Florian Eder, ein Strafverteidiger aus München und Professor für Strafrecht, vertritt Oliver Bellenhaus, der eine Schlüsselrolle im Wirecard-Betrug gespielt hat. Bellenhaus gesteht, dass das Drittpartnergeschäft erfunden war und zieht Markus Braun zur Verantwortung. Im Gespräch geht es um Bellenhaus' nervöse Aussagen vor Gericht und die Intrigen rund um seine Glaubwürdigkeit. Eder erläutert die Herausforderungen der Verteidigung und wie strategische Ablenkungen im Prozess die komplexe Wahrheit hinter den Vorwürfen beeinflussen.
Oliver Bellenhaus gesteht seine Rolle im Wirecard-Betrug und behauptet, dass Martyrium von Markus Braun bewusst orchestriert wurde, was den Prozess dramatisch beeinflussen könnte.
Die hitzigen Konflikte zwischen den Anwälten während des Prozesses unterstreichen die emotionale Intensität und Komplexität dieses Wirtschaftsstrafverfahrens, was untypisch ist.
Deep dives
Verteidigungsstrategie im Wirecard-Prozess
Der Verteidiger von Markus Braun argumentiert, dass die Anklage gegen seinen Mandanten unbegründet und eine Vorverurteilung darstellt. Er erwähnt die Überflutung mit neuen Beweisen kurz vor dem Prozessbeginn, was es ihm erschwere, sich angemessen vorzubereiten. Dierlam fordert daher die Aussetzung des Verfahrens, bis diese neuen Beweismittel gründlich ausgewertet werden können. Richter Födis nimmt diese Argumentation zur Kenntnis, entscheidet jedoch, den Prozess fortzusetzen und die Angelegenheit später zu prüfen.
Oliver Bellenhaus als Kronzeuge
Oliver Bellenhaus, der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft, tritt erstmals im Gericht auf und liefert eine detaillierte, schriftliche Aussage. Sein Auftritt wirkt zunächst schüchtern und unsicher, doch er hat eine entscheidende Rolle im Prozess, da seine Aussagen die Anklage gegen Markus Braun stützen. Bellenhaus beschreibt, wie er in einem kriminellen Netzwerk tätig war, und gibt an, dass die finanziellen Unregelmäßigkeiten bei Wirecard von Braun angeordnet wurden. Diese Aussage hat das Potential, den Verlauf des Verfahrens erheblich zu beeinflussen.
Dynamik zwischen den Anwaltsteams
Im Gerichtssaal kommt es infolge der Konflikte zwischen den Anwälten von Bellenhaus und Braun zu hitzigen Auseinandersetzungen. Die Anwälte scheinen sich gegenseitig absichtlich zu provozieren, was zu häufigen Unterbrechungen und einer angespannten Atmosphäre führt. Richter Födis muss eingreifen, um die Ordnung im Gericht zu wahren, während die Anwälte sich darüber beschweren, dass die gegnerische Seite nicht fair agiere. Diese emotionalen Spannungen sind ungewöhnlich für einen Wirtschaftsstrafprozess und tragen zur Intensität des Verfahrens bei.
Die Glaubwürdigkeit von Bellenhaus
Die Glaubwürdigkeit von Oliver Bellenhaus wird im Verlauf des Verfahrens infrage gestellt, insbesondere hinsichtlich seiner finanziellen Situation während der Wirecard-Aktivitäten. Obwohl er angibt, bei Wirecard ein angemessenes Gehalt erhalten zu haben, gibt es Zweifel an seinen finanziellen Angaben und damit an seiner Motivation, als Kronzeuge auszusagen. Team Braun glaubt, dass er möglicherweise weitere finanzielle Vorteile außer seinen offiziellen Einkünften hatte und sein Verhalten darauf abzielt, eine kürzere Haftstrafe zu erzielen. Das Fehlen konkreter Beweise zur Stützung seiner Aussagen stellt eine Herausforderung für die Staatsanwaltschaft dar.
Oliver Bellenhaus hat für Wirecard in Dubai gearbeitet und soll eine Schlüsselrolle in dem mutmaßlichen Betrug gespielt haben - das sagt er sogar selbst und erhofft sich durch seine Aussage vor Gericht ein milderes Urteil. Er sagt: Das ganze Drittpartnergeschäft sei erfunden gewesen – und Markus Braun habe nicht nur davon gewusst, sondern es sogar so gewollt, was Braun bestreitet. Wie will Bellenhaus dann genau vorgegangen sein? Wie schlüssig kann er seine Version belegen? Und wie sieht sein Verteidiger Florian Eder den Verlauf des Prozesses bisher?
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