Jonas Roth, Auslandredaktor der NZZ und Experte für den syrischen Bürgerkrieg, analysiert die aktuelle Offensive der islamistischen Miliz HTS gegen das Assad-Regime. Er beleuchtet Mohammed al-Jolanis militärische Laufbahn und seine Strategie, sich als legitimer Führer zu positionieren. Zudem wird die Kontrolle von HTS in Idlib und die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung thematisiert. Roth diskutiert die geopolitischen Veränderungen in Syrien und die möglichen humanitären Konsequenzen eines neuen Konflikts.
Mohamed Al-Julani hat mit seiner Offensive in Aleppo eine destabilisierte Lage für das Assad-Regime erzeugt und territoriale Gewinne erzielt.
Die strategische Neuausrichtung von HTS unter Al-Julani zielt darauf ab, international anerkannt zu werden und die humanitären Bedürfnisse der Bevölkerung zu adressieren.
Deep dives
Der Aufstieg von Mohamed Al-Julani
Mohamed Al-Julani, der Chef der islamistischen Rebellenmiliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS), hat seine militärische Offensive in der syrischen Stadt Aleppo gestartet und dabei in kürzester Zeit bedeutende Gebietsgewinne erzielt. Sein Ziel war es, die Kontrolle über Aleppo zu übernehmen und das Assad-Regime zu destabilisieren, was ihm am 30. November gelang. Unter seiner Führung hat HTS in den letzten Jahren eine Schlüsselrolle im syrischen Bürgerkrieg gespielt und hat den Einfluss der islamistischen Kräfte im Region wieder verstärkt. Al-Julani, der zuvor bei Al-Qaida aktiv war, hat sich in der neuen politischen Landschaft Syrien als ein bedeutender Akteur etabliert, was nicht nur militärische, sondern auch geopolitische Relevanz hat.
Die taktische Wende von HTS
HTS hat unter Al-Julani eine strategische Neuausrichtung erfahren, die darauf abzielt, international anerkannt zu werden und wirtschaftliche Unterstützung zu erhalten. Trotz der Einstufung als Terrororganisation durch die USA versucht Al-Julani, ein moderateres Bild zu vermitteln, indem er sich beispielsweise in den sozialen Medien weltoffen zeigt. Er betont in Interviews, dass es ihm nicht um einen globalen Dschihad geht, sondern um die Verwaltung und Stabilisierung der von HTS kontrollierten Regionen, besonders in Idlib. Diese Taktik könnte als Opportunismus betrachtet werden, um die Legitimität seiner Herrschaft zu sichern und die humanitären Bedürfnisse der Bevölkerung zu adressieren.
Zukünftige Herausforderungen für Al-Julani und Syrien
Trotz seiner Erfolge in Aleppo und Idlib steht Al-Julani jedoch vor massiven Herausforderungen, da die syrische Lage weiterhin instabil ist. Das Assad-Regime erleidet bedeutende Rückschläge, einschließlich territorialer Verluste, da gleichzeitig andere Milizen in den Konflikt verwickelt sind. Al-Julani könnte Schwierigkeiten haben, die Kontrolle über die eroberten Gebiete langfristig zu behalten, da verschiedene bewaffnete Gruppen um Einfluss und Ressourcen kämpfen. Diese Fragmentierung birgt das Risiko eines erneuten Ausbruchs von Konflikten, was zu weiteren humanitären Krisen und möglichen Flüchtlingsbewegungen führen könnte.
In Syrien hat die islamistische Miliz HTS überraschend eine Offensive gegen das Asad-Regime begonnen. Was ihr Anführer erreichen will, erzählt Auslandredaktor Jonas Roth.
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