Aylin Doğan, BR-Reporterin und Mitproduzentin des Films "Pflege um jeden Preis", erzählt von Dobrina, die gegen die Ungerechtigkeiten im 24-Stunden-Pflegesystem kämpft. Sie beleuchtet die schwierigen Arbeitsbedingungen und die finanzielle Ausbeutung von Pflegekräften, die oft für einen Hungerlohn arbeiten. Dobrinas Weg nach Deutschland und ihr Kampf um Anerkennung und Gerechtigkeit stehen im Fokus. Zudem wird über wichtige Rechtsstreitigkeiten diskutiert, die Korrekturen im System anstoßen könnten.
Die Diskrepanz zwischen vertraglich festgelegten Arbeitsstunden und der tatsächlichen Arbeitsbelastung führt zu prekären Arbeitsbedingungen für 24-Stunden-Betreuungskräfte.
Ein wichtiges Gerichtsurteil garantiert Mindestlohn für ausländische Pflegekräfte, was die rechtlichen Grundlagen der häuslichen Pflegebranche grundlegend verändert.
Deep dives
Die realen Arbeitsbedingungen von 24-Stunden-Betreuern
24-Stunden-Betreuungskräfte, die oft aus osteuropäischen Ländern kommen, arbeiten häufig mehr, als in ihren Verträgen festgelegt ist. Obwohl offiziell nur 30 Stunden pro Woche zu leisten sind, verbringen viele Betreuer aufgrund der hohen Anforderungen und der mangelnden Einhaltung der Arbeitszeiten täglich viel mehr Stunden im Einsatz. Ein Beispiel ist Dobrina, die nachts regelmäßig aufstehen musste, um einer älteren Dame zu helfen, obwohl sie für eine Teilzeitstelle eingestellt war. Diese Diskrepanz zwischen vertraglicher Vereinbarung und tatsächlichem Arbeitsaufwand ist weit verbreitet und macht die Bedingungen für viele Beschäftigte prekär und unhaltbar.
Die Herausforderungen und Ausbeutung im Vermittlungsprozess
Die Suche nach einer Stelle in Deutschland erfolgt häufig über Vermittlungsagenturen, wobei die Bedingungen sowohl unklar als auch ungerecht sein können. Viele Betreuerinnen und Betreuer werden nicht ausreichend über ihre Rechte informiert und erhalten oft nur einen Bruchteil des Geldes, das die Familien für ihre Dienstleistungen zahlen. In Dobrinas Fall behielt die Vermittlungsagentur die Mehrzahl der Gebühren ein, was zu einem enormen Einkommensverlust führte. Die Unkenntnis über die tatsächlichen Arbeitsbedingungen und das Fehlen einer klaren Kommunikation zwischen den Agenturen und den Betreuern tragen zur Ausbeutung dieser Arbeitskräfte bei.
Gerichtsurteil und mögliche Systemänderungen
Ein wichtiges Gerichtsurteil hat klargestellt, dass ausländische Pflegekräfte Anspruch auf Mindestlohn haben, auch für Bereitschaftsdienste. Dieses Urteil hat nicht nur Dobrina, die für ihre Überstunden klagte, stark betroffen, sondern auch die gesamte Branche, da es das bestehende System der 24-Stunden-Betreuung in Frage stellt. Es wurde deutlich, dass viele der derzeitigen Modelle der häuslichen Pflege kostspielig und möglicherweise nicht umsetzbar sind. In Anbetracht der hohen Kosten und der rechtlichen Unsicherheiten wird nun diskutiert, wie zukünftige Modelle der häuslichen Pflege fair und nachhaltig gestaltet werden können.
Betreuung rund um die Uhr – Bezahlung aber nur für ein paar Stunden. Für viele 24 Stunden-Betreuungskräfte ist das lange Zeit Alltag. Vor einigen Jahren wehrt sich Dobrina aus Bulgarien dagegen - zunächst mit Erfolg. BR-Reporterin Aylin Doğan erzählt in dieser 11KM-Folge, warum Dobrinas Fall zwar große Probleme in der häuslichen Pflege enttarnt hat – und trotzdem noch längst nicht abgeschlossen ist.
An dieser Folge waren beteiligt:
Folgenautorin: Sarah Fischbacher
Mitarbeit: Sebastian Schwarzenböck
Produktion: Ruth-Maria Ostermann, Laura Picerno, Christine Frey und Hanna Brünjes
Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler
11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim BR.
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