Warum es als süchtige Ärztin so schwer ist, sich Hilfe zu suchen – mit Hanna Schneider
Jun 30, 2024
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Hanna Schneider, eine Ärztin und Aktivistin für die Entstigmatisierung von Suchterkrankungen, teilt offen ihre Erfahrungen mit Alkoholsucht. Sie diskutiert die Herausforderungen, denen Ärzte gegenüberstehen, wenn sie Hilfe suchen, und wie Stigmatisierung das Verständnis für Sucht im Gesundheitswesen beeinträchtigt. Hanna hebt die Bedeutung von Unterstützungssystemen und Selbstakzeptanz hervor, indem sie ihre eigene Reise zur Nüchternheit schildert. Sie betont, wie wichtig es ist, Vorbilder in der Suchtprävention zu haben.
Ärzte haben Angst vor beruflichen Konsequenzen, die sie daran hindert, Hilfe bei Suchtproblemen zu suchen.
Etwa 23 Prozent der Ärzte konsumieren Alkohol in problematischen Mengen, während viele ihre Sucht hinter einer Fassade verbergen.
Hohe Arbeitsbelastung und Stress führen zu Suchtverhalten bei Medizinern, wodurch Alkohol als Fluchtmittel in den Fokus rückt.
Deep dives
Das Dilemma der Ärztinnen und Ärzte
Ärztinnen und Ärzte stehen vor einem erheblichen Dilemma, wenn sie mit Suchterkrankungen konfrontiert sind. Die Angst um die eigene berufliche Existenz und die Patientensicherheit hindert viele daran, Hilfe zu suchen, da die Offenbarung von Suchtverhalten oft zu beruflichen Konsequenzen führen kann. Diese Situation führt dazu, dass zahlreiche Mediziner heimlich mit ihrer Sucht kämpfen und, obwohl sie die gesundheitlichen Risiken kennen, den ersten Schritt zur Hilfe nicht wagen. Das Stigma, das damit verbunden ist, verstärkt das Gefühl der Isolation und der Scham, was eine Erholung noch schwieriger macht.
Epidemiologische Erkenntnisse
Eine Studie, an der fast 1000 Ärzte teilnahmen, zeigt auf, dass etwa 23 Prozent der Befragten Alkohol in problematischen Mengen konsumieren. Die festgelegten Grenzen für problematischen Alkoholkonsum sind hoch und umfassen 14 oder mehr Drinks pro Woche für Frauen und 21 für Männer, was auf einen besorgniserregenden Konsum hindeutet. Selbst bei diesen hohen Werte ist das Problem weit verbreitet und bleibt oft unerkannt, da viele Mediziner ihre Sucht hinter einer Fassade verstecken. Das zeigt die tief verwurzelte Problematik und des Tabus des Alkoholkonsums im medizinischen Beruf.
Die Arbeitsbelastung im Gesundheitswesen
Die immense Arbeitsbelastung und der Stress, dem Mediziner ausgesetzt sind, tragen erheblich zu erhöhten Suchtverhalten bei. Durchschnittlich arbeiten Ärzte 60 bis 80 Stunden pro Woche und müssen oft emotionale und kognitive Herausforderungen bewältigen, was zu hohem Druck führt. Diese Belastungen machen es schwieriger, gesunde Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln, wodurch der Alkohol als Flucht und vermeintliche Entspannung in den Fokus rückt. Der anhaltende Stress und Druck führen zu einem Teufelskreis, der der Gesundheit nicht zuträglich ist.
Die Rolle von Stigmatisierung und Scham
Stigmatisierung ist eine wesentliche Barriere, die es Betroffenen erschwert, Hilfe zu suchen. Die Gesellschaft neigt dazu, alkoholabhängige Personen als schwach oder versagt zu betrachten, was dazu führt, dass sich Betroffene schämen, ihre Probleme offen zuzugeben. Dies führt oft zu einem Verdrängungsprozess, wo viele Betroffene versuchen, ihre Sucht zu rationalisieren und als nicht problematisch zu betrachten. Stigma und Scham verstärken die Isolation und das Gefühl von Unzulänglichkeit, das viele Betroffene empfinden.
Der Weg zur Nüchternheit
Der Prozess der Nüchternheit beginnt oft mit der Erkenntnis eines Problems, und viele berichten von einem langen Kampf, um die Entscheidung zu treffen, aufzuhören. Ein Schlüsselmoment kann eine inspirierende Doku oder eine persönliche Geschichte sein, die den Betroffenen motiviert, die eigene Alkoholabhängigkeit anzuerkennen. Wichtig ist auch, auf eine unterstützende Community zurückzugreifen, ob online oder in Gruppen, um den Austausch und die Unterstützung zu fördern. Diese Veränderung führt nicht nur zu einer Verbesserung der Gesundheit, sondern auch zu einem neuen Lebensgefühl und einem gefestigten Selbstwertgefühl.
In meiner Podcastfolge spreche ich mit der Ärztin Hanna Schneider darüber, welche fatalen Folgen es haben kann, als Arzt oder Ärztin süchtig zu sein und warum es Betroffene so schwer haben, sich mit einer Suchterkrankung offiziell Hilfe zu suchen.
Den Link zur Studie über den Alkoholkonsum von Ärztinnen und Ärzten findest Du hier: https://link.springer.com/epdf/10.1186/s12995-018-0208-7
Die SodaKlub Podcastfolge mit Professor Georg Schomerus kannst Du Dir z.B. hier anhören: https://open.spotify.com/episode/483D0prliKjimGqOIBbBXC
Die Bücher von Catherine Gray findest Du z.B. hier auf Deutsch und Englisch.
„Vom unerwarteten Vergnügen, nüchtern zu sein“: https://www.amazon.de/dp/386882958X/
„The Unexpected Joy of Being Sober“: https://www.amazon.de/dp/B0721L1L39/
Meine Onlinekurse "Die ersten 30 Tage ohne Alkohol mit Nathalie" und "Abstinenz stabilisieren" findest Du unter https://oamn.jetzt
Und falls Du Lust hast und Dir Zeit nehmen würdest, hier findest Du die Anleitung für eine Podcast-Rezension bzw. eine Podcast-Bewertung: https://faq.oamn.jetzt/hc/de/articles/4544953792401
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