Künstliche Intelligenz in 2025: „Mathematik ist generierbar – Gefühl nicht“
Jan 10, 2025
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Philipp Herzig, KI-Chef bei SAP, diskutiert die Zukunft der Künstlichen Intelligenz und sieht diese nicht bloß als Hype. Er spricht darüber, wie Unternehmen mit KI ihre Effizienz steigern können, ohne zwangsläufig Arbeitsplätze abzubauen. Herzig betont die Bedeutung der menschlichen Emotionen in der KI-generierten Musik und erklärt, warum SAP auf große Sprachmodelle verzichtet. Zudem beleuchtet er die Herausforderungen europäischer KI-Startups im Wettbewerb mit großen Tech-Konzernen und die strategische Nutzung von KI zur Produktivitätssteigerung.
Die Integration von über 100 generativen KI-Anwendungen bei SAP zeigt, dass Unternehmen KI erfolgreich zur Effizienzsteigerung nutzen können.
Chinesische Unternehmen entwickeln bemerkenswerte KI-Modelle, was den Druck auf europäische und amerikanische Firmen erhöht, innovativ zu bleiben.
Die Diskussion über KI-Agenten hebt das Potenzial zur Automatisierung von Geschäftsprozessen hervor, während die Auswirkungen auf die Arbeitskräfte unklar bleiben.
Deep dives
SAPs Fortschritte in der generativen KI
SAP hat innerhalb eines Jahres mehr als 100 generative KI-Anwendungen in seine Produkte integriert, was die Fachleute des Unternehmens anfangs überraschte, als ChatGPT populär wurde. Obwohl SAP kein eigenes Sprachmodell anbietet, hat die Strategie, mit Partnern wie Meta, Nvidia und Microsoft zusammenzuarbeiten, dazu beigetragen, eine konsistente Architektur für die verschiedenen Anwendungen zu entwickeln. Diese Integration ermöglicht es, eine einheitliche Plattform für alle Services zu schaffen, was die Effizienz und Nutzererfahrung verbessert. SAP glaubt, auf einem guten Weg zu sein, um seinen Kunden durch den Einsatz von KI Produktivitätsgewinne zu ermöglichen und die Gesamtleistung ihrer Produkte zu optimieren.
Globale KI-Trends und der Wettbewerb
Ein bemerkenswerter Trend in der globalen KI-Landschaft ist der Wettbewerbsdruck, insbesondere durch chinesische Unternehmen, die verblüffende Fortschritte bei der Entwicklung eigener KI-Modelle zeigen. Dies geschieht trotz US-Sanktionen, die darauf abzielen, den technologischen Abstand zur Konkurrenz zu vergrößern. Die Analyse von Leistungsdaten in Blindtests zeigt, dass chinesische KI-Modelle oft besser abschneiden, was Bedenken darüber aufwirft, ob europäische und amerikanische Unternehmen im Wettrennen um KI-Innovation abgehängt werden können. Ein wichtiger Aspekt dieser Entwicklung ist die Fähigkeit, KI-Modelle effizient zu trainieren und mit weniger Ressourcen voranzutreiben, was die gesamte Branche beeinflussen könnte.
Herausforderungen der KI-Entwicklung
Die Diskussion über das Fortschrittspotenzial der KI dreht sich auch um die Frage, ob ein Plateau erreicht wurde oder ob neue architektonische Ansätze benötigt werden, um die Leistung der Modelle zu steigern. Ein wachsendes Interesse gilt dem sogenannten 'Reasoning', dem Verständnis von KI, komplexe Gedanken wie Menschen zu formulieren. Auch die Entwicklung von Weltmodellen, die es KI ermöglichen, in 3D-Umgebungen zu lernen, ist ein spannendes Thema, das möglicherweise neue Lernmethoden nachahmt. Dabei bleibt die Herausforderung bestehen, dass KI-geführte Lernprozesse oft noch hinter der menschlichen Lernfähigkeit zurückliegen.
Europäische KI-Startups und deren Zukunft
In Europa wird das Potenzial von KI-Startups wie Mistral und Aleph Alpha genau beobachtet, wobei die Frage im Raum steht, ob diese Unternehmen mit großen Tech-Konzernen konkurrieren können. Viele dieser Firmen haben ihre Strategien geändert und konzentrieren sich nun auf spezifische Anwendungen, da sie im Wettbewerb um große Sprachmodelle nicht mithalten können. Diese Anpassungen führen jedoch oft zu einem langsameren Wachstum und weniger Skalierbarkeit im Geschäftsmodell. Während diese Unternehmen weiterhin versuchen, im KI-Sektor Fuß zu fassen, könnte es erforderlich sein, dass einige von ihnen als Übernahmeobjekte angesehen werden, um in der konkurrenzbetonten Landschaft zu überleben.
KI-Agenten und Produktivität
Die Diskussion über KI-Agenten deutet auf ein Potenzial in der Automatisierung von Geschäftsprozessen hin, da diese Agenten spezifische Aufgaben übernehmen und Unternehmen helfen könnten, die Effizienz zu steigern. Einige Unternehmen haben bereits damit begonnen, diese Technologie großflächig zu implementieren, um die Produktivität zu erhöhen. Jedoch ist es entscheidend, zu prüfen, ob der Einsatz von Künstlicher Intelligenz tatsächlich zu einer Senkung der Arbeitskosten führt oder ob sie neue Geschäftsmodelle schafft, die eine andere Art von Arbeitskräften erfordern. Viele Unternehmen stehen weiterhin vor der Herausforderung, KI-Lösungen effektiv zu integrieren und den tatsächlichen Nutzen in ihren Geschäftsprozessen zu erfassen.
Auch 2025 ist Künstliche Intelligenz ein beherrschendes Thema. Für manche ist es nur ein Hype, andere sind sich sicher: Die fünfte industrielle Revolution steht kurz bevor. Grund genug, mit unserer Handelsblatt KI-Reporterin Larissa Holzki im ersten Teil der Folge zu diskutieren, an welchem Punkt in der Geschichte wir gerade stehen.
Im zweiten Teil fragt Larissa Holzki selbst nach. Und zwar einen, der es wissen muss: Philipp Herzig ist KI-Chef von SAP. Ihn beeindruckt der Hype erst einmal nicht. Herzig will eher überzogene Erwartungen in Geschäftsmodelle für SAP übersetzen – und damit in bares Geld.
Im Podcast erklärt er, wie Unternehmen mittels KI ihre Geschäftsbücher schneller schließen oder ihren Cashflow optimieren. Und wie SAP selbst wertvolle Industriedaten in die eigenen Produkte integriert.
Herzig steht KI auch kritisch gegenüber: „Wir müssen die Kirche mal im Dorf lassen“, sagt er. Weniger Mitarbeiter für die gleiche Arbeit? Eine „theoretische Frage“. Nur weil die Effizienz von Arbeit durch KI steigt, so Herzig, bräuchten Unternehmen nicht automatisch weniger Arbeitskräfte. Neben der Produktivität steige auch die Nachfrage, immer mehr Transaktionen finden gleichzeitig statt. Ein Wasserbett-Effekt.
Und trotzdem glaubt Herzig: „Es wird eine Revolution geben.“ Bei aller Bodenständigkeit. Warum das so ist – diese Frage beantwortet Herzig im aktuellen Podcast von Handelsblatt Disrupt. Der promovierte Informatiker erzählt aber auch, warum „Musik Mathematik plus Gefühl ist“. Und wieso SAP lieber auf die Produkte von Open AI und Co. zurückgreift, statt ein eigenes Sprachmodell zu entwickeln.
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