Manfred Krenn, Arbeitssoziologe mit Fokus auf Investoren im Pflegebereich, und Christine Ecker, Managerin von 14 Pflegeheimen des Arbeiter Samariterbundes, erörtern die großen Herausforderungen in der Altenpflege. Sie thematisieren die Missstände durch profitgetriebenes Wirtschaften und zeigen auf, wie Shareholder-Orientierung die Qualität der Pflege beeinträchtigt. Außerdem wird die Notwendigkeit hervorgehoben, die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte zu verbessern, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und jungen Menschen den Pflegeberuf schmackhaft zu machen.
Die Altenpflege leidet systematisch unter Profitmaximierung, was zu einer signifikanten Verschlechterung der Pflegequalität führt.
Die Überlastung des Pflegepersonals resultiert in gefährlicher Pflege, die die Sicherheit der Bewohner in vielen Einrichtungen gefährdet.
Eine ineffiziente öffentliche Finanzierungsstruktur trägt zur unzureichenden Personalausstattung bei, was wiederum die Pflegequalität stark beeinträchtigt.
Deep dives
Profit und Not in der Altenpflege
Die Altenpflege steht vor großen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Profitabilität und die sich daraus ergebenden Qualitätsprobleme. In der Recherche wurden zahlreiche Missstände in Pflegeheimen des Marktführers Senecura dokumentiert, wobei spezifische Fälle aus mehreren Einrichtungen aufgezeigt wurden. Dies zeigt, dass die Notlage im Pflegebereich nicht nur ein Einzelfensterproblem darstellt, sondern systematisch in der Branche verbreitet ist. Insbesondere finanzielle Anreize führen häufig dazu, dass die Pflegequalität leidet, da Betreiber versuchen, Kosten zu minimieren, um den Gewinn zu maximieren.
Pflegenotstand und Menschenrechtsverletzungen
Die Forschung hat ergeben, dass der Pflegenotstand in Österreich gravierende Auswirkungen auf die Menschlichkeit der Pflege hat. Studien und Berichte von der Volksanwaltschaft belegen, dass in vielen Einrichtungen gegen die Menschenrechte verstoßen wird, was eine alarmierende Entwicklung in der Pflege darstellt. Die Tatsache, dass Pflegekräfte oft mit Überlastung konfrontiert sind, lässt zudem die Gefahr von gefährlicher Pflege steigen, was die Sicherheit der Bewohner gefährdet. Es zeigt sich, dass bei vielen Heimen eine heikle Situation herrscht, die sowohl vom Personal als auch von den Bewohnern massive Beschwerden verursacht.
Der Einfluss von Investoren auf die Pflegequalität
Ein zentraler Aspekt der Diskussion ist der Einfluss von profit-orientierten Investoren auf die Qualität der Pflege. Shareholder-orientierte Unternehmen kreditorisieren hohe Renditen und fördern somit Praktiken, die oft zu Lasten der Pflegequalität gehen. In Österreich wird der Pflegesektor als lukrativer Markt angesehen, und ausländische Investoren suchen gezielt nach Möglichkeiten, in diesen Bereich zu investieren. Diese Tendenz führt jedoch dazu, dass kritische Ressourcen abgezogen werden, während das Pflegepersonal unter Druck setzt, was die Versorgung der Senioren weiter beeinträchtigt.
Unzureichende Finanzierung und mangelnde Transparenz
Die unzureichende öffentliche Finanzierungsstruktur ist ein großes Hindernis für die Qualität in der Altenpflege. Es wird deutlich, dass Geld vorhanden ist, jedoch oft ineffizient verteilt wird, was den Eindruck einer Finanznot im Pflegebereich erweckt. Dies hat zur Folge, dass ein Großteil der Pflegeheime einen äußerst niedrigen Personalschlüssel haben, was die Pflegequalität in den Einrichtungen in Frage stellt. Zudem gibt es kaum Transparenz darüber, wie Gelder verwendet und verteilt werden, was die öffentlich verantwortliche Gestaltung der Pflege erschwert.
Kultur und Führung in Pflegeheimen
Die Führungsstile und die Unternehmenskultur in Pflegeeinrichtungen spielen eine entscheidende Rolle für die Arbeitsbedingungen und die Qualität der Pflege. Positive Beispiele zeigen, dass ein menschenorientierter Ansatz in der Organisation zu einer verbesserten Mitarbeitermotivation und einer höheren Pflegequalität führt. Der Austausch zwischen dem Personal und der Heimleitung ist wichtig, um Missstände frühzeitig zu identifizieren und zu beheben. Um die Herausforderungen in der Pflege zu bewältigen, ist es unerlässlich, die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal zu verbessern und sie wertzuschätzen.
Beim DOSSIER-Hinterzimmer sprechen wir mit unseren Gästen über das Thema des aktuellen DOSSIER-Magazins »Profit und Not in der Altenpflege«
Am 16. April fand das DOSSIER-Hinterzimmer in der Roten Bar des Wiener Volkstheaters statt. Vor vollem Haus haben wir über das Thema der aktuellen Ausgabe des DOSSIER-Magazins gesprochen: »Profit und Not in der Altenpflege«.
Zu Gast waren: Manfred Krenn, Arbeitssoziologe beim Wissenschaftsnetz; Christine Ecker, Managerin von 14 Pflegeheimen des Arbeiter Samariterbunds; und DOSSIER-Redakteurin Julia Herrnböck, die das aktuelle Magazin federführend recherchiert hat. Bei dem heiklen Thema ging es am Podium durchaus hitzig zur Sache.
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