Günther Oberhollenzer über Emotionen in Ausstellungen
Sep 30, 2021
auto_awesome
Günther Oberhollenzer ist ein erfahrener Kurator des Esselmuseums und der Landesgalerie Niederösterreich, dessen Buch „Die Liebe zur Kunst“ bald in dritter Auflage erscheint. Er spricht über die emotionale Kraft der Kunst und wie sie als Grundnahrungsmittel für die Seele fungiert. Oberhollenzer teilt seine persönlichen Erfahrungen und die Herausforderungen der inklusiven Ausstellungsgestaltung. Er hebt die Bedeutung von Empathie in der Kunstvermittlung hervor und diskutiert, wie Kunst Identität und Vorurteile reflektieren kann.
Günther Oberhollenzer betont, wie wichtig Empathie und Kommunikation für die Beziehung zwischen Kuratoren, Künstlern und dem Publikum sind.
Der Zugang zu Kunst sollte für alle Besucher zugänglich gestaltet werden, um Barrieren abzubauen und die Kunstvermittlung zu stärken.
Emotionen spielen eine zentrale Rolle in der Kunstwahrnehmung, weshalb eine ehrlichere und emotionalere Sprache in der Kunstkritik erforderlich ist.
Deep dives
Die Rolle des Kurators
Ein Kurator kombiniert inhaltliche Kompetenz mit organisatorischer Fähigkeit, um spannende Ausstellungen zu konzipieren. Neben der Kunstgeschichte spielt auch der Bereich Kulturmanagement eine entscheidende Rolle, da Kuratoren viele organisatorische Aufgaben bewältigen müssen. Diese umfassen alles von Zeitplänen über Budgets bis hin zum Aufbau und der Wartung von Beziehungen zu Künstlern. Empathie und Kommunikationsfähigkeiten sind ebenfalls wichtig, um einen Dialog mit Künstlern und Publikum zu ermöglichen, was zu lebendigen Ausstellungserlebnissen führt.
Die Vielfalt der Kunstvermittlung
Kunstvermittlung ist ein essentieller Bestandteil der Museumsarbeit, der oft in der Ausstellungsgestaltung frühzeitig berücksichtigt werden sollte. Der Zugang zu Kunst muss so gestaltet werden, dass er für alle interessierten Besucher zugänglich ist, und nicht nur für Kunstexperten. Eine stärkere Berücksichtigung von Kunstvermittlung kann dazu beitragen, Barrieren abzubauen und mehr Menschen anzusprechen. Dies bedeutet, dass auch die sprachlichen und visuellen Elemente einer Ausstellung überdacht und gegebenenfalls vereinfacht werden müssen.
Emotion und zeitgenössische Kunst
Emotion spielt eine entscheidende Rolle in der Wahrnehmung von zeitgenössischer Kunst, jedoch wird oft eine analytische und distanzierte Sprache in der Kunstkritik verwendet. Diese Herangehensweise kann dazu führen, dass die emotionalen Qualitäten von Kunstwerken verloren gehen, während sie für das Publikum oft eine zentrale Rolle spielen. Es wird diskutiert, wie Kunstkritiker und Kuratoren emotionaler über zeitgenössische Kunst reden könnten, um das Publikum besser zu erreichen. So kann die Begegnung mit Kunst zu einer Singulären, persönlichen Erfahrung werden, die über reine Informationsvermittlung hinausgeht.
Der Prozess der Ausstellungsgestaltung
Der Prozess der Ausstellungsgestaltung ist dynamisch und kann sich über lange Zeiträume hinweg entwickeln, wobei der Austausch mit Künstlern eine entscheidende Rolle spielt. Kuratoren initiieren zuerst ein Konzept, das sich im Dialog mit Künstlern weiterformt und manchmal auch grundlegend verändert. Ein Beispiel hierfür ist eine Ausstellung über Flucht und Migration, die über drei Jahre unter Einbeziehung zeitgenössischer künstlerischer Stimmen geplant wurde. Es ist wichtig, flexible Elemente innerhalb des kuratorischen Rahmens zu halten, um auf die kreativen Antworten der Künstler einzugehen.
Die Bedeutung des physischen Kunsterlebnisses
Das physische Erlebnis im Museum, vor Originalwerken zu stehen, ist für viele eine unvergleichliche Erfahrung und trägt zur Wertschätzung der Kunst bei. Digitale Angebote sind wichtig, ersetzen jedoch nicht die Immersion in den analogen Raum, wo das Werk direkt erfahrbar ist. Ein Beispiel für diese Erfahrung war eine Ausstellung, in der nur zwei Werke gezeigt wurden und die Besucher eine halbe Stunde mit ihnen verbringen durften, was zu tiefen persönlichen Reflexionen führte. Solche Inszenierungen helfen Besuchern, eine intensivere Verbindung zu Kunst aufzubauen und die Wahrnehmung von einzelnen Werken zu schärfen.
"Für mich ist Kunst schon ein Grundnahrungsmittel", sagt Günther Oberhollenzer, und unsere Herzen öffnen sich. Hier haben wir es mit einem sensiblen, offenen, sich verletzlich zeigendem Kurator zu tun, dessen Buch "Die Liebe zur Kunst" bald in die dritte Auflage geht.
Wer ist Günther, was hat er bisher gemacht, und woher kommt seine Leidenschaft für Künstler*innen und Ausstellungsmacherei?
Diese Folge ist gefördert von der Stadt Wien Kultur, sowie durch eine Förderung des Landes Niederösterreich. Ebenfalls danken wir wendy.network für die Unterstützung, sowie audiamo.plus
Remember Everything You Learn from Podcasts
Save insights instantly, chat with episodes, and build lasting knowledge - all powered by AI.