Deutsche-Bank-Chef Sewing und Finanzminister Lindner fordern: Die Deutschen müssen mehr arbeiten
Sep 6, 2024
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Christian Sewing, CEO der Deutschen Bank, und Christian Lindner, Bundesfinanzminister, diskutieren über Deutschlands wirtschaftliche Herausforderungen. Sewing warnt vor dem internationalen Misstrauen und fordert politische Reformen sowie mehr Arbeitsstunden. Lindner betont die Dringlichkeit des Wachstumspakets und notwendiger Maßnahmen in der Migrationspolitik. Beide sprechen die Gefahr populistischer Erfolge an und betonen die Notwendigkeit, Deutschland wettbewerbsfähig zu halten, insbesondere durch Arbeitszeitanpassungen und stabile politische Rahmenbedingungen.
Sewing warnt, dass Zweifel ausländischer Investoren an Deutschlands Leistungsfähigkeit die Zukunft des Standorts gefährden können.
Lindner betont die Notwendigkeit einer klaren politischen Agenda und Zusammenarbeit der Mitteparteien für ein stabiles Investitionsklima.
Die Diskussion um die Agenda 2030 beinhaltet Anreize für mehr Arbeitsleistung und Steuererleichterungen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.
Deep dives
Zweifel an Deutschlands Leistungsfähigkeit
Ein zentrales Thema ist der Zweifel ausländischer Investoren an der Leistungsfähigkeit und dem Leistungswillen Deutschlands. Insbesondere nach den Wahlergebnissen in Thüringen und Sachsen wird befürchtet, dass Deutschland die Qualitäten eines führenden Industriestandorts verliert. Es wird betont, dass für einen hohen Lebensstandard und soziale Absicherung ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum nötig ist. Diese Bedenken werfen die alarmierende Frage auf, ob in Deutschland tatsächlich der Wille zu wachsen vorhanden ist.
Dringlichkeit politischer Stabilität
Die Notwendigkeit politischer Stabilität wird als entscheidend erachtet, um ausländische Investoren zu gewinnen und zu halten. Nach den Wahlergebnissen wird die Sicht auf die politische Landschaft als problematisch beschrieben, da Unsicherheiten bezüglich der Regierungsführung die Investitionsbereitschaft mindern können. Eine klare politische Agenda und die Zusammenarbeit der Mitteparteien werden als essentiell für die Schaffung eines stabilen Investitionsklimas gesehen. Der Ruf nach Reformen und einer stärkeren Konsolidierung wird lauter, um das Vertrauen zu restaurieren.
Die Agenda 2030 als Lösungsansatz
Die Diskussion über eine dringend benötigte Agenda 2030 wird aufgegriffen, um die Rahmenbedingungen für Wachstum und Beschäftigung zu verbessern. Schlüsselfaktoren dieser Agenda umfassen Anreize für mehr Arbeitsleistung sowie Steuererleichterungen für Unternehmen, die die Wettbewerbsfähigkeit steigern sollen. Darüber hinaus wird auf die Notwendigkeit eines Bürokratieabbaus hingewiesen, um Investitionen in Deutschland attraktiver zu gestalten. Es wird betont, dass Deutschland nicht länger in einem wirtschaftlichen Stillstand verharren kann.
Kritik an aktuellen Wirtschaftsstrategien
Die Kritik an der aktuellen wirtschaftlichen Situation in Deutschland zielt darauf ab, dass Strategien zur Förderung des Wachstums unzureichend sind. Die vergleichsweise schwachen Wachstumsraten und die Abhängigkeit von internationalen Trends erfordern dringende Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Ein Mangel an zukunftsgerichteten Entscheidungen und Risikobereitschaft seitens der Unternehmen hemmt die potenziellen Innovationschancen. Die Politik wird aufgefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um unternehmerisches Risiko zu fördern und ein Aufbruchgefühl zu erzeugen.
Migration und die politische Agenda
Die Diskussion über Migration wird als ein zentraler Punkt gesehen, der in der aktuellen politischen Agenda dringend angegangen werden muss. Eine ordentliche Migrationspolitik wird als essenziell angesehen, um gesellschaftliche Stabilität zu gewährleisten und Potenziale für Wirtschaft und Integration zu schaffen. Die Herausforderung, ein sinnvolles und sicheres Einwanderungssystem zu etablieren, wird hervorgehoben, um der Bevölkerung Sicherheit zu geben und Potentiale optimal zu nutzen. Es wird gewarnt, dass ohne angemessene Maßnahmen die politischen Ränder gestärkt und die gesellschaftliche Spaltung vergrößert wird.
Handelsblatt Disrupt meldet sich in dieser Woche vom Handelsblatt-Bankengipfel in Frankfurt. Zwei Tage lang haben wichtige Branchenvertreter und politische Entscheider über die Lage an den Finanzmärkten, Konjunktursorgen und technologische Disruptionen diskutiert.
Zum Auftakt des Gipfels sprach Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes mit Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing über die Ergebnisse der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. „Der Rest der Welt blickt schon seit einiger Zeit immer skeptischer auf Deutschland“, warnt Sewing. Die Erfolge populistischer Parteien bei den Landtagswahlen verschärften die Krise des Landes. Er sorge sich um die Zukunft des Standorts Deutschland, da Investoren zunehmend an der Reformfähigkeit, Leistungsbereitschaft und dem Leistungswillen hierzulande zweifelten.
Sewing fordert politische und wirtschaftliche Reformen und sieht dringenden Handlungsbedarf. „Mit durchschnittlich 26 Arbeitsstunden pro Woche und einer Rente mit 63 werden wir es nicht schaffen.“ Ein erster Schritt sei es, den OECD-Durchschnitt von 33 bis 34 Arbeitsstunden pro Woche zu erreichen.
Im zweiten Teil des Podcasts hören Sie ein Interview mit Bundesfinanzminister Christian Lindner. Der FDP-Chef betont im Gespräch mit Matthes die Dringlichkeit der Umsetzung des Wachstumspakets sowie verschärfte Maßnahmen in der Migrationspolitik. „Das sind jetzt zwei der Schlüsselaufgaben für diesen Herbst“, sagt Lindner. Und an ihrem Gelingen „wird die Öffentlichkeit und werde auch ich die Koalition messen“.
Auch die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands war ein zentrales Thema. „Deutschland hat in den vergangenen Jahren dramatisch an Wettbewerbsfähigkeit verloren“, so Lindner. Er fordert eine Steuerreform und den Abbau von Bürokratie. Zudem kritisiert er die Risikoabstinenz in der Wirtschaft, die das Wachstum behindere. „Wir werden alle mehr tun müssen als unsere Pflicht“, sagt der Finanzminister.
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