Was verändert sich durch Corona für Sie als Hebamme, Katharina Kerlen-Petri?
May 12, 2020
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Katharina Kerlen-Petri ist eine erfahrene Hebamme aus Berlin, die Familien seit 30 Jahren während der Schwangerschaft und nach der Geburt begleitet. Im Gespräch spricht sie über die Herausforderungen, die Corona für ihren Beruf mit sich gebracht hat, wie den Verlust der persönlichen Nähe und die Umstellung auf digitale Kommunikation. Ihr Engagement für eine wertschätzende Begleitung von Frauen während der Geburt bleibt ungebrochen, während sie die Wichtigkeit von Vertrauen und emotionaler Unterstützung betont. Zudem reflektiert sie über die positive Wahrnehmung des Hebammenberufs in Krisenzeiten.
Die COVID-19-Pandemie hat die direkte Unterstützung von Hebammen durch eingeschränkte persönliche Kontakte und virtuelle Termine erheblich erschwert.
Trotz der Herausforderungen durch die Pandemie bleibt die gesellschaftliche Anerkennung für Hebammen und deren wichtige Rolle während der Geburt konstant.
Deep dives
Herausforderungen für Hebammen in der Corona-Zeit
Die COVID-19-Pandemie hat die Arbeit von Hebammen erheblich verändert, indem persönliche Besuche und direkte Kontakte eingeschränkt wurden. Viele Hebammen mussten auf telefonische und virtuelle Termine umstellen, was die emotionale Nähe, die den Beruf prägt, stark beeinträchtigt. Die Einschränkungen bedeuten, dass Hebammen oft nur kurze, kontrollierte Besuche machen dürfen, was das Vertrauen und die Bindung zu den Familien erschwert. Diese Veränderungen stellen eine Herausforderung dar, da der persönliche Kontakt entscheidend für die Unterstützung der Familien ist.
Wertschätzung für den Beruf der Hebamme
Trotz der Herausforderungen durch die Pandemie bleibt die Wertschätzung für den Beruf der Hebamme von den Familien erhalten. Die Unterstützung und Verbindung zu den Familien sind konstant, was oft zu Dankbarkeit führt, dass Hebammen in schwierigen Zeiten erreichbar bleiben. Die gesellschaftliche Anerkennung für die Rolle der Hebammen hat zwar zugenommen, im Gesundheitssystem bleibt ihr Stellenwert jedoch oft hinter dem medizinischen Aspekt zurück. Dies führt zu einem Bestreben, die Wahrnehmung zu verändern und die Profession als unverzichtbaren Teil der Schwangerschaft und Geburt zu etablieren.
Die komplexe Rolle der Hebamme
Die Arbeit einer Hebamme umfasst weit mehr als nur medizinische Beratung – sie ist auch eine emotionale Stütze für Familien während einer der aufregendsten und gleichzeitig schwierigsten Phasen ihres Lebens. Hebammen erleben, wie sich Eltern in der Schwangerschaft und nach der Geburt entwickeln, und helfen ihnen, Selbstbewusstsein zu entwickeln und ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Der Aufbau eines vertrauensvollen Verhältnisses zu den Familien ist entscheidend für den Erfolg dieser Unterstützung. Dabei verwandelt sich die Rolle oft in eine Vermittlerin zwischen medizinischen, psychologischen und sozialen Aspekten der Geburt und Elternschaft.
Zukunftsperspektiven und Veränderungsbedarf
Die Hebamme hofft, dass die pandemiebedingten Veränderungen im Gesundheitssystem zu einer verbesserten Wahrnehmung der Bedeutung ihrer Arbeit führen. Es besteht der Wunsch, dass nach der Krise die Diskussion über die Rolle von Hebammen und die Art der Geburtsbetreuung intensiver geführt wird. Bei der Betrachtung von Schwangerschaft und Geburt sollte das natürliche Potenzial eines Frauengebärens Betonung finden, anstatt es als medizinisches Risiko zu betrachten. Die Herausforderung wird darin bestehen, den direkten Kontakt zu den Familien aufrechtzuerhalten und gleichzeitig innovative Wege zu finden, wie Hebammen auch in Zukunft effektiv unterstützen können.
"Der Beruf der Hebamme hat etwas sehr Nahes", sagt die Katharina Kerlen-Petri, die selbst Hebamme in Berlin ist, im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. "Die Corona-Regeln widersprechen also eigentlich meinem Gefühl." Den Besuch bei den Familien möglichst kurz zu halten, Abstand zu wahren, dafür Sorge zu tragen, dass nur Mütter und Säuglinge im Raum sind, und stattdessen so viele Gespräche wie möglich am Telefon oder per Videocall zu führen, stehe all dem entgegen, was sie sonst an ihrem Beruf so schätze. "Ich merke auch, ich bin angespannter als sonst", sagt die 55-Jährige. Drei- bis achtmal am Tag sei sie derzeit im Einsatz. "Ich besuche weiterhin alle Frauen, die frisch ihre Babys bekommen haben." Kerlen-Petri sieht es positiv, dass ihr Beruf derzeit mehr Anerkennung bekomme als sonst. "Hebammen in der Klinik haben auch ohne Corona einen harten Job", sagt Kerlen-Petri im Podcast. "Vielleicht ist die Krise ein Anstoß nachzudenken, wie Geburten eigentlich sein sollen." Seit 30 Jahren arbeitet sie nun als Hebamme. Die Faszination des Berufs habe bis heute nicht aufgehört: "Was mich jeden Tag freut: Familien zu begleiten dabei, wie sie Familien werden."
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