale Strukturen über Generationen aufgebaute Untertöne haben. Es wird betont, dass eine grundlegende strategische Neuausrichtung nötig ist, um diese Entwicklungen langfristig zu bekämpfen und progressive Veränderungen zu fördern.
Taktisches Wählen und die Rolle der Medien
Taktisches Wählen wird immer wichtiger, um die Sperrminorität der AfD zu verhindern und progressive Stimmen zu bündeln. In Sachsen wurde dazu aufgerufen, gezielt für die Grünen und Linken zu stimmen, um ihre Präsenz im Landtag zu sichern. Gleichzeitig wird der Einfluss der Medien hervorgehoben, da sie Narrativen und Themen setzen, die das Wählerverhalten beeinflussen können. Die Vorstellung, die Medienberichterstattung aktiv umzupolen, wird als entscheidender Aspekt wahrgenommen, um die öffentliche Meinung und damit die Wahlergebnisse zu steuern.
Organizing als Strategie für progressiven Wandel
Organizing wird als Schlüsselstrategie gesehen, um Menschen entlang gemeinsamer Anliegen zu mobilisieren und das Vertrauen in Institutionen zurückzugewinnen. Der Fokus liegt auf strukturbasiertem Community-Organizing, bei dem lokale Bewohner zusammenkommen, um spezifische Probleme wie hohe Mietpreise zu adressieren. Durch den Aufbau kollektiven Drucks können diese Gruppen ihre Interessen erfolgreich durchsetzen. Das langfristige Ziel ist, eine breitere progressive Basis zu schaffen, die in der Lage ist, Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen und somit die Hegemonie rechter Strukturen zu durchbrechen.
Die "Was tun?"-Crew im Gespräch mit Simon Toewe vom Movement Hub
Demos, taktisches Wählen, Organizing: Kurzfristige und langfristige Strategien müssen zusammen wirken, um die AfD dauerhaft wieder zu schwächen. Mit Simon Toewe, Co-Gründer des Movement Hub, diskutieren Inken und Valenti in dieser Folge "Was tun?" darüber, welche Erfahrungen heute aus den Demos zu Beginn des Jahres bleiben, wie innovative Organizing-Projekte anlaufen und was passiert, wenn in einem Wahlkampf plötzlich an 40.000 Türen geklopft wird. Diese Folge des "Was Tun?"-Podcasts wurde live bei der re:Campaign-Konferenz in Berlin aufgenommen - und dabei kommen auch Hörer:innen mit ihren Fragen und Einsichten zu Wort.
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Disclaimer
Die im "Was tun?"-Podcast geäußerten Meinungen sind die der Beteiligten Moderator*innen und Interviewgäste. Redaktionell verantwortlich sind Inken Behrmann und Valentin Ihßen.
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Über die co-op zwischen Dissens und "Was tun?"
Alle Folgen des "Was tun?"-Podcast laufen jetzt bei Dissens. Warum? Weil ich den Podcast von Inken und Valentin super finde und glaube, dass er auch Euer Leben bereichern kann, deshalb. Bei den vielen Krisen, die wir erleben, ist es nicht nur schwer, den Überblick zu behalten, sondern auch, den Blick dafür zu schärfen, wie sich substantielle politische Veränderung erreichen lassen. Genau darum geht es Inken und Valentin, die mit ihrem Podcast "Was tun?" der Debatte über linke Politstrategien Raum geben.