Wieso Blau-Schwarz in der Steiermark so schnell zusammenfand und Drexler gehen musste
Dec 17, 2024
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Klaus Knittelfelder, Innenpolitik-Experte und Journalist bei 'Die Presse', beleuchtet die blitzschnelle Regierungsbildung in der Steiermark. Er erklärt, wie ÖVP und FPÖ gemeinsam den ersten Freiheitlichen Landeshauptmann, Mario Kunasek, wählten. Knittelfelder spricht über die Herausforderungen für die neue Koalition und die raschen politischen Veränderungen. Zudem thematisiert er die Rücktrittsentscheidung von Christopher Drexler und die neue Chefin Manuela Khom, sowie die künftigen Prioritäten der Regierung, wie ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst.
Die rasche Bildung der steirischen Landesregierung nach den Wahlen zeigt eine bemerkenswerte politische Effizienz im Vergleich zu langwierigen Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene.
Der Rücktritt von Christopher Drexler als Landeshauptmann unterstreicht die internen Spannungen innerhalb der ÖVP und die Notwendigkeit für eine stärkere Parteistabilität.
Deep dives
Schnelle Regierungsbildung in der Steiermark
Die neue Regierung in der Steiermark wurde nur drei Wochen nach den Landtagswahlen gebildet, was im Vergleich zu den länger andauernden Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene bemerkenswert ist. Die steirische Landesverfassung legt fest, dass die stimmenstärkste Partei die Koalitionsgespräche führt, was den Prozess beschleunigte. In diesem Fall stellte sich heraus, dass sich die Freiheitlichen und die ÖVP politisch gut ergänzten, was zur zügigen Einigung beitrug. Dies steht im Gegensatz zu den komplizierten Verhandlungen im Bund, wo die ÖVP und SPÖ eine Zusammenarbeit mit der FPÖ ausschlossen.
Wechsel der politischen Führung
Ein bedeutendes Ereignis während der Regierungsbildung war der Rücktritt des bisherigen Landeshauptmannes Christopher Drexler, der aufgrund interner Unzufriedenheiten und Drucks aus der parteiinternen Basis abgelöst wurde. Drexler trat nicht nur als Landeshauptmann, sondern auch als Parteichef zurück, obwohl er zuvor an den Koalitionsverhandlungen beteiligt war. Seine Nachfolgerin Manuela Kuhm, eine lange Zeit im Hintergrund agierende Politikerin, wurde schnell bekannt gegeben und könnte zur Stabilisierung der Parteibasis beitragen. Diese Veränderungen deuten darauf hin, dass die politische Landschaft in der Steiermark dynamisch bleibt und sich sich die Bedürfnisse der Basis im Vorfeld der bevorstehenden Gemeinderatswahlen anpassen.
Inhaltliche Schwerpunkte der neuen Koalition
Die neue blau-schwarze Landesregierung hat sich bereits in der Koalitionsvereinbarung auf einige zentrale Themen verständigt, darunter symbolpolitische Maßnahmen wie ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst und die Streichung des Binnen-I in Ämtern. Diese Punkte spiegeln freiheitliche Ansichten wider und sind Teil der identitätsstiftenden Agenda der neuen Regierung. Zudem plant die Regierung, die Sozialleistungen umzugestalten, um Familien möglicherweise weniger zu unterstützen als zuvor. Während einige Details zur Umsetzung noch unklar sind, wird die Einführung eines Plan B für das umstrittene Leitspital in Glitzen bis Mitte 2025 angestrebt, was auf den klaren Wunsch der Freiheitlichen hinweist, ihre politischen Ziele zu verfolgen.
Drei Wochen nach der Landtagswahl am 24. November steht die neue steirische Landesregierung. Zum ersten Mal arbeiten FPÖ und ÖVP zusammen, Mario Kunasek wird Mittwoch bei der konstituierenden Landtagssitzung zum Landeshauptmann gewählt.
Und es kommt damit zu einer echten Zäsur: Erstmals wird in der Steiermark ein Freiheitlicher zum Landeshauptmann gewählt, zudem bricht Mario Kunasek die seit Jörg Haiders Ableben bestehende schwarz-rote Eintracht in der Landeshauptleutekonferenz.
Klaus Knittelfelder erklärt in dieser Folge, wie die steirische Regierung zustandekam und was hinter den Kulissen passiert ist und was der neue Landeshauptmann Mario Kunasek und seine Stellvertreterin sich inhaltlich vorgenommen haben.
Gast: Klaus Knittelfelder, "Die Presse"
Moderation: Anna Wallner
Schnitt: Audiofunnel/Dominik Lanterdinger
Credits: "Kleine Zeitung"