Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, setzt sich leidenschaftlich gegen Hunger und Armut ein. Im Gespräch erklärt sie die komplexen Gründe für die Rückkehr von Hunger und die Auswirkungen von Krisen wie der Pandemie und dem Ukraine-Konflikt. Sie hebt hervor, dass es nicht an Lebensmitteln, sondern an deren gerechter Verteilung mangelt. Zudem betont sie die Verantwortung der Industrieländer und die Bedeutung regionaler Lösungen zur Bekämpfung der Hungerkrise und zur Förderung nachhaltiger Praktiken.
Die Rückkehr des Hungers weltweit wird durch Krisen wie Klimawandel, Pandemie und geopolitische Konflikte wie den Krieg in der Ukraine verstärkt.
Es gibt genug Lebensmittel auf der Welt, doch die ungleiche Verteilung und fehlende gerechte Verteilungsmechanismen verschärfen die Hungerkrise.
Eine nachhaltige Landwirtschaft und die Unterstützung lokaler Kleinbauern sind entscheidend, um die globale Ernährungssicherheit zu verbessern und den Hunger bis 2030 zu beenden.
Deep dives
Die Verbindung von Hunger und individuellem Verhalten
Das Essen spielt eine zentrale Rolle in der Gesellschaft und wird oft mit moralischen Aspekten verbunden, insbesondere in Bezug auf Hunger in anderen Teilen der Welt. Die Diskussion darüber, ob das eigene Essverhalten einen Einfluss auf die Hungerkrise hat, wird als komplex dargestellt. Es wird argumentiert, dass das leere Essen des eigenen Tellers nicht die Ursachen des Hungers in Afrika behebt und dass viele Generationen, die hungrig waren, diese Thematik anders wahrgenommen haben. Letztlich führt dieses Thema zu einem Gefühl von Schuld und Entfremdung, wenn es darum geht, die Verantwortung für globale Hungersnöte zu verstehen und anzugehen.
Die globale Hungerkrise und ihre Ursachen
Die derzeitige globale Hungerkrise wird durch eine Vielzahl von Krisen verstärkt, darunter der Klimawandel, die COVID-19-Pandemie und geopolitische Konflikte wie der Krieg in der Ukraine. Diese Krisen haben Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und Verteilung von Nahrungsmitteln, was zu einem zunehmenden Hunger in mehreren Regionen führt. Der Mangel an gerechten Verteilungsmechanismen für Lebensmittel wird als Hauptursache für die gegenwärtige Situation angesehen, da genug Lebensmittel vorhanden sind, ihre Verteilung jedoch ungleich ist. Es wird erkannt, dass eine nachhaltige und gerechte Lösung notwendig ist, um den Hunger nachhaltig zu bekämpfen.
Der Einfluss der Landwirtschaft auf Hunger
Die Diskussion über die Landwirtschaft beleuchtet die komplexen Beziehungen zwischen Preisen, Nahrungsmittelproduktion und Hunger. Es besteht die Notwendigkeit, Anbaumethoden zu adaptieren, um den klimatischen Veränderungen standzuhalten und eine nachhaltige Nahrungsmittelversorgung zu gewährleisten. Stefan Schmidt und Svenja Schulze argumentieren, dass die Akzeptanz von biologisch angebauter Nahrung und einer diversifizierten Landwirtschaft für den globalen Süden entscheidend ist, um die Ernährungssicherheit zu verbessern. Zudem wird betont, dass ein Umdenken in der Landwirtschaft notwendig ist, um die Abhängigkeit von großen Agrarunternehmen zu reduzieren und lokalen Kleinbauern zu helfen.
Die Rolle der politischen Handlungsfähigkeit
Die politische Handlungsfähigkeit ist entscheidend, um die Hungerkrise und die damit verbundenen Probleme wirksam anzusprechen. Es wird hervorgehoben, dass Politiker in der Lage sind, Veränderungen herbeizuführen und auch auf Krisen direkt zu reagieren. Die Verbindung zwischen globalen Ernährungssicherheitsstrategien und der Notwendigkeit, mit internationalen Partnern zu diskutieren, wird betont, um langfristige Lösungen zu finden. Es wird auch auf die Wichtigkeit von finanzieller Unterstützung für Programme, die Kleinbauern fördern und die Resilienz gegen Klimaänderungen stärken, hingewiesen.
Zukunftsvisionen für eine hungerfreie Welt
In der Diskussion wird eine visionäre Betrachtung der zukünftigen Entwicklung angestellt, die darauf abzielt, den Hunger bis 2030 zu beenden. Der Fokus liegt auf der Förderung nachhaltiger Landwirtschaft, der Reduzierung von Fleischkonsum und der Unterstützung lokaler Produktion in ärmeren Ländern. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit betont, Bildung und Bewusstsein für gesunde Ernährung in den Verbrauchermärkten zu fördern. Die Idee, dass man langfristig positive Veränderungen durch gemeinschaftliche Anstrengungen und Strategieentwicklung erzielen kann, steht im Zentrum dieser Überlegungen.
Der Hunger ist zurück. Dabei war die Menschheit schon auf einem guten Weg, ihn zu besiegen. Was da passiert ist und wer wie helfen kann – darüber reden wir mit Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze.
Dass weltweit wieder immer mehr Menschen hungern müssen, liegt an einer Verkettung von Krisen. In der Pandemie führten Dürren zu Missernten, die schlimm genug wären. Und der russische Überfall auf die Ukraine verstärkt die Energie- und Wirtschaftskrise, Inflation und den Weizen- und Düngermangel. Was tun, damit der Fortschritt von Jahrzehnten nicht verloren geht – fragen wir Svenja Schulze, die Bundesentwicklungsministerin in der zweiten Folge von "Auch das noch?"
Sie erklärt, warum wir den Hunger auf der Welt nicht hinnehmen müssen. Warum es auf der Welt eigentlich nicht an Lebensmittel fehlt. Und was ihr Hoffnung – und trotz alledem auch gute Laune – macht.
In jeder Folge des Podcasts "Auch das noch?" sprechen ZEIT-Politikredakteurin Petra Pinzler und Wissenschaftsredakteur Stefan Schmitt über eine Krise der Gegenwart: Es geht um die Klimakrise, das Artensterben, die Energiekrise und Kriege. Jedes Mal hilft eine Expertin oder ein Experte dabei zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Nicht um zu verzweifeln, sondern weil Verstehen ja der erste Schritt zur Lösung ist. Und um Lösungen geht es natürlich auch.
Ende April 2022 sprach Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) im Interview mit dem Handelsblatt ausführlich über "Hunger als Waffe" und ihre Befürchtungen einer globalen Ernährungskrise. Im Mai 2020 hatte Schulze (damals noch Bundesumweltministerin) den "politischen Fragebogen" der ZEIT beantwortet.
Vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) stammt das Gutachten "Landwende im Anthropozän" (2020) (PDF), in dem vom "Trilemma der Landnutzung" die Rede ist: "Klimakrise, Krisen des Ernährungssystems und der Biodiversität".
Zum UN-Report über den Hunger in der Welt sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus: "Jedes Jahr sterben elf Millionen Menschen wegen ungesunder Ernährung. Mit steigenden Lebensmittelpreisen wird das nur schlimmer werden."
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