4B und #boysober - So ziehen sich Frauen von Männern zurück
Oct 4, 2024
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Katrin Erdmann, Korrespondentin aus Tokio und Expertin für die feministische 4B-Bewegung in Südkorea, spricht über den radikalen Rückzug von Frauen von Männern. Die Bewegung fordert Gleichstellung und Selbstwert, während sie Schönheitsideale hinterfragt. Zudem thematisiert sie die wirtschaftlichen Herausforderungen, die junge Familien an der Gründung hindern, und die tiefen Geschlechterspannungen im Land. Erdmann beleuchtet den aktuellen Feminismus in Südkorea sowie die Veränderungen im Arbeitsalltag und die Schwierigkeiten für Frauen in Führungspositionen.
Die 4B-Bewegung in Südkorea ermutigt Frauen, sich von traditionellen Männerrollen zu distanzieren und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Ökonomische Belastungen und gesellschaftlicher Druck auf Frauen führen zu einer der niedrigsten Geburtenraten weltweit und verstärken den Kampf um Gleichberechtigung.
Deep dives
Aufstieg der 4B-Bewegung
Die 4B-Bewegung in Südkorea fordert Frauen auf, sich von traditionellen männlichen Rollen zu distanzieren, indem sie auf Dating, Sex, Heirats- und Kinderwunsch verzichten. Die Bewegung hat ihre Wurzeln in einer radikal-feministischen Initiative, die 2019 ins Leben gerufen wurde, nachdem ein brutaler Mord an einer Frau 2016 auf die gefährliche Wahrnehmung des weiblichen Geschlechts aufmerksam machte. Initiativen wie "Raus aus dem Korsett" haben ebenfalls dazu beigetragen, Schönheitsnormen und Erwartungen zu hinterfragen, indem sie Frauen ermutigen, natürliche Schönheit zu akzeptieren. Diese Veränderungen heben die starke Diskrepanz zwischen traditionellen Geschlechterrollen und aktuellen feministischen Bestrebungen hervor, in einer Gesellschaft, die weiterhin auf alte Werte besteht.
Geringe Geburtenraten und gesellschaftlicher Druck
Südkorea steht vor einer der niedrigsten Geburtenraten weltweit, was zum Teil auf wirtschaftliche Faktoren zurückzuführen ist. Junge Frauen sind oft hochqualifiziert, aber kämpfen mit hoher Arbeitslosigkeit und den finanziellen Belastungen einer Hochzeit, die nach wie vor eine Voraussetzung für Kinder ist. Zudem gibt es eine nationalistischer Diskurs, der Frauen unter Druck setzt, Kinder zu bekommen, um der Allenfallsquote entgegenzuwirken. Diese Herausforderungen verhindern, dass Frauen in einen traditionellen Lebensstil zurückkehren, während der Bedarf an Gleichberechtigung und politischer Mitbestimmung weiter wächst.
Kritik an Geschlechterungleichheit
Die gesellschaftliche Entwicklung in Südkorea hinkt der wirtschaftlichen hinterher, was sich in einem Gender Gap Report widerspiegelt, der das Land auf Platz 105 von 146 setzt. Frauen sind in Führungspositionen stark unterrepräsentiert, und die Lohnunterschiede sind erheblich, mit 30 Prozent weniger für Frauen im Vergleich zu Männern. Das Missverhältnis zwischen Bildung und Karrierechancen führt zu einer Unzufriedenheit unter Frauen, die hochqualifiziert sind, aber keine angemessenen Arbeitsplätze finden. Hinzu kommt Misstrauen gegenüber Männern aufgrund von Vorfällen mit sexueller Belästigung und Überwachung, was das Bedürfnis nach Gleichberechtigung und Schutz verstärkt.
Kein Sex, kein Dating, keine Hochzeit und keine Kinder: In Südkorea gibt es seit ein paar Jahren schon die radikal-feministische 4B-Bewegung. Frauen schließen sich zusammen und ziehen sich komplett von Männern zurück.