Jörg Diehl, Leiter für Investigation und innere Sicherheit beim SPIEGEL, ist Experte für organisierte Kriminalität. In der Diskussion thematisiert er die alarmierende Zunahme von Drogenbanden in Deutschland, die brutale Methoden wie Entführungen und Auftragsmorde einsetzen. Besonders besorgniserregend ist der Drang nach Kokain und die damit verbundene Gewalt, während die Behörden machtlos erscheinen. Diehl hebt die politischen Herausforderungen und Ressourcenprobleme hervor, die eine effektive Bekämpfung der Drogenkriminalität behindern.
Der Konsum von Kokain in Deutschland hat sich von einer Partydroge zu einem verbreiteten Betäubungsmittel entwickelt, was alarmierend ist.
Die Brutalität und Sichtbarkeit der Drogenbanden haben zugenommen, was die Sicherheit in Deutschland ernsthaft gefährdet.
Deep dives
Zunahme des Kokainkonsums in Deutschland
Kokain hat sich in Deutschland mittlerweile von einer Partydroge zu einem weit verbreiteten Betäubungsmittel entwickelt, das nicht nur von Prominenten konsumiert wird, sondern auch von ganz normalen Menschen, selbst in ländlichen Gebieten. Die steigende Popularität resultiert in einem kontinuierlichen Anstieg des Konsums, der sich über die letzten Jahre hinweg verstärkt hat. Selbst mit bedeutenden Beschlagnahmungen durch die Behörden bleibt der Preis von Kokain stabil, was darauf hindeutet, dass die Handelnden großen Mengen auf den Markt bringen. Diese Situation stellt ein alarmierendes Signal dar, das darauf hinweist, dass das Kokainproblem in Deutschland ernster wird und keine Grenzen mehr zu geben scheint.
Brutalität der Drogenbanden
Die Vorgehensweise krimineller Banden hat sich im Laufe der Jahre drastisch verändert, wobei die Brutalität und Sichtbarkeit der Gruppen zugenommen haben. Anstatt im Verborgenen zu agieren, zeigen diese Banden nun offen ihre Macht durch Gewalt, inklusive bombenartige Anschläge und öffentliche Folter. Diese neuen Methoden sind ein besorgniserregendes Phänomen, das in der deutschen Kriminalgeschichte bisher unbekannt war. Fälle wie die Folter-Videos aus Köln verdeutlichen, dass der Sicherheitszustand in Deutschland ernsthaft gefährdet ist und die Öffentlichkeit zufällig in die Konflikte zwischen Drogenbanden verwickelt werden kann.
Reaktionen der Behörden auf die Drogenkrise
Die deutschen Behörden stehen vor enormen Herausforderungen im Kampf gegen die organisierte Kriminalität, die durch jahrelange Unterfinanzierung und unzureichende Ressourcen verschärft werden. Obwohl die Politik die Bedrohung durch Drogenbanden erkannt hat, geschieht nicht genug, um die Situation zu verbessern, und relevante Sicherheitsressourcen sind begrenzt. Maßnahmen wie das Hafensicherheitszentrum in Hamburg zeigen, dass es an effektiven Strategien mangelt, um die Drogenkriminalität effizient zu bekämpfen. Die Notwendigkeit, sich von veralteten Denkweisen und Ressourcenzuteilungen zu lösen, ist entscheidend, um der wachsenden Bedrohung der organisierten Kriminalität entgegenzuwirken.
Entführungen, Folter, Auftragsmorde. Und tonnenweise Kokain: Drogenbanden erobern den deutschen Markt. SPIEGEL-Investigativchef Jörg Diehl erklärt, warum deutsche Behörden machtlos sind.
»SPIEGEL Shortcut« – Schneller mehr verstehen. Wir erklären euch jeden Tag ein wichtiges Thema – kurz und verständlich. Für alle, die informiert mitreden wollen.
Neue Folgen von Shortcut gibt es von Montag bis Freitag auf Spiegel.de, YouTube und überall, wo es Podcasts gibt.
Mehr Hintergründe zum Thema erhalten Sie mit SPIEGEL+. Entdecken Sie die digitale Welt des SPIEGEL, unter spiegel.de/abonnieren finden Sie das passende Angebot.