Israel nach dem Geiseldeal: Zwischen Wut, Hoffnung und Bangen
Jan 17, 2025
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Moritz Baumstieger, Nahostkorrespondent der Süddeutschen Zeitung, berichtet aus Tel Aviv über die politischen Spannungen rund um den Geiseldeal zwischen Israel und der Hamas. Er diskutiert die lange erwartete Waffenruhe von 42 Tagen und die emotionalen Herausforderungen der Geisel-Familien, die zwischen Hoffnung und Angst schwanken. Baumstieger beleuchtet die divergierenden Meinungen im israelischen Sicherheitskabinett unter Netanyahu und die gemischten Reaktionen im Gazastreifen: Jubel und Sorgen über potenzielle Machtverschiebungen.
Die Einigung zwischen Israel und der Hamas über Waffenruhe und Geiselfreilassungen führt zu gemischten Gefühlen von Hoffnung und Besorgnis in der israelischen Gesellschaft.
Die politische Debatte in Israel über den Geiseldeal offenbart eine tiefe Kluft innerhalb der Regierung, die sowohl Unterstützung als auch klare Rücktrittsdrohungen beinhaltet.
Deep dives
Waffenruhe und Geiseldeal zwischen Israel und Hamas
Israel und die Hamas haben eine Waffenruhe sowie einen Geiseldeal vereinbart, der die Kampfhandlungen für 42 Tage stoppen und die Freilassung von 33 Geiseln ermöglichen soll. Diese Entwicklung sorgt insbesondere bei den Familien der Geiseln für Hoffnungen, die seit langer Zeit auf diese Entscheidung gewartet haben. Trotz dieser Einigung war die Zustimmung des israelischen Sicherheitskabinetts ungewiss, da einige Minister, wie Itamar Ben-Gvir, klare Rücktrittsdrohungen ausgesprochen haben, falls der Deal in Kraft tritt. Die ungewisse politische Lage führt zu einer Mischung aus Hoffnung und Besorgnis bei den Angehörigen und der israelischen Gesellschaft insgesamt.
Politische Debatte in Israel über den Deal
Die politischen Reaktionen auf den Geiseldeal in Israel sind stark umstritten, wobei Ministerpräsident Netanyahu den Deal als Zeichen der Stärke verkauft, während seine Koalitionspartner den Verhandlungsprozess als Schwäche werten. Rechtsextreme Minister äußern Bedenken über die Freilassung von verurteilten Terroristen während des Deals, was zu einer gespaltenen Meinungslandschaft in der Regierung führt. Vor allem die angekündigten Rücktritte der Minister setzen die Stabilität der israelischen Regierung zusätzlich aufs Spiel. Während einige politische Akteure den Deal unterstützen, um schnell zu helfen, fürchten andere, dass dies die Sicherheitslage gefährden könnte.
Reaktionen in Gaza und humanitäre Hilfe
Die Reaktionen aus dem Gazastreifen auf die Einigung zeigen eine Mischung aus Jubel und Erleichterung, wobei viele Bewohner auf bessere Lebensbedingungen hoffen. Die Einigung ist auch mit der Aussicht auf mehr humanitäre Hilfe verbunden, was die Aussicht auf eine schrittweise Rückkehr zu Normalität für viele Zeltbewohner bedeuten könnte. Dennoch bleibt die Sorge bestehen, dass die Hamas, die durch diesen Deal gestärkt werden könnte, ihre Kontrolle über den Gazastreifen wieder festigen wird. Bilder von Jubelfeiern verdeutlichen, dass trotz der Unsicherheiten viele Menschen die Vereinbarung als einen potenziellen Sieg feiern, während die Situation für Israel angespannt bleibt.
Monatelang haben die Verhandler versucht eine Einigung zwischen Israel und der Hamas über einen Waffenstillstand im Gazastreifen und eine Rückkehr der Geiseln zu erzielen. Am Freitag hat dann das israelische Sicherheitskabinett dem Vorschlag zugestimmt. 42 Tage sollen in einer ersten Phase die Waffen im Gazastreifen ruhen und 33 Geiseln freikommen.
Die Angehörigen der Geiseln und die Menschen im Gazastreifen hoffen seit Langem auf diese Einigung, sie stand aber bis zuletzt auf der Kippe. Lange hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Einigung blockiert, zuletzt weigerten sich seine rechtsextremen Koalitionspartner, dem Deal zuzustimmen.
Über diese politische Debatte in Israel spricht in dieser Folge Moritz Baumstieger, der für die SZ über den Nahen Osten berichtet.
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