Barbara Blaha: Wir haben einen besseren Journalismus verdient | Hinterzimmer #060
Jan 6, 2021
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Barbara Blaha, Gründerin des Momentum Instituts und Expertin für Gerechtigkeitsfragen, beleuchtet die Kluft zwischen Journalismus und politischer Einflussnahme. Sie diskutiert, wie finanzielle Abhängigkeiten und mangelnde Transparenz die Qualität des Journalismus gefährden. In der Corona-Krise wurden lautstarke Stimmen überproportional gehört, während essentielle Themen im Schatten blieben. Blaha fordert mutige Innovationen und eine Reform der Medienförderung, um einen echten Qualitätsjournalismus zu gewährleisten.
Die enge Verflechtung von Politik und Medien in Österreich gefährdet die objektive Berichterstattung und begünstigt staatliche Einflussnahme auf Journalismus.
Soziale Ungleichheiten verstärken sich, da wohlhabende Einzelpersonen überproportional Einfluss auf politische Entscheidungen im Vergleich zur arbeitenden Bevölkerung haben.
Ein reales Transparenzgesetz könnte entscheidend sein, um das Vertrauen der Bürger in politische Prozesse zu stärken und öffentlichen Zugang zu Informationen zu gewährleisten.
Deep dives
Einfluss des Geldes auf die Politik
Reiche Personen haben erheblich mehr Möglichkeiten, Einfluss auf die Politik auszuüben als Menschen mit durchschnittlichem Einkommen. Während wohlhabende Individuen durch finanzielle Spenden und Connections Gehör finden, stehen sozial schwächere Gruppen oft im Schatten und werden in politischen Entscheidungen vernachlässigt. Dies zeigt sich besonders während Krisenzeiten, wie in der Corona-Pandemie, wo die lautesten Stimmen oft nicht die tatsächlichen Bedürftigen repräsentieren. Es wird deutlich, dass die politischen Interessen vor allem von der Wirtschaft und reichen Spendern geprägt werden.
Abhängigkeit der Medien von der Politik
Die enge Verknüpfung zwischen Politik und Medien in Österreich führt zu einer Abhängigkeit, die die objektive Berichterstattung gefährdet. Medienhäuser sind oft auf Inserate der Regierung angewiesen, was dazu führt, dass kritische Berichterstattung zugunsten von Wohlwollen gegenüber der Regierung zurücktritt. Die Tatsache, dass große Medienhäuser viel staatliche Unterstützung erhalten, sorgt dafür, dass kritische Stimmen in der Berichterstattung eingeschränkt werden. Deshalb ist es problematisch, dass die Mittel aus der Presseförderung und Werbung oft nicht an Qualitätsjournalismus verteilt werden.
Eine Krise im Journalismus
Die Medienkrise wird verstärkt durch die Tatsache, dass viele journalistische Organisationen an Ressourcen mangeln und sich daher nicht auf umfassende Recherchen konzentrieren können. Die Abhängigkeit von Werbung bedeutet, dass bei Medienhäusern oft der schnelle Profit über qualitativ hochwertige Berichterstattung gestellt wird. Dies hat zur Folge, dass Journalisten unter Druck stehen, ihren Content schnell zu produzieren, wodurch die Qualität leidet. Der Trend zur Verlautbarungsberichterstattung gefährdet die Unabhängigkeit und die grundlegenden Werte des Journalismus.
Die Vertretung von Interessengruppen
Die politische Landschaft ist geprägt von einem Missverhältnis zwischen verschiedenen Interessengruppen, insbesondere zwischen wirtschaftlichen Interessen und den Bedürfnissen der arbeitenden Bevölkerung. Oft werden die Anliegen von Arbeitnehmern und sozial benachteiligten Gruppen in den politischen Entscheidungen nicht ausreichend berücksichtigt. Die Tatsache, dass wesentliche politische Entscheidungen von einer kleinen, wohlhabenden Elite getroffen werden, verschärft die Ungleichheit im politischen Einfluss. Der Mangel an Vertretern dieser Gruppen im Nationalrat verdeutlicht, dass das politische System nicht für alle Bürger gleichermaßen funktioniert.
Notwendigkeit eines Transparenzgesetzes
Die fehlende Transparenz in der österreichischen Politik ist ein grundlegendes Problem, das die Öffentlichkeit vom politischen Geschehen ausschließt. Ein wirksames Transparenzgesetz könnte dazu beitragen, dass Informationen über staatliche Ausgaben und Politik zugänglicher und nachvollziehbarer werden. Der Verweis auf das Amtsgeheimnis verhindert die Offenheit über die Verteilung von Geldern, was das Vertrauen der Bürger in die politischen Prozesse untergräbt. Ein solches Gesetz wäre nicht nur für den Journalismus von Bedeutung, sondern auch für das demokratische Verständnis der Bürger.
Message Control vs. Qualitätsjournalismus -
Barbara Blaha arbeitet an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik. Sie ist die Gründerin und Leiterin des Momentum Instituts, des Think Tank der Vielen. Dieser betreibt das unabhängige und digitale Moment Magazin. Sie war Vorsitzende der Österreichischen HochschülerInnenschaft und Sachbuch-Chefin eines Wiener Verlags. Hier erzählt sie, warum guter Journalismus ohne echte Transparenz kaum zu haben ist und weshalb die Presseförderung wie die Inseratenvergabe ganz anders gestaltet werden muss. Warum das auch eine Machtfrage ist? Und warum es mehr Mut zum Experiment bräuchte - Hier im Hinterzimmer bei Flo Rudig.
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