Die gefährlichen Folgen der nach dem Zweiten Weltkrieg im Meer versenkten Munition stehen im Fokus. Alte Munition beeinträchtigt nicht nur die Meeresumwelt, sondern stellt auch eine Bedrohung für die menschliche Nahrungskette dar. Neueste Forschungsprojekte zielen darauf ab, diese Rückstände sicher zu bergen. Zudem wird die geheimnisvolle Ostsee-Anomalie näher untersucht, die seit Jahren Rätsel aufgibt und verschiedene Theorien inspiriert. Innovative Technologien könnten helfen, die Munitionsproblematik global anzugehen.
Die Altmunition in der Ostsee stellt eine ernsthafte Bedrohung für die marine Umwelt und die Gesundheit der Menschen dar.
Trotz technischer Lösungen bleibt die Bergung der Munition im Meer aufgrund strenger Auflagen und Komplexität eine große Herausforderung.
Deep dives
Die Belastung durch Altmunition im Meer
In der Ostsee liegen schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen Altmunition, was einem Gewicht von etwa 400.000 afrikanischen Elefanten entspricht. Diese Munition wurde größtenteils nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen der Entmilitarisierung im Meer versenkt und bedeutet mittlerweile eine ernsthafte Gefährdung für die Meeresumwelt. Die meisten Versenkungsgebiete sind bekannt, aber es gibt auch unentdeckte Müllhalden, da Fischer oft unter Zeitdruck Munition über Bord warfen. Die Alterung der Munition führt dazu, dass sich Metall zersetzt und gefährliche Stoffe ins Wasser gelangen, was sowohl die marine Tierwelt als auch die menschliche Gesundheit betreffen könnte.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken durch kontaminiertes Wasser
Die Nähe von Munition zu marinen Lebewesen führt zu einer potenziellen Vergiftung der Meeresumwelt, da Sprengstoffe wie TNT in Fischen und Muscheln nachgewiesen wurden. Diese Stoffe gelten als krebserregend und erbgutschädigend, was insbesondere für standorttreue Fische wie Klischen ernsthafte Folgen haben kann. In einer Studie zeigte sich, dass 25 Prozent der Klischen aus kontaminierten Gebieten Lebertumore aufwiesen, während die Tumorrate in unbelasteten Gebieten nur bei 5 Prozent lag. Obwohl die Mengen, die im Moment in Fischen gemessen werden, für Menschen nicht gesundheitsschädlich sind, besteht die Gefahr, dass sich diese Konzentrationen in Zukunft erhöhen.
Aufräumprojekt und technische Herausforderungen
Die Bundesregierung hat 100 Millionen Euro für ein Pilotprojekt zur Bergung und Entsorgung von Altmunition im Meer bereitgestellt, welches mehrere Phasen umfassen soll. Obwohl es technische Lösungen gibt, um die explosive Munition sicher zu bergen, bleibt die Umsetzung aufgrund strenger Auflagen und der Komplexität der Aufgabe eine Herausforderung. Eine Idee besteht darin, eine Entsorgungsplattform auf dem Meer zu entwickeln, auf der Munition direkt verbrannt werden kann. Strategien zur Bekämpfung des Problems müssen entwickelt werden, um die Gefahren für die Umwelt und die Menschen zu minimieren.
Auf dem Boden von Nord- und Ostsee liegt vieles, was dort eigentlich nicht hingehört. Lästigen Müll im Meer zu versenken, war lange Zeit legal. Das galt auch für eine ganz bestimmte Art von Müll, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs möglichst rasch verschwinden sollte: Kriegsmunition. Doch diese Munition beginnt, Probleme zu bereiten – für Lebewesen am Grund, im gesamten Meer und schließlich auch für uns Menschen.
Im neuen ZEIT-Wissenspodcast geht es um die Folgen dieser Verklappung. Reporterin Viola Kiel war auf einem Forschungsschiff auf der Ostsee unterwegs und hat Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei begleitet, wie sie Wege untersuchen, um den Munitionsmüll wieder aus dem Meer herauszuholen.
In seiner Kolumne schaut Christoph Drösser außerdem auf die Frage, was es mit der mysteriösen Ostsee-Anomalie auf sich hat.