Diese Folge beleuchtet den erschütternden Fall von Marcus Omofuma, einem nigerianischen Schubhäftling, der während seiner Abschiebung ums Leben kam. Experten diskutieren die Herausforderungen bei der Obduktion und die Verantwortung der Polizei. Insbesondere wird auf die verheerenden Auswirkungen von Polizeigewalt und die mangelnde politische Verantwortung eingegangen. Zudem wird die kritische Zusammenarbeit zwischen Gerichtsmedizinern und der Polizei unter die Lupe genommen. Missbräuche und Reformbedarfe im Polizeiwesen werden ebenfalls thematisiert.
Der Tod von Marcus Omofuma ist ein prägnantes Beispiel für staatliche Gewalt und hat die öffentliche Diskussion über Polizeigewalt in Österreich stark beeinflusst.
Die Schwierigkeiten bei der Obduktion von Omofuma werfen Fragen zur Validität von Gutachten und zur Verantwortung der Exekutive auf.
Deep dives
Die Rolle des Gerichtsmediziners
Ein Gerichtsmediziner arbeitet hauptsächlich für Juristen und befasst sich mit der Klärung von Todesursachen, insbesondere bei Fällen, die gewaltsamen Todes aufzeigen. Diese Fachleute müssen die Umstände eines Todesfalls genau analysieren und feststellen, ob eine Fremdeinwirkung vorlag oder nicht. Ihre Einschätzungen sind entscheidend, da sie den Richtern als Grundlage für ihre juristischen Entscheidungen dienen. Auch die Beurteilung der Zurechnungsfähigkeit von Tätern kann zu den Aufgaben eines Gerichtsmediziners gehören, was zusätzlich die Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz erfordert.
Der Fall Omo Fuma
Markus Omo Fuma war ein nigerianischer Abgeschobener, der während seiner Abschiebung im Flugzeug starb. Als er sich gegen die Rückführung wehrte, wurde er mit Gurten am Sitz fixiert und sein Mund mit Klebeband verklebt, was zu einer äußerst belastenden Situation für ihn führte. Zeugen berichteten von seiner qualvollen Behandlung und dem Widerstand gegen die Staatsgewalt, was letztlich zu seinem Tod führte. Der Fall erregte großes öffentliches und politisches Interesse und führte zu verschiedenen Meinungen über die Verantwortlichkeit der beteiligten Exekutivbeamten.
Schwierigkeiten bei der Obduktion
Die Obduktion von Omo Fuma war besonders herausfordernd, da wichtige Untersuchungen, wie die Analyse des Sauerstoffgehalts im Blut, verloren gingen, was die Feststellung der Todesursache erschwerte. Der Gerichtsmediziner stellte zwar fest, dass Omo Fumas obere Atemwege durchgängig waren, dennoch ließ sich nicht nachweisen, ob er tatsächlich erstickt war. Zusätzlich fand man Hinweise auf eine mögliche Herzmuskelerkrankung, die ebenfalls zu seinem Tod beigetragen haben könnte. Dies führte dazu, dass keine eindeutige Ursache für seinen Tod festgestellt werden konnte, was sowohl juristisch als auch in der Öffentlichkeit für Verwirrung sorgte.
Politische und gesellschaftliche Reaktionen
Die Reaktionen auf den Fall Omo Fuma waren stark von politischen und gesellschaftlichen Perspektiven geprägt, wobei verschiedene Gruppen unterschiedliche Deutungen der Ereignisse lieferten. Einige sahen in Omo Fumas Tod ein Beispiel für rassistische Polizeigewalt, während andere die Verantwortung auf die Umstände und seine gesundheitliche Verfassung schoben. Der Prozess führte zu milde Urteilen gegen die beteiligten Polizisten, was viele als Ungerechtigkeit empfanden und die Diskussion über Polizeigewalt und die Rechte von Migranten weiter anheizte. Dies führte zu Forderungen nach Reformen und einer besseren Aufklärung über die Behandlung von Flüchtlingen und Migranten durch die Polizei.
In dieser Folge von “Klenk+Reiter” geht es um einen der schlimmsten Polizeiskandale der jüngeren österreichischen Geschichte: den Tod von Marcus Omofuma im Jahr 1999.
Gerichtsmediziner Dr. Christian Reiter und FALTER-Chefredakteur Florian Klenk arbeiteten damals beide am Fall Omofuma. Hier sprechen sie über Reiters umstrittenes Gutachten, über Gewalt von staatlicher Hand und welche Veränderungen es seit dem Tod Omofumas in der österreichischen Exekutive gegeben hat.