Ep. 276: Wieso das Verantwortungseigentum kein linkes Projekt ist!
Nov 20, 2024
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Das Konzept des Verantwortungseigentums wird intensiv untersucht und zeigt ungewöhnliche Allianzen zwischen Politik und Unternehmertum. Es wird diskutiert, ob diese Ideologie kapitalismuskritisch oder sozialistisch ist. Die Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge und die Rolle von Familienunternehmen stehen im Fokus. Zudem wird die Balance zwischen sozialer Verantwortung und Gewinnmaximierung beleuchtet. Beispiele wie die Robert-Bosch GmbH verdeutlichen, wie alternative Wirtschaftsmodelle auch gemeinnützige Ziele verfolgen können.
Das Verantwortungseigentum wird als neues rechtliches Konstrukt vorgestellt, das langfristige Stabilität und unternehmerische Verantwortung betont.
Die Diskussion um Verantwortungseigentum reflektiert die Herausforderungen von Erbschaftsfragen und möglichen steuerlichen Auswirkungen auf zukünftige Generationen.
Obwohl das Konzept nachhaltige Werte fördern möchte, bleibt die Konkurrenzfähigkeit im kapitalistischen System eine entscheidende Herausforderung für Unternehmen.
Deep dives
Einführung in das Verantwortungseigentum
Das Konzept des Verantwortungseigentums wird als rechtliches Konstrukt vorgestellt, das unter verschiedenen wirtschaftlichen Strömungen populär geworden ist, von linksliberal bis libertär. Initiativen von Unternehmern forderten 2020 die Bundesregierung auf, eine neue Rechtsform für Verantwortungseigentum zu schaffen, die im Koalitionsvertrag der Ampelregierung Erwähnung fand. Allerdings wurde dieses Ziel nicht erreicht, und es bleibt unklar, ob dieses Konstrukt tatsächlich in die Realität umgesetzt wird. Es wird darauf hingewiesen, dass die Meinungen über die Notwendigkeit und Umsetzung dieses Modells stark variieren und viele Interessengruppen unterschiedliche Sichtweisen vertreten.
Charakteristika von gebundenem Vermögen
Das Konzept des Verantwortungseigentums beinhaltet die Idee von gebundenem Vermögen, das durch einen sogenannten Asset Lock charakterisiert ist, was bedeutet, dass die Vermögen im Unternehmen verbleiben und nicht an die Eigentümer ausgeschüttet werden. Diese Struktur steht im Gegensatz zu traditionellen Familienunternehmen, deren Eigentümer theoretisch die Möglichkeit haben, ihre Unternehmen zu verkaufen oder hohe Dividenden zu beziehen. Anstelle von finanziellen Ausschüttungen wird der Fokus auf die langfristige Stabilität und den Erhalt des Unternehmens gelegt. Diese neue rechtliche Form könnte besonders für Unternehmen attraktiv sein, die nicht auf eine Blutverwandtschaft angewiesen sind, sondern auf eine Wertegemeinschaft unter den Gesellschaftern achten möchten.
Herausforderungen und Kritik am Verantwortungseigentum
Die Umsetzbarkeit des Verantwortungseigentums wirft verschiedene rechtliche und praktische Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf Erben und deren Ansprüche. Kritiker, einschließlich des wissenschaftlichen Beirats des Finanzministeriums, warnen vor einer möglichen Entfremdung der nachfolgenden Generationen von den grundlegenden Prinzipien des Unternehmens. Zudem wird die Befürchtung geäußert, dass sich neue Steuerschlupflöcher ergeben könnten, da Unternehmen unter dieser Rechtsform möglicherweise von der Erbschaftsteuer befreit werden könnten. Die Diskussion über diese Herausforderungen reflektiert die Komplexität der Implementierung eines solchen Modells in der bestehenden Wirtschaftslandschaft.
Wettbewerb und Marktfähigkeit
Obwohl das Verantwortungseigentum darauf abzielt, Gewinnausschüttungen zu minimieren und nachhaltige Unternehmensführung zu fördern, bleibt die Konkurrenzfähigkeit auf dem Markt eine wichtige Frage. Unternehmen müssen weiterhin profitabel sein und sich im kapitalistischen System behaupten, was bedeutet, dass sie nicht von den allgemeinen wirtschaftlichen Zwangslagen unberührt bleiben können. Die Idee, dass Innovation und der Erhalt von Arbeitsplätzen über kurzfristige Gewinne gestellt werden, wird kritisch betrachtet, da die Marktrealität oft gegen solche Ansätze spricht. Auch die Signalwirkung eines Unternehmens, das seine Gewinne nicht ausschüttet, könnte als ineffizient angesehen werden und den Zwang zur Reinvestition beeinflussen.
Politische Dimensionen und gesellschaftliche Auswirkungen
Das Verantwortungseigentum wird auch als Reaktion auf das Versagen politischer Initiativen betrachtet, die nachhaltige und sozial verantwortliche Unternehmensführungen fördern möchten. Während sich einige Unternehmer in diesem Modell engagieren, um gesellschaftliche Verantwortung zu zeigen, wird das Konzept auch als potenzielle Feigenblattaktion angesehen, die es einzelnen Unternehmern ermöglicht, sich zu profilieren, ohne tatsächlich systemische Veränderungen herbeizuführen. Es wird darauf hingewiesen, dass Verantwortungsbewusstsein und unternehmerische Ethik nicht im Widerspruch zum kapitalistischen Wettbewerb stehen müssen, jedoch bleibt die Frage, ob dies ausreicht, um einen echten Wandel in der Gesellschaft zu bewirken. Die vorliegende Debatte um das Verantwortungseigentum spiegelt die tiefere Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmertums und der sozialen Verantwortung in einer sich wandelnden Welt wider.
Wohlstand für Alle
Eigentlich wollte die Ampel-Koalition eine neue Rechtsform auf den Weg bringen. Daraus wird nun nichts mehr. Dabei hatten über 1000 Unternehmer im September noch einmal den Druck auf Justizminister Marco Buschmann erhöht, endlich das Verantwortungseigentum einzuführen.
Der Begriff „Verantwortungseigentum“ ist seit etwa 5 Jahren heiß diskutiert, dabei ergeben sich eigenartige Allianzen. Während der Familienunternehmerverband gegen diese neue Form von Kapitalgesellschaft mobil macht, unterstützen ganz unterschiedliche Personen aus Politik, Wissenschaft und Unternehmertum den Vorschlag – von Maja Göpel über Verena Pausder, bis hin zu Lars Feld und Frank-Walter Steinmeier. Jeder kann mit dieser neuen Rechtsform, bei der das Betriebsvermögen treuhänderisch verwaltet wird und Gewinne reinvestiert statt ausgeschüttet werden, etwas anfangen.
Was aber ist vom Verantwortungseigentum zu halten? Ist es ein kapitalismuskritisches oder gar sozialistisches Konzept? Wie ist es um die bürgerliche Eigentumsordnung bestellt, wenn das Modell Schule macht?
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“:
Literatur:
Artikel über Bosch:
https://www.boeckler.de/de/magazin-mitbestimmung-2744-der-doppelte-bosch-11011.htm
https://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/a-744535.html
Lars Feld und Bruno Frey über Verantwortungseigentum:
https://www.welt.de/wirtschaft/article228655091/Verantwortungseigentum-Wertvoll-fuer-die-soziale-Marktwirtschaft.html
Patagonia als Beispiel:
https://www.capital.de/wirtschaft-politik/warum-das-patagonia-modell-nicht-auf-deutschland-uebertragbar-ist-32730830.html
Rechtliche Fragen:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/juristen-sehen-im-europarecht-keine-probleme-fuer-verantwortungseigentum-19789901.html
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/die-neue-rechtsform-hat-vier-fundamentale-konstruktionsfehler-110016371.html
https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Ministerium/Wissenschaftlicher-Beirat/Gutachten/gmbh-mit-gebundenem-vermoegen.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Termine:
Am 21.11. ist Wolfgang in Emden zu Gast: https://www.instagram.com/p/DCWvC3QNW1v/
Am 4.12. ist Wolfgang in Zürich zu Gast: https://literaturhaus.ch/veranstaltungen/alpha-boomer-xyz-das-warenhaus-im-film-und-in-der-literatur-live-podcast-mit-wolfgang-m-schmitt-elisabeth-bronfen-und-ann-mayer/
Unser Kinderbuch namens "Die kleinen Holzdiebe" ist nun erschienen! Alle Informationen findet ihr unter:
https://www.suhrkamp.de/buch/die-kleinen-holzdiebe-und-das-raetsel-des-juggernaut-t-9783458644774
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Wolfgang M. Schmitt, Ole Nymoen
Betreff: Wohlstand fuer Alle
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