Zu Gast ist Kai-Owe Kessler, Historiker, Journalist und Buchautor, der die faszinierende Geschichte des Lärms erkundet. Er diskutiert, wie Geräusche Macht demonstrieren können, von Militärmärschen bis hin zu Kirchenglocken. Kessler erklärt, warum Menschen manchmal Freude an Autohupen empfinden und beleuchtet die emotionale Wirkung von Klang im Alltag. Zudem erforscht er historische Lärmmessungen und die Transformation von Lärm als positivem Element zu einem Gesundheitsrisiko.
Lärm ist nicht nur störend, sondern kann auch Macht demonstrieren und historisch als Werkzeug der Mobilisierung dienen.
Die Wahrnehmung von Lärm hat sich über die Jahrhunderte verändert, wobei soziale Ungleichheiten in Bezug auf Lärmbelastung bestehen bleiben.
Deep dives
Die Subjektivität von Krach
Krach wird oft als störend empfunden, hat aber auch subjektive Elemente. Der Unterschied zwischen Lärm, Geräusch und Musik ist nicht immer klar, und Menschen haben unterschiedliche Empfindungen gegenüber denselben Geräuschen. Während für Fußballfans der Torjubel als erfreuliches Geräusch wahrgenommen wird, kann er für Menschen, die kein Interesse an Sport haben, als Krach erscheinen. Außerdem kann das erhöhte Empfinden für Krach im Alter zunehmen, wie Stefan anmerkt, da er sensitiver gegenüber Lärmemissionen geworden ist.
Lärm und seine gesellschaftliche Bedeutung
Lärm spielt eine wichtige Rolle in unserem sozialen Gefüge und kann sowohl Macht demonstrieren als auch als Ausdruck sozialer Unruhe dienen. Historisch gesehen gibt es viele Beispiele, wo Krach die Bürger mobilisierte, wie bei der Französischen Revolution, wo Lärm als Werkzeug der Machtlosen verwendet wurde. Die Entwicklung des Lärms hat sich durch verschiedene Epochen hindurch gewandelt, wobei sich auch die Einstellungen zu Lärm im Laufe der Zeit verändert haben. Lärm kann als Symbol des sozialen Status oder der Herrschaft fungieren, indem die Mächtigen sich vor ihm schützen können.
Die Lärmentwicklung im historischen Kontext
Die Wahrnehmung von Lärm hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, und die heutigen urbanen Geräuschkulissen sind oft leiser als in früheren Epochen der Industrialisierung. Vor 100 bis 150 Jahren war das Stadtleben von einer viel größeren Lautstärke geprägt, durch den Lärm von Pferdekutschen und dem frühen Verkehr. Historische Aufzeichnungen und Zeitzeugenberichte zeigen, dass das Geräuschniveau in Metropolen wie Rom zur Zeit seiner Blütezeit viel höher war als heute. Dennoch gibt es auch Tendenzen zu glauben, dass wir jetzt eine lautere Zeit durchleben, während Studien zeigen, dass bestimmte moderne Geräuschquellen leiser geworden sind.
Zukünftige Lärmentwicklung und Umweltbewusstsein
Der Trend zur Lärmminderung wird durch technologische Entwicklungen wie Elektromobilität vorangetrieben, die potenziell leiseres Fahren ermöglicht. Dennoch sind viele Lärmquellen, wie der Lkw-Verkehr, nach wie vor sehr präsent und können nicht sofort reduziert werden. Das Bewusstsein für Lärm und seine Auswirkungen hat zugenommen, insbesondere in wohlhabenden Gesellschaften, wo es gesetzliche Regelungen zum Lärmschutz gibt. In ärmeren Regionen wird diese Problematik oft ignoriert, da der Fokus auf Produktivität liegt, was soziale Ungleichheiten in Bezug auf Lärmbelastung verstärkt.
Krach macht krank, so viel ist bekannt. Aber Geräusche können auch ein Mittel sein, um Macht zu demonstrieren. Militärmärsche waren immer laut, genau wie Kirchenglocken. Heute kann man am Lärm in der Nachbarschaft ablesen, ob es ein reiches Viertel ist oder ein armes. Der Radiojournalist Kai-Ove Kessler sammelt Geräusche, und zwar aus vielen Jahrhunderten. Er erzählt mit ihrer Hilfe vom Fortschritt, vom Urknall und von Revolutionen. Er weiß, warum sich Menschen über Autohupen auch mal gefreut haben. Und wann, wo und warum es in der Welt leiser wird.
In jeder Folge von "Auch das noch? – der freundliche Krisenpodcast" sprechen ZEIT-Politikredakteurin Petra Pinzler und Wissenschaftsredakteur Stefan Schmitt über eine Krise der Gegenwart: Es geht um die Klimakrise, das Artensterben, die Energiekrise und Kriege. Jedes Mal hilft eine Expertin oder ein Experte dabei zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Nicht um zu verzweifeln, sondern weil Verstehen der erste Schritt zur Lösung ist. Und um Lösungen geht es natürlich auch.
Das Team von "Auch das noch?" erreichen Sie unter krisen@zeit.de.
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